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28.09.2015 | (rsn) – Auch im 49. Jahr nach Rudi Altigs WM-Titel gingen die Deutschen im Kampf um das Regenbogentrikot leer aus. Kapitän John Degenkolb rollte nach 261,4 Kilometern beim überragend herausgefahrenen Solo-Sieg von Peter Sagan 15 Sekunden hinter dem Slowaken niedergeschlagen über den Zielstrich.
Der Frankfurter, im Frühjahr Gewinner von Mailand-Sanremo und Paris-Roubaix und als erklärter Medaillenkandidat ins Rennen gegangen, konnte am vorletzten Anstieg, der Kopfsteinpflasterpassage in der 23nd Street Sagans Attacke nicht folgen und musste wie alle anderen auch den viermaligen Gewinner des Grünen Trikots der Tour de France ziehen lassen.
„Danach war ich zu nervös, habe die Nerven verloren und den Fehler gemacht, zu viel zu machen. Das wurde am letzten Berg direkt bestraft“, erklärte Degenkolb, der dann auf den letzten 1000 Metern auf der ansteigenden Governor Street nichts mehr zuzusetzen hatte, als die Verfolger um die letzten beiden Podiumsplätze kämpften.
Obwohl das deutsche Team viel investiert und auf den 16 Runden von Richmond viel richtig gemacht hatte, blieb am Ende die Erkenntnis, dass es „heute einfach nicht gereicht“ hat, wie Degenkolb meinte. Aber möglicherweise hatte der deutsche Kapitän bereits am Libby Hill, dem ersten der drei finalen Anstiege, schon zu viel gemacht, als er nämlich ohne zu zögern, der Attacke von Zdenek Stybar folgte.
Wären die beiden weggekommen, hätte Degenkolb beste Chancen auf die Goldmedaille gehabt, so aber schlossen die Konkurrenten auf der Kuppe wieder die zwischenzeitlich entstandene kleine Lücke. „Am Libby Hill hatte ich keine Probleme mitzugehen, aber danach ist der Motor mehr oder weniger explodiert“, sagte der 26-Jährige, der dann seine letzten Körner bei der vergeblichen Verfolgung von Sagan zwischen 23nd und Governor Street verschoss.
Dagegen gingen die drei Medaillengewinner sämtlich nur einmal in die Offensive. Sagan trat im Anstieg zur 23nd Street an, Matthews und Navardauskas sparten noch Kräfte für den letzten Anstieg auf. „Ich war zwischen Van Avermaet und Kristoff sowie dem Feld. Degenkolb war dort an der Spitze und hat mich zurückgeholt“, schilderte etwa der Silbermedaillengewinner aus Australien die Konstellation zwischen den beiden letzten Anstiegen. Navardauskas erklärte nach dem Rennen, dass es wichtig gewesen sei, abzuwarten und angesichts der drei finalen Anstiege nicht zu früh anzugreifen, da man am Ende des Rennens nur einen Versuch gehabt habe. Genau das bestätigte auch Sagen, als er betonte: „Ich habe nur einmal angegriffen und ich denke, es war die richtige Attacke."
Die gelang Degenkolb eben nicht, auch wenn er immer gut positioniert war und einen insgesamt sehr starken Eindruck hinterließ. „Klar ist die Enttäuschung ziemlich groß“, sagte er deshalb auch. „Wir sind, denke ich, ein super Rennen gefahren und waren eigentlich immer mit dabei.“
Genau genommen nur fast immer, denn als in der vorletzten Runde eine bärenstark besetzte Gruppe mit Titelverteidiger Michal Kwiatkowski und Ex-Weltmeister Tom Boonen ging, hatten die Deutschen keinen Fahrer dabei und mussten deshalb – schließlich auch unterstützt von Australiern und Amerikanern – reagieren. „Wir konnten in der Situation nicht mitfahren, das sind ja keine schlechten Fahrer“, erklärte André Greipel, der sich in dieser Phase des Rennens für Degenkolb aufopferte – und nicht nur er. „Wir haben in der Situation dann vier Mann verschlissen, aber wenn wir nicht gefahren wären, wäre die Gruppe weg gewesen“, stellte der Hürther zurecht fest.
Die Aufholjagd wurde erfolgreich abgeschlossen, aber in Folge des Kräfteverschleisses bei seinen Helfern war Degenkolb schließlich auf sich allein gestellt, als es ins Finale ging. Greipel musste schließlich in der 23nd passen und stellte im Ziel fest: „Wir haben unser Bestes gegeben, ich denke John auch. Und, ja, wir hatten mehr vor und sind jetzt natürlich erstmal enttäuscht."
Und Degenkolb stieß ins gleiche Horn, als er sagte: „Wir sind superstark zusammen gefahren - vielen Dank an die Jungs für die Unterstützung. Ich habe mein Bestes gegeben, aber es war heute leider nicht genug“, fügte er dann noch selbstkritisch an.
John Degenkolb im Interview:
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