Niederländer gewinnt Cross-Weltcup in Hulst

Van der Poel gleich bei seinem Saisoneinstand vorn

Von Kevin Kempf

Foto zu dem Text "Van der Poel gleich bei seinem Saisoneinstand vorn"
Mathieu van der Poel (Alpecin - Deceuninck) hat den Cross-Weltcup in Hulst gewonnen. | Foto: Cor Vos

27.11.2022  |  (rsn) – Mathieu van der Poel (Alpecin – Deceuninck) hat einen Einstand nach Maß in seine Cross-Saison gefeiert. Der Niederländer entschied in seiner Heimat den Cross-Weltcup von Hulst souverän für sich. Van der Poel löste sich in der vierten Runde des achten Weltcups der Saison von Thomas Pidcock (Ineos Grenadiers) und erreichte 15 Sekunden vor Laurens Sweeck (Crelan – Fristads) das Ziel. Als Tageszweiter übernahm der Belgier, der von Pidcocks spätem Ausscheiden profitierte, die Weltcupführung. Auf den Plätzten drei und vier folgten Eli Iserbyt (Pauwels Sauzen – Bingoal) und Lars van der Haar (Baloise – Trek Lions). Fünfter wurde Joris Nieuwenhuis (Baloise – Trek Lions).

Nach dem verkorksten letzten Winter zeigte sich van der Poel der viermalige Weltmeister im Ziel-Interview erleichtert. “Es fühlt sich ziemlich gut an. Letzte Saison war schlecht, man konnte das eigentlich kaum ‘Saison‘ nennen. Nach zwei Rennen war sie wegen Rückenproblemen schon wieder zu Ende“, erinnerte er an eine schwere Periode in seiner Karriere. Für den Sieg in Hulst musste sich der 27-Jährige allerdings mächtig ins Zeug legen, denn die Konkurrenten leisteten lange Zeit erfolgreich Widerstand. Einige kleinere Stürze machten die Sache nicht einfacher. “Technisch habe ich viele Fehler gemacht, aber das ist wohl normal“, resümierte van der Poel nach seinem Saisondebüt.

Trotzdem konnte er zum ersten Mal seit fast 22 Monaten den Zielstrich jubelnd überqueren. “Der letzte Sieg beim Cross ist lange her. Ich bin froh wieder da zu sein, aber bis zu meinem Top-Niveau ist es noch ein weiter Weg. Ich kann mit dem heutigen Tag aber sehr zufrieden sein“, befand er. “Ich brauche noch ein paar Rennen, aber meine Form ist schon sehr gut. Ich hatte eine gute Vorbereitung in Spanien. Ich brauche noch mehr cross-spezifisches Training, hoffe aber, im Dezember in Topform zu sein“, er voraus.

Sweeck jetzt Führender in zwei Cross-Serien

Im Gegensatz zu van der Poel befindet sich Sweeck schon seit Wochen in Topform und landete erneut vor Iserbyt, um seinem Landsmann die Gesamtführung abzunehmen. “Wir sind jetzt bei der Hälfte und ich führe. Ich werde natürlich versuchen, das (Führungstrikot) zu verteidigen“, kündigte er an. “Ich freue mich, erstmals das Trikot zu übernehmen. Das ist etwas Besonderes. Man weiß nie, wie oft ich noch so eine Chance bekommen werde“, sagte der 28-Jährige, der auch bei der Superprestige-Serie den Platz an der Sonne innehat. “Ich bin jetzt in zwei Klassements der Führende. Es wäre natürlich toll beide zu gewinnen, aber mit einem wäre ich auch schon sehr glücklich“, meinte Sweeck.

Beeindruckt vom Sieger zeigte sich Iserbyt. “Als Mathieu mich anfangs eingeholt hat, dachte ich, er würde mindestens eine Minute von uns wegfahren“, gab der Flame zu. “Es ist ein anderes Rennen mit den beiden, aber es war gut für uns, dass sie nicht wirklich weit weggefahren sind. Ich bin also froh, nur 18 [sic!] Sekunden hinter ihm angekommen zu sein“, so Iserbyt, der auch Pidcock ab Hälfte des Rennens nicht mehr folgen konnte. Zufrieden zeigte er sich aber mit seinem Finale: “Meine letzten beiden Runden waren wirklich gut und ich hoffe nächste Woche noch besser zu werden.“

Marcel Meisen (Stevens) kam einen Tag nach seinem zweiten UCI-Saisonsieg nicht zurecht. Kurz nach dem Start lag der Deutsche Meister schon weit hinten, im Gegensatz zu den letzten Rennen blieb in Hulst die Verfolgungsjagd aus. So kam der Stolberger auf Rang 26 ins Ziel. Kevin Kuhn (Tormans CX) war auf Position zehn der beste Schweizer.

Im Kampf um das Weiße Trikot liegt Sweeck nun mit 214 Punkten vier Zähler vor Iserbyt. Dritter ist Michael Vanthourenhout (Pauwels Sauzen – Bingoal), der 179 Punkte auf dem Konto hat. Der achte Lauf der Weltcup-Serie findet am 4. Dezember in Antwerpen statt.

 

So lief das Rennen:

Van der Poel startete aus der vierten Reihe, kam aber sehr gut aus den Blöcken, machte schnell Position um Position gut und lag nach wenigen Minuten hinter van der Haar schon an zweiter Position. Kurz darauf übernahm er sogar die Führung von seinem Landsmann. Als er das Tempo erhöhte, blieb er dann aber mit seinem Vorderrad an einer Unebenheit hängen und überschlug sich. Schnell stieg van der Poel wieder auf sein Rad, wurde jedoch von Iserbyt, Pidcock, van der Haar, Sweeck sowie Vanthourenhout eingeholt und bildete mit seinen Konkurrenten eine sechsköpfige Spitzengruppe.

Im Runde zwei stürzte van der Poel in einer Traverse erneut, ohne dabei den Anschluss an die Spitzengruppe zu verlieren. Als Nieuwenhuis als siebter Fahrer aufschloss, erhöhte Pidcock das Tempo. Nur Sweeck konnte zunächst folgen, musste am Ende der dritten von sieben Runden den Weltmeister jedoch ziehenlassen.

Die Verfolgergruppe hatte zu diesem Zeitpunkt 15 Sekunden Rückstand. Sweeck kämpfte sich in der dritten Runde wieder an Pidcock heran und auch van der Poel, Iserbyt und van der Haar schafften den Anschluss. Pidcock ließ aber nicht locker, so dass Iserbyt und van der Haar in der vierten Runde wieder zurückfielen. Van der Poel wiederum zog an Sweeck vorbei, der ebenfalls zu kämpfen hatte. Pidcock löste sich langsam, aber sicher von seinen Widersachern. Erst durch einen Fehler an einem kleinen, steilen Hügel verspielte er seine Führung, so dass van der Poel aufschließen konnte.

Pidcock demoliert sich sein Hinterrad und gibt kurz vor Schluss auf

Während Sweeck nur wenige Sekunden zurücklag, erhöhte nun der viermalige Weltmeister den Druck. Nach einem erneuten Fehler Pidcocks setzte van der Poel sich kurz vor dem Ende der vierten Runde ab. Er passierte den Zielstrich fünf Sekunden vor dem Briten, der seinerseits vier Sekunden vor Sweeck lag. Doch van der Poel fuhr nun wie entfesselt und hatte bei der nächsten Zielpassage seinen Vorsprung gegenüber Pidcock auf elf Sekunden ausgebaut, Sweeck folgte mit 26 Sekunden Rückstand als Dritter.

Der Abstand der ersten beiden Fahrer blieb in der vorletzten Runde unverändert, doch nach dem Erklingen der Glocke wurde angesichts von Pidcocks Körpersprache schnell deutlich, dass er am Ende seiner Kräfte war. Sein Rückstand wuchs auf 20 Sekunden an, als er am Ende einer Abfahrt wegrutschte und sich sein Hinterrad an einem Begrenzungspfosten demolierte.

Zunächst probierte er den weiten Weg zur Wechselzone laufend zurückzulegen, doch nach wenigen Metern gab er das Unterfangen auf und verließ die Strecke. Van der Poel bekam von alldem nichts mit und feierte einen souveränen Sieg. Sweeck wurde mit 15 Sekunden Rückstand Zweiter. Iserbyt entschied den Zweikampf um Platz drei vor van der Haar für sich.

Results powered by FirstCycling.com

Mehr Informationen zu diesem Thema

19.11.2024Auch Weltcup-Auftakt ohne van der Poel und Van Aert

(rsn) – Am 24. November findet in Antwerpen der erste Cross-Weltcup der Saison statt. Doch die läuft bereits seit sieben Wochen und noch gibt es keine Informationen darüber, wann die beiden Topsta

25.10.2024Nach “bescheidenem Sommer“ beginnt Krahls Saison jetzt richtig

(rsn) - Anfang September wurde in Bensheim die europäische Cross -Saison gestartet. Doch wer die beiden besten deutschen Querfeldeinfahrerinnen der letzten Jahre suchte, wurde enttäuscht. Judith Kra

10.10.2024Der Cross-Winter kommt: Ausblick auf die Saison 2024/25

(rsn) – Später als sonst beginnt in diesem Jahr der Cross-Weltcup. Der europäische Saisonauftakt im Querfeldein fand zwar bereits Anfang September in Bensheim (C2) statt. Mit den beiden C2-Rennen

19.04.2024UCI veröffentlicht kompakten Cyclocross-Weltcup-Kalender

(rsn) – Der vom Radsportweltverband UCI präsentierte Cross-Weltcup-Kalender 2024/25 weist einige bemerkenswerte Änderungen auf. So wurde die Anzahl der Rennen von 14 auf 12 reduziert, die zudem al

02.03.2024Neue Regeln sollen Crossstars zur Weltcup-Teilnahme zwingen

(rsn) – Die vielen Absagen von Topfahrern für die Cyclocross-Weltcups waren sowohl der UCI als auch Veranstalter Flanders Classics in diesem Winter ein Dorn im Auge. Schon während der Saison rausc

28.01.2024Van der Poel nach sechstem Hoogerheide-Sieg bereit für die WM

(rsn) – Mit einer eindrucksvollen Attacke in der vorletzten Runde hat sich Mathieu van der Poel (Alpecin – Deceuninck) zum Weltcup-Abschluss den Sieg geholt. Eli Iserbyt (Pauwels – Sauzen – Bi

28.01.2024Van Empel entscheidet Weltcupfinale erst im Sprint für sich

(rsn) – In Hoogerheide, wo sie im vergangenen Jahr Weltmeisterin geworden war, holte sich Fem van Empel (Visma – Lease a Bike) den letzten Cross-Weltcup der Saison. Nach einem spannenden Rennen sc

22.01.2024Video: Van der Poel prallte gegen Streckenbegrenzung

(rsn) – Nach zehn Siegen in Folge musste Mathieu van der Poel (Alpecin – Deceuninck) am Sonntag in Spanien die erste Saisonniederlage hinnehmen. Der Weltmeister belegte im Cross-Weltcup von Benido

21.01.2024Van Aert schlägt van der Poel trotz verpatztem Start und Sturz

(rsn) – Wout van Aert (Visma – Lease a Bike) hat im spanischen Benidorm seinen Saisonabschluss gewonnen. Beim 13. und vorletzten Lauf des Weltcups profitierte er zunächst von einem Sturz von Math

21.01.2024Van Empel in Benidorm mit Bodycheck zum Sieg

(rsn) – Fem van Empel (Visma – Lease a Bike) hat im spanischen Benidorm den 13. Lauf des Weltcups gewonnen. Dazu musste sie in der vorletzten Kurve Puck Pieterse (Fenix – Deceuninck) mit einem B

07.01.2024Van der Poel fliegt beim Weltcup in Zonhoven zum 10. Saisonsieg

(rsn) – Rund 12.000 Fans standen beim Cross-Weltcup in Zonhoven an der Strecke und alle wurden von Mathieu van der Poel (Alpecin – Deceuninck) in Staunen versetzt. Bis zur vierten Runde wartete de

07.01.2024Pieterse baut in Zonhoven ihre Siegesserie aus

(rsn) – Puck Pieterse (Alpecin – Deceuninck) hat den zwölften Weltcup der Saison in Zonhoven gewonnen. Auf dem Parcours um die legendäre Kuil herum, die auch diesmal dreimal pro Runde bezwungen

Weitere Radsportnachrichten

21.11.2024Nach Dopingsperre jetzt Haft auf Bewährung gefordert

(rsn) - Nach vier Jahren Dopingsperre aufgrund eines positiven Test auf Epo im Jahr 2019 droht der früheren französischen Radsportlerin Marion Sicot jetzt eine einjährige Haftstrafe auf Bewährung.

21.11.2024Trotz Vertrag: Amador beendet Karriere

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Radsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder Rücktr

20.11.2024Pieterse gibt ihr Cross-Programm bekannt

(rsn) – Mountainbikeweltmeisterin Puck Pieterse (Fenix – Deceuninck) hat auf ihren Social-Media-Kanälen ihr Programm für den Winter bekannt gegeben. Die 22-Jährige steigt erst Mitte Dezember be

20.11.2024Das Pech zog sich wie ein roter Faden durchs Jahr

(rsn) – Nach einer starken Saison 2023, als er Deutscher U23-Meister auf der Straße und im Zeitfahren wurde sowie einen sechsten Platz im WM-Straßenrennen der Espoirs einfuhr, ging Moritz Kretschy

20.11.2024Die negativen Erlebnisse übermalten die positiven

(rsn) - Eigentlich hatte sich Marco Schrettl (Tirol - KTM) 2024 vorgenommen mit tollen Leistungen eine starke Empfehlung an die besten Teams des Straßenradsports abzugeben, doch ganz klappte der ambi

20.11.2024Im Überblick: Die Transfers der Männer-Profiteams für 2025

(rsn) – Nachdem zahlreiche Transfergerüchte seit Monaten in der Radsportwelt zirkulieren, dürfen die Profimannschaften seit dem 1. August ihre Zu- und Abgänge offiziell bekanntgeben. Radsport

20.11.2024Drei Mal Gold zu holen bleibt ein Traum

(rsn) – Madison-Gold bei EM und WM, dazu zwei Podien in UCI-Rennen auf der Straße. Für Roger Kluge (rad-net – Oßwald) lief die Saison 2024 eigentlich perfekt, wäre da nicht die Enttäuschung b

20.11.2024Rundfahrtchefs Pupp, Senn und Wegmann heute im “Windschatten“

(rsn) – Zum fünfjährigen Bestehen der österreichischen Radsport-Initiative "Österreich dreht am Rad" finden in dieser Woche in der Medienhalle Hall in Tirol täglich Podiumsdiskussionen und Live

20.11.2024Im Überblick: Die Transfers der Frauen-Profiteams für 2025

(rsn) – Nachdem zahlreiche Transfergerüchte seit Monaten in der Radsportwelt zirkulieren, dürfen die Profiteam seit dem 1. August ihre Transfers offiziell bekanntgeben. Radsport-news.com samme

20.11.2024Van Gils und Lotto - Dstny sprechen über Vertragsauflösung

(rsn) – Letzten Winter forcierte der Belgier Cian Uijtdebroeks seinen vorzeitigen Wechsel vom deutschen Bora - hansgrohe zu Visma - Lease a Bike. Eine ähnliche Geschichte könnte sich auch jetzt an

20.11.2024Die Radsport-News-Jahresrangliste 2024

(rsn) - Auch diesmal starten wir am 1. November mit unserer Jahresrangliste. Wir haben alle UCI-Rennen der vergangenen zwölf Monate (1. November 2023 bis 31. Oktober 2024) ausgewertet - nach unserem

19.11.2024Ein Jahr unter der Überschrift “Primoz Roglic“

(rsn) – Nach dem erfolgreichsten Jahr seiner Karriere, in dem ihm gleich zwei Etappensiege beim Giro d’Italia gelangen, stellte sich Nico Denz (Red Bull - Bora - hansgrohe) 2024 speziell in den gr

RADRENNEN HEUTE
  • Keine Termine