Thomas verdrängt Martinez auf Gesamtrang drei

Ganna im zweiten Giro-Zeitfahrduell schneller als Pogacar

Von Kevin Kempf

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Filippo Ganna (Ineos Grenadiers) hat das zweite Zeitfahren des 107. Giro d´Italia gewonnen. | Foto: Cor Vos

18.05.2024  |  (rsn) – Filippo Ganna (Ineos Grenadiers) hat beim 107. Giro d’Italia das zweite Zeitfahrduell gegen Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) für sich entschieden. Nach 31,2 meist flachen Kilometern von Castiglione delle Stiviere nach Desenzano del Garda war der Italiener am Ende der 14. Etappe in der Zeit von 35:02 Minuten um 29 Sekunden schneller als der Slowene, der allerdings seine Gesamtführung nochmals ausbaute.

Hinter den beiden Topfavoriten belegten mit dem Thymen Arensman (+1:07) und Geraint Thomas (+1:14) zwei weitere Ineos-Grenadiers-Fahrer die weiteren Plätze. Fünfter wurde der Australier Luke Plapp (Jayco – AlUla / +1:18) vor Antonio Tiberi (Bahrain Victorious / +1:19), dem zweitbesten Italiener im Tagesklassement.

Seinen ersten Saisonsieg hätte Ganna gern schon auf der 7. Etappe geholt, doch beim schweren Zeitfahren nach Perugia drehte Pogacar am Schluss auf und wendete das Blatt noch. Dieses Mal war es der Ineos-Profi, der im letzten Sektor der deutlich schnellere der beiden war. "Heute musste ich sehr leiden“, resümierte der zweimalige Zeitfahrweltmeister im Ziel-Interview nach seinem siebten Etappensieg bei einer Italien-Rundfahrt.

“In Italien zu gewinnen, gerade wenn man so lange auf einen Erfolg warten musste, ist emotional. Der Gardasee ist eine zweite Heimat für mich“, sagte Ganna. Seine Stimme brach nach diesem Satz, doch Thomas kam ins Bild, gratulierte seinem Teamkollegen und umarmte ihn. Danach konnte Ganna gefasst weiterreden: “Es ist schön, hier zu gewinnen und auch zu sehen, dass Geraint toll abgeschnitten hat und wir im Klassement Sekunden gewinnen konnten. Es wartet ein intensiver Tag auf uns und dann eine letzte Woche, wo wir mit Kopf und Herz kämpfen werden", blickte der 27-Jährige schon voraus.

O’Connor, Zana und Walscheid mit starken Auftritten

Der Tagesdritte Arensman verbesserte sich im Klassement um vier Positionen und ist nach einem schlechten Giro-Auftakt nun Sechster. Auch der Tagessiebte Ben O’Connor (Decathlon – AG2R La Mondiale), dessen Teamkollege Alex Baudin, der sich auf Platz zehn schob, und Filippo Zana (Jayco – AlUla), der überraschend vom achten auf den siebten Gesamtrang vorrückte, gehörten zu den Gewinnern des Tages.

O’Connor bleibt im Klassement zwar Vierter, überraschte aber mit einer starken Leistung. “Es war das erste Mal, dass ich mit einem 62er-Kranz unterwegs war. Das hat in den Beinen gebrannt, aber es kam heute wirklich nur darauf an, dass du am Maximum deiner Übersetzung trittst. Es fühlte sich nicht gut an, war aber schnell“, resümierte der Australier im Ziel-Interview.

Weniger erfolgreich waren dagegen Einer Rubio (Movistar), der im Klassement vom neunten auf den elften Platz abrutschte, sowie Romain Bardet (dsm-firmenich – PostNL) und Lorenzo Fortunato (Astana Qazaqstan), die ebenfalls zwei Positionen einbüßten, als Achter und Neunter aber weiterhin in den Top 10 stehen.

Maximilian Walscheid (Jayco – AlUla) war alsauf Rang 15 bester Deutscher. "Ich habe eben kurz auf meine Durchschnitts-Wattwerte geschaut, die sind super und das ist mehr, als ich erhofft hatte, ich bin sehr zufrieden. Es war ein sehr anspruchsvolles Zeitfahren, es war sehr schwer, einen Rhythmus zu finden, es ging fast den gesamten Kurs nur hoch und runter, viele Kurven, die schwer einzuschätzen waren", befand der Heidelberger im Ziel gegenüber RSN.

Pogacar baute seine Führung auf 3:41 Minuten aus. Neuer Zweiter ist Thomas, der an Daniel Felipe Martinez (Bora – hansgrohe / +3:56) vorbeizog. Der Kolumbianer belegte nach einem soliden Auftritt Rang 14 in der Tageswertung.

Pogacar bleibt auch in der Bergwertung vorn. Jonathan Milan (Lidl – Trek) behauptete sein Punktetrikot, bester Nachwuchsfahrer ist weiterhin Tiberi (Bahrain Victorious), der im Gesamtklassement Platz fünf belegt.

So lief die 14. Etappe des Giro d’Italia:

Wie schon beim ersten Zeitfahren war Josef Cerny (Soudal – Quick-Step) zwar nicht als Erster von der Rampe gerollt, hatte dafür aber eine frühe erste Bestzeit gesetzt. Die unterbot kurz darauf Walscheid, nachdem er an den Zwischenmesspunkten noch hinter dem Tschechen gelegen hatte. Daan Hoole (Lidl – Trek) war dann aber nochmals um neun Sekunden schneller als der starke Deutsche. Die Niederländer blieb bis zu Edoardo Affini (Visma – Lease a Bike) auf dem Hot Seat. Der 27-jährige Italiener war wiederum neun Sekunden eher als Hoole im Ziel. Sein Landsmann, U23 Zeitfahr-Weltmeister Lorenzo Milesi (Movistar) verfehlte die Bestzeit um zwei Sekunden.

Zu diesem Zeitpunkt war der dritte italienische Zeitfahrspezialist bereits im Rennen. Wie erwartet, unterbot Ganna Cernys Bestmarke schon am ersten Messpunkt. Tobias Foss (Ineos Grenadiers) war im Ziel vier Sekunden schneller als Affini, konnte sich über seine Spitzenposition aber nur kurz freuen, denn wenig später jagte sein Teamkollege Ganna mit einer um 1:26 Minuten besseren Zeit über den Zielstrich. Direkt nach dem zweimaligen Zeitfahrweltmeister erreichte Mikkel Bjerg (UAE Team Emirates) das Ziel und war zunächst hinter Ganna und Foss Dritter – und letztlich Neunter.

Nachdem er an beiden Zwischenzeiten als Dritter gewertet worden war, schob Plapp sich im Ziel mit 1:18 Minuten Rückstand auf Platz zwei. Magnus Sheffield (Ineos Grenadiers) war zwischenzeitlich sogar Zweiter, im letzten Sektor stürzte der US-Amerikaner aber, wodurch er das Ziel mit zerrissenem Trikot und nur als Siebter erreichte – es reichte dann nur zu Rang zwölf.

Das Streckenprofil der 14. Etappe des Giro d‘Italia | Foto: Veranstalter

Inzwischen waren die Klassementfahrer unterwegs. Stark war vor allem Arensman, der am ersten Messpunkt schon zwei Positionen im Klassement gutgemacht hatte. Im Ziel wurde für den Niederländer die zweitbeste Zeit notiert, allerdings mit deutlichem Rückstand auf den Spitzenreiter. Zittern musste Ganna dennoch, nämlich als Pogacar am ersten Messpunkt seine Marke um vier Sekunden unterbot.

Dann wendete sich das Blatt allerdings, weil der Mann im Rosa Trikot in der zweiten Passage Zeit einbüßte und am folgenden Messpunkt zehn Sekunden Rückstand hatte. Dieser Trend setzte sich im letzten Sektor fort, Pogacar kam letztlich mit 29 Sekunden Rückstand als Zweiter ins Ziel, konnte aber seinen Vorsprung im Klassement deutlich ausbauen.

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