André Greipel im Porträt

Bodenständig, bescheiden und rasend schnell

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André Greipel (Omega Pharma-Lotto) nach seinem Sieg auf der 10. Etappe der Tour de France | Foto: ROTH

13.07.2011  |  (rsn) – Der Sieg auf der gestrigen 10. Etappe der Tour de France ist der vorläufige Höhepunkt in der Karriere von André Greipel. Der aktuell beste deutsche Sprinter, der am Samstag seinen 29. Geburtstag feiert, kam im Alter von zehn Jahren in seiner Geburtsstadt Rostock zum Radsport.

Beim dortigen PSV wurde er von Trainer Peter Sager entdeckt, der heute zu Greipels Freunden zählt. Im Jahr 2002 wechselte das 19-jährige Talent zum U23-Team Köstritzer und bestritt dort seine ersten hochklassigen Rennen. Parallel dazu absolvierte er eine Ausbildung zum Bürokaufmann und lernte dabei auch seine heutige Ehefrau Kristina kennen.

Der Spagat zwischen Sport, Beruf und Familie – im Jahr 2004 wurde Tochter Anna Sophia geboren – gelang. Im Jahr 2003 gewann der Nachwuchssprinter die U 23-Ausgabe von Rund um Köln, war Etappensieger bei der Thüringen-Rundfahrt der U23 und der Tour de Berlin und gewann das U 23–Weltcuprennen in Waregem. In der darauf folgenden Saison holte er unter anderem vier Etappensiege bei internationalen Rundfahrten.

Die Belohnung folgte prompt: Zur Saison 2005 erhielt Greipel einen Profivertrag beim damaligen deutschen Zweitdivisionär Wiesenhof und empfahl sich gleich mit einem Etappensieg bei der Dänemark-Rundfahrt für die erste Liga. 2006 sicherte sich das T-Mobile-Team Greipels Dienste.

Der 1,83 Meter große und 80 Kilogramm schwere Modellathlet brauchte zwei Jahre, bis ihm der Durchbruch in der Startruppe, die mittlerweile unter US-Lizenz und dem Namen Team Columbia fuhr, gelang. Von 2008 bis Ende 2010 fuhr er Siege am Fließband ein. Die bedeutendsten waren zwei Gesamt- und acht Etappensiege bei der Tour Down Under, Zwei Etappenerfolge beim Giro d’Italia sowie vier Etappenerfolge und der Gewinn der Punktewertung bei der Vuelta a Espana.

Allein im vergangenen Jahr feierte der von seinen Freunden „Gringo“ oder auch „Gorilla“ genannte, seit einigen Jahren in Hürth bei Köln lebende Greipel 21 Siege ein. Damit war er der erfolgreichste Profi im Peloton. Seine martialisch klingenden Spitznamen stehen übrigens in ziemlich krassen Gegensatz zu Greipels Wesen – ist er doch ein eher zurückhaltender und bescheidener Vertreter seiner Zunft, der keinen Gefallen daran findet, mit kecken Sprüchen für Aufsehen zu sorgen. Seine Antwort gibt Greipel am liebsten auf dem Rad, wie er gerne betont

Zum beruflichen gesellte sich auch weiteres privates Glück dazu, denn Ende 2009 kam die zweite Tochter Luna Malou zur Welt. Für den bodenständigen Familienmenschen Greipel, der als seine Liebslingsspeise „selbstgemachte Kartoffelpuffer von Oma Liesbeth“ angibt, spitzte sich allerdings im vergangenen Jahr die Situation in seinem Team zu. Trotz herausragender Leistungen und Siegen en masse wurde er drei Jahre hintereinander nicht für das Tour-Aufgebot von HTC-Highroad berücksichtigt.

Grund war Mark Cavendish, der sich beim größten Radrennen der Welt als Seriensieger etablierte und zudem immer wieder öffentlich gegen seinen Teamkollegen vom Leder zog. Der hielt sich mit öffentlichen Äußerungen zurück und zog stattdessen Ende des vergangenen Jahres die Konsequenzen: Greipel wechselte gemeinsam mit seinem Anfahrer Marcel Sieberg nach Belgien zum Omega Pharma-Lotto-Rennstall, wo er von Teamchef Marc Sergeant prompt eine Startzusage für die Tour de Franc belohnt wurde.

Nach einem nur mäßig erfolgreichen Frühjahr kam der Neuzugang immer besser in Schwung und krönte seine Leistungen schließlich gestern mit dem souveränen Sieg gegen den großen Rivalen Cavendish. Auch nach dem Triumph blieb Greipel bescheiden, lobte an erster Stelle sein Team und fand auch anerkennende Worte für Cavendish, den er als "besten Sprinter der Welt" bezeichnete. Den geschlagen zu haben, dürfte ihm dennoch eine ebenso tiefe wie stille Genugtuung gewesen sein.

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