Ein Jahr ohne Highlights

Meisen kam im Meistertrikot kaum zum Zug

Von Christoph Adamietz

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Marcel Meisen (Alpecin – Fenix) | Foto: Cor Vos

17.06.2021  |  (rsn) – Am Dienstag bestritt Marcel Meisen (Alpecin – Fenix) bei Paris - Camembert sein vorerst letztes Rennen als Deutscher Meister. Statt der Karriere einen weiteren Schub zu geben, lastete auf dem Meistertrikot, das er Ende August 2020 auf dem Sachsenring im Sprint gegen Pascal Ackermann (Bora – hansgrohe) eroberte, eher ein kleiner Fluch.

“Ich habe mir wohl das beste Jahr im Meistertrikot ausgesucht“, sagte Meisen am Mittwoch gegenüber radsport-news.com scherzhaft. Denn der Stolberger absolvierte aufgrund des späten Meisterschaftstermins 2020 keine zwölf, sondern nur zehn Monate als Deutscher Meister. Dabei kam er auf gerade einmal 26 Renntage und aufgrund der Corona-Pandemie waren bei den meisten Rennen nicht einmal Zuschauer zugelassen. So ging Meisens Meisterschaftsjahr in der öffentlichen Wahrnehmung ziemlich unter. “Wirkliche Highlights gab es keine. Was mir aber keiner nehmen kann ist, dass ich in der Siegerliste stehe und das zwischen ziemlich prominenten Namen“, so der 32-Jährige.

In diesem Jahr musste Meisen lange auf sein Saisondebüt warten und nachdem er im April bei der Türkei-Rundfahrt seine ersten Wettkampfkilometer absolviert hatte, folgten nur noch sechs Eintagesrennen. “Ich wäre gerne schönere und mehr Rennen gefahren, vor allem bei einem WorldTour-Rennen hätte ich mein Trikot gerne mal gezeigt“, sagte er bedauernd.

Die Teamleitung befand andere Fahrer für stärker

Dass er sein Straßenjahr erst so spät eröffnen konnte, lag einmal daran, dass Alpecin - Fenix ihn für keine Rennen berücksichtigte. “Wir haben eben auch einen sehr großen Kader, dazu sind im Frühjahr einige Rennen ausgefallen und wir hatten als ProTeam auch keinen allzu üppigen Rennkalender. Die Teamleitung war dann der Meinung, dass andere Fahrer stärker seien. Das musste ich akzeptieren, aber es war schade, da mir die profilierten Rennen im Frühjahr auch wegen der angenehmeren Temperaturen mehr liegen. Starts bei den großen Klassikern wären natürlich zu früh für mich gekommen, aber ich hätte mir vom Team etwas mehr erwartet“, übte Meisen leise Kritik an seinem Arbeitgeber.

Allerdings plagten ihn im Winter auch gesundheitliche Probleme, so dass für den Deutschen Cross-Meister die Saison im Gelände "komplett schief“ lief. Damals wurde die Ursache nicht gefunden, “aber nach der langen Pause habe ich mich wieder richtig gut gefühlt und bin jetzt auch gut drauf“, so Meisen, der am Sonntag gemeinsam mit Lokalmatador Alex Krieger und dem zuletzt sich stark präsentierenden Philipp Walsleben bei der Straßen-DM in Stuttgart ein starkes Alpecin-Trio bilden wird.

Allerdings werden die hohen Temperaturen, die am Sonntag im Straßenrennen in Stuttgart erwartet werden, Meisen nicht in die Karten spielen. “Auf dem Kurs würde ich mir schon was zutrauen, aber ich mag die Hitze absolut nicht. Wir schauen dann, wer wie weit kommt und entscheiden dann, für wen gefahren wird“, kündigte er an.

Nach einer Rennpause ab Ende Juli wieder Einsätze auf der Straße

Meisen wird nach einer erneuten Pause Ende Juli wieder ins Feld zurückkehren und noch bis Ende August Straßenrennen bestreiten, ehe er den Fokus wieder auf die Cross-Saison richten wird. Die wird Meisen dann auch wieder im Trikot von Alpecin - Fenix bestreiten, weil sein Vertrag noch bis Ende 2021 läuft.

Wie es für ihn danach weitergeht, ist noch offen. Bei Alpcin - Fenix kann Meisen sowohl auf der Straße als auch im Gelände auf professionelle Strukturen bauen - das ist derzeit einzigartig im Radsport. “Dazu verstehe ich mich mit meinen Teamkollegen super und es gibt ja auch gute Gründe, warum ich so lange bei der Mannschaft bin“, so Meisen, der aber auch betonte. “Wenn ich auf der Straße nicht zum Zug komme, dann muss ich mich gegebenenfalls für die Straßensaison nach Alternativen umschauen.“

Denn die Cross-Kollegen oder -Rivalen wie Mathieu van der Poel, Wout Van Aert, Tim Merlier und Quinten Hermans haben alle vollbepackte Straßenkalender mit Starts bei großen Klassikern und großen Rundfahrten. “Ohne eine vernünftiges Sommerprogramm auf der Straße ist es dann auch kaum möglich, im Winter mit diesen Jungs mitzuhalten“, betonte Meisen.

Ein Wechsel zu Team Schamel ist - derzeit - kein Thema

Auch deshalb sei es derzeit kein Thema, sich dem neuen deutschen Cross-Team Schamel anzuschließen, da es kein internationales Straßenprogramm anbieten könne. “Mit (Teamchef) Grischa Janorschke bin ich in Kontakt, er hat sich zu Beginn der Teamgründung ein paar Tipps geholt und natürlich hätte das Team gerne jemanden, der die jungen Fahrer anleitet. Perspektivisch ausgeschlossen ist ein Engagement dort nicht, zumal man als Crosser ja in den Rennen auch eh eher alleine fährt und seinen festen Staff hat“, sagte Meisen, der sich dann aber ein Profi-Straßenteam für den Sommer suchen müsste. “Momentan ist aber der Plan, möglichst lange bei einem professionellen Team mindestens auf ProTeam-Niveau zu fahren“, erklärte er.

Aus der Erfahrung des letzten Jahres, als es trotz des errungenen Meistertrikots keine Selbstverständlichkeit war, einen neuen Vertrag zu bekommen, weiß Meisen, dass es auch diesmal schwer werden könnte. “Und in dieser Saison hatte ich auch nicht allzu viele Rennen, bei denen ich mich zeigen konnte, weil sie zu flach waren und ich dann als Helfer im Lead-out-Zug zum Einsatz kam", erklärte er.

Zudem erwies sich die Stärke der Teamkollegen, die bisher schon 16 Saisonsiege einfuhren, als Nachteil für Meisen. “Wir sind ja schon lange nicht nur Mathieu van der Poel. Wir haben die starken Sprinter Tim Merlier und Jasper Philipsen und viele andere Fahrer haben auch zumindest Spitzenplatzierungen erzielt. Wir sind der beste Zweitdivisionär. Was für mich dann persönlich eben auch ein kleiner Nachteil ist“, fügte er an.

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