Die Höhepunkte der Frankreich-Rundfahrt 2011

Tous Fous du Tour – auch nächstes Jahr

Foto zu dem Text "Tous Fous du Tour – auch nächstes Jahr"
| Foto: ROTH

27.07.2011  |  (rsn) - "Tous Fous Du Tour" lautet das Motto der Tour de France. Übersetzt: "Alle sind verrückt nach der Tour"! Warum das so ist, bewies die Ausgabe 2011 auf beeindruckende Weise. Das Rennen war dramatisch, tragisch und jeden Tag spannend wie ein Krimi. Und die Auflösung gab es wirklich erst ganz am Schluss!

Nur drei Etappen (3., 6. und 15.) gehörten in die Rubrik "normal", was bei der Tour ja schon spannend genug ist. Alle anderen waren an Dramatik kaum zu überbieten.

Schon am ersten Tag verliert Titelverteidiger Alberto Contador (Saxo Bank-SunGard) hinter einem Massensturz 1:20 Minuten. Die anschließende packende Jagd gewinnt Philippe Gilbert (Omaga Pharma-Lotto), der das erste Gelbe Trikot überzieht.

Tony Martin hatte die große Chance, es dem Belgier am nächsten Tag auszuziehen. Doch im Mannschaftszeitfahren mit seinem favorisierten Team HTC-Highroad stürzt Bernhard Eisel schon in der ersten Kurve. Kurzzeitig ist in Unordnung in Ablauf und Martin verpasst Gelb um fünf Sekunden.

An der Mur de Bretgane (4. Etappe) versucht Contador Zeit zurückzugewinnen. Er wird von Cadel Evans (BMC) abgefangen, der die Etappe gewinnt. Ein erster Fingerzeig, den aber kaum einer zu deuten weiß. Andy Schleck (Leopard-Trek) verliert an dem Mini-Schlussanstieg acht Sekunden.

Am nächsten Tag (5. Etappe) setzt sich das Sturz-Chaos dieser Tour fort. Alberto Contador (Saxo Bank-SunGard) verletzt sich am Knie, was ihn die Pyrenäen hindurch behindern wird. Janez Brajkovic, der erste von vier RadioShack-Kapitänen, scheidet mit gebrochenem Schlüsselbein aus. Tom Boonen (Quick Step) kann zwar weiter fahren, müssen aber auf späteren Etappen wegen der erlittenen Verletzungen aufgeben.

Levi Leipheimer (RadioShack) und Sylvain Chavanel (Quick Step) kommen ebenfalls zu Fall. Es sind in diesem Jahr die großen Namen, die stürzen. Das Fahrerfeld ist viel ausgeglichener besetzt als in der Vergangenheit, in der Lance Armstrong alle dominierte. Mehr Kapitäne als früher rechnen sich Chancen aus und wollen deshalb an der Spitze des Feldes fahren, was zu vermehrtem Gedränge führt und die Crashgefahr vergrößert.

Am siebten Tag zeigt André Greipel (Omega Pharma-Lotto), dass er zu den Großen seiner Zunft gehört. Der Hürther wird Dritter hinter Mark Cavendish (HTC- Highroad) und Alessandro Petacchi (Lampre-ISD). Beendet ist die Tour dagegen für Boonen (Quick Step) und Bradley Wiggins (Sky). Der Belgier stieg früh in der Etappe vom Rad, der Britische Meister musste nach einem Sturz 40 Kilometer vor dem Ziel das Rennen aufgeben.

Thor Hushovd (Garmin-Cervélo) verteidigt Gelb trotz der mittelschweren Bergankunft in Super-Besse Sancy. Wieder ist es Cadel Evans (BMC), der die Favoritengruppe als Dritter ins Ziel führt.

Hushovd verliert das Gelbe Trikot am Ende der denkwürdigen 9. Etappe an Thomas Voeckler (Europcar). Der Franzose, der die Führung bis zum drittletzten Tag verteidigen wird, hat allerdings das Glück, von einem Unfall verschont zu bleiben, den es so bis dahin bei der Tour noch nie gegeben hat. Ein Begleitfahrzeug des französischen Fernsehens überholt trotz Verbots durch die Rennleitung die fünfköpfige Spitzengruppe um Voeckler und fährt dabei den Spanier Juan Antonio Flecha regelrecht über den Haufen. Der Sky-Profi fliegt gegen Johnny Hoogerland (Vacansoleil). Der Niederländer wird in einen Stacheldrahtzaun geschleudert und zieht sich an beiden Beinen und am Gesäß Schnittwunden zu, die mit 33 Stichen genäht werden müssen. Trotzdem verteidigt er sein Bergtrikot auf der dem Ruhetag folgenden Etappe..

Schon vorher war auf der 9. Etappe ein Massensturz passiert, der viel größere Auswirkungen auf den Ausgang der Tour haben sollte. Mit Alexander Winokurow (Astana), Andreas Klöden (RadioShack) und Jürgen Van den Broeck (Omega Pharma-Lotto) stürzen gleich drei Top-Ten-Kandidaten auf regennasser Abfahrt in einer ungesicherten Kurve. Klöden kann zwar mit einer schweren Rückenprellung das Rennen fortsetzen. Doch Winokurow (Oberschenkelhalsbruch) und Van den Broeck (Schlüsselbein) müssen aufgeben.

Aus deutscher Sicht sorgt André Greipel (Omega Pharma-Lotto) auf der 10. Etappe für den ersten Höhepunkt dieser Tour. Der Hürther gewinnt in Carmaux das direkte Duell gegen seinen Ex-Teamkollegen Mark Cavendish (HTC-Highroad).Doch nur einen Tag später revanchiert sich der britische Supersprinter und verweist Greipel auf Platz zwei.

Danach sind wieder die Topfavoriten an der Reihe. Alberto Contador büßt auf der ersten Pyrenäenetappe erneut Zeit auf seine Herausforderer ein. Fränk Schleck (Leopard-Trek) erreicht als bester Topfahrer als Dritter das Ziel in Luz Ardiden mit 20 Sekunden Vorsprung auf Evans. Für den von einer Nebenhöhlenentzündung geschwächten Tony Martin (+ 9:03 Minuten) ist der Kampf um die Top-Ten beendet.

Klöden, der sich gerade erst einigermaßen von seiner Rückenverletzung erholt hatte, stürzt in einer Abfahrt und prellt sich die Schulter. Der zweimalige Tourzweite kämpft sich zwar noch mit Verspätung (+8:26) ins Ziel muss aber am nächsten Tag aufgeben.

Auf der 13. Etappe der Tour de France nutzen die Ausreißer ihre Chance. Weltmeister Thor Hushovd (Garmin-Cervélo) triumphiert nach einer taktischen Meisterleistung in Lourdes als Solist mit zehn Sekunden Vorsprung auf den Franzosen David Moncoutié (Cofidis).

Auch auf der 14. Etappe über 178,5 Kilometer von Saint-Gaudens zum Plateau de Beille neutralisieren sich die Favoriten. Das nutzt der Belgier Jelle Vanendert (Omega Pharma-Lotto) aus, der seinen bisher größten Karriereerfolg einfährt. Dritter wird der Luxemburger Andy Schleck (Leopard-Trek/+0:46), der noch auf den letzten Metern zwei Sekunden Vorsprung auf seine Konkurrenten um Titelverteidiger Contador (6.) und Evans (4.) heraus holt.

Auf der 15. Etappe untermauert Cavendish seinen Ruf als derzeit bester Sprinter der Welt und gewinnt. Allerdings zeigt sich auch, wie sehr sich der Brite - im Gegensatz zu Greipel - auf eine perfekt harmonierende HTC-Mannschaft verlassen kann.

Auf der 16. Ertappe liefern sich die Favoriten einen packenden Schlagabtausch. Nach einer Attacke von Contador am Col de Manse fallen die Schleck-Brüder auf der regennassen Abfahrt zurück und büßen wertvolle Zeit ein. Evans kann alle Angriffe Contadors parieren und erreicht sogar noch einige Sekunden vor dem Spanier das Ziel. Großer Verlierer des dramatischen Tages ist Andy Schleck, der mehr als eine Minute auf die Contador-Gruppe verliert.

Auch auf der ersten Alpenetappe versucht Contador in der letzten Abfahrt der 17. Etappe die Schleck-Brüder (Leopard-Trek) zu distanzieren. Der Spanier riskiert mit seinem Landsmann Samuel Sanchez (Euskaltel) alles und kann 20 Sekunden Vorsprung herausfahren. Doch auf der Zielgeraden werden beide wieder gestellt.

Sehr viel besser macht’s Andy Schleck (Leopard-Trek) auf der denkwürdigen Königsetappe. Der Luxemburger wagt schon am Col d’Izoard den Generalangriff und triumphiert am Col du Galibier als Solist mit 2:07 Minuten Vorsprung auf seinen Bruder Fränk, Dritter wird Evans. Contador büßt 3:50 Minuten auf den Tagessieger ein und muss nach einem Einbruch auf den letzten beiden Kilometern seine Hoffnungen auf die Titelverteidigung begraben.

Der Lohn für Andy Schleck folgt am nächsten Tag. Der Luxemburger knöpft Voeckler, der bis dahin grandios gefahren war, auf der 19. Etappe hinauf nach Alpe d’Huez das Gelbe Trikot ab. Dabei neutralisiert er alle Versuche Contadors, die Schlappe vom Tag zuvor vergessen zu machen. Am Fuß des 13,8 Kilometer langen Schlussanstiegs sind alle Favoriten wieder zusammen. Contador attackiert erneut. Gut eine Minute Vorsprung fährt der 28-Jährige heraus, doch auf den letzten Kilometern können die Favoriten den Rückstand auf den nachlassenden Spanier deutlich reduzieren.

Die Entscheidung muss das Zeitfahren am vorletzten Tag in Grenoble bringen. Tony Martin gewinnt mit sechs Sekunden Vorsprung auf Cadel Evans, der als erster Australier Gelb nach Paris trägt.

Auf den Champs-Elysées feiert Cavendish seinen 20. Tour-Etappensieg in vier Jahren.

Es ist der Schlusspunkt einer tollen Tour de France. „Tour Fous die Tour“ – auch nächstes Jahr wieder!

Weiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößern

Mehr Informationen zu diesem Thema

05.11.2014Drei Jahre nach „Stacheldraht-Sturz": Entschädigung für Hoogerland

(rsn) – Mehr als drei Jahre nach seinem schweren Unfall bei der Tour de France hat Johnny Hoogerland eine Entschädigung von der Versicherung des Verursachers erhalten. „Es hat lange gedauert, abe

22.12.2011Voeckler: "Fehler kostete das Tour-Podium"

(rsn) - Thomas Voeckler (Europcar) ist der Auffassung, dass ihn ein schwerer taktischer Fehler auf der Alpe d’Huez-Etappe einen Podiumsplatz bei der vergangenen Tour de France gekostet hat. Im Gesp

30.08.2011Alle Doping-Tests der Tour negativ

(rsn) - Die letzten Dopingtests der Tour de France 2011 wurden ausgewertet - sie sind alle negativ. Damit bleibt der Russe Alexandr Kolobnev (Katjuscha) der einzige überführte Dopingsünder der dies

12.08.2011Zehntausende feiern Evans in Melbourne

Melbourne (dpa) - Cadel Evans auf Feier-Tour: In Melbourne haben Zehntausende dem Tour de France-Sieger bei der Rückkehr in die Heimat zugejubelt. "Ich könnte sagen, ich bin überwältigt. Aber das

11.08.2011Melbourne wird Evans mit einer Parade ehren

Melbourne (SID) - Zweieinhalb Wochen nach seinem Triumph bei der Tour de France ist Cadel Evans (BMC) in seine australische Heimat zurückgekehrt. "Es ist immer schön, nach Hause zu kommen und sich e

01.08.2011Horner hat ein Blutgerinnsel in der Lunge

(rsn) – Bei Chris Horner (RadioShack) ist gut drei Wochen nach seinem schweren Sturz auf der 7. Etappe der Tour de France ein Blutgerinnsel in der Lunge festgestellt worden. Das teilte der 39 Jahre

29.07.2011Contador: "Ich brauche ein stärkeres Team"

(rsn) – Ob das bei Bjarne Riis gut ankommt? Sein Star Alberto Contador fordert personelle Verstärkung. "Ich bräuchte ein besseres Team, um Giro und Tour in einem Jahr gewinnen zu können", ließ C

28.07.2011Zeckenbiss war die Ursache für Fedrigos Formschwäche

(rsn) – Ein Zeckenbiss scheint für die bisher eher schwachen Leistungen von Pierrick Fédrigo (FDJ) verantwortlich zu sein. Wie Teamarzt Gérard Guillaume gegenüber der L’Equipe erklärte, war d

27.07.2011„Wir haben immer an den Tour-Sieg geglaubt“

(rsn) – Marcus Burghardt (BMC) war bei der 98. Tour de France einer der wichtigsten Helfer von Cadel Evans, der erstmals in seiner langen Karriere nach drei Wochen in Paris ganz oben auf dem Podium

27.07.2011Kreuziger fuhr Tour de France mit gebrochenem Handgelenk

Prag (dpa) - Roman Kreuziger (Astana) hat fast die ganze Tour de France mit gebrochenem Handgelenk absolviert. Er müsse nun für sechs Wochen einen Gips tragen, berichtete der 25 Jahre alte Tscheche

27.07.2011Gilbert: "Evans ist ein toller Sieger"

(rsn) – Philippe Gilbert (Omega Pharma-Lotto) kehrt mit einer eindrucksvollen Bilanz von der Tour de France zurück. „Ich habe eine Etappe gewonnen, das Gelbe Trikot getragen, das Grüne Trikot ge

26.07.2011UCI inspiziert Fahrräder der besten Tour-Starter

Paris (SID) - Der Radsport-Weltverband UCI hat nach der vorletzten Etappe der Tour de France am vergangenen Samstag die Räder der neun bestplatzierten Fahrer der Gesamtwertung

Weitere Radsportnachrichten

10.12.2025Lipowitz: “Ich kann noch viel von Remco lernen“

(rsn) – “Ich bin ich. Die Leute können gern Vergleiche ziehen. Ich schaue aber lieber auf mich und mache mein Ding“, sagte Florian Lipowitz beim Medientag von Red Bull – Bora – hansgrohe in

10.12.2025Neues Rose Modell geleakt

(rsn) - Rose hat offenbar ein neues Modell in den Startlöchern. Darauf lässt ein geleaktes Foto eines Teambikes der Unibet - Rose - Rockets schließen. Das französische ProTeam, das dieses Jahr noc

10.12.2025Red Bull schickt 2026 Lipowitz und Evenepoel zur Tour

(rsn) – Mit einer Doppelspitze aus Florian Lipowitz und Neuzugang Remco Evenepoel wird Red Bull – Bora – hansgrohe die Tour de France 2026 in Angriff nehmen. Das kündigte der deutsche Rennstall

10.12.2025Die Trikots der WorldTour-Teams für die Saison 2026

(rsn) - Wie sieht das Peloton 2026 aus? Welche Farben werden in der kommenden Saison vorherrschend sein? Nach und nach stellen die WorldTour-Rennställe ihre Trikots für das neue Jahr vor - den Anfan

10.12.2025UCI bestätigt WorldTour-Lizenzen für 18 Teams

(rsn) – Der Radsportweltverband UCI hat die Liste mit denjenigen Teams veröffentlicht, die für den Zyklus von 2026 – 2028 mit WorldTour-Lizenzen ausgestattet sein werden. Zu den 18 Rennställen

10.12.2025Lipowitz bleibt über 2026 hinaus bei Red Bull

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Radsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder Rücktr

10.12.2025WorldTour adé – Vertrag bei Gravel-Team schon unterschrieben

(rsn) – Nur wenige Fahrerinnen im Peloton erlebten in den vergangenen Jahren die rasante Entwicklung im internationalen Frauenradsport derart hautnah mit wie Romy Kasper (Human Powered Health). Die

10.12.2025Red Bulls Segelflieger-Aktion “Peloton Take Off“

(rsn) – "Peloton Take Off" – unter diesem Namen hat Red Bull in Binissalem auf Mallorca am Dienstagabend eine Aktion vorgestellt, mit der man sich im Hintergrund seit einem Jahr und gemeinsam mit

10.12.2025Red Bull vollführt PR-Stunt: Radprofis ziehen Flieger in die Luft

(rsn) – Mit einem PR-Stunt à la Red Bull ist der Medientag des Teams Red Bull – Bora – hansgrohe auf Mallorca eingeläutet worden: Am Vorabend des alljährlichen Events, bei dem in Interviews u

10.12.2025Deutschland Tour 2026 endet in Heilbronn

(rsn) – Die kommende Deutschland Tour wird am 23. August 2026 in Heilbronn enden. Das kündigten die Organisatoren der fünftägigen Rundfahrt in einer Pressemitteilung an. Damit wird die siebtgröÃ

10.12.2025Pogacar testet Material für Paris-Roubaix

(rsn) – Nach Platz zwei beim diesjährigen Debüt will Tadej Pogacar (UEA – Emirates – XRG) im kommenden Jahr bei Paris-Roubaix ganz oben auf dem Podium stehen. Als Teil seiner Vorbereitung auf

10.12.2025Formolo muss wegen zersprungener Teetasse pausieren

(rsn) – Eine zersprungene Tasse Tee hat für Davide Formolo eine lange Zwangspause zur Folge. Wie der Movistar-Profi auf Instagram mitteilte, habe er sich bei einem Haushaltsunfall eine Schnittwunde

RADRENNEN HEUTE

    Radrennen Männer

  • Tour de Gyeongnam (2.2, KOR)