Was außer Gefahr bringt die vierte Zielpassage?

Eine Mur mehr als bisher: Strecken des Flèche Wallonne im Detail

Von Felix Mattis aus Charleroi

Foto zu dem Text "Eine Mur mehr als bisher: Strecken des Flèche Wallonne im Detail"
Das Peloton an der Mur de Huy. | Foto: Cor Vos

16.04.2024  |  (rsn) – Wenn am Mittwoch zum 30. Mal in Charleroi der Flèche Wallonne der Männer beginnt, gibt es ein Novum: Bei der 88. Austragung des 'Wallonischen Pfeils' wird die Mur de Huy erstmals vier Mal zu bezwingen sein. Auf den ersten Blick klingt dieser Superlativ nach einem schwereren Rennen, doch auf den zweiten Blick scheint klar: Viel verändern dürfte der neue Parcours an der Dynamik des zweiten Ardennen-Klassikers nicht.

Nachdem die ASO als Veranstalter in den letzten zehn Jahren mit verschiedenen Anstiegs-Kombinationen vor der gefürchteten 'Mauer' experimentierte, um nicht alles nur auf einen Bergaufsprint zum Tennisclub von Huy hinauslaufen zu lassen, sondern zu früheren Attacken zu motivieren, kapitulierte man nun bei der Streckenplanung quasi vor dem Markenzeichen des Flèche. Die Mur ist das Herz des Rennens und wird als solches nun auch mehr denn je in den Fokus gerückt.

Nachdem 2015 die Cote de Cherave sechs Kilometer vor das Ziel gestellt wurde, man diese für 2020 und 2021 durch die Cote du Chemin de Gueuses zehn Kilometer vor Schluss ersetzte, und die Cherave 2022 und 2023 zurückkehrte, wird nun auf einen letzten 'Kicker' auf dem Weg von der Cote d'Ereffe hinunter nach Huy und an den Fuß der Mur wieder verzichtet. Zwar animierte gerade die Cote de Cherave das Rennen durchaus, doch dort angreifende Fahrer schafften es trotzdem nie vor den abwartenden Top-Favoriten anschließend auch die gefürchtete Schlussrampe hinauf.

Die neue Schlussrunde des Flèche Wallonne ist 31,6 Kilometer lang. | Grafik: ASO

Der neue Rundkurs im Finale des Flèche Wallonne beinhaltet daher neben der Mur nur noch die 2,1 Kilometer lange und 5 Prozent steile Cote d'Ereffe, von deren Kuppe es – wie immer – kurz bergab in den Ort Marchin und zu einer knapp 1.000 Meter langen, 2,4-Prozent-Gegensteigung geht, bevor eine acht Kilometer lange Abfahrt hinunter nach Huy und an den Fuß der Mur führt, den offiziell 1,3 Kilometer langen und 9,6 Prozent steilen Schlussanstieg.

Die Maximalsteigung nach der Virage Claudy Criquielion wird von der ASO übrigens mit 19 Prozent angegeben, je nach Quelle findet man aber auch Zahlen bis hinauf zu 26 Prozent – so oder so: Es ist sehr, sehr steil dort, rund 350 Meter vor dem Zielstrich. Der siegbringende Antritt erfolgt aber meist gar nicht an der steilsten Stelle, sondern erst rund 150 Meter später, wenn es aus dem Schatten der Wohnhäuser herausgeht und das Ziel fast schon sichtbar ist.

Männer: Charleroi – Huy, 198,6 Kilometer

Bevor die Schlussrunde erreicht wird, beginnt das Rennen der Männer in diesem Jahr zum insgesamt 30. Mal und zum ersten Mal seit 2021 in Charleroi – um 11:15 Uhr. Im Nordosten wird die Stadt neutralisiert verlassen und am Ortsausgang beginnt mit Kilometer 0 das 198,6 Kilometer lange Rennen wirklich.

Das Streckenprofil des Männerrennens beim Fleche Wallonne 2024. | Grafik: ASO

Über einige erste Hügel führt der Parcours in östlicher Richtung nach Godinne und bei Kilometer 42,7 über den ersten der neun Anstiege des Tages, die Cote d'Yvoir (2,1 km bei 6%). Anschließend geht es hinab in den Ort Dorinne und ab dort fahren die Männer und die Frauen auf denselben Straßen.

Frauen: Huy – Huy, 146 Kilometer

Letztere starten ihren Flèche Wallonne erstmals nach den Männern, nämlich erst um 13:55 Uhr in Huy. Während für die Männer in Dorinne erst 47 Kilometer gefahren sind, führt die Frauen ein 58 Kilometer langer Weg dorthin: Westlich geht es aus Huy heraus an der Maas entlang und mit der Cote de Gives (2,1 km bei 5,5 Prozent) schon nach sieben Kilometern über den ersten von sieben Anstiegen. Es folgen die Cote de Courrière (1,4 km bei 7,1 Prozent) und die Cote d'Evrehailles (2,6 km bei 5,2 Prozent) bei Kilometer 37,6 beziehungsweise 53,4, bevor ebenfalls Dorinne erreicht wird.

Das Streckenprofil des Frauenrennens beim Fleche Wallonne 2024. | Grafik: ASO

Von dort fahren Männer und Frauen auf demselben Weg erst nach Nordosten nach Ohey und dann nach Südosten nach Havelange, um anschließend wieder nach Nordosten abzubiegen und zum ersten Mal die Cote d'Ereffe (2,1 km bei 5 Prozent) anzusteuern und über sie nach Huy zu gelangen, wo es ein erstes Mal die Mur hinaufgeht.

Frauen und Männer gleichzeitig im TV-Bild?

Die erste Zielpassage wartet für die Männer bei Rennkilometer 103,7 um etwa 14 Uhr, kurz nachdem die Frauen im Ortszentrum gestartet sind. Nett dabei: Sind die Männer bis dahin auf dem schnellsten Schnitt der Marschtabelle unterwegs, könnten die TV-Helikopter über Huy ihre Durchfahrt durch den Ort und den Start der Frauen 200 Meter weiter am Marktplatz in einem Bild einfangen.

Wenn die Frauen knapp drei Stunden später die Mur ein erstes Mal erklimmen, stehen bei ihnen bereits 114,3 Rennkilometer auf dem Tacho. Für sie beginnt dann noch eine 31,6 Kilometer lange Schlussrunde, für die Männer deren drei. Wie schon 2023 hat die ASO den längeren Weg vom Zieilstrich an der Mur bis zum Fuß der Cote d'Ereffe gewählt: Es geht nicht in Strée rechts ab und direkt nach Ereffe, sondern nochmal geradeaus und etwas später rechts. Dadurch liegen zwischen Zielstrich und Kuppe der Cote d'Ereffe rund 19 recht flache Kilometer, nicht wie bis 2022 13,5.

Fazit: Vier Mal 'Mur' nicht unbedingt schwerer, aber gefährlicher

Nicht nur der Wegfall von Cherave oder Chemin de Gueuses, sondern auch das dürfte dafür sorgen, dass der Fleche-Parcours 2024 trotz einer zusätzlichen Mur-Passage im Männerrennen nicht schwerer wird als zuvor, sondern eher sogar etwas leichter.

Und, diese Warnung sei bereits im Vorfeld ausgesprochen: Ohne den letzten 'Kicker' und das anschließende Flachstück an der Maas entlang, geht es die relativ breite N641 mit Hochgeschwindigkeit im Positionskampf eines möglicherweise noch großen Feldes nach Huy hinunter, bevor die Rampe zum Ziel beginnt. Aufpassen bitte!

Mehr Informationen zu diesem Thema

19.04.2024Skjelmose erklärt seine Unterkühlung beim Flèche Wallonne

(rsn) - "Skjelmose wird hier gerade vom Rad getragen und ist vollkommen am Zittern. Komplett kalt. Komplett im Arsch", hieß es nach einem Augenzeugenbericht unseres Mannes vor Ort am Mittwoch in unse

18.04.2024Hartmann: Aus “nur durchkommen“ wurden 74 km an der Spitze

(rsn) – Elena Hartmann bekam ihre völlig durchnässten Handschuhe kaum mehr von ihren frierenden Fingern. Als die 33-Jährige vom Team Roland oben auf der Mur de Huy 5:41 Minuten nach Siegerin Kata

18.04.2024Extrembedingungen beim Flèche, aber kein Schlechtwetterprotokoll

(rsn) – Zwei Rennen unter Extrembedingungen hart an der Grenze des Schlechtwetterprotokolls der UCI bot der Flèche Wallonne am Mittwoch: Nachdem beim Start der Männer um 11:15 Uhr in Chareleroi no

18.04.2024Trotz wenig Schlaf: Benoot holt ein “exzellentes Ergebnis“

(rsn) – Vor dem Start des 88. Flèche Wallonne in Charleroi hatte Tiesj Benoot (Visma – Lease a Bike) noch mehr über die Geburt von Töchterchen Loes gesprochen, die am Abend zuvor zur Welt gekom

17.04.2024Highlight-Video des 27. Flèche Wallonne Femmes

(rsn) – Nach einem dritten (2017) und einem zweiten Platz (2021) hat Kasia Niewiadoma (Canyon – SRAM) erstmals in ihrer Karriere den Flèche Wallonne Femmes gewonnen. Bei der 27. Ausgabe des Arden

17.04.2024“Auf dieses Wetter vorbereitet“: Uno-X imponiert beim Flèche

(rsn) – Ineos Grenadiers, UAE Team Emirates und Jayco – AlUla brachten keinen ihrer einzigen Fahrer ins Ziel der 88. Ausgabe des Flèche Wallonne (1.UWT), bei neun weiteren Teams beendete nur jewe

17.04.2024Highlight-Video des 88. Flèche Wallonne

(rsn) – Auch Kälte und Regen konnten ihn nicht stoppen: Stephen Williams (Israel - Premier Tech) hat beim Flèche Wallonne den größten Erfolg seiner Karriere eingefahren. Der 27-jährige Brite ge

17.04.2024Nach fast fünf Jahren bricht Niewiadoma an der ´Mur´ den Bann

(rsn) – Fast fünf Jahre musste Kasia Niewiadoma (Canyon – SRAM) auf den 19. Sieg ihrer Profikarriere warten. Bei der 27. Ausgabe des Flèche Wallonne Femmes war es soweit. Nach 146 Kilometern mit

17.04.2024Williams genießt Regen und Kälte und triumphiert an der ´Mur´

(rsn) – In einer wahren Regenschlacht kämpfte sich Stephen Williams (Israel - Premier Tech) beim 88. Flèche Wallonne an der berühmten Mauer von Huy als Erster über den Zielstrich. Beim zweiten A

17.04.2024Benoot: “Muss meine Energie heute von woanders hernehmen“

(rsn) - Tiesj Benoot (Visma – Lease a Bike) startet heute beim 88. Flèche Wallonne. Ob der Belgier beim zweiten der drei Ardennenklassiker allerdings im Vollbesitz seiner Kräfte sein wird, darf be

17.04.2024Vlasov: “Wenn alles in Stücke zerfällt, muss ich mitgehen“

(rsn) - Mit dem Flèche Wallonne steht am Mittwoch der ’kleinste‘ der drei Ardennenklassiker auf dem Programm. Die 88. Austragung des ´Wallonischen Pfeils´, der in Charleroi beginnt und nach 19

17.04.2024Ludwig: “Vielleicht wird der Wind einer Gruppe in die Karten spielen“

(rsn) – Erstmals in der Geschichte des Flèche Wallonne starten die Frauen nach den Männern. Auf den 146 Kilometern rund um Huy müssen sieben kategorisierte Anstiege bewältigt werden, die berühm

Weitere Radsportnachrichten

26.01.2025Van Aert hat plötzlich doch Lust auf die Weltmeisterschaft

(rsn) – Sechs Crossrennen hatte Wout van Aert (Visma – Lease a Bike) für diesen Winter auf seiner Agenda stehen, sechs werden es trotz seiner krankheitsbedingten Absage bei seinem Saisonauftakt i

26.01.2025Hirschi feiert Tudor-Debüt nach Maß

(rsn) – Marc Hirschi (Tudor) hat es seiner Landsfrau Marlen Reusser gleich getan und das erste Rennen für seinen neuen Arbeitgeber gewonnen. Der Eidgenosse war bei der Clàssica Comunitat Valencian

26.01.2025Mit punktgenauen Transfers zu noch mehr Erfolgen

(rsn) - Was macht man nach einem grandiosen Jahr? Man will ein noch grandioseres. “Ich bin noch jung, ich habe noch Raum für Verbesserung”, sagte ein selig lächelnder Tadej Pogacar im Trainingsl

26.01.2025Van der Poel beim GP Adrie van der Poel eine Klasse für sich

(rsn) - Mathieu van der Poel (Alpecin – Deceuninck) fährt ungeschlagen zur Weltmeisterschaft in Liévin. Der Niederländer gewann beim zum Weltcup gehörenden GP Adrie van der Poel in Hoogerheide a

26.01.2025Brand in Hoogerheide gleich zweimal auf dem höchsten Podest

(rsn) – Mit einer starken Solovorstellung hat Lucinda Brand (Baloise – Glowy Lions) in Hoogerheide das i-Tüpfelchen auf ihren Weltcup-Gesamtsieg gesetzt. Die 35-Jährige löste sich in der 2. Run

26.01.2025Reusser meldet sich auf Mallorca mit Sieg zurück

(rsn) - Marlen Reusser hat in ihrem neuen Movistar-Trikot einen Einstand nach Maß gefeiert. 343 Tage nach ihrem letzten Sieg, gewann sie ihren Saisonauftakt bei der zweiten Ausgabe der Trofeo Palma (

26.01.2025Benz schreibt deutsche Crossgeschichte

(rsn) - Seit der Saison 2004/2005 werden im Querfeldein bei den Junioren Weltcuprennen ausgetragen. Im Premierenjahr konnte Christoph Pfingsten in Wetzikon Zweiter hinter Julien Taramarcaz werden, Ole

26.01.2025Auch ohne zwei Leitwölfe ambitioniert wie eh und je

(rsn) - Das letzte Jahr war grandios für die nur 28 Fahrer von Soudal - Quick-Step: 42 Siege erzielten sie, immerhin neun verschiedenen Athleten waren dabei erfolgreich. Aus der Breite stach natürli

26.01.2025Red Bull pilotiert Welsford auch in Adelaide zum souveränen Sieg

(rsn) – Sam Welsford hat sich auf der Schlussetappe in Adelaide seinen dritten Tagessieg bei der 25. Tour Down Under (2.UWT) gesichert und damit seine Ausbeute aus dem Vorjahr wiederholt. Der Austra

26.01.2025Copponi erfüllt mit Jubelpose in Adelaide ihren Wetteinsatz

(rsn) – Clara Copponi (Lidl – Trek) hat den erstmals ausgetragenen Schwalbe Women´s Classic (1.Pro) auf dem Rundkurs der Schlussetappe der Tour Down Under der Männer in Adelaide gewonnen und dab

26.01.2025Lopez nach wiederholter ´sticky bottle´ disqualifiziert

(rsn) – Juan Pedro Lopez (Lidl – Trek) ist von der Jury vor dem Start der Schlussetappe der Tour Down Under (2.UWT) aus dem Rennen genommen worden. Damit reagierten die Offiziellen auf Vorkommniss

25.01.2025Morgado in schwierigem Finale von Onda klar der Stärkste

(rsn) – António Morgado (UAE - Emirates - XRG) hat in Onda in der Provinz Castellón nördlich von Valencia den zum erst zweiten Mal ausgetragenen Gran Premio Castellón – Ruta de la Cerámica (1

RADRENNEN HEUTE

    Radrennen Männer

  • Tour of Sharjah (2.2, UAE)