Wie der Spanier im Herbst plötzlich zurückkam

Mas ließ “Abfahrts-Desaster“ der Tour dank Coach hinter sich

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Enric Mas (Movistar) hatte bergab in diesem Jahr viel zu kämpfen. | Foto: Cor Vos

24.11.2022  |  (rsn) – Enric Mas hat eine Saison mit zwei Gesichtern hinter sich: Der Spanier beendete das Jahr als Zweiter der Vuelta a Espana hinter Remco Evenepoel und auf Rang zwei bei der Lombardei-Rundfahrt hinter Tadej Pogacar. Bis zum August blieb er weit hinter den Erwartungen zurück – gerade die Tour de France war "ein Desaster", wie Mas nun in einem Interview mit cyclingnews.com selbst zugab. Am Tour-Ende hatte Edelhelfer Gregor Mühlberger gegenüber radsport-news.com in Paris bereits ganz offen erklärt, dass vor allem das Bergabfahren bei seinem Kapitän ein großes Problem darstellte.

"In den Pyrenäen haben wir in zwei Abfahrten fünf Minuten verloren. Das ist so viel Zeit und wenn bergauf die anderen auch noch schneller fahren, dann ist es unmöglich vorne zu landen. Enric muss da radikal etwas ändern daran, sonst bringt das nichts", sagte Mühlberger da.

Mas war in der ersten Saisonhälfte dreimal gestürzt und verlor deshalb mehr und mehr das Vertrauen in seine eigenen Fahrkünste. Bei der Tour de France hatte er dann schlicht zu viel Angst, um mit den Besten mitzuhalten zu können.

Sturzserie brachte das Selbstvertrauen ins Wanken

Der erste schmerzhafte Sturz geschah bei Tirreno-Adriatico im März, der zweite bei der Baskenland-Rundfahrt Anfang April und der dritte beim Critérium du Dauphiné im Juni. Körperlich trug Mas zwar keine schwereren Verletzungen davon, doch mental wurden die Wunden immer tiefer – bis zum Abfahrts-Desaster bei der Tour schließlich.

Er habe sich in den Abfahrten dort manchmal gefühlt, "als würde ich zum ersten Mal Rad fahren", gab Mas nun zu und fügte hinzu: "Die Tour de France? Die lösche ich am besten aus meiner Erinnerung, denn sie war vom Start bis zum Ende schrecklich." Am schlimmsten war es in den Pyrenäen, an jenem von Mühlberger bereits angesprochenen Tag nach Foix.

"Da bekam ich Panik. Ich hatte vor jeder Kurve Angst", so Mas rückblickend. "Zweifel dringen in deinen Kopf ein und übernehmen die Kontrolle. Mein Kopf sagte mir, dass ich vor Kurven bremsen müsse, die man normalerweise mit 80 km/h fahren kann. Die Zeit, die ich so verlor, war sekundär, weil es um meine Sicherheit ging."

Arbeit mit Psychologen ging über Abfahrtsängste hinaus

Dass Mas die Tour nach den Pyrenäen vor dem Start der 19. Etappe wegen einer Corona-Infektion verließ, kaschierte die mentalen Probleme in der Öffentlichkeit. Doch der Spanier selbst wusste da bereits, dass er dringend etwas unternehmen musste, um zur Vuelta a Espana wieder der Alte sein zu können. Er begann mit einem Psychologen und auch einem Experten für Abfahrten zu arbeiten.

"Der Monat zwischen Tour und Vuelta war harte Arbeit. Alle haben Hand in Hand gearbeitet und mir so sehr geholfen", lobte Mas die Kooperation zwischen Psychologe, Downhill-Coach und etatmäßigem Trainer. Er sei in dieser Zeit in Andorra jeden Tag nur Berge hoch und runtergefahren – diesmal mit größerem Fokus auf das Runterfahren. Nach jeder Abfahrt habe er reflektiert, was er hätte besser machen können, um dann denselben Berg wieder hoch- und nochmal runterzufahren. Mas setzte sich mit Fahrtechnik, Linienwahl und Gewichtsverlagerung auseinander. "Stück für Stück wurde es besser", erklärte er.

2023 wieder zu Tour und Vuelta?

Gleichzeitig arbeitete der Spanier mit dem Psychologen und seinen Teamkollegen nicht nur an seiner Angst vor dem Abfahren, sondern auch an tiefergehenden mentalen Dingen – wie der simplen Freude am Radfahren und einer neuen Entspanntheit. So kam Mas mit weniger Druck im eigenen Kopf und verbesserter Abfahrtstechnik zur Vuelta – und plötzlich klappte wieder alles und er überraschte sogar viele Experten, die ihn nach der Tour für 2022 bereits abgeschrieben hatten.

Für 2023 dürften sie ihn alle nun wieder auf dem Zettel haben, wenn es um Podestplätze bei den Grand Tours geht. Voraussichtlich wird Mas, wie 2022, erneut die Tour de France und die Vuelta a Espana bestreiten. Der Giro mit seinen vielen Zeitfahrkilometern kommt dem Kletterspezialist nicht entgegen, die Tour fast ohne Zeitfahren dafür umso mehr.

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