RSNplusWorldTeams 2023: Groupama - FDJ

Mehr Siege auch mit jungen Kräften

Von Tom Mustroph

Foto zu dem Text "Mehr Siege auch mit jungen Kräften"
Groupama - FDJ bei der Tour de France | Foto: Cor Vos

13.01.2023  |  (rsn) - Die neue Saison steht beim französischen Traditionsrennstall Groupama - FDJ ganz im Zeichen der Verjüngung. Gleich sieben Fahrer im Alter von 19 bis 21 Jahren holte Manager Marc Madiot vom eigenen Development Team hoch zu den Profis. Hinzu kommt noch der 21jährige Paul Penhoët, der seit August als Profi schon WorldTour-Luft schnuppern durfte und zuvor bei den Mittelmeerspielen das Straßenrennen gewann.

Acht ältere Profis, darunter die Leistungsträger Sebastien Reichenbach (Tudor) und Attila Valter (Jumbo - Visma) verließen die Equipe. Der 35-jährige Anthony Roux, französischer Straßenmeister 2018, beendete die Karriere wie auch der frühere Kanadische Meister Antoine Duchesne (31). “Wir vertrauen den jungen Fahrern. Wir wollen ihnen eine Chance geben, in der World Tour auf sich aufmerksam zu machen. Sie haben allesamt gute Resultate in der Saison 2022 erzielt. Und deshalb wollen wir sie auch in der obersten Etage des Radsports dabei haben“, erklärt Madiot radsport-news.com gegenüber die durchaus ungewöhnlichen Transfermarktaktivitäten im eigenen Hause.

___STEADY_PAYWALL___

“Sie haben gute Grundlagen“, schwärmt er von den Neuen. “Und es ist einfach unsere Philosophie, die eigenen Fahrer weiterzuentwickeln. Weil sie wirklich allesamt ein prächtiges Jahr 2022 gehabt haben, ist es völlig logisch, dass wir sie jetzt in der World Tour dabei haben wollen“, fügte er an.

Der Schweizer Stefan Küng gehört bei Groupama - FDJ zu den Stars. | Foto: Cor Vos

Das Minimalziel lautet 20 Siege

Die Messlatte liegt durchaus hoch. 20 Siege holte Groupama – FDJ im vergangenen Jahr. Erfolgreichster Mann war Top-Sprinter Arnaud Démare mit sieben Siegen, darunter drei Etappenerfolge beim Giro d’Italia. Der Schweizer Stefan Küng und Überraschungsmann Valentin Madouas trugen mit jeweils drei ersten Plätzen zur guten Gesamtbilanz bei.

Gewichtiger als die drei Siege war bei Madouas aber der dritte Rang bei der Flandern-Rundfahrt (1.UWT) nach einer bravourösen Vorstellung. Die beiden Kapitäne David Gaudu ("Abstauber"-Etappensiege beim Critérium du Dauphiné und der Algarve-Rundfahrt) und Thibaut Pinot (sowhl ein Etappensieg bei der Tour de Suisse als auch der Tour of the Alps) blieben mit jeweils zwei Erfolgen allerdings etwas unter den Erwartungen. Aber insgesamt präsentierte sich das Team in starker Verfassung. Deshalb geriet es niemals in Abstiegsgefahr, im Gegensatz zu manch anderem nominell besser besetzten Konkurrenten.

An diese Ergebnisse will Madiot auch in der kommenden Saison anknüpfen. “Wir wollen so viele Siege wie möglich holen. Das Minimum liegt bei 20“, sagte er selbstbewusst. Erklärte Ziele sind zudem ein Podiumsplatz bei der Tour und mindestens ein Podium bei den Klassikern.

Auf der 3. Etappe des Critérium du Dauphiné sprintete David Gaudu noch an Wout van Aert (Jumbo - Visma), der schon gejubelt hatte, vorbei. | Foto: Cor Vos

Wie genau er das erreichen will, behielt der Franzose freilich für sich. Nur ganz allgemein lobte er die gute Trainingsarbeit und den Zusammenhalt im Team als Grundlagen für die erhoffte Performance-Steigerung. “2022 waren die Fahrer schon sehr gut. Für 2023 hoffe ich, dass sie sehr, sehr, sehr gut sind“, sagte er lapidar. Als weitere Gründe für eine Verbesserung nennt er die Gelassenheit und Ruhe, durch die sich das Team seiner Ansicht nach auszeichne.

Der Top-Transfer: Aus dem Septett der aufgestiegenen Nachwuchsfahrer wollte Madiot niemanden besonders hervorheben. Er betonte aber: “Alle sind sie gut! Und ich erwarte von allen tolle Leistungen.“ Deshalb sollte man sich die Namen vielleicht schon jetzt einmal ins Bewusstsein rufen: Lorenzo Germani ist Italienischer U23-Meister, Landsmann Enzo Paleni wurde Bergkönig der Tour de la Mirabelle (2.2). Der erst 19-jährige Romain Grégoire holte beim Nachwuchs-Giro einen Etappensieg und das Punktetrikot. Er wurde zudem Sieger von gleich vier Eintagesrennen, darunter der U23-Ausgabe von Lüttich – Bastogne – Lüttich.

Romain Grégoire (links) und Lenny Martinez (Mitte) bewiesen nicht nur mit Gold und Bronze bei der Junioren-Europameisterschaft 2021 in Trento, dass sie zurecht als große Nachwuchshoffnungen betrachtet werden. | Foto: Cor Vos

Lenny Martinez, wie Gregoire Franzose und ebenfalls erst 19 Jahre jung, gewann die Mont-Blanc-Rundfahrt Giro Ciclistico della Valle d’Aosta (2.2U), vor seinem Teamkollegen Reuben Thompson übrigens. Er wurde außerdem Gesamtdritter beim Nachwuchs-Giro (2.2) und war als starker Gesamt-14. bei der Tour of the Alps (2.Pro) ein wichtiger Helfer für seinen Teamkollegen Michael Storer, der sich in der Gesamtwertung nur Romain Bardet (DSM) geschlagen geben musste.

Der Neuseeländer Thompson wurde Gesamtzweiter bei gleich drei Rundfahrten, neben dem Giro della Valle d’Aosta auch bei der Ronde de l’Isard (2.2U) und dem Circuit des Ardennes (2.2). Sein Landsmann Laurence Pithie holte einen Etappensieg bei der Tour de Normandie (2.2). Der Brite Samuel Watson hielt bei der Tour of Britain (2.Pro) tapfer in die Sprintfinals der Großen mit rein und landete drei Mal in den Top 10. Er fuhr dort allerdings in einer britischen Nationalmannschaft.

Die Resultate zeigen, dass die junge Garde breit aufgestellt ist und teilweise schon jetzt in der WorldTour konkurrenzfähig. Endschnelle Talente sind dabei, viel versprechende Kletterer sowie Klassikerhoffnungen. Vielleicht wird man bald von einem goldenen Neo-Pro-Jahrgang bei Groupama - FDJ sprechen müssen.

Im Fokus: Die größten Leistungssprünge traut Madiot überraschenderweise aber nicht den jungen, sondern den erfahreneren Kräften zu. “Ich erwarte ganz viel von Gaudu, Démare, Küng und Madouas. Sie sind schon auf einem sehr guten Niveau, aber ich habe das Vertrauen, dass sie sich auch noch beträchtlich weiterentwickeln können“, sagte er radsport-news.com.

Den Tour-Vierten Gaudu sieht er reif für den Sprung auf das Podest bei der Großen Schleife. “Er hat das Zeug dazu, und warum nicht auch schon in diesem Jahr“, sagte er optimistisch. Bei Küng hofft er, dass der WM-Knoten endlich platzt. “Ich wünsche ihm den WM-Titel im Zeitfahren. Und auch ein Klassikersieg ist bei seinem Potenzial drin“, blickte Madiot optimistisch voraus. In Bezug auf den Schweizer korrigiert Madiot, einst selbst Sieger der Nachwuchs-Version von Paris – Roubaix, also den generellen Erwartungshorizont noch einmal etwas nach oben.

Das Aufgebot:
Bruno Armirail (Frankreich / 28 Jahre), Clément Davy (Frankreich / 24), Arnaud Démare (Frankreich / 31), David Gaudu (Frankreich / 26), Romain Grégoire (Frankreich / 19), Matthieu Ladagnous (Frankreich / 38), Olivier Le Gac (Frankreich / 29), Valentin Madouas (Frankreich / 26), Lenny Martinez (Frankreich / 19), Rudy Molard (Frankreich / 33), Quentin Pacher(Frankreich / 31), Enzo Paleni (Frankreich / 20), Paul Penhoët (Frankreich / 21), Thibaut Pinot (Frankreich / 32), Lewis Askey (Großbritannien / 21), Jake Stewart (Großbritannien / 23), Samuel Watson (Großbritannien / 21), Stefan Küng (Schweiz / 29), Fabian Lienhard (Schweiz / 29), Laurence Pithie (Neuseeland / 20), Reuben Thompson (Neuseeland / 21), Miles Scotson (Australien / 28), Michael Storer (Australien / 25), Lars van den Berg (Niederlande / 24), Bram Welten (Niederlande / 25), Kevin Geniets (Luxemburg / 26), Lorenzo Germani (Italien / 20), Ignatas Konovalovas (Litauen / 37)

Davon Neuzugänge:
Lorenzo Germani, Romain Grégoire, Lenny Martinez, Enzo Paleni, Laurence Pithie, Reuben Thompson, Samuel Watson (alle Groupama - FDJ Continental)

Teamleitung:
Manager: Marc Madiot
Sportdirektor: Yvon Madiot
Sportliche Leiter: Benoit Vaugrenard, David Han, Frank Pineau, Frederic Guesdon, Jussi Veikkanen, Nicolas Boisson, Philippe Mauduit, Sebastien Joly, Thierry Bricaud

Material:
Rahmenhersteller: Lapierre
Gruppe: Shimano
Laufräder: Shimano
Reifen: Continental
Trikot: Alé
Helm: Giro

Mehr Informationen zu diesem Thema

16.03.2023Befreit von Abstiegsangst, beflügelt durch Carapaz

(rsn) – Bis kurz vor dem Ende der Saison 2022 konnte man sich bei EF Education – EasyPost nicht sicher sein, in welcher Kategorie das Team 2023 unterwegs sein würde: WorldTeam oder ProTeam? Der U

04.03.2023Hinter van der Poel erneut viel Qualität

(rsn) – Wer Alpecin – Deceuninck sagt, meint dabei auch immer Mathieu van der Poel. Das einstige Cross-Team wurde schließlich um den Niederländer herum zur Straßenmannschaft aufgebaut. Und zwar

28.02.2023Fokus von den Klassikern auf die großen Rundfahrten?

(rsn) – Kein anderes Team hat sich in den vergangenen Jahrzehnten den Ruf einer Klassikermannschaft erworben wie Soudal Quick-Step. Doch seit dem letztjährigen Gesamtsieg bei der Vuelta a Espana du

07.02.2023Freie Bahn für die junge Garde

(rsn) – Mit 39 Siegen, darunter 15 auf WorldTour-Niveau, kann Ineos Grenadiers eine mehr als nur ansprechende Saison 2022 vorweisen. Dennoch beschloss das Management um Dave Brailsford, das Team deu

31.01.2023Trotz hoher Talentdichte bleibt Pedersen die Schlüsselfigur

(rsn) – Mads Pedersen rettete die Teambilanz 2022: Der Weltmeister von 2018 holte zehn der 19 Saisonsiege, gewann eine Etappe der Tour de France sowie drei Teilstücke und die Punktewertung der Vuel

19.01.2023Im Jahr 1 nach Valverde muss auch die zweite Reihe liefern

(rsn) – Kein Zweifel: Das Movistar-Team steht vor einer Zeitenwende. 18 Jahre war lang Alejandro Valverde das Gesicht des spanischen Rennstalls und gewann in dieser Zeit eine Vielzahl an Klassikern,

15.01.2023Der guten Saison 2022 soll eine bessere folgen

(rsn) – Nach einer erfolgreichen Saison 2022 mit 19 Siegen und insgesamt 64 Podiumsplatzierungen sah Teamchef Cedric Vasseur keine Veranlassung, seine Cofidis-Equipe umzukrempeln. Fünf Fahrer, daru

14.01.2023Nicht nur wegen Pogacar die Nummer 1 für Rundfahrten

(rsn) – Auch wenn Tadej Pogacar die Tour de France im vergangenen Sommer nicht gewonnen hat, so ist sein Rennstall in der Saison 2022 in der Weltrangliste weiter nach oben geklettert: Auf Position z

12.01.2023Der Aufwärtstrend soll sich auch in Ergebnissen zeigen

(rsn) – Nach zwei schwierigeren Jahren will Team DSM mit seinem Kapitän Romain Bardet, vielen Talenten und sechs Deutschen wieder zurück in die Erfolgsspur. Zuversichtlich stimmt die Leitung des n

11.01.2023Nicht nur bei den Klassikern darf es ein bisschen mehr sein

(rsn) – Mit dem Automobilhersteller Citroën sicherte sich die französische Mannschaft zur Saison 2021 die Dienste eines potenten Co-Sponsor, was sogleich die finanziellen Möglichkeiten deutlich a

10.01.2023WorldTour-Debüt mit Verjüngungskur statt Stareinkäufen

(rsn) – Die französische Equipe Arkéa Samsic nimmt 2023 ihre erste WorldTour-Saison in Angriff. Den Aufstieg verdiente sich das Team von Manager Emmanuel Hubert durch 60 Podiumsplatzierungen allei

06.01.2023Als Nummer 1 der Weltrangliste nun die Gejagten

(rsn) – Der Tour-de-France-Coup von Jonas Vingegaard, drei Siege bei WorldTour-Eintagesrennen und das Grüne Trikot der Frankreich-Rundfahrt durch Wout van Aert, zwei gewonnene WorldTour-Rundfahrten

Weitere Radsportnachrichten

27.01.2025Kopecky will ihrem Palmares 2025 neue Rennen hinzufügen

(rsn) - Die zweifache Straßen-Weltmeisterin Lotte Kopecky (SD Worx – Protime) hat einen umfangreichen Einblick in die Planung ihrer aktuellen Saison gegeben. Wie die Belgierin in einem Interview mi

27.01.2025Nach drei Siegen träumt Welsford von Gelb bei der Tour de France

(rsn) - Träume sind erlaubt! Auch der von Sam Welsford (Red Bull – Bora – hansgrohe) von der Tour de France. "Jedermann träumt davon, eine Etappe zu gewinnen. Für mich ist die Tour etwas, die i

27.01.2025Van der Poel freut sich über van Aerts WM-Teilnahme

(rsn) – In Liévin will Mathieu van der Poel am 2. Februar Radsportgeschichte schreiben und mit seinem siebten Regenbogentrikot mit dem derzeit alleinigen Rekordhalter Erik de Vlaeminck gleichziehen

27.01.2025Deutsches Bahn-Nationalteam auf Mallorca von Auto umgefahren

(rsn) – Das deutsche Ausdauer-Nationalteam der Bahnradsportler ist am Montagmorgen im Trainingslager auf Mallorca in einen schweren Verkehrsunfall verwickelt worden. Wie die Mallorca Zeitung unter B

27.01.2025De Jong fährt überlegen zum ersten Saisonsieg

(rsn) – Im letzten und auch schwierigsten Rennen der Mallorca Challenge, der Trofeo Binissalem-Port d´Andratx (1.1) hat sich Thalita de Jong (Human Powered Health) überlegen den Sieg gesichert. Di

27.01.2025Privater Investor vor Einstieg bei Polti – VisitMalta und Aurum?

(rsn) – Wie die Gazzetta dello Sport und der in Italien lebende, britische Radsport-Journalist Stephen Farrand für cyclingnews.com berichten, steht das von den Contador-Brüdern gemeinsam mit Ivan

27.01.2025Kampf um den Klassenerhalt mit punktuellen Verstärkungen

(rsn) - Die Frauen von Uno - X Mobility gehen in ihre vierte WorldTour-Saison. Dabei sind sie ihren männlichen Kollegen weiterhin einen Schritt voraus: Sie starten in der höchsten Liga des Radsport

27.01.2025ASO vergibt Wildcards für Paris-Roubaix der Frauen und Männer

(rsn) – Die Schweizer Teams Q36.5 und Tudor, der französische Rennstall TotalEnergies und erstmals auch die niederländische Mannschaft Unibet – Tietema Rockets dürfen sich über Wildcard-Einlad

27.01.2025Mit Longo Borghini soll es weiter Richtung Weltspitze gehen

(rsn) - Mit dem Transfer von Elisa Longo Borghini hat das UAE Team ADQ endgültig seine Ambitionen unterstrichen, künftig eine ähnliche Dominanz im Peloton einnehmen zu wollen, wie die Männermannsc

26.01.2025Van Aert hat plötzlich doch Lust auf die Weltmeisterschaft

(rsn) – Sechs Crossrennen hatte Wout van Aert (Visma – Lease a Bike) für diesen Winter auf seiner Agenda stehen, sechs werden es trotz seiner krankheitsbedingten Absage bei seinem Saisonauftakt i

26.01.2025Hirschi feiert Tudor-Debüt nach Maß

(rsn) – Marc Hirschi (Tudor) hat es seiner Landsfrau Marlen Reusser gleich getan und das erste Rennen für seinen neuen Arbeitgeber gewonnen. Der Eidgenosse war bei der Clàssica Comunitat Valencian

26.01.2025Mit punktgenauen Transfers zu noch mehr Erfolgen

(rsn) - Was macht man nach einem grandiosen Jahr? Man will ein noch grandioseres. “Ich bin noch jung, ich habe noch Raum für Verbesserung”, sagte ein selig lächelnder Tadej Pogacar im Trainingsl

RADRENNEN HEUTE

    Radrennen Männer

  • Tour of Sharjah (2.2, UAE)
  • AlUla Tour (2.1, 000)