Vorschau zum 88. und 27. Flèche Wallonne

Es gilt nur eins: Wer erklimmt die Mur de Huy am schnellsten?

Von Felix Mattis aus Charleroi

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Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) gewann den Flèche 2023 - diesmal fehlt er an der Mur. Wer wird ihm nachfolgen? | Foto: Cor Vos

16.04.2024  |  (rsn) – Sieben Mal Anna van der Breggen, fünf Mal Marianne Vos, fünf Mal Alejandro Valverde und drei Mal Julian Alaphilippe: Kein Rennen wurde in den letzten 20 Jahren so oft von denselben Fahrerinnen oder Fahrern gewonnen wie der Flèche Wallonne (Liveticker am Mittwoch ab 14:30 Uhr).

Der Grund liegt auf der Hand: Das Szenario beim Wallonischen Pfeil ist Jahr für Jahr dasselbe. Um zu gewinnen, muss man die offiziell 1,3 Kilometer lange und im Schnitt 9,6 Prozent steile Mur de Huy so schnell wie möglich hochfahren – und dabei die Geduld haben, auf den richtigen Moment für den finalen Antritt in Richtung Ziel zu warten. Die sehr spezifische Qualität, die es dafür braucht, führt immer wieder auf dieselben Namen hin.

Doch von den Seriensiegern und Seriensiegerinnen steht bei der 88. Auflage des Männer- und 27. Austragung des Frauenrennens niemand am Start. Van der Breggen und Valverde haben ihre Karrieren beendet, Vos und Alaphilippe pausieren am Mittwoch aus unterschiedlichen Gründen.

Aufgrund der sehr konkreten Anforderungen, die die Rampe hinauf zum Tennisclub von Huy stellt, ist der Favoritenkreis für beide Rennen trotzdem aber alles andere als groß – zumal es sich aufgrund der neuen Streckenführung noch mehr auf die 'Mur' konzentriert als zuvor.

Sowohl bei den Frauen als auch bei den Männern sind einige Namen am Start, die bereits auf dem Podium standen oder sogar einmal gewonnen haben – und gerade bei den Frauen brachten die Rennen der letzten Wochen auch nicht wirklich viele neue Namen ins Spiel.

Ein Faktor könnte am Mittwoch aber auch noch eine wichtige Rolle spielen: das Wetter. Nach einem schönen Frühlingstag beim Amstel Gold Race am Sonntag ist es in den Ardennen am Montag und Dienstag nass und kalt geworden - teilweise sogar mit heftigen Hagelschauern bei vier Grad in Charleroi. Für den Mittwoch sind einstellige Temperaturen bei immer wieder einsetzendem Regen und Nordwestwind mit knapp 20 km/h zu erwarten.

Favoritinnen: Vollering vs. Longo Borghini und Realini

Angeführt wird das Frauen-Peloton von Titelverteidigerin Demi Vollering (SD Worx – Protime). Die Niederländische Meisterin ist zwar noch ohne Saisonsieg, bekam von Weltmeisterin Lotte Kopecky aber die volle Unterstützung zugesagt und wird von ihr voraussichtlich bestens positioniert in die 'Mur' hineingefahren werden.

Das Podium des Flèche der Frauen 2023: Vollering gewann vor Liane Lippert, die sich nach ihrer Verletzung noch im Formaufbau befindet, und Realini. | Foto: Cor Vos

Wie schon das gesamte Frühjahr über, so dürften die größten Herausfordererinnen von SD Worx vom Team Lidl – Trek kommen. Elisa Longo Borghini ist momentan in Bestform und fuhr beim Flèche schon drei Mal aufs Podium. Ihre Landsfrau und Teamkollegin Gaia Realini war im Vorjahr Dritte und ist als 1,50-Meter-Leichtgewicht wie gemacht für die extrem steile Rampe.

Hinter Vollering und dem Lidl-Trek-Duo ist der Abstand zum Rest allerdings realistisch betrachtet wohl schon relativ groß – wenn auch viele Podiumskandidatinnen auszumachen sind: Ashleigh Moolman-Pasio (AG Insurance – Soudal) beispielsweise war bei 13 Starts zehn Mal in den Top 10 und zwei Mal auf dem Podium. Regelmäßig Top-Resultate in Huy fuhr außerdem die Spanierin Mavi Garcia (Liv – AlUla – Jayco) ein: Sie war Fünfte, Fünfte und Vierte der letzten drei Ausgaben.

Ein kleines Fragezeichen steht dagegen hinter der Form von Katarzyna Niewiadoma (Canyon - SRAM), die zwar im März bergauf die Beste zu sein schien, beim Amstel Gold Race am Sonntag aber etwas von ihrem sonst so starken Punch vermissen ließ. Die Polin war schon Zweite, Dritte, Vierte, Fünfte und Sechste in Huy, kam aber weder 2022 noch 2023 in die Top Ten.

Flèche-Siegerin vor zwei Jahren: So gut wie im April 2022 war Marta Cavalli (FDJ - Suez) danach nie wieder - ihr schwerer Sturz bei der Tour de France Femmes drei Monate später warf sie körperlich und mental weit zurück. | Foto: Cor Vos

Eine echte Wundertüte für den Mittwoch ist außerdem Marta Cavalli (FDJ – Suez). Die Italienerin gewann das Rennen 2022, im 'Jahr Eins nach Van der Breggen, hatte 2023 aber große Probleme und fuhr auch in dieser Saison bisher erst ein Rennen, die Trofeo Binda, wo sie 49. wurde. Hat sie sich im Training in Top-Form gebracht, wäre die Mur genau Cavallis Ding. Doch der Positionskampf davor könnte ihr zu schaffen machen.

Favoriten: Bei den Männern gibt es viele Siegkandidaten

Etwas breiter gefächert als bei den Frauen ist der direkte Favoritenkreis bei den Männern. Das liegt einerseits daran, dass Titelverteidiger Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) fehlt, andererseits stehen aber auch zwei Ex-Sieger in Top-Form am Start und zudem befinden sich auch einige andere Fahrer in Top-Form, denen die 'Mur' auf den Leib geschneidert ist.

Marc Hirschi gewann den Flèche Wallonne 2020 noch für Sunweb. | Foto: Cor Vos

Marc Hirschi (UAE Team Emirates) und Dylan Teuns (Israel – Premier Tech) haben hier 2020 und 2022 bereits gewonnen, Mattias Skjelmose (Lidl – Trek) war im vergangenen Jahr Zweiter und Aleskandr Vlasov (Bora – hansgrohe) 2022 Dritter und Benoit Cosnefroy (Decathlon – AG2R) 2020 Zweiter.

Dazu kommen der beim Amstel Gold Race im steilen Keutenberg am stärksten wirkende Tiesj Benoot (Visma – Lease a Bike) und Amstel-Sieger Tom Pidcock (Ineos Grenadiers) sowie Hirschis spanischer Teamkollege Juan Ayuso und der Belgier Maxim Van Gils (Lotto – Dstny). Bei ihnen allen würde wohl niemand von einer Überraschung sprechen, wenn sie an der 'Mur_ triumphieren.

Die Deutschsprachigen: 6x Deutschland, 5x Schweiz, 4x Österreich und 1x Luxemburg

Deutsch sprechen im Flèche-Starterfeld übrigens nur sehr wenige Fahrer und Fahrerinnen. Der Schweizer Hirschi gehört zum engsten Favoritenkreis, aber auch der Österreicher Patrick Konrad (Lidl – Trek) war schon zweimal Siebter an der Mur. Neben diesen beiden stehen nur noch Juri Hollmann (Alpecin – Deceuninck / Deutschland) und Mauro Schmid (Jayco – AlUla / Schweiz) sowie der Österreicher Alexander Hajek und der Luxemburger Bob Jungels (beide Bora – hansgrohe) in Charleroi am Start des Männerrennens, das um 11:15 Uhr beginnt und zwischen 16:10 Uhr und 16:30 Uhr enden sollte.

Patrick Konrad war für Bora - hansgrohe 2019 und 2020 jeweils Siebter beim Flèche. Kann er mit Lidl - Trek daran vier Jahre später nun anknüpfen? | Foto: Cor Vos

Die Frauen sind beim Flèche in diesem Jahr erstmals später dran als die Männer. Sie starten auf dem Marktplatz von Huy erst um 13:55 Uhr und werden gegen 18 Uhr im Ziel erwartet. Hier sind die Österreicherinnen Christina Schweinberger (Fenix – Deceuninck) und Valentina Cavallar (Arkéa – B&B Hotels) sowie die Schweizerinnen Elena Hartmann (Roland), Elise Chabbey (Canyon – SRAM) und Linda Zanetti (Human Powered Health) und fünf Deutsche mit von der Partie: Hannah Ludwig (Cofidis), Clara Koppenburg (EF Education – Cannondale), Ricarda Bauernfeind, Justyna Czapla und Antonia Niedermaier (alle Canyon – SRAM).

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