Norweger gewinnt 18. Münsterland Giro

Hagenes wird nach cleverer Attacke Kooijs Nachfolger

Foto zu dem Text "Hagenes wird nach cleverer Attacke Kooijs Nachfolger"
Per Strand Hagenes (Jumbo - Visma) hat den Münsterland Giro 2023 gewonnen. | Foto: Cor Vos

03.10.2023  |  (rsn) – Jumbo – Visma hat den 18. Münsterland Giro (1.Pro) dominiert und nach einer cleveren Teamleistung den Sieg verbuchen können. Allerdings war es über 194,2 Kilometer von Osnabrück nach Münster nicht Titelverteidiger Olav Kooij, der Grund zum Jubel hatte, sondern sein junger Teamkollege Per Strand Hagenes, der nach einer späten Attacke den bisher größten Erfolg seiner Karriere feierte. Der 20-jährige Norweger, der etatmäßig für das Jumbo-Development-Team unterwegs ist, setzte sich vor dem Münsteraner Schloss als Solist mit 17 Sekunden Vorsprung auf seine ehemaligen Begleiter durch.

"Ich habe erst 200 Meter hinter der Ziellinie realisiert, dass ich gewonnen habe, als da die Ordner und der Staff vom Team auf mich gewartet haben“, kommentierte Hagenes auf der Pressekonferenz seinen bereits dritten Sieg bei den Profis – der hart erkämpft war, wie er anfügte: “Ich war den ganzen Tag am Limit, habe mich eigentlich auch gar nicht so gut gefühlt. Aber dann sagte (Teamkollege Christophe) Laporte, dass ich was versuchen soll.“

Im Sprint der Verfolger sicherte sich der Australier Kaden Groves (Alpecin – Deceuninck) Platz zwei vor dem Dänen Mads Pedersen (Trek – Segafredo) und dem Niederländer Nils Eekhoff (dsm – Firmenich). “Wir waren zahlenmäßig unterlegen, und wenn ein Team wie Jumbo - Visma drei starke Fahrer vorne hat, dann ist es schwer, etwas dagegen zu tun“, sagte Groves, der in der entscheidenden Phase nur einen Helfer an seiner Seite hatte.

Als bester Fahrer des heimischen Teams Bora – hansgrohe, das in der frühen großen Ausreißergruppe, mit zunächst vier Fahrern vertreten war, kam der Niederländer Danny van Poppel auf Rang fünf. Sein Teamkollege Jonas Koch war als Zehnter bester der deutschen Starter.

Jakob Geßner vom deutschen Kontinental-Team Lotto – Kern Haus sicherte sich aus der Ausreißergruppe heraus die ersten sechs der neun Bergpreise des Tages und damit das Bergtrikot des Rennens, das auch in diesem Jahr den Abschluss der deutschen Straßensaison bildete.

So lief der Münsterland Giro:

Bei regnerischem Wetter, aber milden Temperaturen setzten sich Albert Gathemann (P&S - Benotti), Julian Borresch (Saris – Rouvy – Sauerland) und Geßner kurz nach dem Start zu dritt ab. Dann aber teilte sich das Feld auf einer der erwarteten Windkanten bereits nach rund 20 Kilometern und die Ausreißer wurden schnell wieder eingefangen. Im ersten, gut 30 Fahrer umfassenden Teil, war Bora – hansgrohe mit van Poppel, Koch, Nils Politt und Ryan Mullen vertreten, hinzu kamen unter anderem Eekhoff, John Degenkolb (beide DSM – Firmenich), der deutsche Nationalmannschaftskapitän Max Walscheid (Cofidis), Groves, Laporte, Pedersen und Tim Merlier (Soudal – Quick-Step).

Aber auch deutsche Kontinentalfahrer wie Borresch, Geßner, Gathemann oder Moritz Kretschy (rad – net Osswald) mischten vorne mit. Dagegen hatten die hoch gehandelten Kooij, Jordi Meeus (Bora – hansgrohe) und Jasper Philipsen (Alpecin – Deceuninck) den Sprung in die große Spitzengruppe verpasst.

Im zweiten Feld, das zwischenzeitlich zwei Minuten Rückstand aufwies, zeigten sich vor allem Intermarché – Circus – Wanty und die Schweizer Zweitdivisionäre Q36.5 und Tudor für die Tempoarbeit verantwortlich. An der Spitze spannten sich vor allem Bora – hansgrohe und das mit gleich fünf Fahrern präsente Team dsm – Firmenich zusammen, um den Abstand nicht kleiner werden zu lassen.

Für Schreckmomente sorgten nach gut 70 Kilometern Stürze, bei denen in einer vom Regen nassen Kurve in beiden Gruppen zahlreiche Fahrer auf dem Asphalt landeten. An der Spitze erwischte es unter anderem Europameister Laporte und Koch, beide schafften aber wie auch Tim Torn Teutenberg (Lidl - Trek) wieder den Anschluss. Im Feld wurden mehrere Fahrer von Lotto Dstny und Soudal – Quick-Step in Mitleidenschaft gezogen.

Im Teutoburger Wald fährt van Poppel die Spitze auseinander

An der Konstellation änderte sich bei zwischenzeitlich verbesserten äußeren Bedingungen aber wenig. Als es nach gut 80 Kilometern im Teutoburger Wald auf die dreimal zu fahrende, 15,7 Kilometer lange Runde mit den Anstiegen in Lengerich und der Grafenstraße ging, betrug der Abstand immer noch um die 1:30 Minuten. Danach fielen Merlier und Gathemann an den Anstiegen aus der Spitze heraus und in das zweite Feld zurück, das seinen Rückstand 85 Kilometer vor dem Ziel auf unter eine Minute reduziert hatte.

Bei nun wieder einsetzendem Regen beteiligte sich auch Jumbo – Visma an der Tempoarbeit an der Spitze, deren Vorsprung dennoch auf rund 20 Sekunden schrumpfte – was vor allem daran lag, dass Jayco – AlUla sich mit in die Verfolgung einspannte. Kurz darauf schraubte van Poppel bergauf das Tempo hoch, so dass schließlich nur noch zehn Fahrer vorn übrigblieben: neben dem Niederländer und Koch, dem einzigen Deutschen, das Jumbo-Trio Edoardo Affini, Per Strand Hagenes und Laporte, Groves und dessen Helfer Edward Planckaert, Pedersen, Eekhoff und Sören Waerensjkold (Uno-X).

Das Streckenprofil des 18. Sparkassen Münsterland Giro | Foto: Veranstalter

Prompt wuchs der Vorsprung wieder an – auf etwas mehr als eine Minute, als es auf die letzten flachen 60 Kilometer in Richtung Ziel ging. Auch wenn die Verfolger nicht lockerließen, behaupteten die gut zusammenarbeitenden Ausreißer ihren Vorsprung bis ins Finale hinein. Auch auf den drei Zielrunden zu je 4,2 Kilometern änderte sich zunächst nichts, ehe van Poppel gut sechs Kilometer vor dem Ziel seine Gegner zu überraschen versuchte. Affini konterte die Attacke des Bora-Kapitäns, doch schnell lief die Gruppe wieder zusammen.

Eingangs der Schlussrunde trat Laporte an, Eekhoff klemmte sich an sein Hinterrad und kurz darauf schlossen auch die weiteren Fahrer der Gruppe auf. Zweieinhalb Kilometer vor dem Ziel versuchte es mit Hagenes auch noch der dritte Jumbo-Fahrer - und der junge Norweger kam tatsächlich weg und mit einem deutlichen Vorsprung von einigen Sekunden ins Ziel. Allerdings richtete sich Hagenes nicht zum Jubel auf, sondern schien anzunehmen, noch eine Runde vor sich zu haben.

17 Sekunden hinter dem Überraschungssieger entschied Groves den Sprint der Verfolger knapp vor Pedersen und Eekhoff für sich. Van Poppel blieb nur der fünfte Platz, Koch Rang zehn.

Results powered by FirstCycling.com

Mehr Informationen zu diesem Thema

04.10.2023“Genialer, aber stressiger Tag“ für Geßner beim Münsterland Giro

(rsn) – Stressiger, aber erfolgreicher Tag der Deutschen Einheit für Jakob Geßner und sein Team Lotto – Kern Haus. Beim Münsterland Giro (1.Pro) am Dienstag gewann der 23-Jährige nach couragie

03.10.2023Walscheid: “Watt pro Kilogramm ist nicht meine Stärke“

(rsn) – Mit seinen 90 Kilogramm war der Vorjahresdritte Max Walscheid wahrlich Keiner, der sich über die zahlreichen steilen Rampen im Teutoburger Wald auf der diesjährigen Strecke des Sparkassen

03.10.2023Degenkolb: “Kleiner Gruß an Fabian: Zwei Runden reichen“

(rsn) – Platz vier für Nils Eekhoff, Rang 17 für Alberto Dainese und John Degenkolb auf der 27: Mit dieser Ausbeute ist der Sparkassen Münsterland Giro für das Team DSM – firmenich zu Ende geg

03.10.2023Münsterland Giro: Geßner schnappt sich die Bergwertung

(rsn) - Für die deutschen Kontinental-Teams waren die Klassikerbedingungen mit Wind und Regen sowie die starke WorldTour-Konkurrenz beim Münsterland-Giro (1.Pro) zu viel des Guten, um ein Spitzener

02.10.2023Wind und Wetter wichtige Faktoren beim Sprinter-Festival

(rsn) – Der Tag der Deutschen Einheit bringt den Radsport-Fans am Dienstag das große deutsche Saisonfinale der Profis – und das mit einem beeindruckenden internationalen Aufgebot, vor allem in Sa

28.09.2023Walscheid führt deutsches Nationalteam im Münsterland an

(rsn) – Wenn am Tag er Deutschen Einheit in Osnabrück der Startschuss zum 18. Sparkassen Münsterland Giro fällt, ist unter den 23 Mannschaften auch wieder eine Auswahl des Bund Deutscher Radfahre

21.09.2023Münsterland Giro zieht viele Top-Sprinter zum Start nach Osnabrück

(rsn) – Der Sparkassen Münsterland Giro (1.Pro) wird am Tag der Deutschen Einheit, dem 3. Oktober, einmal mehr zum Festival der Sprinter. Wie die Veranstalter am Mittwoch bekanntgaben, sollen die G

16.03.2023Münsterland Giro startet erstmals in Osnabrück

(rsn) – Aus Anlass des 375. Jubiläums des Westfälischen Friedens, mit dem 1648 der 30-jährige Krieg beendet wurde, beginnt der Sparkassen Münsterland Giro (1.Pro) erstmals in seiner Geschichte i

28.02.2023Sparkassen Münsterland Giro bis 2026 gesichert

(rsn) – Silvan Dillier (Alpecin - Deceuninck) wird am Sonntag nicht wie geplant bei Paris-Nizza (2.UWT) am Start stehen können. Der Schweizer hat sich bei Kuurne-Brüssel-Kuurne einen Kahnbeinbruch

Weitere Radsportnachrichten

09.05.2024Etappensieg verpasst, aber Alaphilippe zeigt alte Klasse

(rsn) – Der ganz große Coup ist Julian Alaphilippe (Soudal – Quick-Step) auf der 6. Etappe des Giro d´Italia über die weißen Schotterstraßen der Toskana nicht gelungen. Doch der franzöische

09.05.2024Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir jeden Morgen

09.05.2024Kampf gegen die Uhr mit schwerem Finale

(rsn / ProCycling) – Zum ersten Mal seit 2017 gab es am Eröffnungswochenende der Italien-Rundfahrt kein Einzelzeitfahren. Trotz der kniffligen Etappe rund um Turin, der Ankunft in Oropa und der Sc

09.05.2024Pogacar: “Hat Spaß gemacht, aber ich bevorzuge Strade Bianche“

(rsn) – Auf der Strade-Bianche-Etappe des 107. Giro d’Italia hielten die Favoriten die Beine still. Stattdessen dominierten auf den 180 Kilometern durch die Toskana inklusive dreier Gravel-Sektore

09.05.2024Fleche du Sud: Etappenplatzierung kostet Teutenberg Führung

(rsn) - Einen Tag nach seinem Auftaktsieg beim Flèche du Sud (2.2) musste Tim Torn Teutenberg (Lidl - Trek Future Racing) seine Gesamtführung wieder abgeben. Da es bei der fünftägigen Rundfahrt d

09.05.2024Nächster Sieg: De Lie zeigt auch beim Circuit de Wallonie auf

(rsn) - Die deutschen und österreichischen Kontinental-Teams haben sich beim hochkarätig besetzten Circuit de Wallonie (1.1) achtbar aus der Affäre gezogen. Beim Sieg des Belgiers Arnaud De Lie (Lo

09.05.2024Highlight-Video der 6. Etappe des Giro d´Itala

(rsn) – Pelayo Sánchez (Movistar) hat auf der 6. Etappe des 107. Giro d’Italia (2.UWT) den größten Erfolg seiner Karriere eingefahren. Der 24-jährige Spanier setzte sich über 180 hügelige Ki

09.05.2024Sanchez spart Kraft und schlägt Alaphilippe im Sprint

(rsn) - Pelayo Sanchez (Movistar) hat die 6. Etappe des 107. Giro d’Italia von Viareggio nach Rapolano terme über 180 Kilometer und drei Schottersektoren gewonnen. Im Dreiersprint war der Spanier s

09.05.2024Liste der ausgeschiedenen Fahrer / 6. Etappe

(rsn) - 176 Profis aus 22 Teams sind am 4. Mai zum 107. Giro d’Italia (2.UWT) angetreten, darunter auch zwölf Deutsche, vier Österreicher, zwei Schweizer und ein Luxemburger. Hier listen wir a

09.05.2024Cavendish holt sich die 2. Etappe, Voltr das Gelbe Trikot

(rsn) – Nachdem er sich zum Auftakt noch mit Rang sechs hatte begnügen müssen, hat sich Mark Cavendish (Astana Qazaqstan) die 2. Etappe der 45. Ungarn-Rundfahrt (2.Pro) gesichert. Der 38-jährige

09.05.2024Ludwig: “Dachte so oft, dass ich nie einen Profisieg hole“

(rsn) – Hannah Ludwig hat geschafft, woran sie selbst nicht geglaubt hat. Die 24-Jährige aus Traben-Trarbach machte am Mittwoch den Tag für ihr Team Cofidis perfekt. Nachdem kurz zuvor Benjamin Th

09.05.2024Lipowitz muss den Giro vor der 6. Etappe verlassen

(rsn) – Nach nur fünf Tagen ist das Grand-Tour-Debüt von Florian Lipowitz bereits wieder beendet. Wie Bora – hansgrohe vor dem Start der 6. Etappe des Giro d’Italia (2.UWT) mitteilte, sei der

RADRENNEN HEUTE

    WorldTour

  • Giro d´Italia (2.UWT, ITA)