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22.04.2018 | (rsn) - Die Klassikersaison endete, passend zum Verlauf der vergangenen zwei Monate, bei Lüttich-Bastogne-Lüttich mit einer dominanten Vorstellung der belgischen Quick-Step Mannschaft. Allerdings war es nicht der Favorit Julian Alaphilippe, der 'La Doyenne' für sich entschied und den 27. Saisonerfolg der Mannschaft einfuhr, sondern sein Teamkollege Bob Jungels. Der Luxemburgische Meister feierte nach einer Attacke 19 Kilometer vor dem Ziel am Côte de la Roche-Aux-Faucons einen souveränen Solo-Sieg. Das Podium komplettierten mit 37 Sekunden Rückstand Michael Woods (Education First-Drapac) und Romain Bardet (Ag2r La Mondiale).
"Um ehrlich zu sein habe ich nicht an den Sieg geglaubt, bis ich auf der Ziellinie niemanden hinter mir gesehen habe", war Jungels von seinem bislang größten Erfolg überwältigt. Denn seine Attacke war gar nicht als entscheidender Angriff gedacht: "Ich habe mich den ganzen Tag gut gefühlt. Aber nach dem Flèche Wallone war Julian Alaphilippe unser klarer Leader. Ich habe am Roche-Aux-Faucons attackiert um ihn in einer guten Position zu halten. Aber letztendlich konnte niemand zu mir aufschließen“, beschrieb Jungels den Rennverlauf.
Dass bei Quick-Step Floors nicht nur die Stärke der Mannschaft, sondern auch der Teamgeist entscheidend sind, zeigte sich als nach dem Zieleinlauf der eigentliche Kapitän Alaphilippe seinem siegreichen Helfer um den Hals fiel.
Für andere Mannschaften verlief das Rennen weniger erfreulich. Der zweite Top-Favorit Alejandro Valverde (Movistar) verpasste nach mehereren Versuchen, das Loch zu Jungels zu schließen, letztendlich die Top Ten. UAE Team Emirates ackerte viel für Daniel Martin, den im Finale ein Defekt stoppte. Und auch das aktive Lotto-Soudal-Team ging nach einer vielversprechenden Attacke von Jelle Vanendert an der letzten Steigung schließlich leer aus.
Bereits nach neun Kilometern konnten sich Loic Vliegen (BMC), Anthony Perez (Cofidis), Mark Christian und Casper Pedersen (Aqua Blue Sport), Florian Vachon (Fortuneo-Samsic), Jérôme Baugnies (Wanty-Groupe Gobert), Paul Ourselin (Direct Energie), Mathias Van Gompel (Sport Vlaanderen-Baloise) und Antoine Warnier (WB Aqua Protect Veranclassic) aus dem Hauptfeld absetzen und ihren Vorsprung schnell ausbauen.
Die ersten drei Rennstunden verliefen mit einem Schnitt von 39 km/h eher gemächlich. Im Feld kontrollierten neben dem UAE Team Emirates auch zeitweise Quick-Step Floors, Movistar und Lotto Soudal das Tempo. Der Rückstand auf die Spitzengruppe pendelte zwischen vier und sechs Minuten. Über die Anstiege Côte du Pont, Côte de Bellevaux und Côte de Ferme Liberte rund 70 Kilometer vor dem Ziel verringerte sich die Anzahl der Spitzenreiter auf vier, während im Feld weiterhin UAE Team Emirates ein gleichmäßiges Tempo anschlug.
Erst mit der berüchtigten Redoute-Steigung 35 Kilometer vor dem Ziel änderte sich die Rennsituation. Baugnies setzte sich von seinen restlichen Begleitern ab und zum Solo an. Dahinter übernahm Quick-Step Floors die Tempoarbeit und reduzierte das Feld auf knapp 50 Fahrer. Auf dem Weg zwischen Redoute und Roche-Aux-Faucons hatte der designierte Quick-Step-Kapitän Alaphilippe teilweise drei Helfer vor sich, neben Jungels unter anderem auch Maximilian Schachmann. Top-Favorit Alejandro Valverde hingegen war schon früh isoliert.
In der Anfahrt an den Fuß des Côte de la Roche-Aux-Faucons wurde das Rennen hektischer. In Folge dessen wurde Baugnies 22 Kilometer vor dem Ziel als letzter Ausreißer eingeholt und der Roche-Aux-Faucons entpuppte sich als der entscheidende Anstieg des Tages.
Bahrain-Merida führte das geschrumpfte Feld in den Anstieg. Doch es war wiederum die Quick-Step-Mannschaft, in der Gestalt von Philippe Gilbert, welche die Initiative ergriff. Sergio Henao (Sky) parierte die Attacke des Belgiers, um anschließend von Bob Jungels gestellt zu werden.
Der Luxemburger dezimierte die Favoritengruppe über die Kuppe des Anstiegs auf knapp 20 Fahrer und nutzte anschließend eine Phase der gegenseitigen Beobachtung um sich 19 Kilometer vor dem Ziel abzusetzen. Diverse Konterattacken in der Verfolgergruppe, unter anderem von Valverde, Martin und Tim Wellens (Lotto Soudal), wurden von Teamkollege Alaphilippe gedeckt oder neutralisierten sich gegenseitig. So konnte Jungels seinen Vorsprung zu Beginn der Abfahrt nach Lüttich weiter erhöhen.
Die fehlende Kooperation der Verfolgergruppe erlaubte Jungels, ein Polster von 50 Sekunden in die letzte kategorisierte Steigung fünf Kilometer vor dem Ziel mitzunehmen. Am Côte de Saint-Nicolas bereitete Wellens eine starke Attacke seines Teamkollegen Jelle Vanendert vor, der sich von den restlichen Favoriten absetzte und das Loch zu Jungels bis auf 20 Sekunden schließen konnte.
Doch die anschließende kurze Abfahrt und das leicht ansteigende Finale kamen den Qualitäten des Rouleurs Jungels entgegen, so dass Vanendert auf verlorenem Posten saß. Dahinter formierte sich eine acht Mann starke Verfolgergruppe um Alaphilippe und einen angeschlagenen Valverde, aus der sich drei Kilometer vor dem Ziel Bardet und Woods absetzten. Das Duo konnte auf dem letzten Kilometer noch den entkräfteten Vanendert überholen und die Podiumsplätze unter sich aufteilen, während Alaphilippe ungefährdet den Sprint der Verfolgergruppe um Rang vier für sich entschied.
Mit seinem Sieg eifert Jungels seinem Landsmann Andy Schleck nach, der als letzter Luxemburger 2009 mit einer Attacke an gleicher Stelle ebenfalls einen Solo-Triumph feierte. "Gestern Abend habe ich mir mit Julian die Edition von 2011 angesehen, die Gilbert vor den beiden Schleck-Brüdern gewann", verriet Jungels. Der Klassikersieg könnte für den 25-jährigen einen Durchbruch bedeuten. Jungels unterstrich die Bedeutung des Erfolgs: "Ich habe schon eine lange Zeit auf so ein großes Resultat gewartet und bin froh, dass sich die harte Arbeit ausgezahlt hat."
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