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24.09.2007 | (Ra) - Andreas Klier (T-Mobile) feierte bei der Spanien-Rundfahrt seinen ersten Sieg nach mehr als vier Jahren. Dabei gilt der 31-jährige Münchner, der seit neun Jahren mit seiner Familie in Belgien lebt, als Spezialist für die dortigen Frühjahrsrennen. In Flandern will Klier auch im nächsten Jahr Erfolge einfahren. Im Interview mit Radsport aktiv verriet Klier sein großes Karriereziel: die Flandern-Rundfahrt zu gewinnen.
Bei der Vuelta haben Sie ihren ersten Sieg nach mehr als vier Jahren gefeiert. Wie groß war der Druck, wieder ein Rennen gewinnen zu müssen?
Klier: Den Leistungsdruck habe ich immer im Frühjahr von Februar bis April. Da muss ich gute Ergebnisse einfahren. Früher war der dadurch reduziert, dass ich immer einen großen Kapitän hatte, für den ich gefahren bin. Bei der Vuelta bin ich ohne Druck an den Start gegangen, was nicht heißt, dass ich dort nicht auch meine Leistung bringen musste.
Haben Sie sich die Etappe „rausgesucht“ oder ergab sich Ihr Vorstoß aus dem Renngeschehen heraus?
Klier: Ich habe mir die Etappe tatsächlich rausgesucht. Bei den Sprints sind wir für André Greipel gefahren und in den Bergen habe ich eh nichts zu melden. Da blieben noch drei Etappen übrig, auf denen ich mir was ausrechnen konnte. Und die Etappe, die ich mir rausgesucht und dann auch gewonnen habe, war die einzige gewesen, die für einen Fahrer mit meinem Körperbau geeignet gewesen war.
Sie gelten als Spezialist für die belgischen Frühjahrsrennen. Kamen Ihnen die „belgischen“ Witterungsverhältnisse auf der Etappe entgegen?
Klier: Wahrscheinlich schon. Ich will jetzt nicht sagen, dass ich gewonnen habe, weil wir “belgisches Wetter“ hatten. Aber eine Hitzewelle wäre mir an diesem Tag sicherlich nicht entgegen gekommen. Ich war froh, dass ich nicht 50 Grad Celsius unter meinem Helm hatte. Solche Bedingungen sind wirklich nicht mein Ding.
Sie waren im Frühjahr nach einem Unfall längere Zeit verletzt. War der Vuelta-Start so etwas wie eine Entschädigung für die ausgefallenen Rennen?
Klier: Nein. Ich bin zwischen dem Frühjahr und der Vuelta ja auch Rennen gefahren. Und mit Gerald Ciolek haben wir einen neuen Star im Team, für den es Spaß macht zu arbeiten. Ich bin früher schon vier Jahre für Erik Zabel gefahren und es war in diesem Jahr für mich schon eine feine Sache, wieder zu erleben, dass wir wieder Rennen von vorne fahren können. Ich freue mich auch schon auf die nächste Saison mit Ciolek und Mark Cavendish. Die Vuelta, auch wenn ich sie gerne fahre und schon sieben Mal dabei war, war also keine Entschädigung für mich.
Sie sind am Tag nach Ihrem Sieg aus dem Rennen ausgestiegen, um sich auf die WM vorzubereiten. Wie groß ist die Enttäuschung darüber, dass Sie vom BDR aus dem 16-er Kader gestrichen wurden?
Klier: Ich habe ehrlich gesagt nicht mit einem WM-Start gerechnet und bin auch überhaupt nicht enttäuscht über meine Nichtberücksichtigung. Die Strecke ist so schwer und nicht wirklich mein Ding. Wenn ich der Bundestrainer wäre, würde ich für eine solch bergige Strecke auch eher einen „dünnen“ als einen „dicken“ Fahrer nominieren.
Was trauen Sie dem deutschen Team bei der WM zu?
Klier: Ich hoffe natürlich, dass das deutsche Team nach diesem für den Radsport so schlechten Jahr eine Medaille holen kann, auch wenn ich nicht wirklich beurteilen kann, in welcher Form Schumacher, Wegmann, Zabel oder Ciolek sind. Grundsätzlich denke ich, dass Fahrer, die bei Lüttich-Bastogne-Lüttich oder der Lombardei-Rundfahrt vorne sind, auch in Stuttgart die größten Medaillenchancen haben. Also Leute wie Di Luca oder Bettini…
Werden Sie in der fast abgelaufenen Saison noch Rennen fahren?
Klier: Ich fahre noch den Circuit Franco-Belge, ein viertägiges Rennen durch Belgien und Frankreich und zum Abschluss Paris-Tours. Bei Franco-Belge rechne ich mir noch was aus, falls bei Paris-Tours Gerald Ciolek starten sollte, werde ich natürlich für ihn fahren.
Werden 2008 wieder die Frühjahrsklassiker im Mittelpunkt stehen?
Klier: Auf jeden Fall, besonders die sechs Wochen von März bis Mitte April sind für mich wieder entscheidend. Bei den Rennen wie Het Volk, Kuurne-Brüssel-Kuurne oder Gent-Wevelgem zähle ich mich zu den Siegfavoriten. Bei den späteren Rennen wie Paris-Roubaix oder Amstel Gold kann ich auch noch eine gute Rolle spielen.
Welche Rennen möchten Sie in Ihrer Karriere unbedingt noch gewinnen?
Klier: Die Flandern-Rundfahrt möchte ich unbedingt gewinnen. Ich war bis jetzt drei Mal unter den ersten Zehn und denke, dass ich noch mindestens zwei Mal die Chance haben werde, um den Sieg mitzufahren. Ich bin jetzt 31 und das ist eigentlich das beste Alter für die Frühjahrsklassiker. Natürlich kann man Flandern auch noch mit 36 gewinnen. Aber da muss man auch im Team eine bestimmte Position halten, um solche Ansprüche geltend zu machen.
Sie fahren seit 2001 für Telekom bzw. T-Mobile und leben in Belgien. Könnten Sie sich vorstellen, nochmal zu einem anderen Team zu wechseln, etwa einem belgischen?
Klier: Ich möchte gerne meine Karriere bei dem Team beenden, für das ich den größten Teil meiner Karriere gefahren bin, also bei T-Mobile. Aber sollte das nicht möglich sein, könnte ich mir gut einen Wechsel zu einem belgischen Team vorstellen. Eigentlich wäre das für mich die einzig realistische Alternative. Ich lebe seit 1998 in Belgien, fühle mich hier wohl und würde deshalb bestimmt nicht bei einem italienischen Team anfragen.
Mit Andreas Klier sprach Matthias Seng
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