RSNplusWorldTeams 2023: AG2R Citroën

Nicht nur bei den Klassikern darf es ein bisschen mehr sein

Foto zu dem Text "Nicht nur bei den Klassikern darf es ein bisschen mehr sein "
AG2R Citroën | Foto: Cor Vos

11.01.2023  |  (rsn) – Mit dem Automobilhersteller Citroën sicherte sich die französische Mannschaft zur Saison 2021 die Dienste eines potenten Co-Sponsor, was sogleich die finanziellen Möglichkeiten deutlich anhob. Im Vorjahr allerdings waren Höhepunkte rar: Der wiedererstarke Bob Jungels gewann unter anderem eine Etappe der Tour de France, Benoît Cosnefroy siegte beim Grand Prix de Quebec und musste sich im Fotofinish des Amstel Gold Race hauchdünn Michal Kwiatkowski (Ineos Grenadiers) geschlagen geben.

In Summe gab es lediglich elf Saisonsiege, im UCI-Teamranking landete AG2R Citroën nur auf Platz 15 und damit noch hinter der nationalen Konkurrenz von Groupama - FDJ und Cofidis. Das hat auch Teammanager Vincent Lavenu nicht gefallen. “2022 haben wir unsere Erwartungen nicht erfüllt. Wir wollen zurück zu unserem Niveau von 2021, als wir zu den besten zehn Teams der WorldTour gezählt haben“, sagt der Franzose gegenüber radsport-news.com.

___STEADY_PAYWALL___ Erstaunlich ist allerdings, dass die Teamleitung auf dem Transfermarkt ausgesprochen zurückhaltend agierte: Es kamen lediglich drei Neo-Profis und Franck Bonnamour (B&B Hotels). Mit Jungels (Bora – hansgrohe) und Clément Champoussin (Arkea – Samsic) verlor das Team dagegen zwei Leistungsträger.

Bob Jungels sorgte mit seinem Etappensieg bei der Tour de France 2022 für den größten AG2R-Erfolg 2022. Der Luxemburger hat die Equipe allerdings am Saisonende verlassen. | Foto: Cor Vos

Dennoch sagt Lavenu: “Das Team hat das Niveau, um auf allen Feldern präsent zu sein, sowohl bei WorldTour-Rennen als auch bei denen des Coupe de France.“ Die nationale Serie aus 17 Eintagesrennen genießt bei französischen Teams hohes Prestige. Im Vorjahr belegte AG2R Citroën nach drei Gesamtsiegen in Serie in der Teamwertung nur Platz zwei hinter TotalEnergies. In erster Linie zählt für Lavenu aber die WorldTour. Sein Auftrag an seine Fahrer für 2023: “Die Mannschaft muss mehr Siege einfahren und über die gesamte Saison hinweg konstanter sein.“

Lavenu träumt vom Sieg bei einem Monument

Auf dem Papier bleibt AG2R Citroën ein Team für die Klassiker. Insbesondere Cosnefroy hat im Vorjahr bewiesen, dass er auf hügeligem Terrain mit zu den Besten zählt. Seine ersten Saisonziele 2023 dürften die Ardennenklassiker sein. Hinzu kommen die beiden Belgier Greg Van Avermaet und Oliver Naesen als routinierte Spezialisten für die Pavé-Rennen. “Wir träumen davon, ein Monument zu gewinnen. In den letzten Jahren waren wir nicht weit davon entfernt, aber letztendlich ohne Erfolg“, sagt Lavenu und bezog sich auf Platz drei bei der Flandern-Rundfahrt 2021 durch Van Avermaet und Platz zwei von Naesen 2019 bei Mailand-Sanremo.

In Topform gehören die beiden weiterhin zu den Kandidaten für Podiumsplätze bei den großen Klassikern – allerdings wird Van Avermaet im Mai bereits 38 Jahre alt und dem 32-jährigen Naesen fehlte es zuletzt etwas an Klasse. Ein Klassikertalent, das noch auf seinen Durchbruch wartet, ist der 25-jährige Belgier Stan Dewulf.

Im Gegensatz zu Jungels wird mit Benoit Cosnefroy ein weiterer Leistungsträger der Equipe von Vincent Lavenu erhalten bleiben | Foto: Cor Vos

Lavenu setzt aber weiterhin auch auf die Rundfahrten, bei denen sein Team über viele Jahre mit Romain Bardet (seit 2021 bei DSM) vorne mitmischte. Zweimal erreichte der Franzose für AG2R das Podium der Tour de France. “Die DNA des Teams ist es, in den Gesamtwertungen bei ein- bis dreiwöchigen Etappenrennen zu glänzen“, sagte Lavenu. Seine Hoffnungen liegen dabei auf Ben O’Connor, der 2021 die Tour de France sensationell auf Platz vier beendete und im Vorjahr Rang acht bei der Vuelta a Espana einfuhr.

Ob der 27-jährige Australier das Team ähnlich prägen kann wie zuvor Bardet, bleibt jedoch abzuwarten. Ein Kandidat für die Top Ten kleinerer und größerer Rundfahrten ist O’Connor allemal - 2022 etwa belegte er Rang drei beim Critérium du Dauphiné. Sein Start bei der Tour de France gilt als wahrscheinlich. Viel Potenzial als Rundfahrer bringt auch Aurelien Paret-Peintre mit, 2021 bereits 15. der Tour de France. Der Franzose wartet allerdings ebenso wie Dewulf noch auf seinen Durchbruch.

Auch 2023 fehlt dem Team ein Sprinter von hohem Niveau

Was dem Team allerdings seit Jahren fehl, ist ein starker Sprinter. Marc Sarreau holte seine Siege bislang ausschließlich bei kleineren französischen Rennen. Mit diesem Handicap geht AG2R Citroën auch in die kommende Saison.

Der Österreicher Felix Gall gehört zu denjenigen Fahrern, von denen sich Team-Manager Lavenu 2023 weitere Fortschritte erhofft. | Foto: Cor Vos

Der Top-Transfer 2023:
Die Teamleitung blieb ihrer Linie treu und schaute vor allem im U23-Bereich anstatt in den Kadern anderer Profiteams nach Verstärkungen. Der Franzose Bastien Tronchon etwa kommt aus dem eigenen Nachwuchsteam und gewann als Stagiaire im Vorjahr gegen Profikonkurrenz als Solist eine Etappe der Burgos-Rundfahrt. Seine Landsleute Franzosen Pierre Gautherat und Alex Baudin stehen ebenfalls vor ihrer ersten Profisaison.

Als Direkthilfe für die Erfolgsbilanz kann hingegen Franck Bonnamour gesehen werden. Der 27-Jährige erhielt nach dem Aus des Zweitdivisionärs B&B Hotels – KTM kurzfristig ein Vertragsangebot von AG2R – eine späte Verpflichtung, die sich für das Team auszahlen kann. 2021 kürten die Tour-Organisatoren den Franzosen zum kämpferischsten Fahrer der Tour de France. Im selben Jahr landete er zudem auf Platz zwei von Paris-Tours. “Er hat sehr gute körperliche Voraussetzungen, um gute Ergebnisse zu holen“, sagt Lavenu über den bergfesten Allrounder. Allerdings ist Bonnamours Siegbilanz noch ausbaufähig: Bislang holte er nur einen Profisieg, als er im Vorjahr das Eintagesrennen La Polynormande für sich entschied. 

Im Fokus:
Im Team befinden sich mehrere Fahrer mit großem Entwicklungspotenzial. Lavenu hob jedoch zwei heraus: den Franzosen Clément Berthet und den Österreicher Felix Gall. “Das sind zwei Fahrer, die man im Jahr 2023 im Auge behalten sollte. Sie haben beide durch ihre Einstellung und einige ihrer Ergebnisse bewiesen, dass sie bei großen Rennen glänzen können“, sagt Lavenu über das Duo. Der 24-jährige Gall sammelte bei Rundfahrten einige vielversprechende Resultate, unter anderem Rang zwölf bei der Baskenland-Rundfahrt oder Gesamtrang sechs bei der Tour of the Alps. Seinem Grand-Tour-Debüt beim Giro d’Italia dürfte in diesem Jahr eine weitere dreiwöchige Rundfahrt folgen.

In der Saison 2023 soll die AG2R-Siegbilanz im Vergleich zum Vorjahr deutlich besser ausfallen. | Foto: twitter.com/AG2RCITROENTEAM

Der ein Jahr ältere Berthet verfügt über ähnliche Stärken wie Gall, überzeugte bislang aber vor allem bei schweren Eintagesrennen wie Platz 14 bei der Clasica San Sebastian und Il Lombardia belegen. Beiden traut Lavenu 2023 weitere Karriereschritte zu.

Das Aufgebot: Alex Baudin (Frankreich / 21 Jahre), Clément Berthet (Frankreich / 25), Franck Bonnamour (Frankreich / 27), Geoffroy Bouchard (Frankreich / 30), Mikael Cherel (Frankreich / 36), Benoit Cosnefroy (Frankreich / 27), Pierre Gautherat (Frankreich / 19), Dorian Godon (Frankreich / 26), Paul Lapeira (Frankreich / 22), AurelienParet-Peintre (Frankreich / 26), Valentin Paret-Peintre (Frankreich / 21), Nans Peters (Frankreich / 28), Nicolas Prodhomme (Frankreich / 25), Antoine Raugel (Frankreich / 23), Valentin Retailleau (Frankreich / 22), Marc Sarreau (Frankreich / 29), Damien Touzé (Frankreich / 26), Bastien Tronchon (Frankreich / 20), Clément Venturini (Frankreich / 29), Stan Dewulf (Belgien / 25), Lawrence Naesen (Belgien / 30), Oliver Naesen (Belgien / 32), Greg Van Avermaet (Belgien / 37), Felix Gall (Österreich / 24), Jaakko Hänninen (Finnland / 25), Ben O`Connor (Australien / 27), Michael Schär (Schweiz / 36), Andrea Vendrame (Italien / 28), Larry Warbasse (USA / 32)

Davon Neuzugänge: :Alex Baudin (Tudor Pro Cycling), Franck Bonnamour (B&B Hotels), Pierre Gautherat (SCO Dijon), Bastien Tronchon (AG2R Citroen U23)

Teamleitung:
Manager: Vincent Lavenu
Sportdirektor :Laurent Biondi
Sportliche Leiter: Alexandre Abel, Stephen Barrett, Cyril Dessel, David Giraud, Stéphane Goubert, Nicolas Guillé, Art?rasKasputis, Didier Jannel, Julien Jurdie,, Jean-Baptiste Quiclet

Material:
Rahmenhersteller: BMC
Gruppe: Campagnolo
Laufräder: Campagnolo
Reifen: Pirelli
Trikot: Rosti
Helm: HJC

Mehr Informationen zu diesem Thema

16.03.2023Befreit von Abstiegsangst, beflügelt durch Carapaz

(rsn) – Bis kurz vor dem Ende der Saison 2022 konnte man sich bei EF Education – EasyPost nicht sicher sein, in welcher Kategorie das Team 2023 unterwegs sein würde: WorldTeam oder ProTeam? Der U

04.03.2023Hinter van der Poel erneut viel Qualität

(rsn) – Wer Alpecin – Deceuninck sagt, meint dabei auch immer Mathieu van der Poel. Das einstige Cross-Team wurde schließlich um den Niederländer herum zur Straßenmannschaft aufgebaut. Und zwar

28.02.2023Fokus von den Klassikern auf die großen Rundfahrten?

(rsn) – Kein anderes Team hat sich in den vergangenen Jahrzehnten den Ruf einer Klassikermannschaft erworben wie Soudal Quick-Step. Doch seit dem letztjährigen Gesamtsieg bei der Vuelta a Espana du

07.02.2023Freie Bahn für die junge Garde

(rsn) – Mit 39 Siegen, darunter 15 auf WorldTour-Niveau, kann Ineos Grenadiers eine mehr als nur ansprechende Saison 2022 vorweisen. Dennoch beschloss das Management um Dave Brailsford, das Team deu

31.01.2023Trotz hoher Talentdichte bleibt Pedersen die Schlüsselfigur

(rsn) – Mads Pedersen rettete die Teambilanz 2022: Der Weltmeister von 2018 holte zehn der 19 Saisonsiege, gewann eine Etappe der Tour de France sowie drei Teilstücke und die Punktewertung der Vuel

19.01.2023Im Jahr 1 nach Valverde muss auch die zweite Reihe liefern

(rsn) – Kein Zweifel: Das Movistar-Team steht vor einer Zeitenwende. 18 Jahre war lang Alejandro Valverde das Gesicht des spanischen Rennstalls und gewann in dieser Zeit eine Vielzahl an Klassikern,

15.01.2023Der guten Saison 2022 soll eine bessere folgen

(rsn) – Nach einer erfolgreichen Saison 2022 mit 19 Siegen und insgesamt 64 Podiumsplatzierungen sah Teamchef Cedric Vasseur keine Veranlassung, seine Cofidis-Equipe umzukrempeln. Fünf Fahrer, daru

14.01.2023Nicht nur wegen Pogacar die Nummer 1 für Rundfahrten

(rsn) – Auch wenn Tadej Pogacar die Tour de France im vergangenen Sommer nicht gewonnen hat, so ist sein Rennstall in der Saison 2022 in der Weltrangliste weiter nach oben geklettert: Auf Position z

13.01.2023Mehr Siege auch mit jungen Kräften

(rsn) - Die neue Saison steht beim französischen Traditionsrennstall Groupama - FDJ ganz im Zeichen der Verjüngung. Gleich sieben Fahrer im Alter von 19 bis 21 Jahren holte Manager Marc Madiot vom e

12.01.2023Der Aufwärtstrend soll sich auch in Ergebnissen zeigen

(rsn) – Nach zwei schwierigeren Jahren will Team DSM mit seinem Kapitän Romain Bardet, vielen Talenten und sechs Deutschen wieder zurück in die Erfolgsspur. Zuversichtlich stimmt die Leitung des n

10.01.2023WorldTour-Debüt mit Verjüngungskur statt Stareinkäufen

(rsn) – Die französische Equipe Arkéa Samsic nimmt 2023 ihre erste WorldTour-Saison in Angriff. Den Aufstieg verdiente sich das Team von Manager Emmanuel Hubert durch 60 Podiumsplatzierungen allei

06.01.2023Als Nummer 1 der Weltrangliste nun die Gejagten

(rsn) – Der Tour-de-France-Coup von Jonas Vingegaard, drei Siege bei WorldTour-Eintagesrennen und das Grüne Trikot der Frankreich-Rundfahrt durch Wout van Aert, zwei gewonnene WorldTour-Rundfahrten

Weitere Radsportnachrichten

06.05.2024Highlight-Video der 3. Etappe des Giro d´Italia

(rsn) - Die 3. Etappe des Giro d´Italia 2024 galt es erster Tag für die Sprinter der diesjährigen Rundfahrt. Doch bevor die schnellen Männer auf der Zielgeradem zum Sprint ansetzen konnten, musste

06.05.2024Pogacar: “Ich habe nicht attackiert“

(rsn) - Letztlich gab es auf der 3. Etappe des Giro d´Italia (2.UWT) zwar den erwarteten Massensprint, doch bis es dazu kam, mussten erst noch Tadej Pogacar und Geraint Thomas nach einem späten Angr

06.05.2024Merlier gewinnt nach später Attacke von Pogacar und Thomas

(rsn) – Am Ende einer komplett verrückten Etappe gewann Tim Merlier (Soudal – Quick-Step) auf dem dritten Teilstück des 107. Giro d’Italia (2.UWT) den erwarteten Massensprint. Der Belgier war

06.05.2024Bauernfeind beendet Vuelta besser als erwartet

(rsn) – Wer weiß, was alles möglich gewesen wäre. Wenn Ricarda Bauernfeind nicht zu Beginn der Vuelta Feminina (2.WWT) etwas gekränkelt hätte. Und wenn sie von Beginn an als Kapitänin von Cany

06.05.2024Milan: “Wenn man das Trikot einmal hatte, will man es wieder“

(rsn) – So spät kommen die Sprinter selten bei einer Grand Tour zum Zug. Die heutige 3. Etappe bietet die erste Chance für die schnellen Männer, um einen Etappensieg zu kämpfen. Einfach wird es

06.05.2024Liste der ausgeschiedenen Fahrer / 3. Etappe

(rsn) - 176 Profis aus 22 Teams sind am 4. Mai zum 107. Giro d’Italia (2.UWT) angetreten, darunter auch zwölf Deutsche, vier Österreicher, zwei Schweizer und ein Luxemburger. Hier listen wir a

06.05.2024O’Connor “muss jetzt die Konsequenzen tragen“

(rsn) – Wenn Ben O’Connor (Decathlon – AG2R La Mondiale) in diesem Jahr irgendwo an den Start ging, war es meistens von Erfolg gekrönt. Auf seinen Sieg bei seinem Saisonauftakt bei der Murcia-R

06.05.2024In Frankfurt und in Vorarlberg gab es wenig zu holen

(rsn) - Die deutschen KT-Teams hatten in dieser Woche ein volles Rennprogramm. Doch die erhofften Erfolge sprangen dabei gegen die internationale Konkurrenz nicht heraus.Die ereignisreichste Woche ha

05.05.2024Eine erste Chance für die Sprinter

(rsn / ProCycling) – Nachdem sie sich zwei Tage lang "aufwärmen" konnten, ist es nun für die schnellen Männer des Pelotons Zeit, ihren Job zu verrichten. Bevor sie jedoch ihren ultimativen Zielsp

05.05.2024Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir jeden Morgen

05.05.2024Pogacar auf den Spuren Pantanis

(rsn) - 1999 hatte Marco Pantani am Fuße des Anstiegs zur Kapelle nach Oropa einen Defekt. Die Kette fiel ihm herunter. Es dauerte, bis ein Materialwagen bei ihm war. Fahrer um Fahrer zog derweil an

05.05.2024Nur ein Defekt bremste Martinez hinauf nach Oropa

(rsn) – Gut fünf Kilometer vor dem Ziel der 2. Etappe am Santuario di Oropa gab es Grund zur Beunruhigung beim Team Bora – hansgrohe. Am Ende des Tages aber sah man nichts als strahlende Gesichte

RADRENNEN HEUTE

    WorldTour

  • Giro d´Italia (2.UWT, ITA)