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09.01.2023 | (rsn) – Christina Schweinberger hat ein turbulentes Jahr hinter sich. Stand sie zu Saisonbeginn noch vor einer völlig ungewissen Zukunft, so hat die Österreicherin über die Monate schließlich doch noch einige Rennen fahren dürfen und dabei zahlreiche Spitzenresultate sammeln können, darunter drei Siege und vier weitere Top-5-Resultate. Unter anderem schlug sie Top-Favoritin Anna Kiesenhofer bei den Nationalen Zeitfahrmeisterschaften um zwei Zehntelsekunden und wurde im Kampf gegen die Uhr auch starke Achte bei den Europameisterschaften von München.
Dabei hatte die Saison im Februar mit einem herben Tiefschlag begonnen. Denn rund eine Woche vor ihrem geplanten ersten Renneinsatz für Plantur – Pura, dem Omloop Het Nieuwsblad, bekam Schweinberger die Nachricht vom Radsport-Weltverband UCI, dass sie nicht startberechtigt sei – zumindest nicht für ihr neues Team.
___STEADY_PAYWALL___ Denn Schweinberger hatte sich im Herbst der kleineren belgischen Mannschaft Multum Accountants angeschlossen, bevor sich schließlich eine Tür bei Plantur – Pura öffnete. Mündlich habe sie die Zusage von Multum Accountants gehabt, bei Zusage durch den größeren Rennstall der Roodhooft-Brüder, den gerade geschlossenen Vertrag auflösen zu können. Doch niedergeschrieben war das nirgends – diesen Fehler hatten sie und ihr damaliger Manager gemeinsam gemacht, und so kam Schweinberger doch nicht frei.
UCI-Regelwerk verbot Starts bis Juni
Nach längeren Gesprächen und Diskussionen einigten sich alle Parteien schließlich zwar doch, aber die "Deadline" bei der UCI wurde um wenige Tage verpasst. So galt Schweinberger bereits bei Multum Accountants für die Saison 2022 als registriert und ihre Unterschrift bei Plantur – Pura wurde unfrewillig zum 'Transfer in der Saison', der laut UCI-Regelwerk aber erst ab Juni möglich ist.
Endlich unter Teamkolleginnen: Chrstina Schweinberger (rechts, hier mit Laura Süßemilch) durfte erst im Juni ihr erstes Rennen für Plantur – Pura fahren. | Foto: Cor Vos
"Ich war wirklich enttäuscht und dachte: Ich verpasse jetzt so viel, das hole ich nie wieder auf! Überhaupt sind ja die Klassiker auch das, was mir am ehesten liegt", erklärte Schweinberger nun im Rückblick gegenüber radsport-news.com ihre Situation zu Jahresbeginn, als sie keine Rennen bestreiten durfte.
"Ich hatte auch Angst, was dann 2023 wird, weil ich erstmal nur ein Jahr Vertrag hatte und mich ja kaum zeigen konnte. Aber das Team war super, sie haben mir sofort eine Verlängerung angeboten. Und im Nachhinein muss ich sagen, dass es vielleicht gar nicht so schlecht war für die zweite Saisonhälfte. Ich war ja nicht verletzt, sondern konnte schon sehr gut trainieren", so die Österreicherin.
Immerhin: Ende April stand Schweinberger bei der tschechischen Rundfahrt Gracia Orlova (2.2) dann doch am Start eines UCI-Rennens, nämlich für die Österreichische Nationalmannschaft. Und ab da ging es steil bergauf. Schon auf der 2. Etappe wurde die Tirolerin Dritte im Sprint einer 15-köpfigen Gruppe, und tagsdrauf folgte in Havirov völlig überraschend ein Sieg im Einzelzeitfahren.
"Das Canyon war schon ein Riesenschritt in Sachen Material"
"Das kam wirklich unerwartet und war sicher ein Highlight meiner Saison", so Schweinberger rückblickend. Erst zweimal hatte sie vorher auf ihrem neuen Zeitfahrrad von Canyon gesessen und prompt lief es wie geschmiert – wie auch der Gewinn der Staatsmeisterschaften zwei Monate später und Platz acht bei den Europameisterschaften untermauerten.
"Zeitfahren war immer schon ein kleines Ziel von mir. Als ich dann im Frühjahr viel Zeit hatte, habe ich mich auch ein bisschen darauf konzentriert. Allerdings hatte ich mein Zeitfahrrad lange auch noch nicht und saß vor Gracia Orlova nur zweimal drauf", erzählte sie. "Aber das Canyon war dann schon ein Riesenschritt in Sachen Material und das hat sicher auch einen Anteil an meiner Entwicklung."
Befreiungsschlag: Im dritten Rennen für Plantur – Pura sprintete Schweinberger (links) bei Dwars door het Hageland hinter Ilaria Sanguineti (Valcar – Travel & Service, Mitte) auf Rang zwei. | Foto: Cor Vos
Anfang Juni durfte Schweinberger dann endlich erstmals den Plantur-Pura-Dress im Rennbetrieb überstreifen und wurde prompt Sechste bei Dwars door de Westhoek (1.1) und Zweite hinter der Italienerin Ilaria Sanguineti (Valcar – Travel & Service) bei Dwars door het Hageland (1.1) in Belgien. Doch nach nur sechs Einsätzen in Dunkelblau tauschte Schweinberger ihr Trikot gegen Weiß mit roten Brustringen. Im slowenischen Novo Mesto wurde sie am 23. Juni Zeitfahrmeisterin und in Judendorf in Österreich drei Tage später auch Straßenmeisterin.
ÖM-Zeitfahrtitel um zwei Zehntelsekunden vor Kiesenhofer
"Das war ein verrückter Tag, das hatte niemand erwartet", erinnerte sich Schweinberger nun an den Zeitfahrtriumph gegen Anna Kiesenhofer, die sie um zwei Zehntelsekunden schlagen konnte. "Ich dachte eigentlich, dass der Kurs nicht für mich sprach – wenig technisch und zur Hälfte hoch, zur anderen Hälfte runter. Ich dachte, dass meine Übersetzung für die Abfahrt sogar zu klein wäre. Aber mein Ziel war, Zweite zu werden, um mich für die EM zu qualifizieren. Deshalb habe ich alles gegeben."
2021 war Schweinberger bei den Meisterschaften in Kufstein 2:27 Minuten hinter Kiesenhofer und drei Sekunden hinter Gabriela Thanner Dritte geworden. Ein Jahr später nahm sie Thanner 1:23 Minuten ab und bezwang eben auch die Straßen-Olympiasiegerin hauchdünn.
"Wir Drei hatten alle vom Verband ein Funkgerät bekommen, um gleiche Voraussetzungen zu haben. Aber irgendwie waren alle drei Geräte auf demselben Kanal, so dass ich die ganze Zeit auch gehört habe, was Anna und Gabriela gesagt wurde. Da dachte ich, dass die beiden viel besser unterwegs waren", erinnerte die 26-Jährige sich. Doch im Ziel fuhr sie Bestzeit und die hatte auch noch Bestand, als Kiesenhofer als letzte Fahrerin über den Strich kam. "Die Anzeige im Ziel war aber nur auf Sekunden eingestellt und da waren wir dann natürlich gleich. Deshalb sind wir erstmal zu den Zeitnehmern gegangen, um sicherzugehen, dass es auch wirklich stimmt, dass ich vorne bin. Aber als es dann bestätigt wurde, habe ich sofort geweint vor Freude."
Besonderer Moment: Christina Schweinberger steht vor dem Start der 1. Etappe der Tour de France Femmes in Paris in der ersten Reihe neben den anderen Landesmeisterinnen. | Foto: Cor Vos
Wahnsinnserlebnis Tour de France und Lieblingsrennen in Binche
Als frischgebackene Doppelmeisterin ging es Ende Juli zur Tour de France Femmes – "ein Wahnsinn, im Meistertrikot über die Champs-Élysées zu fahren" - und schließlich im August zu den Europameisterschaften nach München, wo sie erst Achte im Zeitfahren und dann auch noch Zehnte im Straßenrennen wurde. Anschließend stand Schweinberger bei der Simac Ladies Tour am Start und reiste zu den Weltmeisterschaften nach Australien.
Dort aber verzichtete sie krankheitsbedingt auf den Start im Einzelzeitfahren, fühlte sich dann etwas besser und bestritt die Mixed Staffel, um nach tagelangen Negativtests am Tag darauf schließlich doch noch einen positiven Corona-Test abzugeben und daher das Straßenrennen wieder auslassen zu müssen. Das war zwar nochmal eine kleine Enttäuschung in diesem starken Jahr 2022, doch zurück in Europa gelang dann trotzdem Anfang Oktober noch ein vierter Platz bei Binche Chimay Binche (1.1) – übrigens genau wie im Vorjahr.
Inzwischen Paradedisziplin: Christina Schweinberger im Zeitfahren der EM von München, wo sie Achte wurde. | Foto: Cor Vos
"Das ist jetzt mein Lieblingsrennen", lachte die Tirolerin. "Aber nächstes Jahr würde ich dann schon gerne aufs Podium. Es ist einfach ein cooles Rennen und die Ankunft mit dem ansteigenden Kopfsteinpflaster zum Ziel liegt mir einfach." Beim Sieg von Lorena Wiebes (Team DSM) wollte Schweinberger aber etwas zu viel: Sie versuchte der Super-Sprinterin auf der ansteigenden Zielgeraden am Hinterrad zu folgen, übernahm sich dabei etwas und verlor daher den erhofften Podestplatz knapp.
Fernziel Paris 2024, Nahziel Klassikersaison 2023
Den vierten Platz holte Schweinberger schließlich auch zwei Wochen später noch einmal, als sie ihre Saison beim Chrono des Nations in Frankreich beendete. "Das Jahr lief insgesamt dann schon über meinen Erwartungen", gab sie im Rückblick nun zufrieden zu. "Auch wenn es keine ganz, ganz großen Rennen waren, bei denen ich vorne gelandet bin, war es für mich schon ein großer Schritt diese Saison. Vor allem nach diesem Jahresanfang hätte ich das nicht mehr gedacht."
Ihre Saison 2023 beginnt sie im Februar mit der UAE Tour, um danach voraussichtlich auch alle großen Frühjahrsklassiker vom Omloop Het Nieuwsblad bis Paris-Roubaix für Fenix – Deceuninck, wie das bisherige Team Plantur – Pura nun heißt, zu bestreiten.
"Paris 2024 ist schon ein Ziel, klar. Es wäre toll, wenn Kathrin (ihre Zwillingsschwester fährt für Ceratizit - WNT, Anm. d. Red.) und ich dort zusammen hin könnten. Aber ich will jetzt nicht anderthalb Jahre nur diesem Ziel unterordnen. Erstmal schaue ich jetzt auf die Klassiker, wo ich versuchen will teilweise auf Ergebnis zu fahren – vielleicht auch über Ausreißergruppen", kündigte Schweinberger an.
Danach seien dann die Titelverteidigungen bei den Österreichischen Meisterschaften, die erneute Teilnahme an der Tour de France und schließlich die WM in Glasgow die nächsten Ziele.
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