Junger Italiener gewinnt 15. Giro-Etappe

Aru am Montecampione in einer Reihe mit Hinault und Pantani

Foto zu dem Text "Aru am Montecampione in einer Reihe mit Hinault und Pantani"
Fabio Aru (Astana) gewinnt die 15 Giro-Etappe. | Foto: Cor Vos

25.05.2014  |  (rsn) – Am „Berg der Champions“ hat sich Fabio Aru (Astana) am Sonntag in den Kreis der Sieganwärter beim 97. Giro d’Italia gefahren. Mit einem kernigen Antritt auf den letzten beiden Kilometern der 15. Etappe ließ der 23 Jahre alte Italiener alle seine Konkurrenten stehen und sicherte sich bei der Bergankunft in 1.638 Metern Höhe am Plan de Montecampione den bisher größten Erfolg seiner Karriere, mit dem er sich vom siebten auf den vierten Platz der Gesamtwertung katapultierte.

„Ich bin sehr glücklich und kann es noch gar nicht recht glauben“, sagte der den Tränen nahe Aru im Ziel der 225 Kilometer langen Etappe, die in Valdengo begann und nach einer 205 Kilometer langen „Anfahrt“ im knapp 20 Kilometer langen Schlussanstieg kulminierte, der zum dritten Mal im Giro-Programm stand.

Die beiden ersten Male siegten hier Bernard Hinault (1982) und Marco Pantani (1998), dem die heutige Etappe gewidmet war. Sowohl der Franzose als auch der vor zehn Jahren an einer Überdosis Kokain gestorbene Pantani gewannen später übrigens die Gesamtwertung. Daran will der junge Sarde trotz seiner überragenden Vorstellung allerdings gar nicht denken.

„Ich bin wirklich glücklich, aber ich werde jetzt nicht abheben. Ich habe noch eine Menge zu lernen, und ab morgen wird alles so sein, wie es vorher war“, meinte Aru, der bei seinem Astana-Team schon längst die Kapitänsrolle von Michele Scarpini übernommen hat, die er bisher blendend ausfüllt. Trotzdem blieb er bescheiden und lobte an erster Stelle die Arbeit seiner Helfer. „Ich muss mich bei meinem Team bedanken, das den ganzen Tag bei mir war, meine Mannschaftskollegen waren heute wirklich außergewöhnlich“, gab Aru, der 21 Sekunden Vorsprung auf Fabio Duarte (Colombia) hatte, der auf Platz zwei bester der wieder starken kolumbianischen Fraktion war.

Nur eine Sekunde hinter dem U23-Weltmeister von 2008 kam Nairo Quintana (Movistar) zeitgleich vor dem Franzosen Pierre Rolland (Europcar) auf den dritten Platz und bestätigte seinen Aufwärtstrend vom Samstag.

Mit gemischten Gefühlen wird dagegen Rigoberto Uran (Omega Pharma-Quick Step), der dritte Kolumbianer unter den besten Fünf, die Etappe am Abend möglicherweise Revue passieren lassen. Zwar konnte der Giro-Spitzenreiter wie schon am Samstag Quintanas Antritt nicht folgen und büßte weitere wertvolle Sekunden auf seinen Landsmann ein.

Doch auf Cadel Evans (BMC) und Rafal Majka (Tinkoff-Saxo), seine nächsten Verfolger im Gesamtklassement, baute Uran seine Führung aus – und zwar auf 1:03 Minuten gegenüber dem Australier, der nur Etappenzehnter wurde, sowie auf 1:50 Minuten gegenüber dem jungen Polen, der als Tagessechster auch sein Weißes Trikot des besten Jungprofis behauptete. „Heute bin ich glücklicher als gestern“, sagte der 27-jährige Uran.

Das konnte Evans nicht von sich behaupten. „Es ist der zweite Tag, an dem ich Zeit verloren habe. Das ist nicht das, was ich eigentlich wollte. Ich hoffe auf einen guten Ruhetag und versuche dann, Zeit gutzumachen", meinte der 37-Jährige , der am Donnerstag im Zeitfahren sein Rosa Trikot an Uran hatte abgeben müssen.

Hinter dem drittplatzierten Majka folgen Aru, mit 2:24 Minuten Rückstand auf das Rosa Trikot, sowie Quintana (+2:40), der sich ebenso wie der Etappengewinner an Domenico Pozzovivo ( Ag2R/+2:42) vorbeischob. Der italienische Kletterspezialist konnte überraschend auf den letzten Kilometern dem Tempo nicht mehr folgen und erreichte in einer Verfolgergruppe 1:13 Minuten hinter Aru als Zwölfter das Ziel, zeitgleich mit dem Kanadier Ryder Hesjedal (Garmin-Sharp/9.), Evans, dem Niederländer Wilco Kelderman (Belkin/11.), dem Kroaten Robert Kiserlovski (Trek/13.) und dem Iren Philipp Deignan (Sky/14.).

Nach knapp 20 Kilometern stand diesmal die Gruppe des Tages, und wie schon gestern mischte ein Deutscher mit: Simon Geschke (Giant Shimamo), Zweiter der 11. Etappe in Savona, war einer von zwölf Ausreißern, die sich im Verlauf des 205 Kilometer langen Flachstücks maximal zehn Minuten Vorsprung auf das Feld herausfuhren.

Gemeinsam mit dem Freiburger waren die Italiener Daniele Ratto (Cannondale), Luca Paolini (Katusha), Fabio Felline (Trek), Damiano Cunego (Lampre-Merida) und Enrico Barbin (Bardiani-CSF), die Franzosen Maxime Bouet (Ag2r La Mondiale) und Johan Le Bon (Fdr.fr), der Australier Adam Hansen (Lotto Belisol), Rodolfo Torres (Colombia), der Venezolaner Jackson Rodriguez (Androni-Giocattoli) sowie der Portugiese André Fernando Cardoso (Garmin Sharp) ausgerissen.

Urans Team konnte sich bei der Nachführarbeit über weite Strecken auf die Unterstützung durch Neri Sottoli verlassen. Der italienische Zweitdivisionär hatte keinen Fahrer in der Spitzengruppe platzieren können und beteiligte sich wohl deshalb an der Verfolgung, zu der schließlich auch das Trek-Team seinen Teil beitrug – und das, obwohl man mit Felline einen Mannschaftskollegen vorne dabei hatte.

Doch waren es fast ausschließlich die Fahrer in Neon-Gelb, die dafür sorgten, dass die Ausreißer in den 19, 3 Kilometer langen und im Schnitt 7,6 Prozent steilen Schlussanstieg hinauf nach Plan de Montecampione nur noch gut zwei Minuten an Vorsprung mitnahmen.

Schon im unteren Teil des Berges zerfiel die Gruppe nach einer Tempoverschärfung von Hansen in mehrere Teile, und auch aus dem Feld heraus erfolgten die ersten Attacken. Julian David Arredondo (Trek), der Träger des Bergtrikots, machte sich auf den Weg zur Spitze, die er nach gut der Hälfte des Anstiegs erreichte. Die bildete der Kolumbianer gemeinsam mit Hansen, Cardoso und seinem Teamkollegen Felline aber nur kurze Zeit.

Im immer kleiner werdenden Feld sorgte Majkas Teamkollege Michael Rogers für so hohes Tempo, dass der Abstand zu den Ausreißern immer geringer wurde. Das nutzte Deignan auf den letzten rund acht Kilometern zu einer Attacke und jagte als Solist dem Ziel entgegen. Angesichts von maximal 20 Sekunden Vorsprung war das allerdings kein erfolgversprechendes Unternehmen, zumal Rolland auf den letzten fünf Kilometern zur Attacke blies und dadurch für hektische Betriebsamkeit in der Favoritengruppe sorgte.

Schnell waren die Kapitäne und also auch das Rosa Trikot isoliert, doch Uran machte einen besseren Eindruck als noch auf der gestrigen Etappe. Doch der Stärkste an diesem Sonntag war der junge Aru, der sich mit seiner zweiten Attacke gut zwei Kilometer vor dem Ziel lösen konnte und einem ungefährdeten Solosieg entgegen fuhr.

Dahinter folgten mit knappem Abstand Rolland und Quintana sowie Uran und Duarte, wobei letzterer das Rosa Trikot schließlich stehenließ und sich im Sprint gegen Quintana und Rolland sogar noch den zweiten Platz sicherte.

Weiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößern

Mehr Informationen zu diesem Thema

07.07.2014Wegmann sitzt wieder auf dem Rad

(rsn) – Der beim Giro d’Italia schwer gestürzte Fabian Wegmann (Garmin-Sharp) hat wieder mit dem Training begonnen. „Gestern saß ich zum ersten Mal wieder auf dem Straßenrad. Letzte Woche fuh

03.06.2014Koch schaffte es beim Giro-Debüt bis nach Triest

(rsn) – Michel Koch hat bei der ersten großen Rundfahrt seiner Karriere das Ziel erreicht. Der 22-Jährige aus Wuppertal stellte sich am Sonntag auf der letzten Etappe des Giro d’Italia noch einm

02.06.2014Katusha früh im Pech, BMC nur im Zwischenhoch

(rsn) - Drei harte Wochen Giro d`Italia liegen hinter den Fahrern. Zeit für radsport-news.com in einer vierteiligen Reihe Bilanz zu ziehen. Welche Teams haben überzeugte, welche sind hinter den Erwa

02.06.2014Bardiani-CSF die Überraschung, Canndondale die Enttäuschung

(rsn) - Drei harte Wochen Giro d`Italia liegen hinter den Fahrern. Zeit für radsport-news.com in einer vierteiligen Reihe Bilanz zu ziehen. Welche Teams haben überzeugte, welche sind hinter den Erwa

02.06.2014Trek überzeugt komplett, FDJ.fr jubelt ein Mal zu viel

(rsn) - Drei harte Wochen Giro d`Italia liegen hinter den Fahrern. Zeit für radsport-news.com in einer vierteiligen Reihe Bilanz zu ziehen. Welche Teams haben überzeugte, welche sind hinter den Erwa

02.06.2014Majka: Magenkrämpfe kosteten die Top Five

(rsn) - Der Traum vom Podium bei der 97. Austragung der Italien-Rundfahrt ist für Rafał Majka im Bergzeitfahren hinauf zum Cima Grappa geplatzt. Der gesundheitlich angeschlagene Pole belegte

02.06.2014Orica-GreenEdge und Giant-Shimano jeweils dreifach erfolgreich

(rsn) - Drei harte Wochen Giro d`Italia liegen hinter den Fahrern. Zeit für radsport-news.com in einer vierteiligen Reihe Bilanz zu ziehen. Welche Teams haben überzeugte, welche sind hinter den Erwa

02.06.2014Uran und Aru: „Quintana hat den Giro-Sieg verdient"

rsn) – Rigoberto Uran (Omega Pharma-Quick Step) und Fabio Aru (Astana) waren beim Giro d’Italia gegen den alle überragenden Nairo Quintana (Movistar) chancenlos. Aber so wie der Kolumbianer mit s

02.06.2014Quintana: Giro-Triumph mit weniger als 100 Prozent

Triest (dpa) - Nairo Quintana (Movistar) hat in 105 Jahren Giro d`Italia als erster Kolumbianer die zweitwichtigste Rundfahrt der Welt gewonnen. Nach 21 Etappen und 3445 Kilometern verwies der 24 Jahr

01.06.2014Mezgec sorgt zum großen Finale für dritten Giant-Shimano-Sieg

(rsn) – Luka Mezgec hat dem Giant-Shimano-Team zum Abschluss der 97. Giro d’Italia den dritten Tagessieg beschert. Der 25 Jahre alte Slowene gewann die 21. und letzte Etappe über 169 Kilometer vo

01.06.2014Quintana: „Ich bin kein Außerirdischer"

(rsn) –Nairo Quintana (Movistar) ist nur noch eine Etappe vom ersten Triumph eines Kolumbianers beim Giro d’Italia entfernt. Und der 24-Jährige schmiedet nach seinen Demonstrationen in den Bergen

01.06.2014Geschke: Noch vor Quintana am Zoncolan im Ziel

(rsn) – Auf der 20. Etappe des 97. Giro d’Italia ging Simon Geschke (Giant-Shimano) nochmals in die Offensive. Gemeinsam mit seinem Teamkollegen Georg Preidler war der Freiburger in der Gruppe des

Weitere Radsportnachrichten

28.11.2025Auch Flanders Classics gegen ein allgemeines Eintrittsgeld

(rsn) – In der Diskussion um einen mögliches Eintrittsgeld bei Radrennen hat sich nun auch Flanders Classics zu Wort gemeldet. Wie bereits der Radsportweltverband UCI und die ASO reagiert der Veran

28.11.2025Intermarché verabschiedet Girmay mit emotionalem Video

(rsn) – Alle Zeichen deuteten schon seit einiger Zeit daraufhin, dass Biniam Girmay nach der Fusion von Intermarché – Wanty und Lotto nicht zum neuen Aufgebot gehören wird. Der Eritreer selbst h

28.11.2025Äthiopische WM-Siebte Kahsay Kiros zum Canyon-Nachwuchsteam

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Radsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder Rücktr

28.11.2025Einer geschmeidigen Saison folgt nun die Masterarbeit

(rsn) - Neues Jahr, neues Team – das war in der Vergangenheit bei Miguel Heidemann nur allzu oft der Fall. Ungewollt, freilich. Und so auch im letzten Winter. Erst im Februar war er bei Rembe – ra

28.11.2025Die Radsport-News-Jahresrangliste der Männer 2025

(rsn) – Es ist inzwischen RSN-Tradition. Und auch wenn sich mit Christoph Adamietz der Vater der Idee vor einem Jahr aus unserem Autoren-Team verabschiedet hat, so soll diese Tradition fortgesetzt w

27.11.2025Mit guten Beinen in Kigali zu WM-Silber

(rsn) – Auf der Liste mit den großen Überraschungen des Jahres 2025 muss Jan Huber (Remax Racingteam) unbedingt vermerkt sein. Denn der 20-jährige Schweizer war vor der Saison ein unbeschriebenes

27.11.2025In Abu Dhabi künstlicher Anstieg zu Pogacars Gunsten?

(rsn) – Wer gedacht hat, dass die Straßen-WM in Abu Dhabi 2028 zu einer Angelegenheit für die Sprinter werden würde, könnte sich getäuscht haben. Wie die spanische Sportzeitung Marca in Erfahru

27.11.2025Hat Lipowitz bereits Langzeitvertrag bei Red Bull unterschrieben?

(rsn) – Wie die belgische Zeitung Het Laatste Nieuws berichtete, bemühe sich das ab 2026 mit deutscher Lizenz ausgestattete Team Lidl – Trek um eine Verpflichtung von Florian Lipowitz zur Saison

27.11.2025Del Toro Mexikos Sportler des Jahres

(rsn) – Isaac Del Toro ist in Mexiko zum Sportler des Jahres gewählt worden. Der Profi von UAE – Team Emirates – XRG feierte in der abgelaufenen Saison nicht weniger als 18 Siege, nur sein Team

27.11.2025“Schwer erkrankt“: Lefevere mehr als drei Wochen in der Klinik

(rsn) – Der langjährige Soudal-Quick-Step-Teammanager Patrick Lefevere war nach eigenen Worten “schwer erkrankt“ und musste 24 Tage im AZ Delta Krankenhaus in Roeselare verbringen. Wie der Belg

27.11.2025Thomas soll als Renndirektor Ineos zu Grand-Tour-Siegen führen

(rsn) – Geraint Thomas hat nach der Tour of Britain seine lange eund erfolgreiche Karriere beendet. Allerdings wird der 39-jährige Waliser auch künftig in Diensten von Ineos Grenadiers stehen. Wie

27.11.2025Gaviria mit 2,36 Promille am Steuer: Zwei Jahre Fahrverbot

(rsn) – Fernando Gaviria ist wegen Trunkenheit am Steuer von einem Gericht in Monaco zu einer zweimonatigen Bewährungsstrafe und einem zweijährigen Fahrverbot verurteilt worden. Der 31-jährige Ko

RADRENNEN HEUTE

    Radrennen Männer

  • Tour de Gyeongnam (2.2, KOR)