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24.07.2017 | (rsn) – Vor der 104. Tour de France wurden zahlreiche Kandidaten für das Podium in Paris genannt. Kaum einmal fiel dabei der Name von Rigoberto Uran (Cannondale-Drapac) – und das, obwohl der Kolumbianer bereits zwei Mal Zweiter wurde beim Giro d’Italia. Diese Ergebnisse liegen allerdings schon einige Jahre zurück, zuletzt fuhr Uran oft hinter den Besten her.
Doch der mittlerweile 30-jährige Olympia-Zweite von 2012 hielt sich nicht nur mit einem Etappensieg in Chambéry schadlos, sondern fuhr nach drei Wochen den wohl größten Erfolg seiner Karriere ein. Nach 21 schweren Etappen nämlich musste sich Uran nur um 54 Sekunden Titelverteidiger Chris Froome (Sky) geschlagen geben. Ein Ergebnis, das ihn selber überraschte.
"Ich habe mich gut gefühlt bei der Tour von Anfang an, aber ich hätte nie ans Podium gedacht. Nach meinem Etappensieg habe ich mir gesagt, ich könnte es weiter probieren“,sagte der Rundfahrtspezialist, der sich vor allem nach seinem Sieg auf der Königsetappe keine Blöße mehr gab und als Achter des Zeitfahrens von Marseille noch Romain Bardet (Ag2R) vom zweiten Gesamtrang verdrängte.Nur gegen den nun viermaligen Gesamtsieger Froome war auch Uran machtlos.
"Weniger als eine Minute hinter Froome Zweiter zu werden, erscheint mir ziemlich gut. Es ist ein starkes Podium in Paris – das ist der größte Erfolg meiner Karriere“, ordnete der ehemalige Teamkollege von Froome seinen Erfolg ein. Mit seinem Sieg auf der 9. Etappe beendete Uran übrigens eine anderthalbjährige Durststrecke und nach seiner beeindruckend konstanten Vorstellung in den vergangenen drei Wochen, wird man auch künftig mit Südamerikaner rehnen müssen.
Auf der ganz großen Bühne des Radsports hatte der Mann aus Urrao im Südwesten Kolumbiens erstmals 2013 auf sich aufmerksam gemacht. Damals gewann er in den Farben der Sky-Mannschaft eine Etappe des Giro d’Italia und wurde im Gesamtklassement Zweiter hinter Vincenzo Nibali. Dieses Kunststück wiederholte er im folgenden Jahr für die belgische Quick-Step-Mannschaft, dieses Mal mit einem Zeitfahr-Sieg garniert und am Ende nur von seinem Landsmann Nairo Quintana (Movistar) geschlagen. Nach einem verkorksten Jahr 2015, in dem außer dem Sieg beim Grand Prix de Québec nicht viel für ihn heraussprang, wechselte Uran zur Cannondale-Mannschaft von Jonathan Vaughters – und fand ein Umfeld, dass ihm offensichtlich gut tut.
Obwohl er durch eine hartnäckige Bronchitis geschwächt wurde, fuhr Uran 2016 bei einem stark besetzten Giro auf Rang sieben und bestätigte dieses Ergebnis mit drei dritten Plätzen bei den italienischen Herbstklassikern Giro dell‘ Emilia, Mailand-Turin und Il Lombardia.
Mit seinem überragenden Tour-Auftritt bestätigte Uran nuns eine Aufwärtstendez aus dem vergangenen Jahr. "Ich bin sehr glücklich, weil ich in den letzten Jahren keine guten Resultate hatte. Deshalb hat mich niemand auf der Rechnung gehabt. Wir werden nächstes Jahr versuchen, noch besser abzuschneiden“, kündigte der ambitionierte Uran sogar einen Angriff aufs Gelbe Trikot an.
Dass er das Zeug dazu hat, hat er in diesem Jahr deutlich gemacht – einzig seine Fahrweise muss uran wohl etwas ändern, wenn er Froome schlagen will. Die Kritik von Romain Bardet (Ag2r) mag übertrieben gewesen sein, doch trotzdem war es offensichtlich, dass "Rigo“ eine sehr defensive Fahrweise an den Tag gelegt hat. Für Uran ist das Podium aber ein riesieger Erfolg und somit war es keine Überraschung, dass es sein primäres Ziel war, diese Position zu verteidigen.
Zudem wird Uran künftig mehr Unterstützung seiner Mannschaft brauchen – vor allem in den Bergen. Cannondale-Drapac fuhr zwar eine solide Tour de France, im Hochgebirge war der Kapitän jedoch zu häufig isoliert. Teamchef Vaughters zog trotzdem eine positive Bilanz ob der vier Tour-Neulinge im Team: "Rigo hatte endlich eine GrandTour ohne größere Zwischenfälle auf einer Strecke, die sowohl ihm als auch unserem Fahrstil entgegenkam. Seine Teamkollegen zeigten sich der Situation gewachsen und haben ihre mangelnde Erfahrung wettgemacht – wir hatten vier 'Rookies' dabei! – mit Herz und harter Arbeit. Ich bin sehr stolz auf sie.“
Mit zusätzlichen Sponsoren-Geldern vom Medienkonzern Oath und talentierten Fahrern wie Davide Formolo, der in diesem Jahr nicht am Start stand, könnte die Mannschaft im nächsten Jahr deutlich verstärkt am Start der 105. Tour de France in der Bretagne stehen – dann jedoch wird jeder den Namen Rigoberto Uran auf seinem Zettel stehen haben. Für den Protagonisten selbst geht es direkt am Samstag weiter mit der Classica San Sébastian, und auch die Vuelta steht noch auf Urans Programm.
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