RSN-Frauen-Rangliste, Platz 13: Jacqueline Hahn

Nach Neustart im Meistertrikot auf die Champs-Élysées

Von Felix Mattis

Foto zu dem Text "Nach Neustart im Meistertrikot auf die Champs-Élysées"
Jacqueline Hahn (Bigla) | Foto: Cor Vos

22.12.2014  |  (rsn) – Am 28. Juni durfte Jacqueline Hahn in Grafenbach jubeln: Die damals noch 22-jährige Innsbruckerin wurde im Sprint einer achtköpfigen Gruppe Österreichische Meisterin. „Das bedeutet mir sehr viel und es macht mich jedes Mal stolz, wenn ich mit meinem Meistertrikot trainieren gehe oder am Start eines Rennens stehe“, erklärte sie nun radsport-news.com.

Das Rennen, dass Hahn zur Nachfolgerin von Seriensiegerin Andrea Graus machte, die nach der Saison 2013 ihre Karriere beendet hatte, war der sportliche Höhepunkt in einer Saison, die ansonsten im Zeichen des Helferdaseins stand. Nachdem sie in der Vorsaison keinem UCI-Team angehört hatte, war ihre Rolle nach der Unterschrift im Schweizer Team Bigla logisch – und trotzdem hatte Hahn einige Freiheiten, wie zum Beispiel auf der 4. Etappe der Boels Rental Ladies Tour, die sie in der Ausreißergruppe auf Rang fünf beendete.

„Ich hatte bei Bigla die besten Voraussetzungen, um mich weiterzuentwickeln“, zeigt sich Hahn zufrieden mit dem ersten Jahr zurück in einer internationalen Equipe. Schon 2010 hatte die damals 18-Jährige bei Hitec Products unterschrieben, erlebte aber eine durchwachsene Saison. „Es war nicht unbedingt ein extrem schlechtes Jahr, aber ich hatte definitiv mehr Tiefen als Höhen“, erinnert sie sich. „Wahrscheinlich lag das auch daran, dass ich da mein Matura gemacht habe, was mit ziemlich viel Stress verbunden war.“ 2011 und 2012 fuhr sie dann für die heimische UCI-Equipe Scappa, wurde dort aber zunehmend unglücklich und entschied sich deshalb zum Schritt zurück auf das nationale Level.

Ein Neustart, der sich auszahlte, als Bigla nach Platz sieben bei der U23-Zeitfahr-EM im Sommer 2013 anklopfte. Der Schweizer Rennstall holte Hahn zurück auf die große Bühne und erfüllte ihr im Juli 2014 offenbar auch einen Traum. Denn wenn man Hahn nach ihrem Saisonhöhepunkt fragt, fällt ihr noch vor dem Meistertitel als allererstes der Start bei La Course by Le Tour auf den Champs-Élysées am Schlusstag der Tour de France ein. „Da dabei zu sein, war einfach großartig“, erinnert sie sich an das abgesehen von der WM wohl meist beachtete Frauenrennen der Welt. „Vor einer solchen Kulisse ist man doppelt und dreifach motiviert.“

Ob sie die Chance zum Start in Paris auch 2015 bekommen wird, ist noch nicht sicher. Denn leider musste Hahn auch den Bigla-Rennstall nach nur einer Saison wieder verlassen, und so wird der neue aber kleine deutsche UCI-Rennstall Feminine Cycling Team ihre fünfte Mannschaft in sechs Jahren.

„Natürlich war ich etwas enttäuscht“, gibt Hahn zu, dass ihr die Ausbootung nach den Umstrukturierungen bei Bigla, dessen Teamleitung bis auf Vera Koedooder und Lotta Lepistö Ende 2014 alle Fahrerinnen vor die Tür setzte, nicht völlig egal gewesen sei. „Aber wo sich eine Tür schließt, öffnet sich eine neue. Und mit meinem Team für 2015 habe ich die für mich optimale Lösung gefunden.“

Im Rennstall des erst 26-jährigen Eric Schneidenbach wird Hahn eine wichtigere Rolle zufallen als noch bei Bigla. „Sie ist eine absolute Allrounderin, kann sprinten, Zeitfahren und kommt auch Berge hoch. Das macht sie zu einer unserer besten Kandidatinnen für gute Platzierungen bei UCI-Rennen. Und natürlich soll sie den Meistertitel verteidigen“, erklärt Schneidenbach, dass er Hahn viel zutraut und fügt mit Blick auf die anvisierte Verteidigung des Meistertrikots scherzhaft hinzu: „Neue Trikots sind schließlich teuer!“

Es ergeben sich also neue Freiheiten und entsprechend kämpferisch geht die Österreicherin ins neue Jahr: „Ich will diese Chance so gut es geht nutzen.“ Trotzdem möchte sie auch im neuen Team zeigen, dass sie sich weiterhin unterordnen kann. „In der Bundesliga werde ich eine Helferrolle einnehmen, da das Team dort logischerweise auf eine deutsche Fahrerin setzt“, verrät Hahn, was auch Schneidenbach radsport-news.com bestätigte.

Veränderungen in ihrem sportlichen Umfeld ist Hahn gewohnt, 2015 kommt aber auch eine andere Umstellung auf sie zu. Denn bislang war die 23-Jährige beim Bundesheer angestellt. Der Vertrag ist nun allerdings ausgelaufen. „Ich werde halbtags arbeiten müssen, aber das sollte mein Training in keiner Weise beeinträchtigen“, hofft Hahn, die auf das Vertragsende vorbereitet war und sich nebenher als Immobilienmaklerin hat ausbilden lassen.

Voll ins Berufsleben einzusteigen und das Rennrad in die Ecke zu stellen, kommt für die in Aldrans im Südosten Innsbrucks am Hang oberhalb des Schloss Amras wohnende Hahn aber erst einmal nicht in Frage: „Ich denke, mit meinen 23 Jahren habe ich noch so einiges an Potential.“

Weiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößern

Mehr Informationen zu diesem Thema

06.01.2015Den Turbo gezündet und steil nach oben durchgestartet

(rsn) – Die Fäuste auf den Armlehnen des „Hot Seat“ abgelegt, die Augen geschlossen und den Kopf leicht im Nacken: Lisa Brennauer beißt sich auf die Unterlippe und scheint für eine Sekunde ni

05.01.2015Schwarzer Schleier über einem sportlich erfolgreichen Jahr

(rsn) – Als Claudia Lichtenberg von der Dopingkontrolle zum Parkplatz im Zielbereich der Deutschen Zeitfahrmeisterschaften in Baunatal zurücklief, war sie ruhig und gefasst, beantwortete geduldig a

03.01.2015Ohne Sieg und trotz 17-Tage-Marathon zum dritten WM-Titel

(rsn) – Seit mehr als einem Jahrzehnt gehört Trixi Worrack zur Weltspitze, und seit mehr als einem Jahrzehnt gab es in jeder Saison mindestens einen Einzelsieg für die 33-Jährige. Doch in den ver

01.01.2015Ein schwieriges letztes Jahr in Italien mit tollem Schlusspunkt

(rsn) – Drei Jahre ist Doris Schweizer nun bei italienischen Teams gefahren. Sie machte dort viele gute Erfahrungen und lernte einiges – vor allem von Noemi Cantele, wie sie selbst betont. Doch na

30.12.2014Stück für Stück den Spaß am Radfahren wiedergefunden

(rsn) - So ganz die Alte ist Charlotte Becker noch nicht, doch die inzwischen 31-jährige Wahl-Berlinerin wähnt sich auf einem guten Weg und scheint damit auch gar nicht so falsch zu liegen. Nach ein

29.12.2014Dem verkorksten Frühjahr folgte ein toller Sommer

(rsn) – Im Winter ist Cross-Zeit, das gilt auch für Christine Majerus. Die Luxemburgerin beginnt dieser Tage mit ihrer Vorbereitung für die Weltmeisterschaften Ende Januar, hat aber auch schon vie

28.12.2014Trotz 30-Stunden-Woche zum ersten UCI-Sieg

(rsn) – Echte Vollprofis findet man im Frauen-Peloton wenige. Fast alle Fahrerinnen müssen zusätzlich zum Sport Geld verdienen, um ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. Mit ihrer 30-Stunden-Woche b

27.12.2014Zeitfahr-Ass schafft den internationalen Durchbruch

(rsn) – Damit hätte sie in ihren kühnsten Träumen nicht gerechnet: Als Mieke Kröger am Stadtrand von Ponferrada über den Zielstrich fuhr und anhand der Länge der Speichelfäden, die aus ihrem

26.12.2014Für das Arbeitstier geht auch ein persönlicher Traum in Erfüllung

(rsn) - Keinen Namen hörte man über die Lautsprecher im Zielbereich bei den Deutschen Meisterschaften in Baunatal häufiger als den von Romy Kasper. Auch wenn die 26-Jährige am Ende mit leeren Hän

25.12.2014Mit klaren Zielen zum Brunnenbad in Schmölln

(rsn) – Es war brütend heiß an diesem 19. Juli in Schmölln, und da kam der Brunnen nahe der Ziellinie gerade recht: Beate Zanner sprang bei 35 Grad in voller Montur ins kalte Nass, um sich nach e

24.12.2014Krankheitspech und ein unglücklicher Rennkalender

(rsn) – Eigentlich hätte der Wechsel zum Team Bigla der Karriere von Elke Gebhardt noch einmal einen richtigen Schub verleihen sollen. Bei der Schweizer Mannschaft durfte sich die Freiburgerin zu S

23.12.2014Der letzte Sprint führt in Richtung Referendariat

(rsn) – Als sie auf der Pressekonferenz nach den Deutschen Meisterschaften in Baunatal neben Lisa Brennauer und Trixi Worrack Platz nahm, strahlte Martina Zwick. „Mega zufrieden“, sei sie mit de

Weitere Radsportnachrichten

28.04.2024Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir jeden Morg

27.04.2024Huys saust im Zeitfahren allen davon

(rsn) – So schnell wie Tabea Huys (Maxx Solar Rose Women Racing) war noch nie eine Athletin auf dem 13,5 Kilometer langen Zeitfahrparcours der Gracia-Rundfahrt in der Tschechischen Republik. Seit 20

27.04.2024Lipowitz kommt in Leysin nicht mehr an Carapaz vorbei

(rsn) – Lange blieb es auf der Königsetappe der Tour de Romandie (2.UWT) ruhig, doch das letzte Drittel des Schlussanstieges reichte aus, um die Gesamtwertung nochmal ordentlich durchzuwirbeln. Und

27.04.2024“Alles in trockenen Tüchern“: Dorn hat Rot und Weiß sicher

(rsn) - Einen Tag vor Rundfahrtende hat Vinzent Dorn (Bike Aid) freudige Gewissheit. Nach dem Bergtrikot ist dem Freiburger bei der Tour of Turkiye (2.Pro) auch das Weiße Trikot der Zwischensprintwe

27.04.2024Andresen sprintet zum Tageserfolg in Izmir

(rsn) - Der Däne Tobias Lund Andresen feiert auf der 7. Etappe der 59. Tour of Türkiye seinen zweiten Sieg in wenigen Tagen und gleich den fünften für sein Team DSM Firmenich - PostNL bei der aktu

27.04.2024Reusser zurück im Feld und auf dem Weg zu Olympia

(rsn) - Knapp ein Monat ist seit dem schweren Sturz bei der Flandern-Rundfahrt vergangen, der für die 32-jährige Marlen Reusser (SD Worx - Protime) schwere Folgen hatte. Ober- und Unterkiefer, die

27.04.2024Ein Klassikerfrühjahr 2025 mit Evenepoel?

(rsn) – Mit Lüttich-Bastogne-Lüttich hat Remco Evenepoel (Soudal – Quick Step) schon eines der fünf Monumente abgehakt, auch die Lombardei-Rundfahrt liegt dem jungen Belgier gut. Im nächsten J

26.04.2024Highlight-Video der 3. Etappe der Tour de Romandie

(rsn) – Brandon McNulty (UAE Team Emirates) hat das Einzelzeitfahren der 77. Tour de Romandie gewonnen. Der US-Meister in dieser Disziplin benötigte für den 15,5 Kilometer langen Parcours rund um

26.04.2024Helferrolle bei der Vuelta: Vorjahresfünfte Bauernfeind kränkelt

(rsn) – Im vergangenen Jahr hat eine Deutsche bei der Vuelta Espana Femenina die Weltspitze überrascht und ist bei den Bergankünften am Mirador de Penas Llanas und an den Lagos de Covadonga mit de

26.04.2024Teutenberg büßt Führung ein, peilt nun aber Gesamtwertung an

(rsn) - Auf der 2. Etappe der Tour de Bretagne (2.2) hat Tim Torn Teutenberg (Lidl - Trek Future Racing) das hellgrüne Trikot des Gesamtführenden abgeben müssen. Der 21-Jährige aus Mettmann, der

26.04.2024Bike Aid nach Türkei-Königsetappe “etwas enttäuscht“

(rsn) - Aufgrund der starken Leistungen an den ersten fünf Tagen und der guten Ausgangssituation für die Kletterer im Team ging Bike Aid optimistisch in die Königsetappe der Türkei-Rundfahrt (2.P

26.04.2024McNulty gewinnt Zeitfahren, Teamkollege Ayuso holt Gelb

(rsn) – 142 Fahrer lang musste Brandon McNulty (UAE Team Emirates) warten, ehe er endgültige Gewissheit darüber hatte, dass ihm seine 20:06 Minuten für das 15,5 Kilometer lange Zeitfahren auf der

RADRENNEN HEUTE

    WorldTour

  • Tour de Romandie (2.UWT, SUI)
  • Radrennen Männer

  • Gracia Orlová (2.2, CZE)
  • Tour de Bretagne (2.2, FRA)
  • Tour of the Gila (2.2, USA)