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30.01.2016 | (rsn) - Am 29. März hätte auf einen Schlag sehr viel vorbei sein können. Als Claudia Lichtenberg beim Frühjahrsklassiker Gent-Wevelgem im Sturm von einer Böe erwischt und von der Straße geworfen wurde, zerschellten ihre Saisonpläne im Straßengraben, doch die Deutsche hatte - so muss man das wohl im Nachhinein bei schweren Stürzen auf den Kopf fast immer sehen - Glück im Unglück. Lichtenberg zog sich eine Gehirnerschütterung zu. Das kostete gut zwei Monate, aber nicht die Karriere.
Trotzdem: Der Sturz von Gent-Wevelgem sollte Lichtenbergs Saison 2015 bis weit in den Sommer hinein negativ prägen, denn die Rückkehr ins Renngeschehen kam Anfang Juni zu spät, um für den Saisonhöhepunkt im Juli, den Giro Rosa, noch Top-Form erreichen zu können.
"Ich habe das Beste aus den Umständen gemacht", zieht Lichtenberg nach diesem schweren Jahr Bilanz. "Nach meinem Sturz bei Gent-Wevelgem war ich völlig rausgerissen. Im ersten Monat war selbst der normale Alltag zu viel und es hat sehr lange gedauert, bis ich mit leichtem Training wieder anfangen konnte. Dass ich überhaupt noch 2015 bei Rennen erfolgreich sein würde, hatte ich nicht erwartet."
Doch Lichtenberg glänzte schon bei der Women's Tour in England auf der Schlussetappe mit einem fulminanten Soloritt, der zwar nicht mit einem Ergebnis belohnt wurde, dafür aber Mut machte. Und eine Woche später fuhr sie immerhin auf Rang zwei bei den Deutschen Meisterschaften. Ihre Klasse am Berg half ihr auf dem schweren Kurs in Bensheim, den Formrückstand zu kaschieren, so dass nur Trixi Worrack stärker war als die ehemalige Giro-Siegerin. Die Italien-Rundfahrt schließlich fuhr Lichtenberg immerhin zu Ende und wurde Zwölfte - vier Plätze besser als vier Jahre zuvor, als sie noch unter den Konsequenzen einer anderen schweren Kopfverletzung samt Gehirnblutungen litt.
Damals kam Lichtenberg, was Ergebnisse betrifft, fast ein ganzes Jahr lang nicht zurück auf einen grünen Ast. Diesmal hingegen war es im August endlich soweit, als die Route de France den drei Jahre zuvor durch die Tour de France und Chris Froome berühmten Anstieg zur Planche des Belles Filles ansteuerte. "Diesen legendären Anstieg auf dem Podium zu beenden, hat mich sehr bewegt", erinnert sich Lichtenberg heute an ihr persönliches Highlight der Saison 2015. Platz drei stand schließlich auch tagsdrauf zu Buche, in der Gesamtwertung der wichtigsten französischen Frauen-Rundfahrt.
Und zwei Wochen später zeigte sie sich auch beim GP Plouay, dem letzten Weltcup-Rennen der Geschichte, in guter Verfassung. Sie fuhr im Finale erneut in einer vielversprechenden Ausreißergruppe und wurde erst am letzten Anstieg, der Cote de Ty Marec, eingeholt, um das Rennen schließlich in der neunköpfigen Favoritengruppe als Fünfte zu beenden - auch das sicher ein Ergebnis, dass Lichtenberg sich im April nicht vorzustellen gewagt hätte.
Nach zwei Jahren bei Liv-Plantur, der Frauen-Mannschaft von Giant-Alpecin, entschloss sich Lichtenberg im Herbst nun, einen Tapetenwechsel vorzunehmen. "Es war eine schöne Zeit dort und es ist mir nicht leicht gefallen, die Entscheidung zu treffen", meint sie und erklärt: "Das Team und ich als Fahrerin haben eine sehr unterschiedliche Art, Entscheidungen zu treffen. Bei mir spielt das Gefühl für die Situation eine große Rolle, Liv-Plantur war mir oft zu sehr auf vorgegebene Richtlinien festgelegt. Das hat mir mein Gefühl von Leichtigkeit genommen."
Im Rot von Lotto-Soudal will sie dieses Gefühl nun wiedererlangen: "In zehn Jahren als Profi habe ich gelernt, dass ich gut fahre, wenn ich glücklich bin und mich wohlfühle. Ich habe meine neue Mannschaft bis jetzt als sehr herzlich und gelassen kennengelernt. Das ist die Umgebung, in der ich meine optimale Leistung abrufen kann", glaubt sie. Und tatsächlich sind es genau diese Eigenschaften - herzlich und gelassen - die man wohl auch verwenden sollte, wenn man Lichtenbergs eigenen Charakter beschreibt.
So lässt sich voller Vorfreude auf die neue Saison der inzwischen 30-Jährigen vorausblicken. Eine Saison, in der sie sich voll auf den Radsport konzentrieren kann, weil Lichtenberg noch diesen Winter ihr Studium abschließen will. Danach soll die Form über die schweren Frühjahrsklassiker Strade Bianche und Flèche Wallonne hin zum klassischen Saison-Höhepunkt Giro Rosa im Juli aufgebaut werden - und am besten dann einen Monat gehalten werden. Denn das Highlight wartet nach der Italien-Rundfahrt in Rio de Janeiro mit dem Olympischen Straßenrennen.
"Mein Ziel ist eine Medaille", so Lichtenberg. "Ich weiß, dass ich das erreichen kann, wenn alles in der Vorbereitung perfekt läuft. Aber ein Ziel ist keine Erwartung. Das darf man nicht verwechseln!" Optimistisch gestimmt hat Lichtenberg ihre Streckenbesichtigung mit Lisa Brennauer und Trixi Worrack unmittelbar nach der WM in Richmond. "Ein so schweres Eintagesrennen wie das in Rio gab es für uns Frauen noch nie. Das ist genau nach meinem Geschmack!"
Wenn die belgischen Sturmböen im Frühjahr diesmal einen Bogen um das deutsche Kletter-Ass machen, darf man sich also auf einen interessanten Sommer freuen.
Hier punktete Lichtenberg 2015:
2. Straßen-DM (8 Punkte)
12. Giro Rosa (4 Punkte)
3. Etappe 5, Route de France (6)
3. Gesamt, Route de France (25)
5. GP Plouay (32 Punkte)
2. Bergwertung, Boels Ladies Tour (6 Punkte)
11. Gesamt, Boels Ladies Tour (5 Punkte)
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