RSN-Rangliste, Platz 9: Gregor Mühlberger

Nach einem sturzreichen Jahr auf zu neuen Abenteuern

Von Peter Maurer

Foto zu dem Text "Nach einem sturzreichen Jahr auf zu neuen Abenteuern"
Gregor Mühlberger wechselt von Bora - hansgrohe zu Movistar und wird Teamollege von Marc Soler (hinten).| Foto: Cor Vos

16.12.2020  |  (rsn) – Für Gregor Mühlberger war 2020 ein einziges Auf und Ab. Neben dem Erfolg bei der Sibiu-Rundfahrt prägten zahlreiche Stürze sein fünftes und auch letztes Jahr bei Bora – hansgrohe. Denn Österreicher wechselt nach Spanien und startet künftig im Trikot von Movistar.

"Es war einfach an der Zeit, neue Reize zu setzen. Ich freue mich auf ein komplett neues Umfeld. Movistar fährt immer aggressiv, sie legen die Karten öfters früh auf den Tisch", erklärte Mühlberger, der mittlerweile in Salzburg seine neue Heimat gefunden hat. "Ich bin gespannt, wie ich mich weiterentwickeln kann", blickte er voraus. Gleich drei Jahre läuft sein Vertrag mit dem spanischen Traditionsteam.

Schon zum Auftakt der neuen Saison machte Mühlberger Bekanntschaft mit seinem neuen Arbeitsgeber. Bei den Rennen der Mallorca-Challenge zeigte sich der Niederösterreicher stark, wurde Dritter der Trofeo Serra de Tramuntana und Zweiter bei Pollenca-Andratx. "In der Tramuntana hat uns Emanuel Buchmann ordentlich stehen gelassen. Die Rennen dort sind immer witzig und ein wenig chaotisch, weil jeder ist neu in der Saison, die Dichte im Feld ist auch nicht so groß und niemand weiß, wo er steht", erinnerte sich Mühlberger. Hinter Sieger Buchmann und seinem neuen Teamkollegen Alejandro Valverde wurde er Dritter.

Am nächsten Tag war es mit Marc Soler erneut ein Movistar-Profi, dem er im Kampf um den Sieg unterlag. "In Summe war es ein guter Auftakt", analysierte Mühlberger, der wie viele Radprofis die Straßen auf der Sonneninsel im Mittelmeer bestens kennt. Es folgte die UAE Tour und damit der erste Berührungspunkt mit dem Corona-Virus. Zwar überstand Bora - hansgrohe die Rundfahrt infektionsfrei, war aber für einige Zeit wie alle anderen Teams im Hotel unter Quarantäne gestellt.

"Die große Frage war nur, wie und wann kommen wir heim. Es gab schon Bemühungen vom österreichischen Außenministerium uns abzuholen, da wir lange auf die Bestätigung der Ausreise warten mussten. Als diese dann da war, ging es zum Glück schnell“, blickte Mühlberger zurück. Alle Teilnehmer der Rundfahrt waren im selben Hotel untergebracht und durften dieses dann nicht mehr verlassen: "Das war extrem trist, wenn du nicht wirklich mal an die frische Luft kannst und nicht raus darfst."

Starker Auftakt nach der Corona-Zwangspause

Es folgten zu Hause vier Monate auf Abruf, denn niemand wusste zunächst, wann die ersten Rennen wieder würden stattfinden können. "Es war eine komische Situation. Keiner wusste, wie es weitergeht, zum Glück haben unsere Sponsoren früh gesagt, dass es keine Probleme geben wird", so der 26-Jährige. Anfang Juli traf sich das Team schließlich in Tirol, um sich auf den Neustart der Saison vorzubereiten. Mühlberger und seinen Kollegen gelang dann Ende des Monats ein perfekter Auftakt, denn mit Ausnahme des Prologs gewann Bora – hansgrohe alle vier Etappen der Sibiu Tour und der Österreicher feierte dort seinen ersten Gesamtsieg bei einer Rundfahrt: "Ich habe dort richtig gut auf das Höhentraining angesprochen und Pascal Ackermann war richtig stark im Sprint."

Nach dem kurzen Aufwind folgte ein Sturz bei der Vorbereitung zur Strade Bianche. Am Renntag konnte Mühlberger diesen zwar gut ausblenden und wurde in Siena Elfter, trotzdem spürte er die Nachwehen noch länger. "Ich habe richtig gelitten nach dem Rennen in der Toskana und bis zur Dauphiné gebraucht, um wieder gut drauf zu sein. Dort dachte ich, ich brauche noch ein zwei harte Tage und dann passt alles für die Tour de France", schilderte Mühlberger.

Doch beim Critérium du Dauphiné musste er einen weiteren Tiefschlag einstecken. Ebenso wie Teamkollege Emanuel Buchmann und weitere Fahrer stürzte er und brach sich dabei das Handgelenk. "Es war extrem bitter, vor allem, weil Emu so stark war. Er ist auf sein Becken gefallen und damit war die ganze Vorbereitung in Gefahr, wegen eines Sturzes, der nicht sein musste. Wir konnten nur hoffen, dass sich die Regeneration bis zum Tourstart ausgeht", erzählte der Wahl-Salzburger.

Sein deutscher Teamkapitän trug schwere Hämatome davon. "Ihn hats ja richtig körperlich verschoben bei dem Crash", bemerkte Mühlberger. Trotzdem konnten beide bei der Frankreich-Rundfahrt starten. Auf der 9. Etappe musste das Team unter die Ambitionen streichen, auch diesmal ein Wörtchen um den Gesamtsieg mitreden zu können: "Der Abstand vom Sturz bis zur Tour war einfach zu gering. Es war eine harte Etappe, kaltes Wetter, alles andere als ideale Voraussetzungen“, erklärte Mühlberger.

Vorzeitiger Tour-Ausstieg nach Erkrankung

Während für Buchmann nur Ziel Gesamtpodium dahin war, kostete Mühlberger der Tag sogar das ganze Rennen. "Es war kalt oben, wir haben erst zu spät was zum Anziehen bekommen und dann wartete noch ein langer Bustransfer. Normalerweise steckst du die Belastung weg, aber mit meinen Stürzen davor war das einfach zu viel für den Körper und ich bin krank geworden", berichtete der Bora-Profi, der nach dem Ruhetag am Atlantik die folgende Etappe nicht mehr beenden konnte.

Auch sein Saisonfinale, das er bei der Flandern-Rundfahrt bestritt, war von einem Sturz geprägt. Als Ausreißer stellte Mühlberger sich in der Verpflegungszone selbst ein Bein, verhakte den Essensbeutel mit dem Lenker und kam so unglücklich zu Fall. Zwar konnte er das Rennen fortsetzen und beendete es auf Platz 100, den Abschluss hätte er sich aber anders vorgestellt: "Ursprünglich war die Vuelta mein Ziel, aber wenn du das Team verlässt, dann verstehe ich, dass sie lieber anderen Fahrern die Chance geben."

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