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16.06.2016 | (rsn) – Bei miserablem Wetter wurde die 6. Etappe der 80. Tour de Suisse zum Tag der Niederländer. Pieter Weening (Roompot) setzte sich als Ausreißer über 162,8 Kilometer von Weese nach Amden nach einer Attacke im acht Kilometern langen und mehr als zehn Prozent steilen Schlussanstieg als Solist durch und fuhr in überlegener Manier seinen dritten Saisonsieg ein.
"Das hier ist ein WorldTour-Rennen und das Teilnehmerfeld ist stark. Dieser Erfolg ist wichtig für mich und für das Team“, sagte der 35-Jährige, dessen Mannschaft einer von vier mit Wildcards ausgestatteten Zweitdivisionären bei der Tour de Suisse ist. Die Einladung wurde längst gerechtfertigt – wobei der Routinier, der Ende 2015 von Orica-GreenEdge zu Roompot wechselte, mit seiner heutigen Gala der Vorstellung das I-Pünktchen aufsetzte. „In dieser Mannschaft habe ich meine Freiheiten und kann so fahren, wie mir der Sinn steht. Das funktioniert sehr gut“, nannte Weening sein Erfolgsgeheimnis.
Aber Oranje hatte noch mehr Grund zum Feiern. Wilco Kelderman (LottoNL-Jumbo) nämlich erreichte als Fünfter 4:31 Minuten hinter dem Etappengewinner die Bergankunft und nahm damit dem jungen Franzosen Pierre Latour (Ag2R) das Gelbe Trikot des Gesamtführenden ab. Weenings junger Teamkollege Antwan Tolhoek schließlich sicherte sich den Bergpreis der Ehrenkategorie am Klausenpass und baute seine Führung in der Bergwertung aus.
"Ich bin stolz, das Leadertrikot eines solch bedeutenden Rennens wie die Tour de Suisse tragen zu dürfen. Und zusammen mit den Teamkollegen werde ich alles versuchen, um diesen ersten Gesamtrang zu verteidigen“, sagte der 25-jährige Kelderman, der sich nach einem Trainingslager auf Teneriffa in ausgezeichneter Verfassung präsentierte und sich vom kalten Dauerregen unbeeindruckt zeigte: „Ich habe einfach eine dicke Regenjacke übergestreift“, fügte er an.
Vor der morgigen Königsetappe hatte der letzte Anstieg des Tages dafür gesorgt, dass das Gesamtklassement kräftig durcheinander gewirbelt wurde. Lediglich der Kolumbianer Jarlinson Pantano (IAM) behielt als Zehnter seine Position. Verlierer des Tages war aber nicht nur der 22-jährige Latour, der auf den sechsten Platz zurückfiel und nun 51 Sekunden Rückstand auf Kelderman hat, mit dem er vor der Etappe noch zeitgleich geführt wurde.
Tejay van Garderen (BMC) büßte sogar acht Positionen ein und liegt als Dreizehnter bereits mehr als zwei Minuten hinter dem neuen Spitzenreiter. Und auch der Waliser Geraint Thomas (Sky) konnte im Finale nicht mehr mithalten, kam gemeinsam mit Latour 5:22 Minuten später als Weening an und rutsche vom dritten auf den achten Platz (+0:56) zurück.
Gewinner des Ausscheidungsfahrens hinauf nach Amden waren neben Kelderman vor allem der Franzose Waren Barguil (Giant-Alpecin) und der US-Amerikaner Andrew Talansky (Cannondale), die sekundengleich mit Kelderman die Plätze sechs und sieben belegten und auf das Gesamtpodium vorrückten, wo Barguil als Zweiter nun 16 Sekunden Rückstand auf das Gelbe Trikot hat und Talansky 19. Es folgen der Spanier Ion Izaguirre (Movistar/+34) und der Kolumbianer Miguel Angle Lopez (Astana/+0:39).
Wieder im Geschäft ist Titelverteidiger Simon Spilak (Katusha). Der Slowene zeigte sich vom gestrigen Rückschlag gut erholt und attackierte zweimal im Schlussanstieg, wenn auch vergeblich. Als Etappenzehnter rückte Spilak aber von Rang 13 auf Platz sieben (+0:52) vor.
Einen Parforceritt legte auch der Argentinier Maximiliano Richeze (Etixx-Quick-Step) hin. Der Sprinter, der am Dienstag die 4. Etappe gewonnen hatte, kam als Zweiter 2:37 Minuten hinter Weening an und verdrängte Weltmeister Peter Sagan (Tinkoff) von der Spitze der Punktewertung, weil er unterwegs beide Zwischensprints gewann und auch im Ziel weitere Punkte kassierte.
Richeze war zunächst einer von 15 Ausreißern, die sich nach 20 Kilometern im ersten, nicht kategorisierten Anstieg des Tages davongemacht hatten und sich im 23 Kilometer langen Anstieg zum Klausenpass einen Vorsprung von rund sechs Minuten herausfuhr. Tolhoek gewann bei Regen und fünf Grad am fast 2.000 Meter hohen Gipfel die Bergwertung vor Weening und stockte damit sein Konto auf nunmehr 84 Zähler auf. Danach nahm der 22-Jährige die Beine hoch, wogegen sein 13 Jahre älterer Teamkollege sich für den letzten Berg des Tages noch einiges vorgenommen hatte.
Weening attackierte 7,5 Kilometer vor dem Ziel aus der bereits kleiner gewordenen Spitzengruppe, setzte sich leicht und locker ab und stürmte mit gleichmäßigem Tritt den Schlussanstieg hinauf. Dabei baute er seinen Vorsprung auf seine ehemaligen Begleiter beständig aus und hielt den Abstand auf das Feld, aus dem heraus der Gesamtsiebte Gorka Izaguirre (Movistar) in der Abfahrt vom Klausenpass angegriffen hatte, auf Distanz. Der Spanier konnte bei seiner Aufholjagd auf die Hilfe seines Teamkollegen Jasha Sütterlin bauen, der sich aus der Spitzengruppe hatte zurückfallen lassen.
Doch der ältere der beiden Izaguirre-Brüder hatte sich verspekuliert, wurde im steilen Schlusskilometer von der zu diesem Zeitpunkt nur noch siebenköpfigen Favoritengruppe gestellt, die sich nach diversen Attacken herauskristallisiert hatte. Den stärksten Eindruck hinterließen dabei Barguil und Talansky, der wiederum bis auf die letzten Meter von der Tempoarbeit seines Helfers Joe Dombrowski profitierte, der zuvor Spilaks Attacken neutralisiert hatte.
Aber auch Kelderman zeigte keine Schwäche und sicherte sich im Sprint der Verfolger noch Rang fünf. Vor ihm hatten sich noch der Pole Maciej Paterski (CCC Sprandi/+3:57) und Talanskys slowenischer Teamkollege Kristijan Koren (+4:13) über die Ziellinie gekämpft.
Trotz der eroberten Spitzenposition zeigte sich der LottoNL-Kapitän zurückhaltend im Hinblick auf seine Chancen: "Für mich bleiben Geraint und Tejay trotzdem die Favoriten auf den Gesamtsieg“, sagte Kelderman, nachdem er das Gelbe Trikot übergestreift bekommen hatte.
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