Mit perfektem Rennen zum WM-Zeitfahrsieg

Appelt: „Ich fürchtete, Costa kickt mich noch vom Heißen Stuhl"

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Das Podium des WM-Zeitfahrens der Junioren, v.l.: Adrien Costa, Leo Appelt, Brandon McNulty | Foto: Cor Vos

22.09.2015  |  (rsn) – Hinter dem Zielstrich sackte Leo Appelt auf den Boden. Der 18-jährige Niedersachse aus Langenhagen hatte sich im WM-Einzelzeitfahren der Junioren in Richmond völlig verausgabt, aber mit 37:45 Minuten die Bestzeit erzielt.

Was der als zweiter Fahrer des zweiten Blocks gestartete Appelt zu diesem Zeitpunkt noch nicht ahnen konnte: Er sollte der einzige der 57 Teilnehmer bleiben, der auf dem 30 Kilometer langen Parcours von Richmond (zwei Runden à 15km) unter der 38-Minuten-Marke blieb und deshalb die Goldmedaille im Kampf gegen die Uhr gewann. Es war bereits seine zweite in diesem Jahr, nachdem er im August in der kasachischen Hauptstadt Astana Weltmeister in der Einerverfolgung der Junioren geworden war.

„Ich kanns noch gar nicht glauben, es ist so unreal. Ich hatte ja schon eine Goldmedaille dieses Jahr und dachte, hier gehe ich ganz ohne Stress ran. Ich hatte keinen Druck, aber hätte nie gedacht, dass es so endet – ich kann es noch gar nicht fassen“, zeigte sich Appelt von seinem Erfolg überwältigt.

In der Hauptstadt des US-Bundesstaats Virginia erzielte Appelt an allen drei Messpunkten Bestzeit und ließ letztlich den US-Amerikaner Adrien Costa, der sich im vergangenen Jahr in Ponferrada im Zeitfahren Lennard Kämna geschlagen geben musste, um 17 Sekunden hinter sich. Die Bronzemedaille ging mit 59 Sekunden Rückstand an Brandon McNulty, den zweiten Starter aus den USA. „Ich bin ziemlich konstant gefahren, habe mir das Rennen gut eingeteilt - im Ziel habe ich auf dem Boden gelegen. Da ging gar nichts mehr. Das war perfekt getimt“, freute sich der Blondschopf über seine Vorstellung.

Nur als Costa auf der Strecke war, musste Appelt zittern. Die große Hoffnung der Gastgeber, als letzter der 57 Starter ins Rennen gegangen, kam an der dritten Zwischenzeit bis auf zwei Sekunden an den den deutschen heran und schien drauf und dran, sich nach Silber im Vorjahr nun endlich Gold zu sichern.

Doch auf den letzten Kilometern konnte Costa sein Tempo nicht halten und büßte noch 15 Sekunden auf Appelt ein. „Ich saß da zwei Stunden und dachte, Costa kickt mich noch vom Stuhl runter“, gestand der Allrounder. „Nun ist die Freude umso größer, dass es geklappt hat.“

Mit dem Feiern will sich Appelt aber gedulden, denn am Samstag startet er noch im Straßenrennen und traut sich dort ebenfalls eine Spitzenplatzierung zu. „Ich bin in Top-Form, wie man heute auch gesehen hat, im Straßenrennen ist alles möglich“, sagte er zu radsport-news.com. Dann wird der Doppel-Weltmeister locker antreten können, denn „ich habe geliefert, viel besser als gedacht." Die Feier kann dann am Wochenende steigen. Und vielleicht wird Leo Appelt dann ja noch ein zweites WM-Edelmetall aus Richmond mit nach Hause nehmen.

Großes Pech hatte Max Singer, der zweite deutscher Starter. Der Stuttgarter lag nach der ersten Zwischenzeit noch glänzend im Rennen lag, büßte aufgrund eines Sturzes aber alle Chancen ein. Singer, bei der Straßen-Europameisterschaft noch Bronzemedaillengewinner, war am Boden zerstört. „Er wäre mindestens unter die Top-Ten gekommen, er lag super im Rennen. Das ist wirklich bitter“, sagte Bundestrainer Wolfgang Ruser über seinen Schützling, der letztlich auf Rang 25 kam.

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