Interview mit Philippe Gilbert

"Die Deutschen sind total verrückt"

Foto zu dem Text "

Philippe Gilbert

Foto: ROTH

30.01.2009  |  (rsn) Nach sechs Jahren bei der französoschen Fdjeux-Equipe kehrte der Belgier Philippe Gilbert in seine Heimat zurück und wird 2009 für Silence-Lotto fahren. Im Interview mit Radsport News äußert sich Belgiens Radsportler des Jahres zu seinen Saisonzielen, erklärt, warum er nicht auf die Flandern-Rundfahrt fokussiert ist und kritisiert, wie vor allem das deutsche Fernsehen auf die Dopingproblematik im Radsport reagiert.

Sie kehren nach mehreren Jahren bei Fdjeux in Ihre belgische Heimat zurück. Haben die belgischen Frühjahrsrennen für Sie noch mehr an Bedeutung gewonnen?

Gilbert: An meinem Rennprogramm wird sich nicht viel ändern. Ich fahre immer noch die gleichen Rennen mit Het Volk und Mailand-San Remo als große Ziele. Danach werde ich mich auf die Ardennenklassiker konzentrieren.

Für einen Belgier ist normalerweise die Flandern-Rundfahrt das wichtigste Rennen des Jahres. Wieso verzichten Sie auf einen Start?

Gilbert: Ich bin zwar Belgier, aber kein Flame. Ich bin von diesem Rennen nicht besessen wie die Flamen.. Ich komme aus Lüttich, dem französischsprachigen Teil des Landes. Da ist man automatisch beim Rennen vor der Haustür motiviert, bei mir ist das Lüttich-Bastogne-Lüttich.

Denken Sie, dass Sie einen Ardennenklassiker gewinnen können?

Gilbert: Das ist schwer zu sagen. Es ist für mich das erste Jahr, in dem ich mich speziell auf diese Rennen vorbereiten werde und ich hoffe natürlich, ein gutes Ergebnis herausfahren zu können.

Wäre für Sie ein dritter Sieg bei Het Volk wichtiger als ein Triumph beispielsweise beim Amstel Gold Race?

Gilbert: Wenn ich Het Volk noch einmal gewinnen könnte, dann wäre das großartig. Ich würde dann mit dem bisherigen Rekordhalter gleichziehen. Ein Rennen wie Amstel bleibt aber dennoch ein sehr großes Ziel für mich.

Bei Fdjeux waren sie alleiniger Kapitän. Bei Silence-Lotto gibt es hingegen sehr viele starke Fahrer, auch auf ihrem Terrain. Wird das eine große Umstellung für Sie?

Gilbert: Es stimmt, dass es bei Fdjeux nicht so viele große Rennfahrer wie jetzt bei Silence-Lotto gab. Ich bin jedoch zuversichtlich und gehe davon aus, dass ich auch bei Silence meine Erfolge einfahren werde.

Sie sind sechs Jahre bei Fdjeux gefahren. Was sind die größten Unterschiede zwischen ihrer alten und ihrer neuen Mannschaft?

Gilbert: Schwer zu sagen. Ich bin jetzt erst seit einem Monat im Team und habe noch kein Rennen absolviert. Ich möchte erst noch ein paar Monate abwarten, ehe ich ein erstes Fazit ziehen kann

Mit Sebastian Lang haben sie auch einen deutschen Teamkollegen. Wie schätzen Sie ihn ein?

Gilbert: Er ist ein starker Zeitfahrer und ein exzellenter Mann für`s Flache. Er wird sehr schnell seinen Platz in der Mannschaft finden.

Der deutsche Radsport ist in Folge der Dopingskandale in einer großen Krise. Wählt man in Deutschland die richtige Herangehensweise für dieses Problem?

Gilbert: Die Deutschen sind, was den Radsport und das Thema Doping betrifft, komplett verrückt. Wie gehen sie denn mit den anderen Sportarten um? Sind sie sich bewusst, dass es in anderen Sportarten gar keine oder nur sehr wenig Dopingkontrollen gibt? Was mich am meisten ärgert, ist die Art, wie das deutsche Fernsehen reagiert. Ich bin wirklich sehr enttäuscht über das Verhalten dieser Leute. Ich bin mir aber sicher, dass es weiterhin Radsport-Enthusiasten in Deutschland gibt und der Radsport dort nicht tot ist.

Was ist Ihre Meinung im Hinblick auf die Anti-Dopingpolitik der internationalen Institutionen?

Gilbert: Die ist sehr gut. Für ihre enormen Anstrengungen werden Sie noch ihre Früchte ernten.

Denken Sie, dass der Biologische Pass ein gutes Mittel im Kampf gegen den Doping ist?

Gilbert: Ich bin kein Arzt, aber ich denke schon.

Sie wurden zum belgischen Radsportler des Jahres 2008 gewählt. Ist dies für sie zusätzliche Motivation oder eher Druck für die kommende Saison?

Gilbert: Es ist immer schön, Preise zu gewinnen. Das Hauptziel eines Radsportlers ist aber Rennen zu gewinnen.

Was wünschen Sie sich für die Saison 2009 am meisten?

Gilbert: Ich möchte eine ähnlich gute Saison wie 2008 fahren und wieder einen Klassiker wie Paris-Tours in 2008 gewinnen.

Die Fragen an Philippe Gilbert stellte Matthias Seng.

Mehr Informationen zu diesem Thema

28.08.2009Rapp: 2010 wohl keine Deutschland Tour

(rsn) - Nachdem ARD und ZDF in diesem Jahr doch von der Tour de France berichtet hatten, war auch die für 2009 abgesagte Deutschland Tour wieder in den Mittelpunkt von Spekulationen gerückt. Im Inte

20.08.2009"Für ganz vorne fehlte noch ein bisschen was"

(rsn) – Nach schwachem Saisonstart hat Gerald Ciolek (Milram) in den vergangenen Monaten beständig gute Leistungen gezeigt, auch wenn es bisher erst zu einem Sieg reichte. Im Interview mit Radsport

20.04.2009"Ich bin froh, dass im Radsport soviel kontrolliert wird"

(sid) - Linus Gerdemann gehört zu den deutschen Hoffnungsträgern bei der diesjährigen Tour de France. Im Interview mit dem Sport-Informations-Dienst (SID) spricht der Milram-Kapitän über seine F

19.03.2009"Wir sind als böse Ketzer dargestellt worden"

(sid) - Der wochenlangen Schlammschlacht folgt der Showdown im Nobelhotel: BDR-Präsident Rudolf Scharping stellt sich am Samstag auf der Bundesversammlung des Bundes Deutscher Radfahrer zur Wiederwah

17.03.2009Claußmeyer: "Wir leben von unserer Stärke als Team"

(rsn) - Aus dem Continental-Team Sparkasse wurde zur neuen Saison das Team Nutrixxion Sparkasse. In Gespräch mit Radsport News erklärte Teamchef Mark Claußmeyer die Zusammensetzung des Teams, die S

04.03.2009„Letztendlich geht es immer um den Erfolg“

(rsn) – Mit neuem Hauptsponsor und einigen namhaften Neuzugängen wie Sebastian Sielder und René Haselbacher ist das österreichische Team Vorarlberg-Corratec in die neue Saison gegangen. Im Interv

26.02.2009„Kein Sieg im letzten Jahr – das hat mich gewurmt“

(rsn) – Paul Martens steht in seiner zweiten Saison beim niederländischen Rabobank-Team. Im letzten Jahr gelang dem 25-Jährigen trotz guter Leistungen kein Sieg. Das soll in dieser Saison anders w

24.02.2009„Ich habe mich als Co-Kapitän sehr wohl gefühlt“

(rsn) – Als Vierter der Andalusien-Rundfahrt zeigte Martin Velits (Milram) schon früh in der Saison sein großes Potenzial. Im Interview mit Radsport News sprach der 24-jährige Slowake über seine

13.02.2009"Schlimmer kann es nicht mehr kommen"

(rsn) - Der Australier William Walker, 2005 Vize-Weltmeister in der U23-Klasse, zählt zu den großen Talenten des Radsports. Das konnte der 23-Jährige in den letzten beiden Jahren im Rabobank-Trikot

11.02.2009"Ich will mich 2009 für höhere Weihen empfehlen"

(rsn) - Christian Müller (26) galt in seiner U23-Zeit als eines der größten deutschen Zeitfahrtalente. Nach einer guten Neo-Profi-Saison 2005 bei CSC lief in den folgenden drei Jahren nur wenig zus

07.02.2009"Wir sind eines der jüngsten Continental-Teams"

(rsn) - Das Bochumer Continental-Team Vlassenroot startet 2009 unter dem Namen Seven Stones. Im Gespräch mit Radsport News erklärt der Sportliche Leiter Lars Diemer, was hinter der Namensänderung s

05.02.2009"In Topform zu den Ardennenklassikern"

(rsn) - Robert Gesink ist das größte niederländische (Kletter-)Talent seit vielen Jahren. 2008 machte der 22-jährige Rabobank- Profi in mehreren großen Rennen mit Spitzenplatzierungen bereits von

Weitere Radsportnachrichten

03.03.2025Keine Einigkeit vor Rennabbruch bei der Tour du Rwanda

(rsn) – Der Abbruch der Schlussetappe bei der Tour du Rwanda auf dem für die momentan wackelnden Weltmeisterschaften Ende September geplanten Rundkurs in Kigali hat am Sonntag für große Diskussio

03.03.2025Evenepoel mit Soudals Giro-Team ins Höhentrainingslager

(rsn) – Auf dem Weg zurück ins Renngeschehen steht für Remco Evenepoel der nächste Schritt ins Renngeschehen bevor. Nach seinem Unfall Anfang Dezember, bei dem er mit einem Postauto kollidierte u

03.03.2025Profis wieder falsch abgebogen: Kamera-Motorrad bekommt Gelbe Karte

(rsn) – Die Gelben Karten saßen am Wochenende locker bei den Kommissaren der UCI. Gleich drei Verwarnungen sprachen die Regelhüter in den Rennen aus. Die dabei wohl offensichtlichste ging im Final

03.03.2025Zieht van der Poel seinen Saisonstart vor?

(rsn) – Steigt Mathieu van der Poel (Alpecin – Deceuninck) frühere in die Straßensaison ein als geplant? Es handelt sich zwar bloß um ein paar Tage, aber das Radsportportal Wielerflits will erf

03.03.2025Bissegger und Wellens versuchen ihr Glück, aber ohne Erfolg

(rsn) – Stefan Bissegger (Decathlon – AG2R) und Tim Wellens (UAE – Emirates – XRG) haben bei Kuurne-Brüssel-Kuurne (1.Pro) am Sonntag das Unmögliche probiert: Sie wollten einen Massensprint

03.03.2025Denk nach Openingsweekend: “Da darf man auch gefrustet sein“

(rsn) – Der Auftakt in die Klassikersaison ist für Red Bull – Bora – hansgrohe nicht so gelaufen, wie man es sich vorgestellt hatte. Sowohl am Samstag nach dem Omloop Nieuwsblad in Ninove als a

03.03.2025Laporte fehlt Visma mindestens bis Mailand-Sanremo

(rsn) – Das Openingsweekend hat Christophe Laporte bereits verpasst. Mit Blick auf die Ergebnisse seines Teams Visma – Lease a Bike ein herber Schlag, denn das einzig zählbare Resultat für die n

03.03.2025Kurios! Degenkolb wurde im Ziel des Omloops vergessen

(rsn) – Etwas verwirrend und kurios endete der Omloop Nieuwsblad für John Degenkolb – zumindest was die Ergebnisliste des ersten Klassikers im Jahr anging. Dort war der Kapitän das Teams Picnic

02.03.2025Mayrhofer: “Ich war gestern hinterm Rennen, heute wollte ich davor“

(rsn) – Marius Mayrhofer hat den zweiten Teil des Openingsweekends bei Kuurne-Brüssel-Kuurne am Sonntag maßgeblich mitbestimmt. Nachdem er dort im vergangenen Jahr für Tudor den neunten Platz ers

02.03.2025Pogacar will nach Mailand-Sanremo über Roubaix-Teilnahme entscheiden

(rsn) – Er kann es einfach nicht lassen. Während beim Openingsweekend in Belgien die europäische Klassikersaison ihren Aufgalopp machte und Lust auf mehr Hügel und Kopfsteinpflaster weckte, hielt

02.03.2025Bike Aid mit unglaublicher Tour du Rwanda

Auch wenn beim Team Bike Aid leichte Enttäuschung über den Abbruch der letzten Etappe der Tour du Rwanda herrschte, überwog die Euphorie über das Abschneiden bei der gesamten Rundfahrt. “Leider

02.03.2025Van Aert kann auch bei Kuurne keinen Unterschied machen

(rsn) – Dreimal in Folge hatte das Team Visma – Lease a Bike in den letzten Jahren Omloop Nieuwsblad gewonnen, zweimal zuletzt Kuurne-Brüssel-Kuurne. Die Mannschaft, die das Openingsweekend, den

RADRENNEN HEUTE
  • Keine Termine