Interview mit William Walker

"Schlimmer kann es nicht mehr kommen"

Foto zu dem Text "

William Walker (hier noch im Rabobank-Trikot)

Foto: ROTH

13.02.2009  |  (rsn) - Der Australier William Walker, 2005 Vize-Weltmeister in der U23-Klasse, zählt zu den großen Talenten des Radsports. Das konnte der 23-Jährige in den letzten beiden Jahren im Rabobank-Trikot allerdings nur andeuten. Neben mehreren Verletzungen warf ihn vor allem eine Gesichtslähmung zurück. Im Interview mit Radsport News spricht Walker über diese schwere Zeit, seinen Neuanfang bei Fuji-Servetto und den schlechten Ruf seines neuen Teams.

Stellen Sie sich doch kurz unseren deutschen Lesern vor. Wo liegen ihre Qualitäten auf dem Rad?

Walker: Ich denke, ich müsste mich als Allrounder bezeichnen, allerdings ist das eine sehr ungenaue Antwort. Lance Armstrong ist wohl auch ein Allrounder, und, um ehrlich zu sein, bin ich nicht wirklich wie er.

In Ihrer U23-Zeit waren Sie einer der Spitzenfahrer, haben bei der WM 2005 im U23-Straßenrennen die Silbermedaille gewonnen und wurden 2006 australischer Straßenmeister. Was müssen Sie verbessern, um auch bei den Profis erfolgreich zu sein?

Walker: Ich denke, ich muss einfach stärker werden. Einige Fahrer haben mit dem Übergang von der U23 zu den Profis keine Probleme und fahren gleich Topergebnisse ein. Für mich waren die letzten beiden Jahre sehr schwer. Ich wurde im letzten Jahr sehr krank. Ich hatte die Bell-Lähmung, die mir das halbe Gesicht lähmte. Zudem wurde ich im Training von deutlich mehr Autos angefahren, als mir lieb war. Da war es schwer, sich eine konstante Grundlage zu erarbeiten.

Nach zwei Jahren im ProTour-Team von Rabobank haben Sie keinen neuen Vertrag mehr erhalten. Warum?

Walker: Ich denke, ich habe darauf schon die Antwort gegeben. Nach meiner Virus-Erkrankung hatte ich in den Rennen sehr viele Probleme, mein Körper war von der Krankheit nicht voll erholt. Es wäre schön gewesen, wenn Rabobank mir eine zweite Chance gegeben hätte, aber so ist der Radsport. Also kein Vorwurf an Rabobank.

Sie wurden dann als Neuzugang von Rock Racing gemeldet. Wieso kam dieser Wechsel nicht zu Stande?

Walker: Ich hatte Kontakt mit dem Team, ja. Es war aber nur eine von mehreren Optionen. Es wurde auch nie was Ernstes daraus, weil ich da auch schon das Angebot von Fuji-Servetto auf dem Tisch hatte. Ich glaube, Rock Racing hat aus unseren Gesprächen andere Schlüsse gezogen als ich und mich deshalb als Neuzugang gemeldet.

Rock Racing hat in der Szene nicht den besten Ruf. Wäre das kein Problem für Sie gewesen?

Walker: Doch, schon. Mit Rock Racing wollte ich nur meine Optionen erweitern. Sie hatten zwar große Pläne, ich mit meinem neuen Team Fuji-Servetto habe ich die bessere Wahl getroffen.

Wie kam der Kontakt zu Fuji-Servetto zu Stande und warum sind sie letztlich  dorthin gewechselt?

Walker: In diesem Team ist Alvaro Crespi der Teammanager. Er hatte schon zu meiner Amateur-Zeit ein Auge auf mich geworfen. Er ist ein großartiger Manager, so weit ich es bisher beurteilen kann, und die Stimmung in der Mannschaft ist richtig gut.

Das Vorgängerteam von Fuji-Servetto, Saunier Duval, hatte mit Iban Mayo, Leonardo Piepoli und Riccardo Ricco gleich drei Dopingfälle. Hatten Sie keine Zweifel, zu dem Team zu wechseln?

Walker: Das Team hat sich sehr verändert und startet einen Neuanfang. Die Anti-Dopingpolitik ist gut. Wir werden vom Mapei-Zentrum getestet und das ist meiner Meinung nach das beste System der Welt. Das hat mir gezeigt, dass ich weniger auf die Vergangenheit des Teams achten sollte, sondern eher merken sollte, dass Fuji-Servetto ein Vorreiter im neuen Radsport sein wird.

Die letzten Wochen und Monate waren ein ständiges Auf und Ab bei Ihnen...

Walker: Die letzten Monate waren sehr hart, stimmt, gerade weil mir am Anfang sehr viel in den Schoß gefallen ist. Ich habe mit vielen Teams gesprochen, aber nach meinem schlechten Jahr hatte ich bei den Verhandlungen natürlich nicht die beste Ausgangslsage. Jetzt bin ich aber froh, wie es gekommen ist.

Was sind Ihre Eindrücke von Ihrem neuen Team?

Walker: Durchweg positiv. Die Stimmung ist sehr entspannt. Es gibt keinen König im Team und auch niemanden, der sich wie einer aufführt. Jeder hat die gleichen Rechte. Ich freue mich auf jedes Rennen mit dem Team.

Ihr Team hat eine ProTour-Lizenz erhalten, wurde aber nicht zum Giro, Tirreno und Mailand-San Remo eingeladen. Was denken Sie darüber?

Walker: Ich denke, die Nichtberücksichtigung ist noch mit den Dopingfällen aus dem letzten Jahr begründet. Das ist aber Blödsinn. Das Team hat sich mehr als jedes andere gewandelt. Und, nur nebenbei, jedes andere Team hat auch seine Probleme. Nennen Sie mir eines, das keins hat. Die meisten dieser Mannschaften starten bei allen Rennen. Wo ist da die Logik?

Befürchten Sie, dass Ihr Team auch zu anderen großen Rennen nicht eingeladen werden könnte?

Walker: Alles kann im Radsport passieren. Das sollte sich aber ändern. Wer eine ProTour-Lizenz hat, der sollte auch an den Rennen teilnehmen dürfen. Es ist ein ganz einfaches Konzept.

Welche Ziele haben Sie in dieser Saison?

Walker: Rennen fahren, und das vorne und nicht hinten im Feld. Es ist das Jahr Eins nach meiner Erkrankung und es fühlt sich an, als ob ich wieder der Alte bin. Das gibt mir sehr viel Zuversicht, dass ich wieder richtig mitmischen kann.

Welche werden Ihre nächsten Rennen sein?

Walker: Ich starte bei der Trofeo Laigueglia und dann geht es nach Lugano. Wie es danach weitergeht, kann ich so direkt gar nicht sagen. Ich bin da aber auch nicht so scharf drauf. Ich trainiere einfach und muss nicht schon jetzt wissen, was in zwei Monaten auf dem Programm stehen könnte.

2009 wird William Walker den Durchbruch schaffen, weil…

Walker:…es nicht mehr schlimmer kommen kann, und das ist für mich der größte Durchbruch.

Die Fragen an William Walker stellte Christoph Adamietz

Mehr Informationen zu diesem Thema

28.08.2009Rapp: 2010 wohl keine Deutschland Tour

(rsn) - Nachdem ARD und ZDF in diesem Jahr doch von der Tour de France berichtet hatten, war auch die für 2009 abgesagte Deutschland Tour wieder in den Mittelpunkt von Spekulationen gerückt. Im Inte

20.08.2009"Für ganz vorne fehlte noch ein bisschen was"

(rsn) – Nach schwachem Saisonstart hat Gerald Ciolek (Milram) in den vergangenen Monaten beständig gute Leistungen gezeigt, auch wenn es bisher erst zu einem Sieg reichte. Im Interview mit Radsport

20.04.2009"Ich bin froh, dass im Radsport soviel kontrolliert wird"

(sid) - Linus Gerdemann gehört zu den deutschen Hoffnungsträgern bei der diesjährigen Tour de France. Im Interview mit dem Sport-Informations-Dienst (SID) spricht der Milram-Kapitän über seine F

19.03.2009"Wir sind als böse Ketzer dargestellt worden"

(sid) - Der wochenlangen Schlammschlacht folgt der Showdown im Nobelhotel: BDR-Präsident Rudolf Scharping stellt sich am Samstag auf der Bundesversammlung des Bundes Deutscher Radfahrer zur Wiederwah

17.03.2009Claußmeyer: "Wir leben von unserer Stärke als Team"

(rsn) - Aus dem Continental-Team Sparkasse wurde zur neuen Saison das Team Nutrixxion Sparkasse. In Gespräch mit Radsport News erklärte Teamchef Mark Claußmeyer die Zusammensetzung des Teams, die S

04.03.2009„Letztendlich geht es immer um den Erfolg“

(rsn) – Mit neuem Hauptsponsor und einigen namhaften Neuzugängen wie Sebastian Sielder und René Haselbacher ist das österreichische Team Vorarlberg-Corratec in die neue Saison gegangen. Im Interv

26.02.2009„Kein Sieg im letzten Jahr – das hat mich gewurmt“

(rsn) – Paul Martens steht in seiner zweiten Saison beim niederländischen Rabobank-Team. Im letzten Jahr gelang dem 25-Jährigen trotz guter Leistungen kein Sieg. Das soll in dieser Saison anders w

24.02.2009„Ich habe mich als Co-Kapitän sehr wohl gefühlt“

(rsn) – Als Vierter der Andalusien-Rundfahrt zeigte Martin Velits (Milram) schon früh in der Saison sein großes Potenzial. Im Interview mit Radsport News sprach der 24-jährige Slowake über seine

11.02.2009"Ich will mich 2009 für höhere Weihen empfehlen"

(rsn) - Christian Müller (26) galt in seiner U23-Zeit als eines der größten deutschen Zeitfahrtalente. Nach einer guten Neo-Profi-Saison 2005 bei CSC lief in den folgenden drei Jahren nur wenig zus

07.02.2009"Wir sind eines der jüngsten Continental-Teams"

(rsn) - Das Bochumer Continental-Team Vlassenroot startet 2009 unter dem Namen Seven Stones. Im Gespräch mit Radsport News erklärt der Sportliche Leiter Lars Diemer, was hinter der Namensänderung s

05.02.2009"In Topform zu den Ardennenklassikern"

(rsn) - Robert Gesink ist das größte niederländische (Kletter-)Talent seit vielen Jahren. 2008 machte der 22-jährige Rabobank- Profi in mehreren großen Rennen mit Spitzenplatzierungen bereits von

04.02.2009„Ich habe alles getan – jetzt reicht’s“

(rsn) – Mit nur 24 Jahren hat Tim Klinger seine Profikarriere beenden müssen. Im Interview mit Radsport News erläutert der ehemalige Gerolsteiner-Fahrer die Gründe für seine Entscheidung und bil

Weitere Radsportnachrichten

26.04.2024Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir jeden Morg

26.04.2024Highlight-Video der 3. Etappe der Tour de Romandie

(rsn) – Brandon McNulty (UAE Team Emirates) hat das Einzelzeitfahren der 77. Tour de Romandie gewonnen. Der US-Meister in dieser Disziplin benötigte für den 15,5 Kilometer langen Parcours rund um

26.04.2024Helferrolle bei der Vuelta: Vorjahresfünfte Bauernfeind kränkelt

(rsn) – Im vergangenen Jahr hat eine Deutsche bei der Vuelta Espana Femenina die Weltspitze überrascht und ist bei den Bergankünften am Mirador de Penas Llanas und an den Lagos de Covadonga mit de

26.04.2024Teutenberg büßt Führung ein, peilt nun aber Gesamtwertung an

(rsn) - Auf der 2. Etappe der Tour de Bretagne (2.2) hat Tim Torn Teutenberg (Lidl - Trek Future Racing) das hellgrüne Trikot des Gesamtführenden abgeben müssen. Der 21-Jährige aus Mettmann, der

26.04.2024Bike Aid nach Türkei-Königsetappe “etwas enttäuscht“

(rsn) - Aufgrund der starken Leistungen an den ersten fünf Tagen und der guten Ausgangssituation für die Kletterer im Team ging Bike Aid optimistisch in die Königsetappe der Türkei-Rundfahrt (2.P

26.04.2024McNulty gewinnt Zeitfahren, Teamkollege Ayuso holt Gelb

(rsn) – 142 Fahrer lang musste Brandon McNulty (UAE Team Emirates) warten, ehe er endgültige Gewissheit darüber hatte, dass ihm seine 20:06 Minuten für das 15,5 Kilometer lange Zeitfahren auf der

26.04.2024Vermeersch von Lotto - Dstny zum UAE Team Emirates?

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Profiradsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder RÃ

26.04.2024Van den Broek nach Sieg auf Königsetappe neuer Spitzenreiter

(rsn) – Mit seinem Sieg auf der Königsetappe hat Frank van den Broeck (dsm-firmenich – PostNL) die Führung im Gesamtklassement der 59. Türkei Rundfahrt (2.Pro) übernommen. Der 23-jährige Nie

26.04.2024Die Startliste des Einzelzeitfahrens der Tour de Romandie

(rsn) – Der Belgier Stan Van Tricht (Alpecin – Deceuninck) eröffnet um 14.24 Uhr das Einzelzeitfahren der 77. Tour de Romandie, bei dem rund um Oron 15,5 Kilometer auf dem Programm stehen. Die S

26.04.2024Türkei: Van Poppel zur Königsetappe nicht mehr angetreten

(rsn) – Danny van Poppel (Bora – hansgrohe) ist nicht mehr zur Königsetappe der Türkei-Rundfahrt angetreten. Wie sein Team auf X meldete, haben sich der Niederländer am Morgen unwohl gefühlt.

26.04.2024Vollering, ´ELB´ & Niewiadoma kämpfen um erste GT der Saison

(rsn) – Die erste Grand Tour der Saison beginnt nicht erst am 4. Mai in Italien, sondern bereits am Sonntag in Valencia. Zugegeben: Die Vuelta Espana Femenina (28. April - 5. Mai) ist keine dreiwöc

26.04.2024Evenepoel nach schwerem Sturz auf dem Weg zurück

(rsn) – Drei Wochen nach seinem schweren Sturz bei der Baskenland-Rundfahrt hat Remco Evenepoel (Soudal – Quick-Step) erstmals wieder im Freien trainiert. Wie der Zeitfahrweltmeister auf der Train

RADRENNEN HEUTE

    WorldTour

  • Tour de Romandie (2.UWT, SUI)
  • Radrennen Männer

  • Gracia Orlová (2.2, CZE)
  • Tour de Bretagne (2.2, FRA)
  • Tour of the Gila (2.2, USA)