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11.04.2015 | (rsn) - Nach dem langen gestrigen Tag in der Gruppe war ich müde. Und irgendwie hing es mir schon auch etwas nach, dass wir unseren Vorsprung nicht ins Ziel retten konnten. Aber wie sagt man so schön: abhaken und nochmal versuchen. Wichtig ist bei einem Etappenrennen ja immer die Regeneration, gerade wenn es dem Ende der Rundfahrt entgegen geht.
Und für die Regeneration ist was am wichtigsten? Genau: der Schlaf! Schade nur, wenn man schon von vornherein weiß, dass man nicht so schlafen kann wie man es gerne hätte. Denn am nächsten Morgen sollte es bereits um 06.00 Uhr losgehen, stand doch ein Transfer zum Start von gut vier Stunden an. Gut, man wusste natürlich auch, dass es, wenn 06.00 Uhr angesagt ist, mit etwas nordafrikanischer Toleranz auf 07.00 oder 07.30 rauslaufen würde. Doch es dauert am Ende einer Rundfahrt zumindest bei mir auch immer etwas länger, bis ich einschlafen kann.
So wurde es Mitternacht, aber mit sieben Stunden Schlaf (man kalkuliert ja dann schon mit der Toleranz – zurückgelassen wird man schon nicht), sollte man klarkommen. Doch mitten in der Nacht sollte alles ganz ganz anders kommen: 03.00 Uhr war es, als mich und meinen Zimmerpartner Fabian (Fritz) ein permanentes Hämmern eines unglaublichen Basses jäh aus dem Schlaf rissen.
Was ist da los, fragen wir uns. Wir können erst gar nicht zuordnen, woher das Gemisch aus „Früh-Teenie-Bässen“ und arabischer Folklore herkommen. Aber es ist schrecklich und lässt einen unmöglich schlafen, denn der Bass fährt mitten in die Matratze rein. Das Witzige ist: Fabian versuchte im Rhythmus des Basses zu atmen, um einzuschlafen. Warum nur? Denn das ist so vergebens, wie wenn man versucht, in Deutschland Helene Fischer zu ignorieren. Das geht halt einfach nicht.
Also was tun? Anziehen und runter an die Rezeption. Dort stellen wir fest, woher der Lärm kommt: Genau unter unserem Zimmer ist halt eine Diskothek. Okay, ganz normal, dass man Gäste genau über einer Disco unterbringt und sich dann wundert, wenn diese mitten in der Nacht sich über Lärm beschweren. Ich meine, warum bucht jemand ein Hotelzimmer? Doch nicht etwa, um dort zu schlafen?
Nach sehr langem Hin und Her ist klar, dass wir keine Lösung in unserem Sinne finden und so ziehen wir vergebens von dannen und müssen der Dinge harren, die da kommen mögen. Um 04.30 Uhr war der Lärm dann auch vorbei, sodass dann schon noch eine Stunde Schlaf drin war. Beste Vorzeichen für die nächste Etappe, die auch noch einmal entscheidend für die Gesamtwertung und so auch hart gefahren werden würde.
Es stand immerhin noch einmal ein sechs Kilometer Berg an und anschließend ein sehr schweres Finale entlang der Küste mit permanentem Auf und Ab. Naja, den Tag werde ich wohl abhaken können, denke ich mir. Am Morgen stand ich dann auch erstmal auf verlorenem Posten, als es um die Verteilung der Busplätze für den Transfer ging. Denn auch das ist sehr lustig: Irgendwie ist bei jedem Transfer das Problem aufgetaucht, dass immer mehr Fahrer / Personen als Plätze in den Bussen da sind. Komisch, da es ja nie weniger Personen werden, aber auch nie mehr Plätze. Also suche ich mir eine Lösung.
Und siehe da, wie ein Sprichwort immer sagt: Die Letzten werden die Ersten sein. Getreu diesem Motto habe ich mich in das Wohnmobil der Anti-Doping Kontrolleure gesetzt und kann dort sehr gemütlich zum Start gelangen. Der Fahrer – ein Franzose, der in Marokko lebt – erzählt mir gute vier Stunden lang über die tolle Küstenstraße, die wir auf und ab fahren.
Diese wurde im Auftrag des Königs Mohammed V. erbaut und wird heute als Haupthandelsstrecke für den Cannabis-Anbau genutzt. VondDort aus werden die Pflänzchen (oder die Produkte daraus) nach Europa geschifft, denn über die Meerenge ist es nicht weit. Generell ist es sehr ansehnlich und schön auf dieser Straße und es unterstreicht wieder, wie schön udn abwechselnd Marokko ist!
Das Rennen verlief dann wie erwartet: sehr schneller Anfang bis zum Berg mit viel Wind. Im Anstieg kann ich dann auch erstaunlich lange ganz gut vorne mitfahren, bis dann die Kräfte einfach nicht mehr reichen. So befinden sich Yannick (Mayer) und ich in der zweiten Gruppe, Niko ist gewohnt souverän und stark vorne unterwegs. Er beendet die Etappe als Neunter - das war wirklich super stark!
Es ist auch schön anzusehen, wie seine Form anscheinend immer weiter nach oben geht und er so leichtfüßig die Berge hinauffährt! Yannick beweist sich auf der anstehenden Abfahrt wieder als echter Fuchs und Könner. Selten habe ich jemanden gesehen, der so einen Berg runterfährt wie er. So tut er eigentlich nichts dafür und fährt uns allen doch davon. Da sollte ich mir mal bissel was abschauen bei ihm.
Unsere Gruppe nimmt anschließend etwas raus und wir rollen ins Ziel. In Tanger, die nördlichste Stadt in Marokko und nur 18 Kilometer entfernt vom spanischen Festland, spürt man ein sehr besonderes Flair. Auch sehr viele Afrikaner sind hier, die sich Hoffnung auf eine „Flucht“ nach Europa machen. Denn die spanische Enklave Ceuta ist auch nicht weit weg. Wir sind während des Rennens bereits bis auf wenige Kilometer daran vorbeigefahren.
Die Rundfahrt neigt sich langsam dem Ende entgegen und die Stimmung steigt auch wieder bei allen etwas an. Währen einer „langen“ Rundfahrt fällt man irgendwann auch immer irgendwie in ein mentales Loch. Aber jetzt, da es „nur“ noch gut 270 Kilometer und zwei Etappen sind, ist es eben nicht mehr so weit bis Casablanca! Mal sehen, vielleicht gibt es ja nach gestern nochmal die Möglichkeit einer Fluchtgruppe. Ich werde davon erzählen...
Euer Timo
PS: Fotos findet Ihr hier: https://www.facebook.com/bikeaid
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