RSN-Rangliste, Platz 38: Daniel Federspiel

Mit Vielseitigkeit und Lockerheit zum kompletten Medaillensatz

Von Peter Maurer

Foto zu dem Text "Mit Vielseitigkeit und Lockerheit zum kompletten Medaillensatz"
Platz zwei im Straßenrennen der Nationalen Meisterschaften gab es für Daniel Federspiel (Vorarlberg - Santic) | Foto: Reinhard Eisenbauer

30.11.2020  |  (rsn) - Zweimal war Daniel Federspiel (Vorarlberg – Santic) schon Weltmeister. Der Tiroler gehörte zu den Topstars im Mountainbike-Eliminator, ehe er sich 2018 anschickte, es auf der Straße zu versuchen. Der vielseitige Radsportler, der hauptberuflich als Hausmeister in einer Volksschule in Imst tätig ist, absolvierte 2020 seine zweite volle Saison auf der Straße. Bei den Nationalen Meisterschaften auf der Straße belegte Federspiel völlig überraschend den zweiten Rang hinter Sprinter Valentin Götzinger (WSA KTM Graz).

"Es war eigentlich mein erstes Straßenrennen in diesem Jahr. Durch die Corona-Epidemie sind alle vorherigen Einsätze weggefallen und vor dem ersten Lockdown hatte ich auch noch kein Rennen bestritten", erinnerte sich der 33-Jährige im Gespräch mit radsport-news.com. 2018 wollte Federspiel seiner Karriere, am Mountainbike gehörte er zu den absolut besten Athleten Österreichs, eine neue Richtung geben, doch bislang gestaltete sich der Umstieg auf die Straße noch sehr schwierig.

"2019 war für mich schon ein sehr schwieriges Jahr", erklärte Federspiel. Damals kämpfte der Tiroler mit privaten Problemen, seine Mutter war schwer erkrankt und verstarb im November. Sie war seine Bezugsperson, nachdem sein Vater die Familie früh verlassen hatte. Federspiel, der den Radsport so sehr liebte, stellte ihn hinter die Familie zurück, bestritt nur in der ersten Jahresshälfte 2019 einige Rennen.

So einschneidend das Erlebnis auch war, so sehr bestärkte es ihn auch darin weiterzumachen. "Ich will es immer noch beweisen", erzählte er. Doch auch 2020 gestaltete sich kompliziert. Denn nachdem er in seiner Heimat in einen kompletten Lockdown musste - den Tirolern war es im April nur für den Beruf und die nötigsten Einkäufe gestattet das Haus zu verlassen -, war Federspiel dazu gezwungen, seine Saisonvorbereitung von Neuem zu beginnen.

Etwas entgegen kam ihm, nachdem auch die Schulen geschlossen waren, dass er von seinem Beruf freigestellt war und deshalb sich voll auf das Training konzentrieren konnte: "Seitdem habe ich bis jetzt nie eine Pause gemacht. Zum Teil fahre ich von den Werten so schnell wie noch nie in meiner Karriere."

Die Überraschung der Nationalen Mesiterschaften

Noch immer bereitet der Radsport dem 33-Jährigen große Freude. Auch wenn er bei seinem Wechsel auf die Straße wusste, dass die Chance auf die WorldTour wohl nicht mehr gegeben ist, so wollte er sich trotzdem gegen die nationale Konkurrenz beweisen. "Die Österreich-Rundfahrt war immer ein Ziel von mir. Dort überhaupt einmal am Start zu stehen. Mir ist schon klar, dass ich nicht um die Gesamtwertung mitreden kann, aber Sprintetappen oder hügelige Abschnitte würden mir entgegenkommen", so Federspiel.

Als Ende August mit den Nationalen Straßenmeisterschaften das erste Massenstartrennen der Saison in Österreich stattfand, gehörte er nicht zu den Favoriten. Im fast 200 Kilometer langen Rennen auf einem eher flacheren Kurs hielt er sich aber bis zum Schluss vorne. Am Ende hatte er dem starken Sprint von Götzinger, der sich als jüngster Athlet mit 19 Jahren überhaupt das Österreichische Meistertrikot sicherte, nichts entgegenzusetzen, verwies aber mit Michael Gogl (NTT), Sebastian Schönberger (B&B Hotels – Vital Concept p/b KTM), Stephan Rabitsch (Felbermayr – Simplon Wels) oder Matthias Brändle (Israel Cycling Academy) alle stärker eingeschätzten Kontrahenten und sprintete zu Silber.

"Es war mein erstes Rennen und mein Team hat mich super unterstützt dabei. Ich hatte keinen Druck, fuhr wirklich sehr befreit und nach 200 Kilometern noch dabei zu sein war nicht einfach für mich“, blickte er auf das Rennen zurück. "Gegen Valentin wäre es so und so schwierig geworden", fügte er an: "Er ist definitiv das größte Talent von den jungen Fahrern in Österreich."

Karriere bis jenseits der 40?

Auch im nächsten Jahr wird Federspiel wieder für das Vorarlberger Continentalteam an den Start gehen. "Ich habe noch eine Rechnung mit der Straße offen, will mich immer noch beweisen und weiß, dass ich noch was erreichen kann. Deshalb will und kann ich nicht sagen, dass das jetzt schon war", berichtete er. "Wenn ich auf Mountainbiker wie Alban Lakata oder Karl Markt schaue, die mit über 40 Jahren noch zur absoluten Topelite zählen, dann bin ich gespannt, was die Zukunft für mich noch so bringt", schmunzelte der schnellste Hausmeister Österreichs. Auch abseits der Straße hat er noch eine offene Rechnung.

Im vergangenen Januar wurde Federspiel Österreichischer Meister im Cyclocross. Da die Nationalen Titelrennen aber immer den Saisonabschluss in der Alpenrepublik bilden, konnte er sein Meistertrikot noch nicht einmal präsentieren. "Jetzt hoffe ich auf das internationale Rennen in Stadl-Paura im Dezember. Da habe ich dem Veranstalter schon versprochen, dass ich als Meister auf jeden Fall am Start stehen werde", grinste Federspiel, der seine immer noch vorhandene Vielseitigkeit gegen Jahresende bei den Mountainbike-Marathon-Meisterschaften unter Beweis stellte und dort hinter Lakata und Daniel Geismayr Bronze eroberte.

Damit schloss er das durch die Corona-Pandemie geprägte Jahr 2020 mit einem vollständigen Medaillenset ab: Gold im Cross, Silber auf der Straße und Bronze im Mountainbike.

Mehr Informationen zu diesem Thema

24.12.2020Schachmann: “Das ist eine tolle Anerkennung meiner Saison“

(rsn) - Vor einem Weihnachtsbaum in Berlin überreichte unser Mitarbeiter Tom Mustroph ganz corona-gerecht Maximilian Schachmann die Trophäe des besten deutschsprachigen Radfahrers. Der Profi des Tea

24.12.2020Die Radsport-News-Jahresrangliste 2020 im Überblick

(rsn) – Auch in diesem Jahr hat Radsport News wieder den besten Fahrer des deutschsprachigen Raumes ermittelt. In unserer Rangliste 2020 finden Sie die Platzierungen aller Deutschen, Österreicher,

24.12.2020Trotz Corona und Crash ein überragendes Jahr

(rsn) - Maximilian Schachmann ist ebenso folgerichtig wie verdient der Gewinner unserer Jahresrangliste 2020. Dem Profi von Bora - hansgrohe gelang zunächst ein überragender Saisonauftakt mit dem Ge

23.12.2020Dauphiné war Türöffner zu überragender zweiter Saisonhälfte

(rsn) - Schon als Neoprofi zeigte Marc Hirschi (Sunweb) beeindruckende Auftritte. Doch in der Saison 2020 imponierte der Schweizer mit Vorstellungen, die wohl kaum jemand vorhergesehen hatte. Mit sein

22.12.2020Corona-Pause die einzige Enttäuschung einer starken Saison

(rsn) - Nachdem er zweimal hintereinander die Jahresrangliste von radsport-news.com für sich hatte entscheiden können, reichte es für Pascal Ackermann (Bora - hansgrohe) diesmal "nur" zu Rang drei

21.12.2020Der Schweizer Straßentitel war das I-Tüpfelchen

(rsn) – So viel sei verraten: Stefan Küng (Groupama – FDJ) hat in der Jahresrangliste seinen Status als bester Schweizer eingebüßt. Dafür allerdings erzielte er mit Rang vier sein bis dato bes

20.12.2020Beim Giro den Ruf als Österreichs Aushängeschild bestätigt

(rsn) - Mit seinem siebten Platz beim Flèche Wallonne sowie seinem achten Gesamtrang beim Giro d’Italia unterstrich Patrick Konrad (Bora – hansgrohe) auch 2020, dass er zur Weltelite des Radsport

19.12.2020Bei der Dauphiné und der Tour ein neues Level erreicht

(rsn) – Schon bei der Tour de France 2019 konnte Lennard Kämna, damals noch im Sunweb-Trikot, mit einem vierten und sechsten Etappenrang aufzeigen. Nach seinem Wechsel zu Bora – hansgrohe setzte

18.12.2020Auch ohne Sieg so gut wie nie

(rsn) - Seit seinem Coup bei der Tour de France 2015, als er in Pra-Loup sensationell die 17. Etappe gewann, jagt Simon Geschke (CCC) einem Sieg hinterher. Doch seine starke Saison 2020 dürfte den Fr

17.12.2020In den Klassikern immer bei der Musik gewesen

(rsn) – Der Wechsel von Trek – Segafredo zu Lotto Soudal scheint John Degenkolb trotz der Corona-Pandemie gut getan zu haben. Der 31-Jährige feierte bei der Luxemburg-Rundfahrt einen Saisonsieg

16.12.2020Nach einem sturzreichen Jahr auf zu neuen Abenteuern

(rsn) – Für Gregor Mühlberger war 2020 ein einziges Auf und Ab. Neben dem Erfolg bei der Sibiu-Rundfahrt prägten zahlreiche Stürze sein fünftes und auch letztes Jahr bei Bora – hansgrohe. Den

15.12.2020Platz neun bei der Vuelta war wichtig für den Kopf

(rsn) - 2020 war für Felix Großschartner (Bora - hansgrohe) das Jahr des endgültigen Durchbruchs. Erstmals durfte der Österreicher bei einer Grand Tour auf Gesamtklassement fahren und überzeugte

Weitere Radsportnachrichten

19.07.2025Vingegaard: “Die Tour ist alles andere als vorbei“

(rsn) – Die Platzziffern waren dieselben, wie am Vortag in Hautacam. Doch das Auftreten und die Stimmung von Jonas Vingegaard (Visma – Lease a Bike) unterschieden sich nach der zweiten Niederlage

19.07.2025Mühlberger hofft bei der Tour “auf den Tag unseres Lebens“

(rsn) - An den beiden Ruhetagen der Tour de France zwischen den 21 Etappen nehmen die Profis raus. Sie genießen die Tage mit der Familie – falls angereist - Massagen, viel Schlaf, den einen oder an

19.07.2025Evenepoel hart zu sich selbst: “Das war einfach wirklich schlecht“

(rsn) – Als sich Remco Evenepoel (Soudal – Quick-Step) die bis zu 16 Prozent steilen letzten Meter auf der Startbahn des Altiports von Peyragudes hinaufquälte, kam es zur Demütigung: Der zwei Mi

19.07.20255.000 Höhenmeter: Paukenschlag zum Abschluss der Pyrenäen-Tage

(rsn) - Die Tour de France macht zum Finale der Pyrenäen-Trilogie den fast schon obligatorischen Besuch in Pau, wo die 14. Etappe startet. Von dort geht es auf 183 Kilometern nach Luchon-Superbagnèr

19.07.2025Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir über die wic

18.07.2025Lipowitz endgültig im Kampf ums Tour-Podium angekommen

(rsn) – Bei Red Bull sind sie ruhig geblieben. Zeitverluste an den ersten Tagen? Egal. Hauptsache nicht gestürzt. Rang acht und neun nach zehn Etappen, dreieinhalb Minuten hinter dem Gelben Trikot

18.07.2025Aerorad für den Sieger, Zeitfahr-Set-Up für die Platzierten

(rsn) - Zeitfahren sind Technikschlachten. Bergzeitfahren umso mehr. Denn es gilt, auch konfligierende Variablen in eine gute Balance zu bringen. Eine ziemlich harte Herausforderung in dieser Hinsicht

18.07.2025Highlight-Video der 13. Etappe der Tour de France

(rsn) – Tadej Pogacar (UAE – Emirates – XRG) hat auch im Bergzeitfahren der Tour de France die Konkurrenz düpiert. Der Weltmeister entschied im Gelben Trkot die 13. Etappe über 10,9 Kilometer

18.07.2025Liste der ausgeschiedenen Fahrer / 13. Etappe

(rsn) - 184 Profis aus 23 Teams sind am 5. Juli im nordfranzzösischen Lille zur 112. Tour de France (2.UWT) angetreten, darunter zehn Deutsche, drei Österreicher und fünf Schweizer. Hier listen

18.07.2025Lipowitz: “Die letzten zwei Kilometer waren eine richtige Qual“

(rsn) – Mit seinem vierten Etappensieg hat Tadej Pogacar (UAE – Emirates – XRG) seine Führung im Gesamtklassement der Tour de France weiter ausgebaut. Der Weltmeister war nach 10,9 Kilometern v

18.07.2025Pogacar dominiert auch das Bergzeitfahren der Tour de France

(rsn) – Der Lack ist ab bei Tadej Pogacar (UAE – Emirates – XRG) – allerdings nur an seinem Rad, mit dem er das 10,9 Kilometer lange Bergzeitfahren auf der 13. Etappe der Tour de France von Lo

18.07.2025Nach Sturz auf 8. Tour-Etappe läuft es bei Rutsch immer besser

(rsn) – Während für seinen Teamkollegen Georg Zimmermann nach dem Sturz auf der 9. Etappe die 112. Frankreich-Rundfahrt bereits beendet ist, kämpft sich der schon tags zuvor zu Fall gekommene Jon

RADRENNEN HEUTE

    WorldTour

  • Tour de France (2.UWT, FRA)
  • Radrennen Männer

  • Visegrad 4 GP Czech Republic (1.2, CZE)
  • Giro della Valle d`Aosta - (2.2u, ITA)