Vorschau 77. Tour de Romandie

Kletterspektakel mit gehörigem Zeitfahr-Einschlag

Von Felix Mattis

Foto zu dem Text "Kletterspektakel mit gehörigem Zeitfahr-Einschlag"
Das Peloton bei der Tour de Romandie 2023. | Foto: Cor Vos

23.04.2024  |  (rsn) – Die Tour de Romandie war einst die letzte große und wichtige Vorbereitungs-Rundfahrt für den Giro d'Italia. Giro-Favoriten entschieden sich damals zwischen der Schweizer Rundfahrt und dem Giro del Trentino, dem Vorgänger der Tour of the Alps, in Italien. In den letzten Jahren aber entwickelte sich ein Trend, dass WorldTour-Rundfahrten über das ganze Jahr so umkämpft sind, dass man sie nicht mehr wirklich als Vorbereitungsrennen benutzt.

Der Startliste bei der Tour de Romandie tat das aber keinen Abbruch, im Gegenteil: Zwar fahren dort nun nicht mehr die Giro-Favoriten, dafür aber ist es für viele derjenigen Kletterer ein wichtiges Rennen, die im Sommer die Tour de France anvisieren. Sie schließen in der Romandie heutzutage ihr Frühjahr ab, verabschieden sich dann im Mai in einen langen Trainingsblock und kehren im Juni zum Critérium du Dauphiné oder der Tour de Suisse in den Rennbetrieb zurück.

So kämpfen bei der sechstägigen Rundfahrt durch die französischsprachige Schweiz in diesem Jahr Asse wie der Tour-de-France-Dritte des vergangenen Jahrs, Adam Yates (UAE Team Emirates) und seine Teamkollegen Juan Ayuso und Brandon McNulty gegen Simon Yates (Jayco – AlUla), Enric Mas (Movistar), das Bora-hansgrohe-Duo Aleksandr Vlasov und Jai Hindley, David Gaudu (Groupama – FDJ), Richard Carapaz (EF Education – EasyPost), Tao Geoghegan Hart (Lidl – Trek), Ilan van Wilder (Soudal – Quick-Step), Damiano Caruso (Bahrain Victorious), Alexey Lutsenko (Astana Qazaqstan) und den Ineos-Dreizack Egan Bernal, Carlos Rodriguez und Thymen Arensman um den Gesamtsieg.

Massenweise starke Kletterer, kaum ein Top-Sprinter

Aus dieser langen Favoritenliste haben lediglich der Italiener Caruso und der Niederländer Arensman vor, eine Woche nach dem Romandie-Finale auch in Turin am Start des Giro d'Italia zu stehen. Auf Helferniveau dagegen kämpfen viele Fahrer in der Schweiz noch um die finale Bestätigung ihres Startplatzes bei der am 4. Mai beginnenden Italien-Rundfahrt.

Weniger prominent ist die Besetzung der Romandie-Rundfahrt traditionell in Sachen Sprinter – kein Wunder: Eine echte Flachetappe findet sich bei dem Rennen zwischen Jura und Alpen selten. Und auch dieses Mal gibt es zwar zwei Chancen auf eine Sprintankunft, das aber nur für wirklich bergfeste Sprinter: auf der 1. Etappe am Mittwoch in Fribourg und eventuell am Schlusstag in Vernier.

Die Riege der schnellen Männer wird daher angeführt von Namen wie Milan Menten (Lotto – Dstny), Alex Aranburu (Movistar), Thibau Nys (Lidl – Trek) und Ethan Hayter (Ineos Grenadiers), Nikias Arndt (Bahrain Victorious) oder Andrea Vendrame (Decathlon – AG2R) und die drei Italiener Matteo Moschetti (Q36.5), Alberto Dainese (Tudor) und Simone Consonni (Lidl – Trek).

Die Strecke: Je 2 Zeitfahren, Bergankünfte&mittelschwere Etappen

Beginnen wird die Tour de Romandie am Dienstagnachmittag mit einem nur 2,3 Kilometer langen Prolog (Liveticker ab 15:30 Uhr hier!) rund um Payerne in der Nähe des Neuenburgersees. Die Strecke ist flach, umfasst aber nicht weniger als zehn 90-Grad-Ecken und drei weitere längere Kurven – technisch ist sie also richtig anspruchsvoll und es braucht extreme Härte für immer wieder neue Antritte. Den Sieg dürfte also nicht wirklich ein echter Zeitfahrspezialist davontragen, sondern eher ein guter Klassikerfahrer oder einer der hartgesotteneren Sprinter.

Am Mittwoch führt die 1. Etappe aus Château d'Oex nach Fribourg bereits ständig auf und ab – mit einem Bergpreis der 2. und fünf der 3. Kategorie. Da es in der Gesamtwertung noch eng zugehen dürfte, werden es Angreifer schwer haben, doch das Finale ist eigentlich wie gemacht für einen Puncheur, zumal es auch zum Ziel hin nochmal ansteigt. Gleichzeitig ist es aber auch einer von zwei Tagen, an denen die endschnellen Jungs Chancen haben. Für sie heißt es: Festbeißen, das Team schwer arbeiten lassen und am Ende die noch übrige Energie in den Sprint zu werfen.

Das Profil zur ersten Bergankunft der Tour de Romandie auf Etappe 2. | Grafik: Tour de Romandie

Etappe 2 am Donnerstag hält dann bereits die erste von zwei schweren Bergankünften bereit. Es geht von Fribourg über Les Mosses (2. Kat.) zur Ski-Station Les Marécottes beim Ort Salvan oberhalb von Martigny. Die Schlusssteigung ist 7,6 Kilometer lang und steigt im Schnitt mit 7,5 Prozent an – bei einigen steilen Rampen im zweistelligen Bereich. Tagsdrauf sind rund um Oron die Zeitfahrer in einem 15,5 Kilometer langen Kampf gegen die Uhr gefragt, der sofort mit einer 3,5 Kilometer langen Steigung in die Weinberge beginnt, dann bis zur Rennmitte leicht wellig ist und anschließend in zwei Stufen wieder hinab zum Ziel führt.

Die Entscheidung fällt vor den Türen der UCI

Die 4. Etappe führt am Samstag zur zweiten Bergankunft in Leysin. Sie beginnt in Saillon im Wallis und hält bereits nach 36 Kilometern die erste schwere Steigung bereit: 9,1 Kilometer geht es da bei 9,5 Prozent nach Ovronnaz hinauf. Anschließend führt die Strecke durchs Tal an der Rhone entlang und bei Monthey in Richtung des Skigebiets Portes du Soleil hinauf über die Anstiege nach Les Rives (9,6 km bei 5,4%) und Les Giettes (4,1 km bei 8,2%), bevor noch einmal die Rhone gekreuzt und Aigle erreicht wird – wo die UCI ihren Sitz hat. Dort beginnt die 13,8 Kilometer lange und im Schnitt sechs Prozent steile Schlusssteigung der 1. Kategorie, an der die Tour de Romandie wohl entscheiden wird.

Das Profil der wohl entscheidenden 4. Etappe nach Leysin. | Grafik: Tour de Romandie

Ganz sicher kann sich der Mann im Gelben Trikot aber noch nicht sein, denn die Schlussetappe um Vernier im Nordwesten von Genf ist kein reines Schaulaufen. Auch hier geht es nochmal ständig auf und ab – wenn auch nur über kurze, nicht allzu steile Anstiege. Wirklich geeignet für einen Angriff in der Gesamtwertung ist die Etappe kaum mehr, aber wer einen schlechten Tag erwischt, kann noch weit abrutschen. Trotzdem dürfte der letzte Etappensieg der Tour de Romandie einem der Sprinter oder einer Ausreißergruppe gehören.

Die Etappen der 77. Tour de Romandie:

Prolog, 23. April: Payerne – Payerne (2,3 km / EZF)
1. Etappe, 24. April: Château d'Oex – Fribourg (165,7 km)
2. Etappe, 25. April: Fribourg – Salvan/Les Marécottes (171 km)
3. Etappe, 26. April: Oron – Oron (15,5 km / EZF)
4. Etappe, 27. April: Saillon – Leysin (159,2 km)
5. Etappe, 28. April: Vernier – Vernier (150,8 km)

Mehr Informationen zu diesem Thema

30.04.2024“Hat Spaß gemacht“: Hollmann Bergkönig der Tour de Romandie

(rsn) – Bei der am Sonntag zu Ende gegangenen Tour de Romandie (2.UWT) hat Juri Hollman (Alpecin – Deceuninck) sein erstes Bergtrikot als Berufsradfahrer gewonnen. Den Grundstein dazu hatte der K

29.04.2024Lipowitz voller Selbstbewusstsein zum Giro-Debüt

(rsn) – Das Gelbe Trikot von Carlos Rodriguez (Ineos Grenadiers) konnten Aleksandr Vlasov und Florian Lipowitz auf der Schlussetappe der Tour de Romandie nicht mehr gefährden. Doch das Duo von Bora

28.04.2024Highlight-Video der 5. Etappe der Tour de Romandie

(rsn) – Dorian Godon (Decathlon – AG2R La Mondiale) hat zum Abschluss der 77. Tour de Romandie (2.UWT) seinen zweiten Tagessieg eingefahren. Der Franzose entschied bei regnerischem Wetter die 5. E

28.04.2024Carlos Rodriguez feiert Gesamtsieg vor Vlasov und Lipowitz

(rsn) – Beinahe noch eine Spur deutlicher als auf der 1. Etappe ging es im Sprint der Schlussetappe der Tour de Romandie (2.UWT) zu. Der Sieger war dabei derselbe: Dorian Godon (Decathlon – AG2R L

28.04.2024Lipowitz mit seiner Giro-Generalprobe mehr als happy

(rsn) – Auch wenn er im Vorjahr bei der Czech Tour die Gesamtwertung gewann, so ist die diesjährige Tour de Romandie als Durchbruch in der Karriere von Florian Lipowitz (Bora – hansgrohe) zu bewe

27.04.2024Highlight-Video der Königsetappe der Tour de Romandie

(rsn) - Florian Lipowitz (Bora – hansgrohe) hat eine glänzende Vorstellung auf der Königsetappe der Tour de Romandie abgeliefert. Der 23-jährige Deutsche attackierte im Schlussanstieg hinauf nach

27.04.2024Lipowitz kommt in Leysin nicht mehr an Carapaz vorbei

(rsn) – Lange blieb es auf der Königsetappe der Tour de Romandie (2.UWT) ruhig, doch das letzte Drittel des Schlussanstieges reichte aus, um die Gesamtwertung nochmal ordentlich durchzuwirbeln. Und

26.04.2024Highlight-Video der 3. Etappe der Tour de Romandie

(rsn) – Brandon McNulty (UAE Team Emirates) hat das Einzelzeitfahren der 77. Tour de Romandie gewonnen. Der US-Meister in dieser Disziplin benötigte für den 15,5 Kilometer langen Parcours rund um

26.04.2024McNulty gewinnt Zeitfahren, Teamkollege Ayuso holt Gelb

(rsn) – 142 Fahrer lang musste Brandon McNulty (UAE Team Emirates) warten, ehe er endgültige Gewissheit darüber hatte, dass ihm seine 20:06 Minuten für das 15,5 Kilometer lange Zeitfahren auf der

26.04.2024Die Startliste des Einzelzeitfahrens der Tour de Romandie

(rsn) – Der Belgier Stan Van Tricht (Alpecin – Deceuninck) eröffnet um 14.24 Uhr das Einzelzeitfahren der 77. Tour de Romandie, bei dem rund um Oron 15,5 Kilometer auf dem Programm stehen. Die S

25.04.2024Highlight-Video der 2. Etappe der Tour de Romandie

(rsn) – Thibau Nys (Lidl – Trek) hat auf der 2. Etappe der Tour de Romandie (2.UWT) seinen bisher größten Sieg auf der Straße gefeiert. Der 21-jährige Belgier setzte sich über 171 Kilometer

25.04.2024Romandie-Prologsieger Zijlaard bricht sich Ellenbogen

(rsn) – Nur zwei Tage nach seinem Triumph im Prolog der Tour de Romandie (2.UWT) hat Maikel Zijlaard (Tudor) einen heftigen Rückschlag hinnehmen müssen. Wie der 24-jährige Niederländer gegenüb

Weitere Radsportnachrichten

21.11.2024Nach Dopingsperre jetzt Haft auf Bewährung gefordert

(rsn) - Nach vier Jahren Dopingsperre aufgrund eines positiven Test auf Epo im Jahr 2019 droht der früheren französischen Radsportlerin Marion Sicot jetzt eine einjährige Haftstrafe auf Bewährung.

21.11.2024Trotz Vertrag: Amador beendet Karriere

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Radsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder Rücktr

20.11.2024Pieterse gibt ihr Cross-Programm bekannt

(rsn) – Mountainbikeweltmeisterin Puck Pieterse (Fenix – Deceuninck) hat auf ihren Social-Media-Kanälen ihr Programm für den Winter bekannt gegeben. Die 22-Jährige steigt erst Mitte Dezember be

20.11.2024Das Pech zog sich wie ein roter Faden durchs Jahr

(rsn) – Nach einer starken Saison 2023, als er Deutscher U23-Meister auf der Straße und im Zeitfahren wurde sowie einen sechsten Platz im WM-Straßenrennen der Espoirs einfuhr, ging Moritz Kretschy

20.11.2024Die negativen Erlebnisse übermalten die positiven

(rsn) - Eigentlich hatte sich Marco Schrettl (Tirol - KTM) 2024 vorgenommen mit tollen Leistungen eine starke Empfehlung an die besten Teams des Straßenradsports abzugeben, doch ganz klappte der ambi

20.11.2024Im Überblick: Die Transfers der Männer-Profiteams für 2025

(rsn) – Nachdem zahlreiche Transfergerüchte seit Monaten in der Radsportwelt zirkulieren, dürfen die Profimannschaften seit dem 1. August ihre Zu- und Abgänge offiziell bekanntgeben. Radsport

20.11.2024Drei Mal Gold zu holen bleibt ein Traum

(rsn) – Madison-Gold bei EM und WM, dazu zwei Podien in UCI-Rennen auf der Straße. Für Roger Kluge (rad-net – Oßwald) lief die Saison 2024 eigentlich perfekt, wäre da nicht die Enttäuschung b

20.11.2024Rundfahrtchefs Pupp, Senn und Wegmann heute im “Windschatten“

(rsn) – Zum fünfjährigen Bestehen der österreichischen Radsport-Initiative "Österreich dreht am Rad" finden in dieser Woche in der Medienhalle Hall in Tirol täglich Podiumsdiskussionen und Live

20.11.2024Im Überblick: Die Transfers der Frauen-Profiteams für 2025

(rsn) – Nachdem zahlreiche Transfergerüchte seit Monaten in der Radsportwelt zirkulieren, dürfen die Profiteam seit dem 1. August ihre Transfers offiziell bekanntgeben. Radsport-news.com samme

20.11.2024Van Gils und Lotto - Dstny sprechen über Vertragsauflösung

(rsn) – Letzten Winter forcierte der Belgier Cian Uijtdebroeks seinen vorzeitigen Wechsel vom deutschen Bora - hansgrohe zu Visma - Lease a Bike. Eine ähnliche Geschichte könnte sich auch jetzt an

20.11.2024Die Radsport-News-Jahresrangliste 2024

(rsn) - Auch diesmal starten wir am 1. November mit unserer Jahresrangliste. Wir haben alle UCI-Rennen der vergangenen zwölf Monate (1. November 2023 bis 31. Oktober 2024) ausgewertet - nach unserem

19.11.2024Ein Jahr unter der Überschrift “Primoz Roglic“

(rsn) – Nach dem erfolgreichsten Jahr seiner Karriere, in dem ihm gleich zwei Etappensiege beim Giro d’Italia gelangen, stellte sich Nico Denz (Red Bull - Bora - hansgrohe) 2024 speziell in den gr

RADRENNEN HEUTE
  • Keine Termine