Die Tour-Bilanzen der Deutschen

Auch ohne Etappensiege imponieren Bauhaus und Zimmermann

Von Kevin Kempf

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Phil Bauhaus (Bahrain Victorious, li.) iund Teamkollege Nikias Arndt bei der 110. Tour de France | Foto: Cor Vos

24.07.2023  |  (rsn) – Wie im Vorjahr kein Etappensieg und kein Fahrer in den vordersten Regionen des Klassements: Die Bilanz der nur sieben deutschen Starter bei der 110. Tour de France liest sich auf den ersten Blick ernüchternd. Doch auch wenn am Ende wenig Zählbares heraussprang, dürfte das Fazit einiger Profis doch positiv ausfallen.

Die besten Zahlen kann Phil Bauhaus (Bahrain Victorious) vorlegen. Obwohl der Sprinter nicht zu den ganz Großen seiner Zunft gehört, ist er immer in der Lage, die Konkurrenten im direkten Duell zu schlagen. Auch in Frankreich war der 29-Jährige einige Male ganz nah dran. Viermal konnte Bauhaus in den Spurt reinhalten, dreimal landete er dabei auf dem Podium. In Bayonne wurde er Zweiter und hätte die Etappe fast am Grünen Tisch gewonnen, denn Sieger Jasper Philipsen (Alpecin – Deceuninck) hatte - nicht zum einzigen Mal bei dieser Tour - die Grenzen des Erlaubten ausgereizt und zwang die Jury, ganz genau hinzusehen. Letztendlich blieb Bauhaus Zweiter und seine Premiere bei der Frankreich-Rundfahrt endete auf der 17. Etappe nach Courchevel, wodurch ihm zwei weitere Chancen auf einen Tagessieg verwehrt blieben.

Nikias Arndt darf sich ein wenig mit den Federn seines Teamkollegen Bauhaus schmücken. Er verhalf dem Sprinter in den Finals der Flachetappen in jene Position, die Bauhaus brauchte, um ganz weit vorn zu landen. Nach seinem 25. Platz im Zeitfahren war der 31-jährige Arndt so zufrieden mit seinen Werten, dass er hoffte, auf dem 19. Tagesabschnitt eine Rolle spielen und vielleicht sogar seine Sammlung an Grand-Tour-Etappensiegen vervollständigen zu können. Das klappte allerdings, Arndt blieb auf den letzten Etappen unsichtbar und konnte so “nur“ als Helfer glänzen.

Zimmermann beeindruckte nicht nur wegen Platz zwei

Wie Bauhaus hat auch Georg Zimmermann (Intermarché – Circus – Wanty) einen Etappensieg knapp verpasst. In Issoire musste er sich lediglich Pello Bilbao (Bahrain Victorious) im Zweiersprint geschlagen geben. Doch auch abseits dieser ihm auf den Leib geschneiderten klassischen Übergangsetappe wusste der Augsburger zu beeindrucken. Auf der vielleicht härtesten Etappe der Rundfahrt wurde er 17., doch wenn man die Ausreißer des Tages abzieht, erreichte der Deutsche als Sechstbester der Favoritengruppe das Ziel in Courchevel.

Genauso überraschend war Zimmermanns Auftritt auf der 19. Etappe, als er zweimal im Flachen eine Lücke zu einer vor ihm jagenden Gruppe mit Weltklassefahrern allein zufuhr. Bei drei gelungenen Ausreißversuchen verpasste er die Top Ten zweimal knapp. Der 25-Jährige stand zur Auswahl zum Angriffslustigsten Fahrer der Tour, dieser Titel wurde aber Victor Campenaerts (Lotto – Dstny) zugesprochen.

Boras Helfer hatten ihre Momente

Emanuel Buchmann ging in für Bora – hansgrohe als klare Nummer zwei hinter Jai Hindley ins Rennen, wobei der Deutsche Meister doch auch für eventuelle eigene Klassementambitionen in Frage kam. Diese Idee wurde allerdings schon auf der 6. Etappe über Bord geworfen, als 30-Jährige den am Tourmalet enteilten Jonas Vingegaard (Jumbo – Visma) und Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) im Tal hinterherjagen musste, um den Rückstand seines Kapitäns so klein wie möglich zu halten. Deswegen büßte er am Schlussanstieg seinen guten vierten Gesamtrang ein. Danach wurde es still um Buchmann, der auch noch stürzte und die Tour auf Platz 21 beendete.

Eine Glanzrolle spielte er allerdings in der ersten Tourwoche, als er auf dem fünften Teilstück mit Patrick Konrad und Bob Jungels den Etappenerfolg und das Gelbe Trikot von Hindley ermöglichte. Das Rennen beendete Buchmann in Laruns als Vierter, sein bestes Tagesergebnis seit 2019.

Für Nils Politt bot die diesjährige Frankreich-Rundfahrt kaum Gelegenheiten, sich in der Ausreißerrolle zu zeigen. Lediglich das Profil der 19. Etappe passte zu ihm. Dort machte der 29-Jährige einen sehr starken Eindruck und gehörte zur Gruppe des Tages, die sich erfolgreich gegen das jagende Feld zur Wehr setzte. Erst ein Kettenriss und ein vom neutralen Begleitwagen vermasselter Radwechsel stoppte den bisher letzten deutschen Etappensieger bei der Tour.

Unauffällige Routiniers

Simon Geschke (Cofidis) qualifizierte sich erst im letzten Moment für die Tour und konnte dann nicht an seine besten Zeiten anknüpfen konnte. Ein Etappensieg wie 2015 oder ein Kampf ums Bergtrikot wie 2022 waren in weiter Ferne. Der 37-Jährige wurde zu allem Überfluss in der letzten Woche krank und gab das Rennen auf der 18. Etappe auf.

Auch John Degenkolb (DSM – firmenech) taucht nicht in den Etappen-Highlights dieser Frankreich-Rundfahrt auf. Bestes Tagesergebnis des 34-Jährigen war ein 68. Platz. Der Sprintzug für Sam Welsford konnte sich nicht in Szene setzen, mehr als ein Zehnter Rang sprang für die niederländische Equipe in den Massensprints nicht heraus. Nils Eekhoff brachte es immerhin noch auf einen fünften Platz auf einer mittelschweren Etappe und der Bergkapitän Romain Bardet war für die anderen beiden Top-Ten-Platzierungen der Niederländischen WorldTour-Equipe verantwortlich.

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