Viel Lob nach dem 34. Tour-Etappensieg

Morkov: “Cav ist der beste Sprinter des Radsports“

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Deceuninck-Doppelspitze auf dem Weg zum Sieg in Carcassonne: Mark Cavendish gewann die 13. Tour-Etappe vor Michael Morkov. | Foto: Cor Vos

09.07.2021  |  (rsn) - Am 9. Juli 2008 feierte Mark Cavendish in Chateauroux auf der damaligen 5. Etappe der Tour de France den ersten Etappensieg seiner Karriere. Vor genau 13 Jahren setzte sich der Brite damals vor Oscar Freire und Erik Zabel durch. Sowohl der Spanier als auch der Deutsche sind längst zurückgetreten. Stattdessen bekam es der mittlerweile 36-jährige Cavendish am 9. Juli 2021 in Carcassonne unter anderem mit Zabels Sohn Rick zu tun, der bei Israel Start-Up Nation vergeblich versuchte, seinen Kapitän André Greipel für den Sprint in Position zu fahren.

Gegen den Zug von Deceuninck - Quick-Step waren am Ende der 13. Etappe allerdings auch alle anderen Konkurrenten wieder einmal machtlos, so dass Cavendish mit seinem vierten Etappensieg dieser 108. Auflage auch den Rekord von Eddy Merckx einstellte. Der Belgier kam in seiner Karriere auf 34 Tagessiege, benötigte dafür aber nur sechs Jahre. Dafür gelang Cavendish das Kunststück eines grandiosen Comebacks, das ihm zu Saisonbeginn kaum jemand zugetraut hätte.

Nachdem er in den vergangenen beiden Jahren bei der Tour gefehlt hatte, sprang er auch 2021 erst im letzten Moment auf den Deceuninck-Zug auf, nachdem der etatmäßige Sprinter Sam Bennett wegen Kniebeschwerden abgesagt hatte. Ohne größere Erwartungen am 26. Juni in Brest angetreten, schlug der Manxman dann aber schon auf der 4. Etappe in Fougeres erstmals zu und ließ danach drei weitere Siege folgen - dank eigener Klasse, genauso sehr aber unter der perfekten Anleitung seiner Mannschaft, wobei an erster Stelle Michael Morkov zu nennen wäre.

Morkov löst das späte Problem

Der Däne war es auch, der in Carcassonne mit großer Klasse eine verzwickte Situation löste, als nämlich DSM in der vorletzten Kurve an die Spitze des Feldes zog und Cavendishs Teamkollege Davide Ballerini im Positionskampf davonzog und eine Lücke riss. Während der Spanier Ivan Garcia Cortina (Movistar) dem Italiener folgte, wartete Morkov ab, bis der zweitweise abgeschüttelte Cavendish wieder an seinem Hinterrad war, um dem Mann im Grünen Trikot den Sprint zu lancieren. Der zog schließlich zwischen Jasper Philipsen (Alpecin - Fenix) und Morkov mit einer letzten Kraftanstrengung zur Linie und Sieg Nr. 34 durch und war danach offenbar mehr erleichtert als begeistert.

“Ich war so am Limit - das hat man am Ende gesehen. Es ging leicht bergauf. Ballerini war da und Cortina ging mit, es war ein guter Antritt. Glücklicherweise war Morkov zur Stelle und holte ihn zurück. Ich musste nur ruhig bleiben“, schilderte Cavendish im Siegerinterview später das spannende Finale, in dem Morkov sogar noch als Zweiter über die Ziellinie rollte, um den Doppelerfolg perfekt zu machen.

Bezeichnenderweise machte der 36-Jährige, aktuell der wohl beste Anfahrer der Welt, kein großes Aufheben, sondern würdigte stattdessen seinen Teamkollegen. “Dass er den Rekord von Eddy Merckx eingestellt hat, ist unglaublich. Selbst wenn ich nicht sein Teamkollege wäre, würde ich es als etwas Besonderes ansehen. Er hat immerhin einen Uralt-Rekord gebrochen. Da Merckx seine Siege auf unterschiedliche Arten herausgefahren hat, kann man sagen, dass Cav der beste Sprinter des Radsports ist“, meinte Morkov, verschwieg dabei allerdings, dass Cavendish bei dieser Tour auf den mit Abstand stärksten Sprintzug bauen kann.

Froome nimmt Cavendishs 34. Sieg als Motivation für sich

Dabei war Cavendish auf seiner Rekordjagd durchaus nicht frei von Nervosität, zumal er nach einem Reifenschaden auf den letzten Kilometern sein Rad wechseln und sich wieder ins Feld zurückkämpfen musste. Danach beunruhigte ihn die Sorge um einen weiteren Defekt. “Auf den letzten vier oder fünf Kilometern wurden die Straße ein wenig rutschig und ich dachte, ich hätte eine Reifenpanne, aber die anderen sagten: ‘Das ist die Straße, es ist nicht dein Reifen.‘ Aber wir mussten es ruhig angehen“, erklärte er.

Für seinen 34. Sieg erhielt Cavendish Glückwünsche aus dem gesamten Peloton. “Ich habe Cavendish schon als Kind zugeschaut, da hat er phänomenale Sachen gemacht, ist gesprintet wie eine Rakete. Aber was er jetzt macht, das ist echt verrückt. Man muss ihm einfach Respekt zollen“, sagte etwa der 14 Jahre jüngere Tadej Pogacar (UAE Team Emirates), der auf bestem Weg zu seinem zweiten Tour-Gesamtsieg ist.

Der viermalige Tour-Sieger Chris Froome (Israel Start-Up Nation), bei der aktuellen Ausgabe ein Schatten vergangener Tage, nahm die Siegesserie seines Landsmanns als Motivationsschub für sich: “Unglaublich. Er ist für viele Menschen eine große Inspiration – auch für mich. Er ist zurück, ich bin auch dabei zurückzukommen. Zu sehen, dass er es geschafft hat, motiviert mich enorm“, sagte der gleichaltrige Froome, der aktuell im Gesamtklassement auf Platz 145 und damit auf dem siebtletzten Rang geführt wird, 2:27:55 Stunden hinter Pogacar.

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