Glocknerkönig, Etappensieger und Gesamtführender

Hermans holt sich Rotes Trikot und Selbstvertrauen

Von Peter Maurer aus Fusch/Glocknerstraße

Foto zu dem Text "Hermans holt sich Rotes Trikot und Selbstvertrauen"
Ben Hermans (Israel Cycling Academy) hat die 4. Etappe der 71. Österreich Rundfahrt gewonnen | Foto: JFK/ExpaPictures/Österreich Rundfahrt

10.07.2019  |  (rsn) – Ben gegen Ben hieß es auf der prestigeträchtigen Glockneretappe am vierten Tag der 71. Österreich Rundfahrt. Vorjahressieger Ben Hermans (Israel Cycling Academy) setzte sich auf den letzten Metern des Schlussanstiegs hinauf zum Fuscher Törl (2.428 Meter) deutlich Ben O’Connor (Dimension Data) durch Auf den letzten 200 Metern des 13,2 Kilometer langen Alpenpasses attackierte der Belgier und fuhr nicht nur zum Etappensieg, sondern auch ins Rote Trikot des Gesamtführenden.

Das Trikot widmete der 33-Jährige seinem auf der 1. Etappe gestürzten Teamkollegen Matthias Brändle. "Er hat mich wirklich für dieses Rennen motiviert in den letzten Wochen. Wir haben uns eigentlich schon gefreut, dass wir uns am Beginn auf ihn konzentrieren und er vielleicht das Trikot gewinnen und tragen könnte. Dann kam leider der Sturz", berichtete Hermans gegenüber radsport-news.com, nachdem er von der Mautstation Ferleiten bis zum Gipfel die zweitschnellste jemals erzielte Zeitim Verlauf einer Österreich Rundfahrt erzielte.

Der nun folgende zweite Teil der Rundfahrt mit den hügeligen und bergigen Etappen ist auf Hermans zugeschnitten. Wie im letzten Jahr, so holte er sich auch diesmal an der ersten Bergankunft das Rote Trikot. 2018 war es am Kitzbüheler Horn allerdings schon am dritten Tagesabschnitt. Im Gegensatz zum Vorjahr warten aber nur mehr zwei Abschnitte auf das Fahrerfeld, damals waren es noch fünf Etappen die folgten. "Daher ist die Situation ganz anders“, fügte Hermans an: "Im letzten Jahr war das Trikot Stress, weil ich es lange verteidigen musste, nun gibt es mir Selbstvertrauen."

Vor allem war es auch für den Kletterer aus Hasselt ein Vorteil, dass er den Anstieg von dieser Seite schon kannte. "Es ist ein langer Berg, von Beginn an sind es fast 50 Minuten bergauf und auf über 2.000 Meter ist jede Attacke ein hohes Risiko, dass die Energie schnell weg ist du dann explodierst." Genau das widerfuhr auf den letzten Metern seinem Kontrahenten O’Connor, der sich extrem aggressiv mit vielen Angriffen präsentierte. "Ich war nicht da Cleverste heute, das war klar Hermans", analysierte der Geschlagene selbstkritisch. "Ich dachte ich habe es, aber auf den letzten 200 Metern habe ich meine Beine nicht mehr gefühlt, so schmerzhaft war es", fügte der junge Australier an.

Der Tageszweite (+ 0:08) freute sich aber trotzdem, denn nach keinem guten Frühjahr fand er ausgerechnet in Österreich wieder in eine gute Form zurück: "Es ist wohl die Rundfahrt, die mich jetzt wieder zurückgebracht hat. Ich bin stolz, auch wenn ich so kurz vor dem Ziel überholt wurde". Außerdem gilt O’Connor als Österreich-Spezialist, denn zwei seiner drei Profisiege fuhr er hier ein.

Der dritte Rang ging an Winner Anacona (+ 0:13), der vor seinem Movistar-Teamkollegen Eduardo Sepulveda (+ 0:34) das Fuscher Törl erreichte. Fünfter wurde der Südafrikaner Stefan De Bod (Dimension Data). Auch in der Gesamtwertung liegt nun das Quintett an der Spitze. Bester Fahrer aus der Alpenrepublik war Ex-Rundfahrtssieger Riccardo Zoidl (CCC Team).

Der 31-Jährige wurde mit einem Rückstand von 1:02 Minuten Sechster und übernahm das orangefarbene Trikot in der Sonderwertung des besten nationalen Fahrers von Sebastian Schönberger (Neri Sottoli – Selle Italia – KTM). "Ich bin sehr zufrieden, habe mich einmal zurückgekämpft in die Spitzengruppe und hatte ein super Finish. Hier am Glockner macht die Höhe extrem viel aus. Das hat man gesehen, wie da einige vorne richtig eingegangen sind", berichtete Zoidl. Der Kapitän des polnischen WorldTeams ist aber nun knapp eine Minute von seinem Ziel - das Podium im Endklassement - entfernt.

So lief das Rennen:

3.000 Höhenmeter auf 103,5 Kilometern warteten auf der Glockneretappe auf die 113 verbliebenen Radprofis bei der 4. Etappe der 71. Österreich Rundfahrt. Von Radstadt aus ging es über Bischofshofen über den Dientner Sattel nach Fusch, wo das Feld auf die Großglockner-Hochalpenstraße abbog. Auf 2.428 Metern am Fuscher Törl fand die erste Bergankunft der Tour 2019 statt. Nach einem hektischen Auftakt mit vielen Attacken konnte sich zuerst keine Gruppe bilden und somit wurde die erste Sprintwertung im Feld ausgefahren. Die holte sich Emils Liepins (Wallonie – Bruxelles). Mit Rang zwei konnte Jonas Koch (CCC Team) seine Führung in dieser Wertung aber verteidigen. Am Ende der ersten Rennstunde löste sich dann eine Fluchtgruppe.

Insgesamt sieben Fahrer waren es, die sich dann vom Feld absetzen konnten : Mathijs Paaschens (Wallonie - Bruxelles), Thibault Guarnelec, Laurent Pichon (Arkea Samsic), Edoardo Zardini (Neri Sottoli - Selle Italia - KTM), Georg Zimmermann (Tirol KTM Cycling Team) und Johannes Schinnagel (Maloja Pushbikers). Das Hauptaugenmerk von Zimmermann wurde schnell klar, denn am Dientner Sattel holte er sich die Bergwertung der Kategorie eins und baute seine Führung aus. Lediglich Fluchtgefährte Guarnelec hätte ihn mit einem Sieg am Fuscher Törl noch aus dem Trikot drängen können.

Den zweiten und dritten Zwischensprint holte sich der Niederländer Paaschens. Eingangs des Anstieges zum Großglockner zerfiel die Spitzengruppe und Zardini versuchte sich als Solist. Knapp zwei Minuten nahm er in den Schlussanstieg mit, doch schon einen Kilometer nach der Mautstation Ferleiten war es für den Italiener vorbei. Zu hart war die Tempoarbeit im immer kleiner werdenden Feld, angeführt von Gazprom und Dimension Data.

Die erste Attacke setzte dann der Kolumbianer Anacona, nur mehr eine Handvoll Athleten konnten den starken Kletterer wieder einholen. Während dahinter das Feld komplett zerfiel setzten O’Connor, Aleksandr Vlasov (Gazprom – RusVelo), Sepulveda und Hermans nach. Später gelang auch Zoidl sowie de Bod und dessen Teamkollege Amanuel Ghebreigzabhier noch der Anschluss. Auf den letzten Kilometern waren es dann O’Connor und erneut Anacona, die attackierten.

Mit einem konstanten Tritt kam Hermans aber immer wieder zurück. In den letzten Kehren lösten sich dann die beiden Bens von Anacona und auf den letzten 200 Metern zog Hermans am Australier vorbei und eroberte das Rote Trikot. Unverändert blieben hingegen die Sonderwertungen am Berg und im Sprint. Dort führen weiterhin die beiden Deutschen Zimmermann und Koch. Neuer Führender der U-23-Wertung ist der Kasache Vadim Pronskiy (Vino Motors).

Tageswertung:
1. Ben Hermans (Israel Cycling Academy)
2. Ben O`Connor (Dimension Data) +0:06
3. Winner Anacona (Movistar) +0:09
4. Eduardo Sepulveda (Movistar) +0:23
5. Stefan de Bod (Dimension Data) +0:38
6. Riccardo Zoidl (CCC Team) +1:02
7. Victor de la Parte (CCC Team) +1:19
8. Amanuel Ghebreigzabhier (Dimension Data) +1:25
9. Alexander Vlasov (Gazprom - Rusvelo) s.t.
10. José Manuel Diaz (Vorarlberg Santic) +1:39

Gesamtwertung:
1. Ben Hermans (Israel Cycling Academy)
2. Ben O`Connor (Dimension Data) +0:08
3. Winner Anacona (Movistar) +0:13
4. Eduardo Sepulveda (Movistar) +0:34
5. Stefan de Bod (Dimension Data) +0:47
6. Riccardo Zoidl (CCC Team) +1:10
7. Victor de la Parte (CCC Team) +1:33
8. Amanuel Ghebreigzabhier (Dimension Data) +1:35
9. Alexander Vlasov (Gazprom - Rusvelo) +1:40
10. José Manuel Diaz (Vorarlberg Santic) +1:56

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