RSNplusWomen´s WorldTeams 2024: Canyon - SRAM

Mit vielen Shootingstars zurück in den Top 3 der Welt

Von Felix Mattis

Foto zu dem Text "Mit vielen Shootingstars zurück in den Top 3 der Welt"
Das neue Outfit von Canyon - SRAM für 2024 - hergestellt von Canyon selbst. | Foto: Canyon

15.01.2024  |  (rsn) – Der in Leipzig beheimatete Rennstall von Ronny Lauke war schon seit seiner Gründung zur Saison 2016 ein Vorreiter im Frauen-Radsport. Kein anderes Team verstand es so früh so gut, sich zu vermarkten und beliebt zu machen – durch ausgefallene Trikotdesigns oder Community-Nähe über die gemeinsam mit Zwift zum Talentscouting erstellte Zwift Academy sowie die Schaffung eines Feel-Good-Images. Lauke ging auch den Schritt, als erster Frauen-Rennstall ein Development-Team aufzustellen, das Canyon – SRAM Generation heißt und sich neben deutschen Nachwuchsfahrerinnen auch um Sportlerinnen aus für den Radsport eher untypischen Ländern kümmert. Und außerdem wurde der Blick über den Tellerrand des Radsports hinaus gerichtet.

Letzteres brachte Laukes Truppe zwar oft auch Kritik ein, weil die Ergebnisse über mehrere Jahre nicht so gut waren wie der Ruf des Teams. So stand man 2020 beispielsweise nur noch auf Rang neun der Weltrangliste. Doch inzwischen bleibt den Fans auch diesbezüglich wenig zu wünschen übrig: Die Saison 2023 beendete Canyon – SRAM auf Rang drei der Weltrangliste. ___STEADY_PAYWALL___

Dazu erheblich beigetragen haben einerseits die aus dem Generation-Team hochgezogenen Eigengewächse Ricarda Bauernfeind und Antonia Niedermaier, aber auch nach zwei verletzungsbedingt schweren Jahren endlich zurückgekehrte Chloe Dygert und natürlich die beiden Top-Leistungsträgerinnen Kasia Niewiadoma und Elise Chabbey. Vor allem aber fruchtete die Verpflichtung von Magnus Bäckstedt als neuem Sportdirektor. Schon seit Jahren versuchte Lauke, sich aus dem sportlichen Tagesgeschäft zurückzuziehen und sich aufs Management zu konzentrieren, 2023 nun konnte er das dank des Paris-Roubaix-Siegers von 2004 auch endgültig richtig durchziehen.

Kasia Niewiadoma wurde im Oktober Gravel-Weltmeisterin – mit diesem Sieg könnte bei der 'ewigen Zweiten' ein Knoten geplatzt sein, so dass man 2024 wohl noch mehr mit ihr rechnen muss, als ohnehin schon. | Foto: Cor Vos

Personell ändert sich 2024 bei Canyon – SRAM wenig. Mit Sarah Roy (zu Cofidis) und Pauliena Rooijakkers (Fenix – Deceuninck) haben nur zwei Fahrerinnen das Team verlassen, die die Erwartungen in den vergangenen Jahren nicht erfüllen konnten. Demgegenüber steht mit der aus dem Generation-Team hochgezogenen Justyna Czapla lediglich ein Neuzugang. Doch viel Grund zur Veränderung gab es ohnehin nicht.

Mit einem Schnitt von 24,5 Jahren verfügt Lauke über den zweitjüngsten Kader aller Women's WorldTeams. Die Erwartungslast in Sachen Ergebnisse schultern weiterhin Niewiadoma, Chabbey und Dygert, mit Tiffany Cromwell hat man die in Sachen Karriere-Renntagen zweiterfahrenste Fahrerin des gesamten Pelotons als Road Captain an Bord. Im Windschatten dieses Quartetts können sich die zahlreichen vielversprechenden Youngster sehr gut entwickeln.

Der Top-Transfer 2024: Zoe Bäckstedt

Die einzige Fahrerin, die 2024 neu im Kader ist, ist Justyna Czapla. Die 19-jährige Deutsche hat großes Talent und könnte sich gerade am Berg und in Zeitfahren in den kommenden Jahren zu einer Spitzenfahrerin entwickeln – als Juniorin gewann sie 2022 die Zeitfahr-EM in Portgal und holte WM-Silber im Kampf gegen die Uhr in Australien. Geschlagen wurde Czapla dort nur von einer Britin, die nun ihre Teamkollegin ist: Zoe Bäckstedt.

Die jüngere der beiden Töchter von Magnus Bäckstedt und der ehemaligen britischen Straßenmeisterin Megan Hughes wechselte bereits am 1. September vom sich auflösenden Team EF Education – Tibco – SVB zu Canyon – SRAM und ist daher nicht mehr wirklich ein Neuzugang, darf dennoch wohl noch als der Top-Transfer des Teams bezeichnet werden. Schließlich fuhr sie 2023 lediglich die Simac Ladies Tour für die Leipziger.

Zoe Bäckstedt ist eines der größten Talente im gesamten Frauen-Radsport – vor allem auf der Straße, aber auch im Cross ist sie stark unterwegs und fährt in diesem Winter Spitzenergebnisse ein. | Foto: Cor Vos

Bäckstedt war bei den Juniorinnen die absolute Überfliegerin, vor allem dann, wenn es nicht zu lange bergauf ging. Sowohl 2021 als auch 2022 wurde sie Weltmeisterin im Straßenrennen der Juniorinnen. Im Zeitfahren gehört sie schon jetzt zu den Allerbesten auch auf Elite-Level und bei den Klassikern sollte man sie in den kommenden Monaten im Blick behalten – 20 Jahre nach dem Roubaix-Sieg ihres Vaters.

Im Fokus: Antonia Niedermaier

Neben Bäckstedt sind vor allem zwei Deutsche bei Canyon – SRAM auf dem Sprung in die Weltspitze: Ricarda Bauernfeind gewann mit ihrem Solo nach Albi 2023 bereits eine Tour-de-France-Etappe, wurde Gesamtneunte der Frankreich-Rundfahrt und -fünfte der Vuelta. Sie ist also bereits ins große Rampenlicht gefahren. Aber auch Niedermaier hat beim Giro d'Italia mit ihrem Sieg auf der schweren Bergetappe nach Ceres bereits groß aufgezeigt, als sie Annemiek van Vleuten hinter sich ließ.

Doch die 20-Jährige, die vom Skibergsteigen kommt und diesen Sport parallel zum Radsport weiter ausübt, sollte man 2024 nochmal besonders im Blick behalten – schließlich wird es nach einer Knie-OP im vergangenen Winter ihre erste volle Saison auf dem Rad und der von Dan Lorang trainierten Bayerin sind große Schritte zuzutrauen. Bei Olympia könnte Niedermaier die deutschen Farben im Einzelzeitfahren vertreten.

Antonia Niedermaier wurde 2023 in Abwesenheit von Bäckstedt U23-Weltmeisterin im Einzelzeitfahren. | Foto: Cor Vos

Das Aufgebot:
Ricarda Bauernfeind (Deutschland / 23), Shari Bossuyt (Belgien / 23), Neve Bradbury (Australien / 21), Zoe Bäckstedt (Großbritannien / 19), Elise Chabbey (Schweiz / 30), Tiffany Cromwell (Australien / 35), Justyna Czapla (Deutschland / 19), Chloe Dygert (USA / 27), Alex Morrice (Großbritannien / 23), Antonia Niedermaier (Deutschland / 20), Katarzyna Niewiadoma (Polen / 29), Soraya Paladin (Italien / 30), Agnieszka Skalniak-Sojka (Polen / 26), Alice Towers (Großbritannien / 21), Maike van der Dhin (Niederlande / 22)

Davon Neuzugänge:
Justyna Czapla (Canyon – SRAM Generation)

Teamleitung:
Manager: Ronny Lauke
Sportdirektor: Magnus Bäckstedt
Sportliche Leiter: Beth Duryea, Dani Christmas, André Schulze, Adam Szabo

Material:
Rahmenhersteller: Canyon
Gruppe: SRAM
Laufräder: Zipp
Reifen: Schwalbe
Trikot: Canyon
Helm: Giro

Mehr Informationen zu diesem Thema

08.02.2024Mit italienischem Kern schnell zum Top-Team gewachsen

(rsn) – Erst zwei Jahre ist das UAE Team ADQ alt. Zur Saison 2022 übernahm man die Lizenz des italienischen Traditions-Rennstalls Alé Cipollini. Seither hat die Mannschaft ihren Sitz im schweizeri

07.02.2024Unter neuer Führung mit vielen Talenten zu mehr Erfolg?

(rsn) – Erst seit drei Jahren gibt es die Frauen-Formation des großen niederländischen Rennstalls, der inzwischen unter dem Namen Visma – Lease a Bike unterwegs ist. Von daher ist es kein Wunder

06.02.2024Norwegisches Förderprojekt mit Potenzial nun auch am Berg

(rsn) – 2022 erst gegründet, tritt das Frauenteam des norwegischen Uno-X-Rennstalls im Women´s WorldTour-Zirkus mit am professionellsten auf. Dabei versucht die seit Februar von Ex-Profi Thor Hush

05.02.2024Die Dominatorinnen des Pelotons - 2024 sogar noch stärker?

(rsn) – Die Dominatorinnen des Frauen-Pelotons: Seit 2016 führt der Rennstall aus Bunde bei Maastricht fast ununterbrochen die Weltrangliste an. Einzig in der verkürzten Corona-Saison 2020 holte T

02.02.2024Das kleinste Team muss auf Überraschungspotenzial hoffen

(rsn) – Das nicht nur in Sachen Kadergröße kleinste Team der Women´s WorldTour wurde 2018 gegründet und startete in seinen ersten vier Jahren unter russischer Flagge mit zunächst auch überwieg

01.02.2024Im Jahr 1 nach van Vleuten mehr Breite an der Spitze

(rsn) – Mit dem Karriereende von Annemiek van Vleuten ist im vergangenen Jahr eine Ära zu Ende gegangen - und ganz besonders betrifft das natürlich den Rennstall der Niederländerin: das spanische

31.01.2024Großer Umbruch und voller Fokus auf die Frauen

(rsn) – Seit 2013 verfügt der US-Rennstall aus Minneapolis, der bereits 2007 unter dem Namen Kelly Benefit Strategies gegründet wurde, über ein Frauenteam. 2016 wurde aus Kelly Benefit Strategies

30.01.2024Liv & AlUla versprechen rosige Zukunft - noch ist aber Gegenwart

(rsn) – Von seiner Gründung 2012 bis zum Ende der Saison 2020 gehörte das australische GreenEdge-Team stets zu den Top 6 der Welt. Als sich dann aber Annemiek van Vleuten in Richtung Movistar vera

29.01.2024Mit einer ganzen Armada an Teenies geht es auf SD-Worx-Jagd

(rsn) – Die Gründung der Frauen-Abteilung von Trek – Segafredo zur Saison 2019 war der größte Neueinstieg eines Rennstalls ins Peloton der letzten Jahre. Von Beginn an gehörte die Mannschaft z

25.01.2024Längst weit mehr als eine Fördermaßnahme für Cross-Asse

(rsn) – Zur Saison 2020 stellten Philip und Christof Roodhooft ihrem Männerteam um Mathieu van der Poel ein Frauen-Straßenteam an die Seite. Damals unter dem Namen Ciclismo Mundial gegründet, wol

24.01.2024Um Ludwig herum wächst ein Top-Team heran

(rsn) – Der französische Rennstall FDJ – Suez ist eines der traditionsreichsten Teams im Frauen-Peloton. Seit 2006 besteht die Equipe aus der Nähe von Poitiers im Nouvelle-Aquitaine und ab 2012

19.01.2024Extrem junge Truppe mit Leaderinnen für jedes Terrain

(rsn) – Kein noch bestehender Rennstall hat die Verzahnung von Männer- und Frauenradsport so früh so schön zur Schau gestellt wie das niederländische Team von Team-Manager Iwan Spekenbrink. Als

Weitere Radsportnachrichten

21.11.2024Trotz Vertrag: Amador beendet Karriere

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Radsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder Rücktr

20.11.2024Pieterse gibt ihr Cross-Programm bekannt

(rsn) – Mountainbikeweltmeisterin Puck Pieterse (Fenix – Deceuninck) hat auf ihren Social-Media-Kanälen ihr Programm für den Winter bekannt gegeben. Die 22-Jährige steigt erst Mitte Dezember be

20.11.2024Das Pech zog sich wie ein roter Faden durchs Jahr

(rsn) – Nach einer starken Saison 2023, als er Deutscher U23-Meister auf der Straße und im Zeitfahren wurde sowie einen sechsten Platz im WM-Straßenrennen der Espoirs einfuhr, ging Moritz Kretschy

20.11.2024Die negativen Erlebnisse übermalten die positiven

(rsn) - Eigentlich hatte sich Marco Schrettl (Tirol - KTM) 2024 vorgenommen mit tollen Leistungen eine starke Empfehlung an die besten Teams des Straßenradsports abzugeben, doch ganz klappte der ambi

20.11.2024Im Überblick: Die Transfers der Männer-Profiteams für 2025

(rsn) – Nachdem zahlreiche Transfergerüchte seit Monaten in der Radsportwelt zirkulieren, dürfen die Profimannschaften seit dem 1. August ihre Zu- und Abgänge offiziell bekanntgeben. Radsport

20.11.2024Drei Mal Gold zu holen bleibt ein Traum

(rsn) – Madison-Gold bei EM und WM, dazu zwei Podien in UCI-Rennen auf der Straße. Für Roger Kluge (rad-net – Oßwald) lief die Saison 2024 eigentlich perfekt, wäre da nicht die Enttäuschung b

20.11.2024Rundfahrtchefs Pupp, Senn und Wegmann heute im “Windschatten“

(rsn) – Zum fünfjährigen Bestehen der österreichischen Radsport-Initiative "Österreich dreht am Rad" finden in dieser Woche in der Medienhalle Hall in Tirol täglich Podiumsdiskussionen und Live

20.11.2024Im Überblick: Die Transfers der Frauen-Profiteams für 2025

(rsn) – Nachdem zahlreiche Transfergerüchte seit Monaten in der Radsportwelt zirkulieren, dürfen die Profiteam seit dem 1. August ihre Transfers offiziell bekanntgeben. Radsport-news.com samme

20.11.2024Van Gils und Lotto - Dstny sprechen über Vertragsauflösung

(rsn) – Letzten Winter forcierte der Belgier Cian Uijtdebroeks seinen vorzeitigen Wechsel vom deutschen Bora - hansgrohe zu Visma - Lease a Bike. Eine ähnliche Geschichte könnte sich auch jetzt an

20.11.2024Die Radsport-News-Jahresrangliste 2024

(rsn) - Auch diesmal starten wir am 1. November mit unserer Jahresrangliste. Wir haben alle UCI-Rennen der vergangenen zwölf Monate (1. November 2023 bis 31. Oktober 2024) ausgewertet - nach unserem

19.11.2024Ein Jahr unter der Überschrift “Primoz Roglic“

(rsn) – Nach dem erfolgreichsten Jahr seiner Karriere, in dem ihm gleich zwei Etappensiege beim Giro d’Italia gelangen, stellte sich Nico Denz (Red Bull - Bora - hansgrohe) 2024 speziell in den gr

19.11.2024Gesperrter Sportdirektor Ribeiro sieht sich nur in Nebenrolle

(rsn) – Wegen systematischen Dopings im portugiesischen Kontinental-Team W52 - FC Porto wurde Nuno Ribeiro im November 2023 von der portugiesischen Anti-Doping-Behörde (ADOP) für 25 Jahre gesperrt

RADRENNEN HEUTE
  • Keine Termine