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11.06.2024 | (rsn) – Am Ende der 3. Etappe der Tour de Suisse gehörte die Bühne den Puncheurs. Nach 161,7 hügeligen und mit hohem Tempo gefahrenen Kilometern zwischen Steinmaur und Rüschlikon sicherte sich Thibau Nys (Lidl – Trek) im Bergaufsprint den Tagessieg vor Stephen Williams (Israel – Premier Tech) und Alberto Bettiol (EF Education – EasyPost). Dem Italiener reichte der dritte Etappenplatz, um die Führung in der Gesamtwertung zu übernehmen, weil der bisherige Spitzenreiter Yves Lampaert (Soudal – Quick-Step) im Finale den Anschluss verlor und mit 46 Sekunden Rückstand ins Ziel kam.
Im Ziel flossen bei Sieger Nys sogar ein paar Tränen. Denn der 21-jährige Belgier hatte sich für die Sprintetappe des Vortags einiges ausgerechnet, verpasste da aber im Finale die erste Gruppe, die den Sieg unter sich ausmachte. Schon beim GP Aargau vor wenigen Tagen hatte Nys nach einem Sturz die Titelverteidigung verpasst.
"Es ist so schön, gute Form zu zeigen. Ich habe schon lange von dieser Etappe geträumt und war so enttäuscht nach dem Sturz. Wir haben uns direkt nach dem Rennen diese Etappe angeschaut – und es hat geklappt. Gestern hatte ich noch ziemlich zu kämpfen, fühlte mich den ganzen Tag über nicht gut auf dem Rad. Doch die Jungs haben mich auch heute durch den Tag gebracht. Es sieht so aus, als würde ich in der Schweiz immer gut fahren. Ich mag die Rennen hier. Es ist unglaublich“, so Nys im Siegerinterview. In dieser Saison hatte er bereits eine Etappe der Tour de Romandie gewonnen.
Rund 2.000 Höhenmeter standen im Tagesprofil – und damit war das Teilstück das 'einfachste' bei der diesjährigen Tour de Suisse. Für die Sprinter war es dennoch zu anspruchsvoll, insbesondere durch die drei Bergwertungen der 3. Kategorie innerhalb der letzten 40 Kilometer. Das hohe Tempo tat sein Übriges, die Etappe wurde mit einem Schnitt von 46,8 km/h absolviert.
Entsprechend kam eine dezimierte Gruppe mit rund 80 Fahrern zur Flamme Rouge, wonach die letzten 800 Meter mit maximal neun Prozent noch einmal berghoch führten. 150 Meter vor dem Ziel setzte Nys aus dem Windschatten von Wilco Kelderman (Visma – Lease a Bike) seine entscheidende Attacke, der auch Williams und Bettiol an seinem Hinterrad nichts mehr entgegenzusetzen hatten.
"Ich bin enttäuscht. Ich wollte die Etappe gewinnen, war in der Lage dazu, das war das Positive. Insgesamt war es ein guter Tag, speziell im Finale war ich immer vorne. Schade, dass ich den Job nicht beenden konnte. Leider wurde ich nur Zweiter, aber so ist das im Radsport nun einmal auch“, so Williams im Ziel.
Die ersten sieben Fahrer wurden zeitgleich gewertet, darunter auch Adam Yates (UAE Team Emirates). Drei Sekunden dahinter folgte eine Gruppe mit Titelverteidiger Mattias Skjelmose (Lidl – Trek), Richard Carapaz (EF Education – EasyPost), Egan Bernal und Thomas Pidcock (Ineos Grenadiers), Isaac Del Toro (UAE Team Emirates) sowie Marco Brenner (Tudor). Sergio Higuita (Bora – hansgrohe) kam mit sieben Sekunden Rückstand ins Ziel.
In der Gesamtwertung führt Bettiol nun mit sechs Sekunden Vorsprung auf Ethan Hayter (Ineos Grenadiers) sowie den zeitgleichen Kelderman und Williams. Joao Almeida (UAE Team Emirates) folgt mit neun Sekunden Rückstand auf Platz fünf. Brenner belegt als bester deutscher Profi Rang elf (+0:13).
Wenige Kilometer nach dem Start in Steinmaur löste sich eine fünfköpfige Spitzengruppe, mit der sich das Hauptfeld zufrieden gab. Fabien Lienhard (Groupama – FDJ), Johan Jacobs (Movistar), Roberto Carlos González (Corratec – Vini Fantini) sowie Christoph Janssen und Luca Jenni vom Schweizer Nationalteam fuhren sich im Anschluss einen Vorsprung von maximal rund vier Minuten heraus. Mit 21 Sekunden Rückstand war Jenni der bestplatzierte Fahrer der Gruppe und lag zwischenzeitlich virtuell an der Spitze der Gesamtwertung. Am Ende durfte er sich über die Übernahme des Bergtrikots freuen.
Das Fahrerfeld war insgesamt flott unterwegs und absolvierte die ersten beiden Rennstunden mit einem Stundenmittel von 47 km/h. Das Etappenprofil bot auf den ersten 120 Kilometern wenig Herausforderndes, erst im letzten Drittel warteten die drei Bergwertungen des Tages. Dennoch hatten die Sprinterteams das Teilstück ins Auge gefasst. Ab Rennmitte zeigen sich insbesondere Lotto - Dstny und Jayco – AlUla in der Nachführarbeit aktiv. Entsprechend lag der Vorsprung der fünf Ausreißer 40 Kilometer vor dem Ziel nur noch bei 1:40 Minuten.
Den Zwischensprint in Aristau nach 121 Kilometern sicherte sich González, kurz danach ging es in den Anstieg nach Oberwil-Lieli (3. Kategorie). Das Schweizer Nationalteam setzte sich an die Spitze, da Jenni vor der Etappe nur zwei Punkte hinter Gerben Kuypers (Intermarché – Wanty), dem Führenden der Bergwertung lag. Doch im Kampf um die drei Punkte in Oberwil-Lieli musste sich Jenni im Sprint González geschlagen geben.
Das Streckenprofil der 3. Etappe der Tour de Suisse | Foto: Veranstalter
Im Feld blieb das Teampo hoch, frühzeitig verlor unter anderem Mark Cavendish (Astana Qazaqstan) den Anschluss. 30 Kilometer vor dem Ziel waren mit Lienhard und Janssen die ersten Ausreißer bereits eingeholt, wenige Kilometer später folgten Jenni und González. An der Spitze war nun Jacobs als Solist unterwegs und sicherte sich den Bonussprint in Aeugst. Sein Vorsprung auf das Feld betrug zu diesem Zeitpunkt 50 Sekunden.
Im Feld setzte fortan EF Education – EasyPost zur Tempoverschärfung an. Am Fuße der Steigung Aeugst am Albis (3. Kategorie) war auch Jacobs 18 Kilometer vor dem Ziel gestellt. Die drei Punkte an der Bergwertung holte sich dann Jake Stewart (Israel – Premier Tech). Rund 80 Fahrer befanden sich noch im Feld. Direkt weiter ging es in den Albipass (3. Kategorie), den letzten Berg des Tages, von dessen Bergwertung acht Kilometer bis zum Ziel verblieben.
Im Anstieg versuchte unter anderem Valentin Paret-Peintre (Decathlon – AG2R) sich abzusetzen, wurde aber wieder eingeholt. In der folgenden Abfahrt setzte sich Pidcock kurzzeitig ab. Drei Kilometer vor dem Ziel griff dann Marc Hirschi (UAE Team Emirates) in einer kurzen Gegensteigung an, wurde auf der ansteigenden Zielgeraden aber wieder eingeholt. Eine rund 30-köpfige Gruppe machte letztendlich im Bergaufsprint den Tagessieger unter sich aus – mit dem besten Ende für Nys.
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