Cravens Marokko-Tagebuch / 5. Etappe

Was bloß hatte die Nummer 83 im Kopf?

Von Dan Craven

Foto zu dem Text "Was bloß hatte die Nummer 83 im Kopf?"
Dan Craven (Team Bike Aid-Ride for Help | Foto: Bike Aid-Ride for Help

09.04.2014  |  (rsn) - Radsport ist wie ein Schachspiel. Gestern verlor ich zehn Minuten auf den neuen Leader. Obwohl dieser mir am ersten Berg schon davon gefahren war – mein Diesel-Motor musste sich erst mal warm laufen – lag der Grund meines Zeitverlustes darin, dass ich später nicht in andere Gruppen gelassen wurde – so wie es auch dem Gelben Trikot erging.

Deshalb änderten wir nun unsere Taktik und konzentrieren uns auf Etappenjagd. Bei der Besprechung stellten wir fest, dass der Leader Kusztor nur noch drei Teamkollegen an seiner Seite hatte, wovon einer auch noch Zweiter in der Gesamtwertung war. So vermuteten wir, dass die direkt hinter den beiden Spitzenreitern liegenden Fahrern sehr aggressiv in die Etappe gehen und dabei versuchen würden, möglichst früh in eine große Gruppe zu kommen, die stärker sein würde als die Helfer des Spitzenreiters.

Und das ist letztlich auch genau so geschehen. Auch mein Team und ich sind aggressiv gefahren und nach vielen Attacken bildete sich nach 20 Kilometern eine Gruppe von 15 Fahrern, zu der neben mir noch mein Teamkollege Timo Schäfer zählte. Aus unserem Begleitfahrzeug erfuhren wir, dass im Feld nur das Team Utensilnord vom Spitzenreiter Tempo fuhr und so haben wir richtig Gas gegeben.

Für mich war überraschend, dass ich der im Gesamtklassement am zweitbesten platzierte Fahrer der Ausreißergruppe war. Und noch überraschender war, dass der am besten platzierte Fahrer  (der Türke Serkan Balkan), d. Red.) sich von allen am wenigsten an der Führungsarbeit beteiligte.

Am Anfang konnte ich es noch etwas nachvollziehen, aber wir hatten 40 Kilometer vor dem Ziel noch einen Vorsprung von fünf Minuten – so dass ihm nur noch zwei Minuten auf das Gelbe Trikot fehlten – und er hörte auf, mit durch die Führung zu gehen.

Kurz darauf hatten wir sogar sechs Minuten an Vorsprung, dennoch tat er nichts. Er ließ sich bis zum Ziel nicht mehr vorne blicken und als es dann um den Tagessieg ging, war er auch nicht zu sehen. Ich bin sprachlos. Wenn mir einer sagen kann, was die Nummer 83 im Kopf hatte, dann soll er sich bei mir melden. Mit dem Gelben Trikot wurde es jedenfalls auch nichts für ihn.

Ich selbst kam letztlich als Elfter ins Ziel, müde gearbeitet, aber doch sehr zufrieden, schließlich konnte ich mich in der Gesamtwertung auf Rang acht verbessern. Der Rest meiner Teamkollegen verlebte im Peloton einen relativ ruhigen Tag. Nur zwei Mal gab es Windkante, auf der das komplette Team Gabun den Anschluss verlor.

Jungs aus Gabun, es tut mir Leid, euch das sagen zu müssen, aber morgen wird es wieder Wind geben.

Ciao
Dan

PS: Noch ein Tipp an die deutschen Touristen in Marokko. Wenn ihr unsere Mannschaft ansprechen wollt, ist es besser, wenn ihr nicht genau die beiden ansprecht, die kein Deutsch sprechen. Wir freuen uns aber über euer Interesse.

Mehr Informationen zu diesem Thema

16.04.2014Zur Belohnung gab's 350 Euro und eine Pizza

(rsn) - Wir haben uns während der Rundfahrt ständig daran erinnert, dass wir nur heil durchkommen müssen, um etwas sehr wichtiges zu schaffen: nämlich den Formaufbau für die kommenden Rennen und

12.04.2014Ich wollte nur noch, dass der Schmerz aufhört

(rsn) - Heute Morgen saßen Daniel Bichlmann und ich vor unserem Hotel und schauten uns die Landschaft an und meinten beide, dass es hier sehr schön ist. Die Landschaften sind sehr unterschiedlich, a

11.04.2014Auf dem libyschen Leihrad ging's bergab noch schlechter

(rsn) - Die Rennen hier scheinen immer gleich abzulaufen. Es folgt einfach Attacke auf Attacke – jeden Tag. Am ersten Berg des Tages ging es mir richtig schlecht, so dass ich in der dritten Gruppe Ã

11.04.2014Hümbi war mein Licht im Dunkeln

(rsn) – Die 6. Etappe war mit 137 Kilometern die bisher kürzeste der Rundfahrt, dazu war es auch sehr flach. Wir sind hier aber in Marokko, es gibt also keine lockeren Tage – vor allem weil es im

08.04.2014Dieses Rennen ist einfach nur verrückt

(rsn) – Dieses Rennen ist einfach nur verrückt. Spaßig, aber verrückt. Vor der Etappe hatten wir einen Transfer von 220 Kilometern zurückzulegen und direkt nach dem Start ging es in einen acht K

07.04.2014Auf den zweiten Gesamtrang hochgerutscht

(rsn) - Wenn man nach fünfzig Kilometern meint, dass es keinen Meter bei dieser Geschwindigkeit mehr weiter geht, dann ist es kein gutes Zeichen. Besonders, wenn es noch 120 Kilometer ins Ziel sind.

06.04.2014Mit der späten Attacke habe ich mir keinen Gefallen getan

8rsn) - Es ist erstaunlich, wie gut es sich anfühlt, eine Etappe erst um 13 Uhr starten zu können. Es heißt zwar, dass es danach wenig Zeit gibt - aber das ist auch nicht so schlecht. Du musst nich

05.04.2014Das ganze Feld an der Nase herumgeführt

(rsn) - Die Kamerun-Rundfahrt liegt keine drei Wochen zurück und da bin ich schon wieder -diesmal melde ich mich von der zehntätigen Tour du Maroc. Aus unserem Team von Kamerun ist nur Daniel Bichlm

Weitere Radsportnachrichten

04.06.2025Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir über die w

04.06.2025Tritt Almeida bei der Tour de Suisse in die Fußstapfen von Yates?

(rsn) – Das am 8. Juni beginnende 77. Critérium du Dauphiné kann mit dem letztjährigen Tour-de-Franc-Podium Tadej PoGacar (UAE – Emirates- XRG), Jonas Vingegaard (Visma – Lease a Bike) und Re

04.06.2025Vingegaard: “Muss besser sein als vor zwei Jahren“

(rsn) – Sowohl im vergangenen Jahr als auch in dieser Saison wurde Jonas Vingegaards Vorbereitung auf die Tour de France durch Stürze kräftig aus dem Tritt gebracht. Doch konnte der Kapitän von V

04.06.2025Bauhaus kommt nicht mehr an Groenewegen vorbei

(rsn) - Phil Bauhaus (Bahrain Victorious) hat zum Auftakt der 31. Slowenien-Rundfahrt (2.Pro) knapp seinen ersten Saisonsieg verpasst. Der 30-jährige Kölner musste sich auf der 1. Etappe über 168,

04.06.2025Kanter: “Das war mein bisher erfolgreichster Giro“

(rsn) – Nach seinem vierten Giro d’Italia gönnte sich Max Kanter noch einen Tag “Sightseeing“ in der “Ewigen Stadt“. Am Sonntag hatte der XDS-Astana-Sprinter in Rom auf der abschließende

03.06.2025Kudus gibt in Slowenien Comeback nach vier Monaten

(rsn) - Merhawi Kudus wird am Mittwoch bei der Tour of Slovenia (2.Pro) ins Peloton zurückkehren. Der Eritreer, der am 2. Februar beim Grand Prix La Marseillaise in einer Abfahrt schwer gestürzt war

03.06.2025Evenepoel-Coach sieht seinen Schützling stärker als vor einem Jahr

(rsn) – Remco Evenepoel ist Anfang Juni 2025 vor seinem Start beim Critérium du Dauphiné (2.UWT) am kommenden Sonntag besser in Form, als Anfang Juni 2024. Das hat sein Trainer Koen Pelgrim in ein

03.06.2025Belgien schickt komplette Delegation zur WM nach Ruanda

(rsn) - Der Belgische Radsportverband wird an den Straßen-Weltmeisterschaften vom 20. bis 29. September in Ruanda in allen Kategorien - von Junioren und Juniorinnen über die U23 bis zur Elite - teil

03.06.2025Bauhaus in Slowenien Road Captain und Sprinter zugleich

(rsn) –18 Tage nach seinem krankheitsbedingten Ausscheiden bei der Ungarn-Rundfahrt (2.Pro) kehrt Phil Bauhaus (Bahrain Victorious) am Mittwoch ins Renngeschehen zurück und will bei der fünftägig

03.06.2025Groenewegen und Großschartner die Favoriten für Sprint und Berg

(rsn) – Mit der Tour of Slovenia (2.Pro) beginnt am Mittwoch die erste der verschiedenen ´Vorbereitungs-Rundfahrten´ für die Tour de France. Das fünftägige Event, das bislang Mitte Juni ausgetr

03.06.2025Jakobsen hofft nur noch ganz leise auf den Tour-Start

(rsn) – Fabio Jakobsen (Picnic – PostNL) ist seit knapp zwei Wochen wieder auf dem Rad unterwegs und trainiert – zuletzt auch auf Teneriffa. Doch ob der 28-jährigen Niederländer, der Ende Mär

03.06.2025Gee: “Toll, dass es noch viel Verbesserungspotential gibt“

(rsn) – Zwei Jahre nachdem er als Ausreißerkönig mit vier zweiten Etappenplätzen zum Shootingstar des Giro d´Italia 2023 geworden ist, hat Derek Gee (Israel – Premier Tech) bei seiner zweiten

RADRENNEN HEUTE

    Radrennen Männer

  • Tour du Cameroun (2.2, CMR)
  • Tour of Lithuania (2.2, LTU)
  • Ronde de l`Oise (2.2, FRA)
  • Tour of Malopolska (2.2, POL)
  • Tour de Gyeongnam (2.2, KOR)
  • Tour of Slovenia (2.Pro, SLO)