--> -->
29.01.2016 | (rsn) - Mit großen Augen steht Mieke Kröger in der Mathildenstraße in Einhausen vor dem Radgeschäft von Algis Oleknavicius, dem Veranstalter der Deutschen Straßenmeisterschaften 2015. Gerade ist das Einzelzeitfahren der Frauen zu Ende gegangen und die großgewachsene Bielefelderin kann es kaum glauben: Sie ist Deutsche Meisterin, hat Weltmeisterin Lisa Brennauer auf 30 Kilometern um 39 Sekunden geschlagen und Trixi Worrack sogar um 54 Sekunden.
"Ich wusste, dass es knapp ist zwischen uns, aber dass es so 'unknapp' wird, da hatte ich keine Ahnung", erinnert sie sich ein halbes Jahr später an ihren Titelgewinn. Sicher, Brennauer ging angeschlagen ins Rennen, doch an die Bestmarke von Kröger hätte die Weltmeisterin auch in Top-Verfassung erst einmal herankommen müssen. "Ich konnte mich von Kilometer zu Kilometer mehr quälen. Aber gemerkt, wie gut die Zeit ist, habe ich eigentlich erst, als Lisa und Trixi im Ziel waren", so Kröger in der Retrospektive.
Nach dem völlig überraschenden vierten Platz bei der WM in Ponferrada neun Monate zuvor war Krögers Sieg in Einhausen ihr zweiter großer Paukenschlag - gerade weil es von außen betrachtet in den ersten Monaten des Jahres noch nicht so ausgesehen hatte, als sei sie so stark wie im Vorsommer. Im Einzelzeitfahren der tschechischen Rundfahrt Gracia Orlova stürzte die Spezialistin und wurde nur Zwölfte, beim für ihren Geschmack viel zu kurzen Prolog der Auensteiner Radsporttage stand am Ende Rang sieben zu Buche.
Doch der Kurs in Einhausen war Kröger auf den Leib geschneidert: topfeben und mit 30 Kilometern lang genug für ihre Qualitäten. Drei Wochen später wurde sie 17. im profilierteren Zeitfahren der Thüringen-Rundfahrt, doch am 6. August folgte bereits der nächste Titelgewinn bei den U23-Europameisterschaften in Tartuu in Estland - als Top-Favoritin und Titelverteidigerin ein eher erwartbarer Sieg. "Das klingt vielleicht blöd, aber irgendwie: Ja", meint Kröger ohne arrogant klingen zu wollen. "Dort war mir eher wichtig, im Straßenrennen etwas zu zeigen und nicht unterzugehen." Mit Platz sieben gelang Kröger auch das.
Sich in den Straßenrennen zu behaupten, das wird auch künftig eine von Krögers wichtigen Aufgaben werden. Denn ab 2017 dürfte sich ihr Fokus, der bis zu den Olympischen Spielen noch stark auf die Bahn gerichtet ist - Kröger ist ein wichtiger Teil des deutschen Verfolger-Vierers - voll auf die Straßenkarriere verlegen. Erst dann wird man sehen, was wirklich noch alles in der Bielefelderin steckt, die 2015 viel lernte - zum Beispiel im Mannschaftszeitfahren.
"Ich war vollkommen überwältigt davon, wie weh es tut", erinnert sie sich an das Weltcup-Mannschaftszeitfahren mit Velocio-SRAM im schwedischen Vargarda, wo Kröger früh abreißen lassen musste und ihre Mannschaft schließlich erstmals seit Jahren nicht gewann. Trotzdem durfte die 22-Jährige, die von einem turbulenten Sommer auf Bahn und Straße müde war, nach einer Erholungspause mit zur WM nach Richmond und spielte dort letztendlich sogar eine wichtige Schlüsselrolle auf dem Weg zum vierten WM-Titel ihres Teams hintereinander.
Mit einer langen Vollgas-Einlage an der Spitze der Gruppe zog sie ihr Team mit Höchstgeschwindigkeit die letzte Abfahrt hinunter und in den schwierigen Schlussanstieg hinein, wo Velocio-SRAM Boels-Dolmans die Führung noch abjagte. "Wir hatten darüber gesprochen, wie wir es für mich einteilen. Aber dass ich am Ende soweit komme, hätte ich nicht gedacht", gibt Kröger zu, dass sie ganz schön stolz auf ihre Leistung war - zu Recht, wie auch Brennauer und Worrack in Richmond nach dem Rennen erklärten.
Zwei Tage später folgte an selber Stelle jedoch leider auch die größte Enttäuschung in Krögers Straßensaison 2015: das WM-Einzelzeitfahren. Natürlich hatte niemand eine Wiederholung des vierten Platzes aus dem Vorjahr erwartet, doch Platz 19 mit über zwei Minuten Rückstand lag dann doch unter den Erwartungen. "Es war ganz komisch: Ich war vor dem Rennen nicht aufgeregt, wusste aber, dass ich es eigentlich hätte sein müssen. Auf der Strecke lief es dann einfach nicht", erinnert sich Kröger. "Zwei, drei Tage" habe sie anschließend gebraucht, bis sie die Enttäuschung verdaut hatte.
Lange Zeit, um Trübsal zu blasen hatte sie allerdings nicht, denn als Bahnfahrerin ging es nach der Straßen-WM direkt weiter ins Oval, wo Kröger nun bis August an einer möglichst guten Olympia-Performance arbeiten wird. "Danach ziehe ich weiter durch bis zur WM auf der Straße, und dann mache ich sechs Wochen 'La paloma'", blickt sie schon am Saisonanfang aufs Saisonende.
Zuvor aber stehen für Kröger die nächsten großen Schritte auf dem Programm - beginnend mit dem Saisonauftakt mit Canyon-SRAM bei der Katar-Rundfahrt ab kommendem Dienstag und endend mit der Straßen-WM an selber Stelle. Ubrigens: Das WM-Zeitfahren im Oktober wird in der Wüste ähnlich wie das von Einhausen: flach und lang, genau Krögers Ding.
Hier punktete Kröger 2015:
7. Prolog Auensteiner Radsporttage (0,5 Punkte)
1. Deutsche Zeitfahrmeisterschaft (15 Punkte)
1. U23 Zeitfahr-EM (15 Punkte)
7. U23 Straßen-EM (2 Punkte)
2. Weltcup Vargarda Mannschaftszeitfahren (5 Punkte - halbiert weil abgehängt)
1. WM Mannschaftszeitfahren (20 Punkte)
(rsn) - Das Regenbogentrikot verloren, aber trotzdem einen großen Schritt nach vorne gemacht: So könnte man Lisa Brennauers Jahr 2015 wohl in einem Satz zusammenfassen. Doch für die Allgäuerin bed
01.02.2016Kapitänsrollen geerbt und sofort voll ausgefüllt(rsn) - Als Christine Majerus am 17. Juni in Aldeburgh mit ihren Teamkolleginnen auf dem Podium stand und die Zeremonien über sich ergehen ließ, war ihr alles andere als zum Jubeln zumute. Die Luxem
31.01.2016Als Helferin Gold wert und trotzdem so erfolgreich wie lange nicht(rsn) - Mit nach oben gestreckten Armen und den Blick gen Himmel gerichtet kniet Trixi Worrack auf der East Broad Street in Richmond, Virginia. Die zu diesem Zeitpunkt gerade noch 33-Jährige genießt
30.01.2016Nach schwierigem Jahr jetzt die Olympia-Medaille im Visier(rsn) - Am 29. März hätte auf einen Schlag sehr viel vorbei sein können. Als Claudia Lichtenberg beim Frühjahrsklassiker Gent-Wevelgem im Sturm von einer Böe erwischt und von der Straße geworfen
30.01.2016Ein Jahr zwischen Magenproblemen und sportlichem Erfolg(rsn) - Platz fünf - soweit vorne stand Österreichs Nummer eins in der Radsport-News-Jahresrangliste noch nie. Doch auch wenn das auf eine erfolgreiche Saison hindeutet, betont Martina Ritter: "Es w
29.01.2016Der Konkurrenz als Gast das Fürchten gelehrt(rsn) - Mountainbikerinnen, die auch auf der Straße Erfolg haben, sind keine Seltenheit. Und im Jahr 2015 reiste die Französin Pauline Ferrand-Prevot sogar für einen Monat als Weltmeisterin in be
17.01.2016Im April platzte der Knoten endlich(rsn) - Nach einem für sie selbst enttäuschenden ersten Jahr im Elite-Peloton gelang Anna Knauer 2015 der wichtige nächste Schritt: Die 20-Jährige bekam von ihrem Team Rabobank-Liv erstmals das Ve
16.01.2016Erneuter Teamwechsel nach "brutal hartem Lehrjahr"(rsn) - Krankheit, Verletzungen, Probleme im Team und beim Verband: Für Doris Schweizer war das Jahr 2015 eines zum Vergessen. "Alles in allem würde ich es als ein brutal hartes Lehrjahr verbuchen",
15.01.2016Eine Saison zwischen Straßen-Rückschlägen und Bahn-Medaillen(rsn) - Mit einem Titelgewinn endete für Charlotte Becker kurz vor Weihnachten ein sehr langes Radsport-Jahr: Am 18. Dezember entschied sie in Frankfurt an der Oder die Deutschen Meisterschaften im S
14.01.2016Triumph auf der Bahn, Weiterentwicklung auf der Straße(rsn) - Weltmeisterin. Besser hätte das Jahr 2015 für Stephanie Pohl nicht beginnen können. Die Cottbuserin streifte vor den Toren von Paris am 18. Februar überglücklich das Regenbogentrikot übe
13.01.2016Das Tor zur WM blieb für die Altmeisterin zu(rsn) - Nach einem völlig verkorksten Jahr 2014 mit einem krankheitsbedingten Rückschlag nach dem anderen, hat Hanka Kupfernagel in der Saison 2015 endlich wieder Straßensiege gefeiert. Die inzwisc
09.01.2016Auch ohne UCI-Team endlich auf dem Podium(rsn) - Am 23. August war es endlich soweit: Daniela Gaß sprintete im französischen Culan am Ende der 2. Etappe der Trophée d´Or dem Zielstrich entgegen und sicherte sich hinter der Australierin K
(rsn) – Seine Profikarriere als Radsportler hat kaum begonnen, da macht sich Cian Uijtdebroeks schon Gedanken über die Zeit danach. Der 21-Jährige hat jüngst in einem Interview mit Het Nieuwsblad
21.11.2024Pogacar schließt Start bei Paris-Roubaix nicht aus(rsn) – Fährt er, oder fährt er nicht? Zuletzt schien es so, als wolle Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) für die nächsten Jahre noch einen Bogen um Paris-Roubaix machen. Doch neue Aussagen des 2
21.11.2024Nach Dopingsperre jetzt Haft auf Bewährung gefordert(rsn) - Nach vier Jahren Dopingsperre aufgrund eines positiven Test auf Epo im Jahr 2019 droht der früheren französischen Radsportlerin Marion Sicot jetzt eine einjährige Haftstrafe auf Bewährung.
21.11.2024Amador beendet Karriere trotz Vertrag, Movistar macht Nägel mit Köpfen(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Radsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder Rücktr
20.11.2024Pieterse gibt ihr Cross-Programm bekannt(rsn) – Mountainbikeweltmeisterin Puck Pieterse (Fenix – Deceuninck) hat auf ihren Social-Media-Kanälen ihr Programm für den Winter bekannt gegeben. Die 22-Jährige steigt erst Mitte Dezember be
20.11.2024Das Pech zog sich wie ein roter Faden durchs Jahr(rsn) – Nach einer starken Saison 2023, als er Deutscher U23-Meister auf der Straße und im Zeitfahren wurde sowie einen sechsten Platz im WM-Straßenrennen der Espoirs einfuhr, ging Moritz Kretschy
20.11.2024Die negativen Erlebnisse übermalten die positiven(rsn) - Eigentlich hatte sich Marco Schrettl (Tirol - KTM) 2024 vorgenommen mit tollen Leistungen eine starke Empfehlung an die besten Teams des Straßenradsports abzugeben, doch ganz klappte der ambi
20.11.2024Im Überblick: Die Transfers der Männer-Profiteams für 2025(rsn) – Nachdem zahlreiche Transfergerüchte seit Monaten in der Radsportwelt zirkulieren, dürfen die Profimannschaften seit dem 1. August ihre Zu- und Abgänge offiziell bekanntgeben. Radsport
20.11.2024Drei Mal Gold zu holen bleibt ein Traum(rsn) – Madison-Gold bei EM und WM, dazu zwei Podien in UCI-Rennen auf der Straße. Für Roger Kluge (rad-net – Oßwald) lief die Saison 2024 eigentlich perfekt, wäre da nicht die Enttäuschung b
20.11.2024Rundfahrtchefs Pupp, Senn und Wegmann heute im “Windschatten“(rsn) – Zum fünfjährigen Bestehen der österreichischen Radsport-Initiative "Österreich dreht am Rad" finden in dieser Woche in der Medienhalle Hall in Tirol täglich Podiumsdiskussionen und Live
20.11.2024Im Überblick: Die Transfers der Frauen-Profiteams für 2025(rsn) – Nachdem zahlreiche Transfergerüchte seit Monaten in der Radsportwelt zirkulieren, dürfen die Profiteam seit dem 1. August ihre Transfers offiziell bekanntgeben. Radsport-news.com samme
20.11.2024Van Gils und Lotto - Dstny sprechen über Vertragsauflösung(rsn) – Letzten Winter forcierte der Belgier Cian Uijtdebroeks seinen vorzeitigen Wechsel vom deutschen Bora - hansgrohe zu Visma - Lease a Bike. Eine ähnliche Geschichte könnte sich auch jetzt an