RSNplusGleich zum WM-Auftakt in der Favoritenrolle

Sprinterinnen schultern größte deutsche Gold-Hoffnungen

Von Felix Mattis

Foto zu dem Text "Sprinterinnen schultern größte deutsche Gold-Hoffnungen"
2021 in Roubaix holten Pauline Grabosch, Lea Sophie Friedrich und Emma Hinze (von links) Gold im Teamsprint und stellten in 46,064 Sekunden einen neuen Weltrekord auf. | Foto: Cor Vos

12.10.2022  |  (rsn) – Mit den Teamwettbewerben beginnen am Mittwoch in Saint Quentin-en-Yvelines die Bahn-Weltmeisterschaften. Während die Mannschaftsverfolger und -verfolgerinnen am Mittag lediglich ihre Qualifikation ausfahren, geht es für die Teamsprinter und Teamsprinterinnen am Abend schon um Edelmetall. Besonders im Fokus stehen dabei aus deutscher Sicht natürlich die Frauen, die ihren Titel zu verteidigen haben und mit ihrem Weltrekord-Trio auch klare Top-Favoritinnen auf Gold sind.

Pauline Grabosch (24), Emma Hinze (25) und Lea Sophie Friedrich (22) sowie die 21-jährige Alessa-Catriona Pröpster als Ersatzfrau starten um etwa 18:50 Uhr in die Qualifikation. Elf Teams stehen am Start und acht davon ziehen in die erste Runde ein, die ab 20:15 Uhr ausgefahren wird. Das Finale folgt bereits eine knappe Stunde danach.

___STEADY_PAYWALL___ "Ich denke, dass wir im Teamsprint definitiv um den Titel mitfahren können", sagte Bundestrainer Jan van Eijden, seit Februar Nachfolger von Detlef Uibel, vor der WM bei einem Pressetermin der Sprinterinnen. Insgesamt gab sich der BDR dort zurückhaltend, was die Zielsetzungen angeht. Doch wo der Anspruch nach den extrem erfolgreichen letzten Monaten und Jahren liegt – sowohl intern als auch extern – das ist allen klar.

Bundestrainer Jan van Eijden führt Emma Hinze und Lea Sophie Friedrich beim Warmfahren auf der Bahn in Frankfurt an der Oder mit dem Motorrad an. | Foto: Discovery/Markus Braumann

"Ich kann schon sagen, dass ich ein Regenbogentrikot mit nach Hause nehmen will und nicht zufrieden wäre, wenn ich nur einmal Bronze hätte oder so", sagte Sprint-Titelverteidigerin Hinze immerhin, während die drei Jahre jüngere Friedrich, Titelverteidigerin im Keirin und dem 500m-Zeitfahren, etwas defensiver formulierte: "Natürlich ist es immer schön, den Titel zu verteidigen. Aber ich habe mir nur das Ziel gesetzt, dort Spaß zu haben und eine Medaille zu holen. So gehe ich da erstmal ran und versuche, meine Trainingsleistung bestmöglich umzusetzen."

Im Vergleich zu ihren Leistungswerten von der EM im August in München habe sie sich nochmals gesteigert, deutete Friedrich aber auch an, dass man nicht wenig erwarten darf. Immerhin holte sie dort neben dem Titel im Teamsprint auch im Keirin Gold.

Pauline Grabosch, Emma Hinze und Alessa-Catriona Pröpster (von vorne) beim Teamsprint-Training in Frankfurt an der Oder. | Foto: Discovery/Markus Braumann

Teamsprinterinnen seit diesem Jahr gemeinsam in Cottbus

Auch eine strukturelle Umstellung sollte dazu beitragen, dass die Zusammenarbeit des Sprint-Teams noch besser funktioniert als bisher schon. Seit diesem Jahr trainieren auch Friedrich und Grabosch genauso wie zuvor schon Hinze am Brandenburger Stützpunkt in Cottbus, so dass sie auch im Alltag noch mehr miteinander arbeiten – nicht nur bei den Lehrgängen mit van Eijden am Bundesstützpunkt in Frankfurt an der Oder sowie bei den Wettkämpfen.

Der Bundestrainer selbst erklärte, dass in diesem Zuge auch seine Absprache mit den Heimtrainern intensiviert sei. "Das Wissen, dass die Heimtrainer haben – weil sie die Sportler und Sportlerinnen besser kennen – soll mehr in meine Arbeit einfließen", so van Eijden.

Champions-League-Qualifikation ein Nebenschauplatz

Sowohl Hinze als auch Friedrich sollen in den kommenden fünf Tagen alle vier Disziplinen bestreiten – also Teamsprint, Sprint, 500m-Zeitfahren und Keirin. Beide werden danach eine kurze Pause einlegen, sich dann aber auch schon für den nächsten Höhepunkt vorbereiten, denn am 12. November beginnt die Track Champions League (TCL), für die beide wieder qualifiziert sind. An vier Wochenenden stehen auf Mallorca, in Berlin, in Saint Quentin-en-Yvelines und London dann fünf Events an.

Emma Hinze gewann im vergangenen Winter die Sprint-Serie der Track Champions League. | Foto: Cor Vos

Auch Grabosch und sogar Pröpster könnten dort als dritte oder vierte Deutsche noch mit in die Verlosung kommen. Denn bei der WM bekommen die Top 6 des Sprint- und des Keirin-Turniers jeweils noch TCL-Tickets – zusätzlich zu den ohnehin schon vorselektierten sechs Fahrerinnen, zu denen neben Friedrich und Hinze auch die Kanadierin Kelsey Mitchell, die Französin Mathilde Gros, die Niederländerin Shanne Braspenninckx und die Kolumbianerin Martha Bayona gehören. Sollten einige von ihnen diese Woche im Sprint oder Keirin in den Top 6 landen, würde sich das TCL-Qualifikationsfenster entsprechend um weitere Positionen öffnen.

Und da der BDR in beiden Disziplinen die Welt- und Europameisterin stellt, darf van Eijden jeweils auch eine dritte Starterin ins Rennen schicken. Das gibt je nach Aufstellung auch Grabosch oder Pröpster noch die Qualifikations-Chance. 2021 beispielsweise war Grabosch in Roubaix Sechste des Sprint-Turniers.

Volles Programm für die Sprint-Asse

Aufgrund der besonderen Belastung mit vier Entscheidungen und zahlreichen Vorläufen innerhalb von nur fünf Tagen stellte sich van Eijden auch die Frage, an welcher Stelle er wen schonen könnte. Eine Antwort darauf konnte der Bundestrainer bisher aber noch nicht geben. Man müsse von Tag zu Tag schauen und eventuell dann bei der nicht-olympischen Disziplin kürzen, dem 500m-Zeitfahren. Auch die Möglichkeit, im Teamsprint bereits durchzuwechseln, schloss er nicht aus.

Jan van Eijden im Gespräch mit Emma Hinze im letzten Trainings-Lehrgang vor der WM in Frankfurt an der Oder. | Foto: Discovery/Markus Braumann

Das Thema der Dauer- und Mehrfachbelastung wird sich auch in den kommenden Monaten für die Kurzzeit-Asse weiter stellen. Denn nach der Champions League dauert es nur zwei Monate, bis in Grenchen in der Schweiz bereits die nächsten Europameisterschaften anstehen – und die sind das erste Event, das zur Qualifikation für Olympia 2024 zählt.

"Deshalb ist die EM auch besonders wichtig. Wir müssen schauen, dass wir regenerieren und die Zeit finden, uns zu erholen und mal nichts zu tun. Denn man verlangt dem Körper viel ab", meinte Hinze, die schließlich auch erst im August bei der letzten EM in München dreimal Gold abräumte.

Olympia-Bahn im Hinterkopf, mehr aber auch nicht

Bevor aber zu weit in die Zukunft geschaut wird – immerhin fahren die deutschen Frauen  diese Woche auch auf der Olympia-Bahn von 2024 – richtet sich der Blick für die Protagonistinnen erstmal voll auf die WM, den Höhepunkt des Jahres 2022.

"Das ist schon die ganze Zeit im Hinterkopf, aber nicht so richtig präsent. Erstmal ist das jetzt die WM", wehrte Hinze Gedankenspiele zum Testen der Olympiabahn vorsichtig ab und van Eijden erklärte: "Die Sportler sollen sich auf die WM konzentrieren, aber wir als Betreuer haben zwei, drei Sachen, die wir uns anschauen wollen – auch logistisch – um das dann für 2024 schon mal mitzunehmen."

Mehr Informationen zu diesem Thema

17.10.2022Grabosch glänzt im Schatten: Die dritten 33,3 Prozent

(rsn) - Lea Sophie Friedrich und Emma Hinze sind derzeit die gefeierten Heldinnen im deutschen Bahnradsport. Das Sprinterinnen-Duo räumte bei den Weltmeisterschaften in Saint Quentin-en-Yvelines zwar

16.10.2022Titelverteidigerin Friedrich: “So geheult habe ich noch nie“

(rsn) – Nachdem sie im Sprintfinale eine Niederlage gegen die Französin Mathilde Gros einstecken musste, klappte es für Lea Sophie Friedrich am Finaltag der Bahnweltmeisterschaften in Saint-Quenti

16.10.2022Highlight-Video von der WM-Entscheidung im Keirin

(rsn) - Lea Sophie Friedrich hat zum Abschluss der Bahn-WM in St. Quentin-en-Yvelines ihren Titel im Keirin verteidigt und dem Bund Deutscher Radfahrer bei den Welt-Titelkämpfen die dritte Goldmedail

15.10.2022Brauße zündet in Paris den Finalturbo zur Goldmedaille

(rsn) – Nach Petra Rossner 1991, Judith Arndt 1997 und Lisa Brennauer 2021 hat Deutschland erneut eine Weltmeisterin in der Einerverfolgung. Die Vizeweltmeisterin des Vorjahres, Franziska Brauße,

15.10.2022Die Königin der Psychotricks bezwingt Friedrich und Hinze

(rsn) - 23 Jahre nach Felicia Ballanger hat Frankreich wieder eine Weltmeisterin im Bahnsprint. Saint Quentin en Yveslines vor den Toren der Hauptstadt Paris bezwang Mathilde Gros zunächst im Halbfin

14.10.2022Ganna holt nach dem Stunden- auch den Verfolger-Weltrekord

(rsn) - Filippo Ganna hat sechs Tage nach seiner Gala-Vorstellung von Grenchen in der Schweiz über 60 Minuten nun in Saint Quentin-en-Yvelines vor den Toren von Paris auch einen neuen Weltrekord übe

13.10.2022Teutenberg verpasst Medaillen-Überraschung nur knapp

(rsn) – Ohne deutsche Medaille ist der zweite Abend bei den Bahn-Weltmeisterschaften in Saint Quentin-en-Yvelines zu Ende gegangen. Allerdings verpasste Lea Lin Teutenberg Edelmetall im Ausscheidung

13.10.2022Gold-Sprinterinnen gleich am Donnerstag wieder im Fokus

(rsn) – Es wurde spät am Mittwochabend für die deutschen Sprinterinnen: Emma Hinze hielt sich sogar bis Mitternacht im Velodrom von Saint Quentin-en-Yvelines auf, bevor es endlich hinüber ins Hot

13.10.2022Brauße und Kröger beschenken Nigerias Verfolgerteam

(rsn) – Nach dem Karriereende von Lisa Brennauer und in Abwesenheit von Lisa Klein sowie Laura Süßemilch konnten Franziska Brauße und Mieke Kröger in der Mannschaftsverfolgung bei den Bahn-Weltm

12.10.2022Gold und Weltrekord zum WM-Auftakt: Teamsprinterinnen glänzen

(rsn) - Einen Auftakt nach Maß feierte Deutschlands Teamsprint-Trio Emma Hinze, Pauline Grabosch und Lea Sophie Friedrich am ersten Tag der Weltmeisterschaften im Velodrom von Saint-Quentin-en-Yvelin

11.10.2022BDR-Team vor den Toren von Paris zwischen Dominanz & Umbruch

(rsn) – Wenn am Mittwoch vor den Toren von Paris in Saint Quentin-en-Yvelines auf der Olympia-Bahn von 2024 die Bahn-Weltmeisterschaften beginnen, gehört das deutsche Team einmal mehr zu den Kandid

07.10.2022BDR reist mit 20 Athleten und Athletinnen nach Paris

(rsn) – Am Wochenende beginnt für die deutschen Bahn-Asse die WM-Woche von Paris mit der Anreise vom letzten Trainingscamp in Frankfurt an der Oder zum Velodrome in Saint Quentin-en-Yvelines, wo vo

Weitere Radsportnachrichten

02.12.2025Simon Yates würde gern Giro-Titelverteidigung in Angriff nehmen

(rsn) – Zwar steht auch bei Visma – Lease a Bike die Rollenverteilung für die drei großen Rundfahrten des kommenden Jahres noch nicht fest. Nach der Streckenpräsentation des Giro d’Italia 202

02.12.2025Die Radsport-News-Jahresrangliste der Frauen 2025

(rsn) – Seit dem Jahr 2013 blicken wir am Ende der Straßenradsaison neben der Jahresrangliste der Männer auch auf das Jahr der Frauen mit entsprechendem RSN-Ranking zurück. Berücksichtigt werden

02.12.2025Nach Kniebeschwerden “wieder die alte Ricarda werden“

(rsn) – Schon zum zweiten Mal in Folge spielt im Jahresrückblick von Ricarda Bauernfeind (Canyon – SRAM – zondacrypto) ihr Knie eine unerfreuliche Rolle. Dabei war sie 2023 im Alter von gerade

01.12.2025Alle Etappen im Detail: Die Strecke des Giro d´Italia 2026

(rsn) – Der 109. Giro d´Italia (2.UWT) wird im Mai 2026 über 21 Etappen und 3.459 Kilometer mit 49.150 Höhenmetern führen. Vom Grande Partenza in Bulgarien führen die ersten drei Teilstücke du

01.12.2025Finestre und Nevegal-Bergzeitfahren sollen Frauen-Giro 2026 entscheiden

(rsn) – Der 37. Giro d´Italia Women (2.WWT) wird über neun Etappen mit 1.153,7 Kilometer sowie 12.500 Höhenmetern führen und als Highlight den Colle delle Finestre bereithalten. Die Italien-Rund

01.12.2025Frühe Freiheiten und dann den Kapitänen ein verlässlicher Helfer

(rsn) – Sein zweites Dienstjahr bei Lidl – Trek begann für Patrick Konrad mit starken Ergebnissen bei den ersten Rennen sehr gut, ehe der Niederösterreicher in die Helferrolle wechselte und auc

01.12.2025Drei Jahre nach Unfalltod: Gedenkstein für Rebellin enthüllt

(rsn) – Am 30. November 2022 kam Davide Rebellin bei einer Trainingsausfahrt ums Leben. Der 51-jährige Italiener, der erst kurz zuvor seine Karriere beendet hatte, war in Montebello Vicentino von e

01.12.2025Girmay: Mit “großartigem Teamgeist die größten Rennen gewinnen“

(rsn) – Der künftig mit einer Schweizer Lizenz ausgestattete Zweitdivisionär NSN kann den ersten Top-Transfer vermelden. Wie der Nachfolger von Israel – Premier Tech mitteilte, hat Biniam Girmay

01.12.2025Sauerland-Rundfahrt plant für 2026 schweren Parcours und Zeitfahren

(rsn) – Mit dem Aufstieg des Bundesliga-Klassikers Sauerland-Rundfahrt zum mehrtägigen UCI-Event hat Deutschland im kommenden Jahr neben der Lidl Deutschland Tour (2.Pro) endlich wieder ein zweites

01.12.2025Auch ohne Risiko eine Saison mit vielen positiven Momenten

(rsn) - Oliver Mattheis (Bike Aid) kann auf eine Saison zurückblicken, die für ihn viele positive Momente bereithielt. Von Ruanda im Februar bis zur Europameisterschaft im Oktober präsentierte er

01.12.2025Van Aerts Cross-Programm: Acht Rennen, keine WM

(rsn) – Wenige Tage, nachdem Mathieu van der Poel (Alpecin – Deceuninck) sein Cross-Programm dieses Winters präsentiert hat, veröffentlichte Visma - Lease a Bike auch den Terminkalender von Wou

01.12.2025Girmay wechselt zum Israel-Nachfolger NSN

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Radsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder Rücktr

RADRENNEN HEUTE

    Radrennen Männer

  • Tour de Gyeongnam (2.2, KOR)