Zweiter Simac-Etappensieg deutlich vor Wiebes

Kool: “Verliere meist nur, weil ich nicht zum Sprinten komme“

Von Felix Mattis aus Lelystad

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Charlotte Kool (DSM - firmenich) hat die 3. Etappe der Simac Ladies Tour gewonnen. | Foto: Cor Vos

08.09.2023  |  (rsn) – Nach Elisa Balsamo (Lidl – Trek) in Gennep hat Charlotte Kool (DSM – firmenich) beim zweiten Massensprint der Simac Ladies Tour (2.WWT) auf der 3. Etappe in Lelystad erneut einen Sieg von Titelverteidigerin Lorena Wiebes (SD Worx) verhindert. Die 24-Jährige setzte sich auf der topfebenen 149-Kilometer-Etappe durch die Provinz Flevoland im Endspurt deutlich vor Wiebes und Balsamo durch und feierte damit nach dem Prolog bereits ihren zweiten Tagessieg in dieser Woche.

"Das fühlt sich wirklich gut an, denn das Team hat den Leadout heute sehr gut gemacht und wir haben vorher entschieden, im Feld nicht mitzuarbeiten. Das hat sich als gut herausgestellt", fasste Kool anschließend in einer ersten Reaktion zusammen.

Anders als sonst beteiligte sich DSM – firmenich an der Küste nicht an der Führungsarbeit, als es auf den letzten 55 Kilometern darum ging, ein auf acht Minuten enteiltes Ausreißerinnen-Trio wieder zurückzuholen. Im Nervenpoker hielt Kools Mannschaft länger durch, als das Team SD Worx von Wiebes und der im Gelben Trikot fahrenden Lotte Kopecky. Deren Mannschaft stellte die Ausreißerinnen ganz allein zehn Kilometer vor Schluss.

"Ich muss sagen ich habe das heute wirklich sehr genossen. Wir machen immer unsere Arbeit und fragen nie jemand um Hilfe. Aber heute haben wir uns gesagt: Lasst uns die Sache mal umdrehen. Wir führen die Gesamtwertung nicht an und waren im ersten Sprint nur Dritte – wir sind nicht an der Reihe. Also haben wir alles oder nichts gespielt und es hat sich bezahlt gemacht", so Kool, die den Sieg im Sprint aber trotzdem erstmal nach Hause bringen musste.

Im Finale schoben sich die Frauen in Dunkelblau mit den hellblauen Längsstreifen auf dem Trikot nach vorne und Franziska Koch führte das Feld auf den Schlusskilometer sowie in eine schwierige Kurvenkombination mit zwei 90-Grad-Rechtskurven und einer Doppellinks zwischen 900 und 500 Metern vor dem Ziel. Dort übernahm Georgia Baker für Jayco – AlUla mit Letizia Paternoster am Hinterrad die Führung und Pfeiffer Georgi machte die Tür für Kool auf, damit die sich ans Hinterrad von Wiebes an die vierte Stelle setzen konnte.

Kool entscheidet sich für mehr Platz statt kürzerem Weg

Als Wiebes dann links an der ausscherenden Baker vorbei durch eine extrem enge Lücke hindurch ihren Spurt anzog und dabei um ein Haar Anna Henderson (Jumbo – Visma) in die Bande gedrückt hätte, entschied sich Kool für den weiteren, aber auch völlig freien Weg rechts herum, zündete den Turbo und war im Kopf-an-Kopf-Duell mit Wiebes letzlich die deutlich schnellere, so dass sie mit einer Radlänge Vorsprung gewann.

"Der Schlüssel war, was Pfeiffer getan hat: Sie ließ mich durch. Wir hatten einen perfekten Plan und wussten, dass es von der letzten Kurve noch ziemlich weit sein würde. Dann ist links jemand von Jumbo sehr früh losgefahren und ich brauchte Platz. Deshalb habe ich mich für rechts entschieden", erklärte Kool radsport-news.com und führte weiter aus: "Das Ding ist: Meistens, wenn ich einen Sprint verliere, ist es weil ich nicht wirklich sprinten konnte. Ich habe mich dafür entschieden, voll darauf zu setzen, dass ich Platz habe, um in der Lage zu sein auch wirklich richtig sprinten zu können. Und das hat sehr gut geklappt."

Wiebes drängt Henderson in Richtung Bande, aber die Britin bleibt ruhig

Während Kool jubelte, kam Henderson mit einem Schrecken davon. Die Britin konnte einen Sturz, als Wiebes zwischen ihr und Baker durchstach, nur geradeso verhindern. "Ich habe mein Leben schon an mir vorbeiziehen sehen", sagte sie radsport-news.com anschließend am Mannschaftsbus lachend. Über Wiebes' Fahrweise beschweren wollte sie sich aber nicht: "Wenn ich mich beschwere, dann über die Streckenführung", sagte sie mit Blick auf die Kurvenkombination innerhalb des Schlusskilometers.

Mit ihrem zweiten Tagessieg eroberte Kool in Lelystad die Führung in der Punktewertung von Kopecky zurück, die aber in der Gesamtwertung weiter mit zwei Sekunden Vorsprung vor Riejanne Markus (Jumbo – Visma) und sieben Sekunden auf Wiebes führt. Das Bergtrikot trägt weiter Lieke Nooijen (Parkhotel Valkenburg), beste Nachwuchsfahrerin bleibt Zoe Bäckstedt (Canyon – SRAM) und in der Teamwertung steht SD Worx nach wie vor auf Rang eins.

Am Samstag dürfte bei der Simac Ladies Tour die Vorentscheidung im Kampf um den Gesamtsieg fallen. Dann nämlich steht in der Provinz Limburg rund um Valkenburg die Königinnenetappe an – mit drei Passagen über den Cauberg, an dessen Kuppe auch das Tagesziel wartet.

So lief die 3. Etappe der Simac Ladies Tour:

Bei rund 30 Grad und strahlendem Sonnenschein, aber quasi Windstille machte sich das Peloton in Emmeloord auf den Weg in Richtung des nur rund 20 Kilometer entfernten Lelystad, um das herum zwei Runden von je 60 Kilometern zu absolvieren waren. Das von vielen erhoffte Windkantenrennen blieb aus und es bildete sich nach sieben Kilometern ein niederländisch-belgisches Ausreißerinnen-Trio mit Anneke Dijkstra (GT Krush Rebellease), Scarlett Souren (Parkhotel Valkenburg) und Julie Sap (Lotto – Dstny).

Die drei Spitzenreiterinnen bauten ihren Vorsprung im Rennverlauf kontinuierlich aus und brachten eingangs der 60 Kilometer langen Schlussrunde etwas mehr als acht Minuten auf die Uhr. Dann aber begann SD Worx im Hauptfeld die Verantwortung zu übernehmen und führte mit ganzer Mannschaftsstärke nach. Schnell schmolz der Abstand und 30 Kilometer vor Schluss waren nur noch 1:30 Minuten übrig. Kurz darauf attackierte Souren zweimal an der Spitze, um sich den Preis der kämpferischsten Fahrerin zu sichern. Als das Hauptfeld zehn Kilometer vor Schluss aufschloss, war aber Sap immer noch an Sourens Seite.

Nun begannen die Sprintvorbereitungen und nicht mehr nur SD Worx, sondern immer mehr Teams suchten die Plätze an der Spitze des Feldes. Im Rennen um die erste Position vor der Kurvenkombination eingangs des Schlusskilometers setzte sich schließlich durch einen starken Leadout von Koch DSM – firmenich durch.

Vor der Doppellinks etwa 700 Meter vor Schluss scherte Koch dann aus und Baker übernahm die Führung für Jayco – AlUla mit Paternoster am Hinterrad. Die rutschte in der Kurve dann etwas weg und beinahe wäre Wiebes ihr ins Hinterrad gefahren. Glücklicherweise blieben aber alle auf dem Rad und so führte Baker das Feld 400 Meter vor Schluss um die letzte Rechtskurve auf die Zielgerade – mit Paternoster, Wiebes und Kool sowie Henderson am Hinterrad.

Als Henderson den Sprint dann links eröffnete und Baker vorne nach links ausscherte, wurde die Lücke, die sich Wiebes ausgesucht hatte, plötzlich sehr eng. Die Europameisterin hielt aber trotzdem voll rein und drängte so die neben ihr fahrende Henderson in Richtung Bande, die diese nur um ein Haar verfehlte, weil sie vollkommen aufhörte, zu sprinten.

Kool dagegen fuhr rechts an allen Kontrahentinnen vorbei und zog einen beeindruckenden Sprint völlig geradeaus zur Ziellinie durch.

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