Tony Martin Tour de Suisse-Tagebuch / 2. Etappe

Am letzten Berg verloren wir Cav

Von Tony Martin

Foto zu dem Text "Am letzten Berg verloren wir Cav"
Tony Martin (HTC-Columbia) Foto: ROTH

13.06.2010  |  (rsn) - Das war heute eine taktisch schwierige Etappe, weil wir nicht wussten, wird das eher eine Berg- oder eine Sprinteretappe? Deshalb gab es auch ein bisschen Rätselraten, wer das Kommando im Feld übernehmen wird. In der Mitte des Rennens ging es über den 2.000 Meter hohen Simplonpass, aber in der zweiten Hälfte wurde es dann flach, wobei im Finale dann nochmal ein Berg der 3. Kategorie auf uns wartete.

Vom Start weg ging dann gleich eine Gruppe und zunächst mal war wirklich nicht recht klar, wie sich das Feld organisiert. Schließlich ist nach dem gestrigen Prolog das Klassement noch längst nicht gemacht.

Unser Team hat dann nach etwa 30 Kilometern die Verfolgung übernommen, kurz darauf hat sich auch noch Cancellaras Saxo Bank-Team mit vor das Feld gespannt. Zunächst hielten wir den Rückstand so um die fünf, sechs Minuten, bevor er auf rund vier Minuten runterging.

Im Anstieg zum Simplonpass hatte ich keine Probleme, das Tempo war gleichmäßig, die Steigung auch. Unangenehm war nur das Wetter: kalt und regnerisch, so dass ich den kompletten Berg in der Regenjacke hoch fahren musste.

Die große Unbekannte war heute der Kat. 3-Berg kurz vor dem Ziel. Da wir davon ausgingen, dass es sich um einen Rollerberg handelte, haben wir kurz zuvor richtig Tempo gemacht, um den Rückstand zur Spitzengruppe weiter zu reduzieren und noch eine Sprintankunft für Cav (Mark Cavendish, d. Red.) zu ermöglichen. Dann stellte sich aber raus, dass der Berg wesentlich schwerer war als erwartet: zwar nur drei bis vier Kilometer lang, dafür aber relativ steil und mit engen Straßen und vielen Kurven.

So kam es, dass das Feld schnelle auseinanderfiel und fast alle Sprinter reißen lassen mussten, darunter auch Cav. Am Gipfel waren fast nur noch die Klassement- und Bergfahrer in der Gruppe drin. Die wurde zwar in der Abfahrt dann wieder größer und die Ausreißer knapp fünf Kilometer vor dem Ziel gestellt, obwohl es zwischenzeitlich so aussah, als ob sie – auch mit Unterstützung des Rückenwindes – doch durchkommen würden. Aber mit dem Massensprint des ganzen Feldes wurde es dann halt doch nichts mehr.

Ich habe mich heute trotz des durchwachsenen Wetters gut gefühlt. Ich hatte mir vorgenommen, soweit wie möglich Kräfte für die kommenden schweren Etappen zu sparen und das ist mir gelungen, denke ich. Morgen wird es nochmal eine ähnliche Etappe geben wie heute – also wohl wieder schwer für die reinen Sprinter. Mal schauen, welches Team dann morgen fahren wird.

Bis dann

Euer Tony

Tony Martin (HTC-Columbia) nutzt die Tour de Suisse als letzten Härtetest vor der Tour de France, bei der er am 3. Juli mit großen Ambitionen an den Start geht. Der 25-Jährige wird in den kommenden Tagen Tagebuch auf Radsport News führen und über seine Erlebnisse bei der Schweiz-Rundfahrt berichten.

Mehr Informationen zu diesem Thema

19.06.2010Ich hielt mich an Armstrong und Gesink

(rsn) – Die heutige Etappe sah im Roadbook recht leicht aus, entpuppte sich dann aber als richtig anspruchsvolle Strecke – vergleichbar der eines Ardennenklassikers. Vor allem im Finale ging es ü

18.06.2010Alle waren müde, aber jeder wollte in die Gruppe

(rsn) – Da ich gestern leider nicht mehr zum Tagebuch kam, will ich erst nochmal einige Worte über die Königsetappe verlieren, bevor ich zur heutigen Etappe komme. Allen war klar, dass bei der

16.06.2010Trotz Dauerregens eine entspannte Etappe

(rsn) – Heute stand das Wetter im Vordergrund: Praktisch vom Start weg bis ins Ziel hat es - mal stärker, mal schwächer - geregnet, so dass ich mehr als vier Stunden lang nicht aus der Regenjacke

15.06.2010Sturzwelle von links!

(rsn) – So entspannt die Etappe heute über weite Strecken verlief, so hektisch und aufregend war das Finale. Ich glaube, dass nach den beiden vergangenen anstrengenden Etappen das gesamte Feld glü

14.06.2010Mit Gelb habe ich nicht gerechnet

(rsn) – Die heutige Etappe nahm einen ähnlichen Verlauf wie die gestrige. Eine Drei-Mann-Gruppe fuhr einen 15-Minuten-Vorsprung heraus, so dass ich mich im Kopf schon darauf eingestellt hatte, dass

12.06.2010Ein Kurs nach meinem Geschmack

(rsn) – Prologe sind ja nicht unbedingt meine Sache, aber der Kurs heute hat mir gelegen. Das habe ich schon beim Abfahren gemerkt: eine schöne Strecke mit einem zwei Kilometer langen, nicht allzu

Weitere Radsportnachrichten

24.04.2024Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir jeden Morg

24.04.2024Godon und Vendrame sorgen für Decathlon-Doppelschlag

(rsn) – Synchroner Jubel auf Platz eins und zwei, dahinter kollektiver Ärger: Decathlon – AG2R La Mondiale hat durch Dorian Godon und Andrea Vendrame auf der 1. Etappe der Tour de Romandie (2.UWT

24.04.2024“Unglaublich“: Dorn fährt auf Ansage ins Bergtrikot

(rsn) – Das Team Bike Aid, allen voran Vinzent Dorn, zeigt sich bei der Tour of Turkiye (2.Pro) weiterhin von der allerbesten Seite. Dorn schaffte es auf der 4. Etappe, die über 138 Kilometer von

24.04.2024Uhlig bremst, Andresen gewinnt vor van Poppel

(rsn) – Tobias Lund Andresen (dsm-firmenich – PostNL) hat auf der 4. Etappe der Türkei-Rundfahrt (2.Pro) seinen ersten Sieg als Profi gefeiert und damit auch die Gesamtführung an sich gerissen.

24.04.2024Bahn WM 2025 zum zweiten Mal nach Südamerika

(rsn) - Wie der Weltradsportverband UCI am Mittwoch bekanntgab, werden die Bahnweltmeisterschaften vom 15. bis zum 19. Oktober im Velódromo Peñalolén in Santiago de Chile stattfinden. Zunächst hat

24.04.2024Hindley und Lipowitz verlängern bei Bora - hansgrohe

(rsn) – Bora – hansgrohe hat die Verträge seiner beiden Kletterer Jai Hindley und Florian Lipowitz verlängert. Wie immer machten die Raublinger keine Angaben über die Laufzeiten der Arbeitspapi

23.04.2024Pogacar: “Ich kann noch etwas besser werden“

(rsn) – Nach seinem überragenden Auftritt bei Lüttich-Bastogne-Lüttich, wo er sich mit einem 35-Kilometer-Solo zum zweiten Mal nach 2021 den Sieg sicherte, verbringt Tadej Pogacar (UAE Team Emira

23.04.2024Del Toro verlängert bei UAE Emirates vorzeitig bis Ende 2029

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Profiradsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder RÃ

23.04.2024Zijlaard fliegt am schnellsten um die 13 Kurven von Payerne

(rsn) – Maikel Zijlaard (Tudor) hat seinem Ruf als Spezialist für sehr kurze Prologe alle Ehre gemacht und in Payerne das 2,3 Kilometer lange Auftaktzeitfahren der 77. Tour de Romandie gewonnen.

23.04.2024Berlin nach Kraftakt in der Gruppe, Dorn verteidigt Weiß

(rsn) - Während Rembe Sauerland bei der Tour of Türkiye (2.Pro) erstmals die Gruppe des Tages verpasste, konnte das Team Bike Aid auch auf der 3. Etappe einen Fahrer in der hart umkämpften Fluchtg

23.04.2024Highlight-Video der 3. Etappe der Türkei-Rundfahrt

(rsn) – Für Bora – hansgrohe will es bei der 59. Türkei-Rundfahrt einfach nicht laufen. Auch auf der 3. Etappe über 147 Kilometer zwischen Fethiye und Marmaris ging das Raublinger Team leer aus

23.04.2024Zu früh gefreut: Van Poppel zurückgesetzt, Lonardi Etappensieger

(rsn) – Nachdem es an den ersten beiden Tagen der 59. Türkei-Rundfahrt (2.Pro) nicht nach Wunsch gelaufen war, schien bei Bora – hansgrohe auf der 3. Etappe der Knoten geplatzt. Danny van Poppel

RADRENNEN HEUTE

    WorldTour

  • Tour de Romandie (2.UWT, SUI)