Slowene dominiert die Tour nach Belieben

Weil er Revanche will, fährt Pogacar die Konkurrenz an die Wand

Von Peter Maurer

Foto zu dem Text "Weil er Revanche will, fährt Pogacar die Konkurrenz an die Wand"
Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) bei seiner Jagd auf der 8. Tour-Etappe | Foto: Cor Vos

03.07.2021  |  (rsn) – Betrachtet man die Abstände in der Gesamtwertung der Tour de France, so werden wohl einige Sportliche Leiter bei der Nachbesprechung mit Sprachlosigkeit zu kämpfen haben. Die erste Alpenetappe wurde zur Show des Tadej Pogacar (UAE Team Emirates). Bei Regen und kühlen Temperaturen machte sich der Titelverteidiger schon über 30 Kilometer vor dem Ziel auf, um all seinen Konkurrenten eins auszuwischen.

Am Vortag zwang der Angriff von Wout Van Aert (Jumbo – Visma) und Mathieu van der Poel (Alpecin – Fenix) Pogacar und seine Helfer über 200 Kilometer zur Tempoarbeit. Bis zum Finale bekam er kaum Unterstützung von den anderen Klassementfahrern und am Ende der 7. Etappe attackierte Richard Carapaz (Ineos Grenadiers) noch aus dem Feld heraus. Der Stachel saß tief, vor allem die Teamkollegen des Slowenen mussten tief gehen und heftig leiden.

"Wir mussten viel arbeiten. Die anderen Fahrer dachten, sie könnten uns als Team dadurch brechen. Aber am Ende hat es ihnen auch Kraft gekostet und heute sind sie eingebrochen, gezeichnet von den Anstrengungen von gestern und dem heutigen Wetter", erklärte Pogacar im Ziel, nachdem er im Finale in einer eigenen Liga fuhr und die Favoritengruppe zerlegte. Auf den letzten Kilometern hinauf zum Col de Romme löste er sich von seinen Verfolgern, nachdem er mit Davide Formolo seinen letzten Helfer verbraucht hatte.

Anfangs konnte noch Carapaz folgen, doch auch der Ecuadorianer hielt nur kurz das Hinterrad des 22-Jährigen - als Pogacar ein zweites Mal attackierte, musste auch der Giro-Sieger von 2019 den Träger des Weißen Trikots ziehen lassen. Herausgefordert und augenscheinlich motiviert durch den Versuch der Kontrahenten, den großen Tourfavoriten in Schwierigkeiten zu bringen, ging Pogacar All-In und stellte so seine Gegner vor unlösbare Probleme.

"Am Morgen wollte ich nur schauen, wie es läuft. Dann war der Start war schon richtig hart", sagte Pogacar, der sich erneut Angriffen seiner Gegner ausgesetzt sah. Doch im Finale war er es, der dem Rennen seinen Stempel aufdrückte und möglicherweise schon für die Vorentscheidung in der Gesamtwertung der Tour sorgte.

Morgen ist erst Pogacars zweiter Tag in Gelb

"Ich fühlte mich gut und vor den letzten drei Anstiegen habe ich zu meinen Teamkollegen gesagt, dass wir jetzt das Rennen auseinandernehmen", erinnerte sich der Slowene, der sich umsah und viele seiner Kontrahenten in Problemen wähnte. "Ich hatte mitbekommen, das Ineos richtig zu kämpfen hatte. Deshalb wollte ich den Druck hochhalten mit meiner Mannschaft", fügte er an.

Das Etappenziel in Le Grand-Bornard erreichte Pogacar schließlich als Vierter, 49 Sekunden hinter Solosieger Dylan Teuns (Bahrain – Victorious). Der Däne Jonas Vingegaard (Jumbo – Visma) führte die direkten Klassementkonkurrenten ins Ziel. 4:09 Minuten waren da schon vergangen, seit Teuns gejubelt hatte, fast dreieinhalb Minuten, nachdem Pogacar die Gemeinde in den Alpen erreicht hatte. Van Aert, der schon früh angegriffen hatte und mit einem Vorsprung von über drei Minuten in die Etappe ging, kassierte knapp fünf Minuten auf den Slowenen, behauptete aber Position zwei im Klassement, wo er nun allerdings 1:48 Minuten Rückstand aufweist

Der Träger des Maillot Jaune, Mathieu van der Poel (Alpecin - Fenix), büßte 21 Minuten auf den 150 Kilometern ein. Zur Rennhälfte sprach der Niederländer mit Pogacar, klopfte ihm auf die Schultern. "Er hat mir gesagt, er wünscht mir, dass ich Gelb übernehme", erinnerte sich Jungstar, der morgen zum zweiten Mal in seiner Karriere im Gelben Trikot der Tour starten wird.

"Attacke ist die beste Defensive"

Im vergangenen Jahr übernahm er die Führung erst am vorletzten Tag im Zeitfahren zur Planche des Belles Filles. Diesmal könnten zwei Wochen im Maillot Jaune folgen. "Ich habe die Tour noch nicht gewonnen. Niemand weiß, was die anderen jetzt noch planen", sagte Pogacar, der aber dann doch eingestehen musste, dass wohl er selbst sein derzeit größter Kontrahent ist.

"Wir werden jetzt alles geben, um meine Position zu verteidigen. Das Selbstvertrauen und die Zuversicht ist durch den heutigen Tag beim gesamten Team gewachsen", führte er weiter aus. Wie auch schon am Freitag van der Poel wählte auch der Slowene eine offensive Taktik für die Eroberung des Trikots und die Erweiterung seines Vorsprungs: "Attacke ist die beste Defensive. Ich habe keine Ahnung, ob jetzt jede Bergetappe so ablaufen wird. Es war aber wichtig, weil wäre ich anders gefahren, wäre ich weiterhin den Attacken meiner Konkurrenten ausgeliefert gewesen."

So sorgte er mit seiner Sologala früh für klare Verhältnisse in der Gesamtwertung und angesichts der noch folgenden Bergetappen wird sich wohl jeder hüten, den neuen Spitzenreiter weiter zu reizen. "Natürlich war es die Retourkutsche", grinste Pogacar in Le Grand-Bernard.

Mehr Informationen zu diesem Thema

09.12.2021Frau mit “Allez Opi – Omi“-Schild zu einer Geldstrafe verurteilt

(rsn) - Zu einer Geldstrafe von 1200 Euro wurde die Zuschauerin verurteilt, die mit dem Schild "Allez Opi – Omi" bei der vergangenen Tour de France einen Massensturz verursacht hatte. Ein Gericht in

13.10.2021Verursacherin des Tour-Massensturzes vor Gericht

(rsn) – Während am Donnerstag in Paris die Strecke der Tour de France 2022 vorgestellt wird, beginnt in Brest der Strafprozess gegen die junge Frau, die auf der 1. Etappe der diesjährigen Frankrei

23.07.2021Zimmermann kämpfte sich mit Kahnbeinfraktur durch die Tour

(rsn) - Georg Zimmermann (Intermarché - Wanty - Gobert) ist seine erste Tour de France mit einem Kahnbeinbruch zu Ende gefahren, den er sich bereits bei einem Sturz auf der 1. Etappe zugezogen hatte.

21.07.2021Verstärkt Soler ab 2022 die Helferriege von Tour-Sieger Pogacar?

(rsn) - Nach seinem Sturz zum Auftakt der Tour de France, bei dem er sich Frakturen in beiden Ellbogen zuzog, erholt sich Marc Soler nur langsam von den Folgen. “Ich trainiere schon seiteiniger Zeit

21.07.2021Highlight-Video der 108. Tour de France

(rsn) - Vom Grand Départ am 26. Juni in Brest bis zum großen Finale am 18. Juli auf den Champs Élysées: Das Highlight-Video zur 108. Tour de France liefert einen Rückblick auf die 21 Etappen des

20.07.2021Pogacar und UAE Team Emirates auch in Geldranglisten vorn

(rsn) - Tadej Pogacar und sein UAE Team Emirates sind die Großverdiener der 108. Tour de France. Nach seinen Galavorstellungen vor allem in der letzten der drei Wochen kommt der Titelverteidiger auf

19.07.2021Martinez mit Corona infiziert: Olympiastart abgesagt

(rsn) – Wie das kolumbianische Portal Mundo Ciclístico berichtet, hat sich Daniel Martinez mit dem Coronavirus infiziert und wird deshalb nicht wie vorgesehen am Olympischen Straßenrennen am 24.

19.07.2021Krebs, Herzprobleme: Brailsford denkt an Rücktritt

(rsn) – Dave Brailsford, Gründer und Team-Manager von Ineos Grenadiers, hat in einem Interview mit der Tageszeitung The Guardian erklärt, dass ihn massive gesundheitliche Probleme zum Rücktritt

19.07.2021Konrad: “Wir haben zwei von drei Zielen erreicht“

(rsn) – Zum dritten Mal stand Patrick Konrad (Bora – hansgrohe) am Start der Tour de France. Mit seinem grandios herausgefahrenen Sieg auf der 16. Etappe von El Pas de la Casa nach Saint-Gaudens s

19.07.2021Cavendish verpasst alleinigen Rekord und ist dennoch glücklich

(rsn) - Obwohl sein Team Deceuninck - Quick-Step nochmals alles gab, konnte Mark Cavendish eine bis dahin für ihn perfekt verlaufene Tour de France nicht mit dem fünften Etappensieg krönen. Nachdem

19.07.2021Politt jubelte, Rutsch überraschte, Buchmann half

(rsn) - Nach der 108. Tour de France ziehen wir Bilanz von den Vorstellungen der insgesamt zwölf deutschen Starter, von denen nach drei schweren Wochen acht in Paris das Ziel auf den Champs Élysée

19.07.2021Auf den Champs Élysées pokerte Greipel etwas zu lange

(rsn) - In den Jahren 2015 und 2016 holte sich André Greipel zum Abschluss der Tour de France auf den Champs Élysées den jeweils letzten Etappensieg, 2017 musste er sich nur Dylan Groenewegen gesch

Weitere Radsportnachrichten

07.09.2025Schachmann verurteilt “Demonstration gegen Terror durch Terror“

(rsn) - Der Frust der Profis auf die Gaza-Demonstranten bei der Vuelta a Espana wächst. Während der 11. Etappe hatten viele Fahrer noch Verständnis für das Anliegen der Demonstranten. “Es ist vÃ

07.09.2025Rast: “Da waren wir schon kurz ein wenig verzweifelt“

(rsn) – Nun ist er also endlich da, der erste Sieg von Mads Pedersen (Lidl - Trek) im Grünen Trikot! Für diesen langersehnten Erfolg bei der Vuelta a Espana musste der Däne allerdings auf den fin

07.09.2025Pedersen siegt als Ausreißer und beendet den UAE-Lauf

(rsn) - Der Däne Mads Pedersen (Lidl – Trek) hat die 15. Etappe der Vuelta a Espana im Sprint einer neunköpfigen Ausreißergruppe gewonnen. Der Ex-Weltmeister ließ im Finale des 168 Kilometer lan

07.09.2025Highlight-Video der 15. Etappe der Vuelta a Espana

(rsn) – Die 15. Etappe der Vuelta a Espana schien wie für Mads Pedersen (Lidl – Trek) gemalt. Und der Däne ließ sich auch nicht lange bitten, schaffte mit vier Teamkollegen den Sprung in die 47

07.09.2025Wiebes beendet Simac Ladies Tour in Gelb standesgemäß

(rsn) – Lorena Wiebes (SD Worx – Protime) hat auf der 6. Etappe der Simac Ladies Tour (2.WWT) ihren fünften Etappensieg gefeiert und sich damit auch den Gesamtsieg gesichert. Sie gewann nach 156

07.09.2025Del Toro schlägt beim Auftakt zum Italienischen Herbst zu

(rsn) - Isaac Del Toro (UAE – Emirates – XRG) hat sich beim GP Industria&Artigianato (1.Pro) in Larciano seinen zehnten Saisonsieg gesichert. Der Mexikaner war nach 196 Kilometern im Dreiersprint

07.09.2025Grégoire wehrt Evenepoels Angriffe ab und gewinnt Tour of Britain

(rsn) – Olav Kooij (Visma – Lease a Bike) hat die Abschlussetappe der Tour of Britain (2.Pro) gewonnen, der Franzose Romain Grégoire (Groupama – FDJ) sicherte sich den Gesamtsieg. Nach 112 Kilo

07.09.2025Heßmann: “Siege bei dieser Vuelta ein bisschen schwierig verteilt“

(rsn) – Mit zwei zweiten und zwei dritten Plätzen war Movistar bei dieser Vuelta a Espana schon einige Mal dran am großen Ziel, dem Etappensieg beim Heimspiel. Michel Heßmann trat mehrmals in Aus

07.09.2025Nach Protesten neue Trikots für Israel - Premier Tech

(rsn) – Kurz nachdem der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanyahu die Standhaftigkeit des Teams Israel – Premier Tech im Umgang mit den Protesten bei der Vuelta a Espana gelobt hatte, gab

06.09.2025Dujardin schlägt in Baltimore Abrahamsen und Mayrhofer

(rsn) – Sandy Dujardin (TotalEnergies) mag die Ferne. Nachdem der Franzose 2022 bei der Tour of Rwanda (2.1) 2022 seinen ersten Profisieg gefeiert hatte, musste er 3,5 Jahre warten, bevor er seine

06.09.2025Frühe Fluchten in Galizien

(rsn) - Trotz der Strapazen der beiden schweren Vortage gönnt die 15. Etappe der Vuelta den Fahrern keinen Moment zum Durchatmen. Die 167,8 Kilometer von Vegaedo nach Monforte de Lemos starten mit de

06.09.2025Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir über die wic

RADRENNEN HEUTE

    WorldTour

  • La Vuelta Ciclista a Espana (2.UWT, ESP)