Starke Abschiedsvorstellungen beim Münsterland-Giro

Walsleben und Schillinger gaben sich noch mal die Kante

Von Christoph Adamietz

Foto zu dem Text "Walsleben und Schillinger gaben sich noch mal die Kante"
Andreas Schillinger (Bora - hansgrohe) beim Münsterland Giro | Foto: Cor Vos

04.10.2021  |  (rsn) – Nicht nur André Greipel (Israel Start-Up Nation) beendete am Sonntag beim 15. Sparkassen Münsterland Giro (1.Pro) seine Karriere, auch für Andreas Schillinger (Bora – hansgrohe) und Philipp Walsleben (Alpecin – Fenix) waren es die letzten Rennen als Radprofis. Die beiden Routiniers überquerten den Zielstrich in Münster auf den Plätzen 18 und 21 – getrennt durch sieben Sekunden. Was beide verband, waren starke Leistungen im Abschiedsrennen.

Der 33-jährige Walsleben schaffte es bei Regen und starkem Wind in die sechsköpfige Ausreißergruppe des Tages und hielt sich bis weit ins Finale hinein an der Spitze des Rennens, nachdem gut 70 Kilometer vor dem Ziel die Favoritengruppe um den späteren Sieger Mark Cavendish (Deceuninck – Quick-Step) zur Spitzengruppe aufgeschlossen hatte.

“Der Plan war schon, sich im Rennen noch mal die Kante zu geben. Und ich wollte auch nicht ganz hinten ankommen. Ich kann mich natürlich nicht zurückhalten, bin dann direkt am Anfang mitgesprungen und saß dann in der Gruppe, auch wenn die Gefahr bestand, dass man zu früh eingeholt und dann durchgereicht wird “, berichtete Walsleben gegenüber radsport-news.com.

Schillinger war neben Rüdiger Selig der zweite Helfer von Pascal Ackermann (Bora – hansgrohe), der es mit dem Kapitän auf der Windkante nach vorne geschafft hatte. In der Folgezeit setzte sich der Amberger immer wieder an die Spitze des Feldes, um für Tempo zu sorgen. Als im Finale die Attacken von Deceuninck – Quick-Step losgingen, war aber auch bei Schillinger der Akku leer.

“Ich bin definitiv über meinem Leistungsstand gefahren und werde es definitiv noch ein paar Tage merken. Aber es war ja auch das letzte Mal, dass ich mir so auf dem Rad die Kante gab. Dann darf es auch mal ein bisschen mehr weh tun“, sagte der38-Jährige zu radsport-news.com. “Ich hatte hinten raus Krämpfe, aber da ich bis zum Schluss an den Sieg geglaubt habe, war es nichts mit Spazierenfahren beim letzten Rennen. Mein Traum war, dass wir uns mit dem Sieg verabschieden, aber so was kann man nicht planen. Mit meiner Leistung war ich zufrieden“, bilanzierte das Bora-Urgestein, das schon bei der Gründung des Teams 2010 mit an Bord war.

Schillingers letzter Einsatz war emotionaler als gedacht

Während Greipel unter dem Jubel der Fans 32 Sekunden hinter seinem langjährigen Rivalen Cavendish den Zielstrich überquerte und sich in die Hände klatschend mit einer Verbeugung auf dem Rad vom Publikum verabschiedete, gestalteten sich Schillingers und Walslebens letzte Meter unauffälliger. Schillinger gab seinem Teamkollegen Selig einen “Fistbump“ als Dank, nachdem der sich beim Überqueren des Zielstrichs aufgerichtet und Schillinger demonstrativ applaudiert hatte.

“Auch wenn ich relativ früh dieses Jahr nach dem schweren Trainingsunfall mein Karriereende bekannt gegeben hatte, war es doch emotionaler als gedacht heute“, gab Schillinger zu. “Vor dem Rennen war es noch ok. Aber mit Rudi gemeinsam über den Zielstrich zu fahren, das war ein brutal schöner Moment. Wir sind über viele, viele Jahre viele Rennen miteinander gefahren, haben immer das Zimmer geteilt. Es ist eine dicke Freundschaft entstanden, wie auch zu Pascal Ackermann und Michael Schwarzmann. Die drei will ich in meinem Leben nicht missen, auch wenn sich nun die Wege trennen.“

Walsleben rollte kurz dahinter fast schon heimlich, still und leise über den Zielstrich - und das mit voller Absicht. “Ich habe mich noch etwas zurückfallen lassen, um eventuell allein auf dem Foto zu sein. Ich habe mich entschieden, nicht zu weinen“, sagte der Crossspezialist, der erst spät in seiner Karriere auf die Straße wechselte, und fügte mit einem Augenzwinkern an: “Dadurch, dass es heute so nass und windig war, war es eigentlich ein ganz gutes Rennen zum Abgewöhnen. Aber es war doch ein tolles Rennen mit vielen Freunden und Familie im Ziel“, so Walsleben abschließend.

Mehr Informationen zu diesem Thema

03.10.2021Bergfloh Tarlton hielt auf der Windkante mit Cavendish & Co mit

(rsn) - Die deutschen Kontinental-Teams hatten sich für die 15. Austragung des Münsterland Giros (1.Pro) zum Ziel gesetzt, zumindest in der Ausreißergruppe des Tages mitzumischen Mit Alexander Tar

03.10.2021Highlight-Video des 15. Münsterland-Giro

(rsn) - Mark Cavendish (Deceuninck - Quick-Step) hat zum Abschluss der deutschen Straßensaison den Münsterland Giro für sich entschieden. Der 36-jährige Brite verwies über 188,5 Kilometer von Ens

03.10.2021Van der Poel: “Dieses Roubaix wird man nicht vergessen“

(rsn) - Drei Debütanten auf dem Podium von Paris-Roubaix. Das hatte es zuvor nur bei der Premiere der “Königin der Klassiker“ gegeben. Europameister Sonny Colbrelli (Bahrain Victorious) holte si

03.10.2021Greipels Beine gaben keinen letzten Sprint gegen Cavendish her

(rsn) – In seinem letzten Profirennen ließ André Greipel (Israel Start-Up Nation) nichts unversucht, um sich mit einem Sieg zu verabschieden. Der 39-Jährige war beim 15. Sparkassen Münsterland-

03.10.2021Steinhauser wird Dritter der U23-Lombardei-Rundfahrt

(rsn) – In der Rubrik Ergebnisse liefern wir in kompakter Form und unmittelbar nach Zieleinlauf einen kurzen Überblick über die Ergebnisse der wichtigsten UCI-Rennen unterhalb der WorldTour.Il Pic

03.10.2021Kann Ackermanns Sprintzug ein letztes Mal zuschlagen?

(rsn) - Der Münsterland Giro bietet in diesem Jahr nicht nur die Bühne für André Greipels letztes Rennen als Radprofi. Mit Andreas Schillinger (Bora - hansgrohe) und Philipp Walsleben (Alpecin - F

03.10.2021Die Renneinsätze der Fahrer aus deutschsprachigen Ländern

(rsn) - Die Radsportsaison 2021 ist noch immer in vollem Gang. Wir liefern Ihnen zu Beginn jeder Woche eine Aufstellung über die Einsätze der Profis aus Deutschland, Österreich, der Schweiz und aus

01.10.2021Deutsche KT-Teams: Die Gruppe ist Pflicht, Top Ten wäre Kür

(rsn) - Nachdem das Rennen im vergangenen Jahr wegen Corona ausfallen musste, markiert der 15. Münsterland-Giro (1.Pro) am diesjährigen 3. Oktober wieder den deutschen Saisonabschluss. Das Sprinter

28.09.2021Team Sauerland will im Münsterland den WM-Frust loswerden

(rsn) – Erfolge und Enttäuschungen gleichermaßen prägten beim Team SKS Sauerland NRW die vergangenen Wochen. In der Rad-Bundesliga gewann die Equipe von Jörg Scherf die Gesamtmannschaftswertung

21.09.202115. Münsterland Giro wird zu Greipels Abschiedsvorstellung

(rsn) - Mit dem taggleich auf dem Programm stehenden Kopfsteinpflaster-Klassiker Paris-Roubaix erwächst am 3. Oktober dem Münsterland Giro (1. Pro) übermächtige Konkurrenz. Dennoch kann das Rennen

Weitere Radsportnachrichten

24.11.2024Peter Pane - Nagel: Stück für Stück immer weiter gekommen

(rsn) – Zwei deutsche Cross-Teams sorgen im frühen Stadium der Saison 2024/25 für internationale Erfolge: Heizomat – Herrmann ist inzwischen ein bekannter Name, doch das Team um Judith Krahl und

24.11.2024Wafler: Ohne den schleichenden Plattfuß wäre mehr drin gewesen

(rsn) – Nach dem Auftakt der diesjährigen UCI Track Champions League belegt der Österreicher Tim Wafler Rang 13 in der Endurance League der Männer. In den beiden Ausdauer-Wettbewerben - Scratch

24.11.2024Deutlich erfolgreicher, weil deutlich entspannter

(rsn) – Sieg auf der Schlussetappe von In the Steps of the Romans (2.2), Gewinn des Sprinttrikots bei Belgrade Banjaluka (2.2) und Etappenzweiter in Kroatien bei der Istrian Spring Trophy (2.2): Alb

24.11.2024Die Radsport-News-Jahresrangliste 2024

(rsn) - Auch diesmal starten wir am 1. November mit unserer Jahresrangliste. Wir haben alle UCI-Rennen der vergangenen zwölf Monate (1. November 2023 bis 31. Oktober 2024) ausgewertet - nach unserem

23.11.2024Archibald und Richardson gelingt makelloser TCL-Auftakt

(rsn) – Katie Archibald, Emma Finucane, Matthew Richardson und Dylan Bibic heißen die ersten vier Führenden der diesjährigen Track Champions League. Das britische Trio und der Kanadier waren beim

23.11.2024Iserbyt krönt cleveres Zusammenspiel mit Vanthourenhout

(rsn) – Nachdem Fem van Empel (Jumbo – Visma) im Frauenrennen ihren Vorjahressieg wiederholen konnte, hat auch Eli Iserbyt (Pauwels Sauzen – Bingoal) beim Excact Cross in Kortrijk seinen Titel v

23.11.2024Van Empel ist bereit für den ersten Cross-Weltcup

(rsn) – Fem van Empel (Jumbo – Visma) hat nach ihrer Rennpause schnell wieder in die Erfolgsspur zurückgefunden. Die Weltmeisterin gewann wie bereits im vergangenen Jahr den Exact Cross in Kortri

23.11.2024Dank Freiheiten bei Stevens für vier Teams im Einsatz

(rsn) – Hinter Tillman Sarnowski liegen zwei turbulente U23-Jahre. Der U19-Bundesliga-Gesamtsieger von 2022 hatte sich im Jahr darauf dem Team Dauner Akkon angeschlossen, das dann aber doch nicht wi

23.11.2024Scott David: Trotz Traumwerten keine WorldTour

(rsn) – “Mein Ziel ist ein WorldTour- oder ProTeam-Vertrag. Ich habe mir ein Limit von zwei Jahren gesetzt, so lange möchte ich es auf Kontinental-Niveau versuchen“, hatte Scott David im letzte

23.11.2024Red-Bull-Neuzugang Pithie will van der Poel herausfordern

(rsn) – Laurence Pithie gewann im Januar mit dem Cadel Evans Great Ocean Road Race sein erstes WorldTour-Rennen und beeindruckte bei den Frühjahrsklassikern. Der 22-jährige Neuseeländer belegte b

23.11.2024Olympia-Reservistin Pröpster: Gelingt bei TCL der nächste Schritt?

(rsn) – Mit drei Rennsiegen, dem zwischenzeitlichen Tragen des Führungstrikots und schließlich Gesamtrang zwei in der Sprint League hat Alessa-Catriona Pröpster bei der Track Champions League 202

23.11.2024Track Champions League: Format, Kalender, Punktesystem

(rsn) – Nach Olympia in Paris im Sommer und den Weltmeisterschaften im Oktober im dänischen Ballerup endet das internationale Bahnjahr an den kommenden drei Wochenenden mit der Track Champions Leag

RADRENNEN HEUTE
  • Keine Termine