"Leichteres" Amstel sorgte für interessanteres Rennen

Lefevere: "Ich hoffe, dass alle Veranstalter daraus lernen"

Von Felix Mattis aus Berg-en-Terblijt

Foto zu dem Text "Lefevere:
Patrick Lefevere ist der Teamchef bei Quick-Step Floors | Foto: Cor Vos

16.04.2017  |  (rsn) - Im Vorfeld des 52. Amstel Gold Race wurde wegen des Verschwindens des Caubergs aus der Schlussrunde viel spekuliert: Wird der niederländische Ardennen-Klassiker dadurch so leicht, dass bergfeste Sprinter ihn unter sich ausmachen? Ist Michael Matthews (Sunweb) dadurch der klare Top-Favorit?

Doch der Rennverlauf strafte alle Experten lügen. Denn der vermeintlich leichtere Kurs sorgte für ein deutlich interessanteres, belebteres und dadurch am Ende härteres Rennen, an dessen Ende die kleinste Gruppe seit vielen Jahren auf die letzten zwei Kilometer kam - und Philippe Gilbert (Quick-Step Floors) doch seinen vierten Sieg feierte.

"Wir wussten, dass es kein Sprint werden würde", sagte Gilberts Teamchef Patrick Lefevere radsport-news.com nach dem Rennen im Zielort Berg-en-Terblijt. "Ich kenne Leo van Vliet (Renndirektor, d. Red.) seit wir 19 sind, und wir haben über das Rennen diskutiert. Er hat sich beschwert, dass immer alle so lange warten und kein spannendes Rennen fahren. Ich antwortete: 'Das ist Dein eigener Fehler. Du kannst auch noch fünf weitere Anstiege einbauen, dann hast Du gar kein Rennen mehr.' Es war eine gute Entscheidung, es so zu verändern, wie sie es getan haben. Und ich hoffe, dass da alle Veranstalter etwas daraus lernen."

Dieselbe Meinung vertrat im Gespräch mit radsport-news.com kurz zuvor auch schon Lefeveres luxemburgischer Fahrer Bob Jungels. "Ich kann den Veranstalter nur loben, dass er der Erste ist, der das Rennen weniger schwer macht", sagte er mit Blick auf den allgemeinen Trend, die Strecken mit immer mehr Anstiegen zu versehen. "Alles immer schwerer und schwerer zu machen, macht es eigentlich langweiliger, weil es dann nicht möglich ist, das Rennen vor den letzten Bergen interessant zu machen. Hier hat man gesehen, dass es früh losging und dadurch ein schweres Rennen wurde, weil eben nicht alle auf den letzten Cauberg gewartet haben. Die Gruppe ging 40 Kilometer vor dem Ziel und dadurch wurde es auch für die Zuschauer interessanter, denke ich."

Bereits 40 Kilometer vor dem Ziel in Berg-en-Terblijt hatte Gilbert gemeinsam mit Tiesj Benoot (Lotto-Soudal) und Sergio Henao (Sky) am steilen Kruisberg die entscheidende Attacke des Tages geritten - nicht ganz, aber fast so früh wie bei seinem Sieg bei der Flandern-Rundfahrt vor zwei Wochen. Und bereits 70 Kilometer vor dem Ziel war das Rennen um den Sieg durch eine harte Tempoverschärfung von BMC eröffnet worden.

Von da an ging es heiss her im Peloton, und nachdem sich Gilbert mit Benoot, Henao, Michael Albasini (Orica-Scott), Nathan Haas (Dimension Data), José Joaquin Rojas (Movistar) sowie Ion Izagirre (Bahrain-Merida) abgesetzt hatte, entstand eine spannende Jagd unterschiedlicher Gruppen - auch weil Greg Van Avermaet (BMC) und Alejandro Valverde (Movistar) sowie Sanremo-Sieger Michal Kwiatkowski (Sky) die Attacke verpasst hatten.

Als die ersten beiden Gruppen beinahe zusammenliefen und Kwiatkowski am Keutenberg nach vorne sprang, sorgte der starke Wind auf den offenen Feldern am Ende des Anstiegs dafür, dass der Abstand doch wieder größer wurde. Doch bis zu den letzten zehn Kilometern konnte man sich nicht sicher sein, ob die siebenköpfige Spitzengruppe durchkommen würde - und auch innerhalb der Gruppe wurde es im Finale taktisch interessant, weil Sky mit zwei Mann vertreten war.

Schließlich setzten sich Gilbert und Kwiatkowski am letzten Anstieg des Tages, dem Bemelerberg, von ihren Begleitern ab und duellierten sich dann in einem packenden Sprint um den Sieg. Den eröffnete Kwiatkowski früh, Gilbert sah bereits wie der Geschlagene aus und lag vier Radlängen zurück. Doch dann gingen dem polnischen Ex-Weltmeister die Kräfte aus und der Belgische Meister rauschte doch noch vorbei.

Spannend bis zum Schluss, aber vor allem nicht nur am Schluss: Radsportherz, was willst Du mehr als das angeblich leichtere Amstel Gold Race? Denn auch wenn das fünf Euro fürs Phrasenschwein bedeutet: Am Ende machen die Fahrer ein Rennen schwer.

Das ganze Ziel-Interview mit Bob Jungels im Video:

Mehr Informationen zu diesem Thema

18.04.2017Gilbert muss Pause verlängern und auch auf den Giro verzichten

(rsn) - Nach einem zweitägigen Krankenhaus-Aufenthalt ist Amstel-Gold-Sieger Philippe Gilbert (Quick-Step Floors) am Dienstag entlassen worden und nun auf dem Heimweg zu seiner Familie. Wie sein Team

18.04.2017Kwiatkowski: "Ich wurde von einem großen Champion geschlagen"

(rsn) - Bei einem Ardennenklassiker im Sprint gegen Philippe Gilbert (Quick- Step Floors) zu verlieren ist wahrlich keine Schande. Trotzdem war Michal Kwiatkowski (Sky) nach Platz zwei bei der 52. Auf

17.04.2017Gilbert muss nach Amstel-Sieg mit Nierenverletzung pausieren

(rsn) - Gerne hätte Philippe Gilbert (Quick-Step Floors) nach seinem vierten Triumph beim Amstel Gold Race den Sonntagabend gemeinsam mit seinen Teamkollegen bei einem Amstel-Bier ausklingen lassen.

17.04.2017Sturz raubte Matthews die Chancen auf ein Top-Ergebnis

(rsn) – Zwar sprang für das deutsche Sunweb-Team beim Amstel Gold Race in Form des zehnten Platzes durch Michael Matthews eine Top Ten-Platzierung heraus, doch angesichts der Tatsache, dass der Aus

16.04.2017Van der Breggen kommt pünktlich zum Höhepunkt in Top-Form

(rsn) - Mit einem Doppelsieg beim ersten Amstel Gold Race für Frauen seit 14 Jahren hat sich das Team Boels-Dolmans nur wenige Kilometer vom Hauptquartier seines zweiten Titelsponsors an der Spitze d

16.04.2017Albasini: “Ich hatte am Ende nichts mehr zuzulegen"

(rsn) - Am frühen Nachmittag sicherte Annemiek van Vleuten dem australischen Frauenteam Orica-Scott den dritten Platz beim Amstel Gold Race. Einige Stunden später machte es im Männerrennen der Schw

16.04.2017Konrad mit Defekt, McCarthy gestürzt - kein Traumergebnis für Bora

(rsn) - Mit einem "Traumergebnis“ (Sportdirektor Jens Zemke) ist es für das deutsche Bora-hansgrohe-Team beim 52. Amstel Gold Race nichts geworden. Möglicherweise hätte es dazu gelangt, wenn die

16.04.2017Gilbert gerät nicht in Panik und kocht Kwiatkowski ab

(rsn) - Nach 261 schweren Kilometern durch die Hügel Limburgs setzte Philippe Gilbert mit einem strahlenden Lächeln zur letzten großen Attacke an, als er den ersten langen Schluck seines Amstel-Si

16.04.2017Jungels nach einmonatiger Rennpause: "Die Form stimmt"

(rsn) - Platz 39 sprang am Ende für Bob Jungels (Quick-Step Floors) heraus. Doch das spielte keine Rolle. Der Luxemburgische Meister konnte sich in Berg-en-Terblijt am Ende des Amstel Gold Race über

16.04.2017Highlight-Video des 52. Amstel Gold Race

(rsn) - Am Ende eines spannenden Amstel Gold Race kam es in Berg en Terblijt zum Duell zweier später Ausreißer: Nach 261 Kilometern der 52. Auflage des ersten der drei Ardennenklassiker verwies Phil

16.04.2017Gilbert triumphiert beim Ardennen-Auftakt zum vierten Mal

(rsn) - Philippe Gilbert (Quick-Step Floors) hat sich am Sonntag seinen vierten Sieg beim Amstel Gold Race geholt. Der 34-jährige Belgier setzte sich bei der 52. Auflage des ersten der drei Ardennenk

15.04.2017Gilbert und Van Avermaet auf Rekordjagd

(rsn) - Die ersten drei Monumente der Saison sind bewältigt, mit dem Amstel Gold Race steht am Sonntag ein nicht minder prestigeträchtiger Klassiker auf dem Programm. Ein stetiges Auf und Ab durch d

Weitere Radsportnachrichten

10.09.2025Movistar verpflichtet García Pierna

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Radsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder Rücktr

10.09.2025Wandahl nach viermonatiger Pause wieder bereit für Radrennen

(rsn) – Frederik Wandahl hat in seiner noch jungen Karriere bereits zwei schwere Verletzungen erlitten. Im Frühjahr 2023 zog sich der Däne in der Vorbereitung auf sein Grand-Tour-Debüt beim Giro

10.09.2025Ausschluss von Israel - Premier Tech auch vor GP Montréal gefordert

(rsn) – Während die zunehmend aggressiver werdenden Proteste von Pro-Palästina-Demonstranten bei der Vuelta a Espana gegen die Teilnahme des Teams Israel – Premier Tech an der dritten Grand Tour

10.09.2025Ventker holt sich zum zweiten Mal die Bundesliga-Gesamtwertung

(rsn) – Zum zweiten Mal nach 2020 hat sich Lydia Ventker (RSV Gütersloh) die Gesamtwertung der Rad-Bundesliga sichern. Auf Rang zwei folgte als beste U19-Fahrerin Magdalena Leis (Mangertseder), D

10.09.2025Ein letzter schwerer Tag in Galicien

(rsn) – Die 17. Etappe der Vueöta a Espana wird in El Barco de Valdeorras gestartet, das erstmals als Gastgeber auftritt. Das letzte Teilstück durch Galicien  führt über 143,2 Kilometer und end

10.09.2025Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir über die wic

09.09.2025Vuelta-Boss Guillen will nur ein Radrennen: “Das ist kein Kreuzzug“

(rsn) – Vuelta-Boss Javier Guillen hat mit deutlichen Worten auf die Straßenblockade durch Pro-Palästina-Demonstranten im Schlussanstieg der 16. Etappe der 80. Spanien-Rundfahrt am Castro de Hervi

09.09.2025Visma-Teamchef Plugge appelliert an Demonstranten, UCI und Veranstalter

(rsn) – Nach dem Abbruch der 16. Etappe der Vuelta a Espana in Galicien hat sich nun auch der Chef des Teams Visma – Lease a Bike um den Gesamtführenden Jonas Vingegaard zu Wort gemeldet und sowo

09.09.2025Pogacar startet bei der Straßen-WM auch im Zeitfahren

(rsn) – Tadej Pogacar und Primoz Roglic stehen an der Spitze des slowenischen Aufgebots für die UCI-Straßen-WM in Ruanda. Während der Zeitfahr-Olympiasieger von Tokio 2021 aber nur im Straßenren

09.09.2025Highlight-Video der 16. Etappe der Vuelta a Espana 2025

(rsn) - So hätte sich Egan Bernal (Ineos Grenadiers) seinen größten Sieg seit dem Gewinn des Giro d’Italia 2021 sicher nicht vorgestellt. Der Kolumbianische Meister gewann zwar die 16. Etappe de

09.09.2025Kopecky holt sich einen Sieg für´s Selbstvertrauen

(rsn) – Lotte Kopecky (SD Worx – Protime) hat sich schon gleich zum Auftakt der Tour de l’Ardèche (9. – 14. September / 2.1) ihren großen Wunsch erfüllt und einen Etappensieg eingefahren.I

09.09.2025Bernal gewinnt wegen Protesten verkürzte 16. Vuelta-Etappe

(rsn) – Auch zu Beginn der dritten und entscheidenden Woche wurde die 80. Vuelta a Espana durch pro-palästinensische Demonstranten behindert. Die ursprünglich 167,9 Kilometer lange 16. Etappe von

RADRENNEN HEUTE

    WorldTour

  • La Vuelta Ciclista a Espana (2.UWT, ESP)
  • Radrennen Männer

  • Turul Romaniei (2.2, ROU)
  • Giro della Toscana (1.1, ITA)