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11.09.2023 | (rsn) – 5:31 Minuten nach Tagessiegerin Lorena Wiebes (SD Worx) hat Annemiek van Vleuten (Movistar) das letzte Etappenziel ihrer 16-jährigen Profikarriere im Radsport erreicht – und selten sah man die 40-Jährige mit einem intensiveren Strahlen im Gesicht, wenn sie nicht gewonnen hatte, als an diesem 10. September in Arnheim.
Nur rund 15 Kilometer entfernt von ihrem Wohnort Wageningen bekam die 40-Jährige am Sonntag auf der Schlussetappe der Simac Ladies Tour (2.WWT) eine Abschiedsfeier, wie man sie im Frauen-Radsport so wohl noch nicht gesehen hat.
Tausende von Zuschauern hatten die Strecke gesäumt und die Meisten davon fuhren vom malerischen Posbank-Rundkurs im Finale des Rennens mit ihren Rädern hinunter in die Stadtmitte, um im Ziel dabei zu sein, wenn die vierfache Weltmeisterin, Zeitfahr-Olympiasiegerin, Tour-Siegerin, vierfache Giro-Siegerin und überhaupt Siegerin von so ziemlich jedem Rennen im Frauenkalender 'Tschüss' sagen würde.
___STEADY_PAYWALL___ Mit beiden Händen winkend überquert Annemiek van Vleuten (Movistar) die Ziellinie in Arnheim. | Foto: Cor Vos
So standen sie nun an der Straße, als van Vleuten einige Sekunden hinter dem letzten Fahrerinnenfeld alleine über den Zielstrich rollte und nahezu jedem und jeder fröhlich zuwinkte.
"Es waren überall Leute an der Strecke und auf der letzten Runde hatte ich Gänsehaut. Normalerweise hat man im Rennen den Kopf unten und schaut nicht nach den Zuschauern. Jetzt, wo ich wusste, dass ich nie wieder ein Rennen fahren würde, habe ich mir die Zeit genommen, die letzten Kilometer so sehr zu genießen, wie möglich", sagte van Vleuten anschließend.
Das Zuwinken, es begann schon beim Start der Schlussetappe. Denn schon da stand der Tag ganz im Zeichen ihres Abschieds, als der Streckensprecher nach dem Herunterzählen der Sekunden sagte: "Und los geht es in den letzten Tag in der Karriere von Annemiek van Vleuten!" Die Hauptdarstellerin rollte in den ersten Positionen los und hatte schon da nur noch eine Hand am Lenker, während die andere ihre Fans grüßte.
Schon vor dem Start wird van Vleuten in Arnheim von ihren Fans mit vielen Postern begrüßt. | Foto: Cor Vos
Im Rennen dann legte sich ihr Fokus zunächst aufs Sportliche, doch als etwa zu Rennhalbzeit die entscheidende Selektion gemacht war und van Vleuten vorne nicht dabei war, ärgerte sie das nur eine kurze Weile. Sie kämpfte noch einige Kilometer an der Spitze einer Verfolgerinnengruppe um den Anschluss, bäumte sich noch ein letztes Mal auf und ließ die Fans am Straßenrand – überall waren Poster mit Grußbotschaften an sie, vor allem im Anstieg des Tages auf der Posbank-Runde wurde es bunt – jubeln.
Als aber klar war, dass sie ganz vorne nicht mehr rankommen würde, schaltete van Vleuten in den Genussmodus um, in dem sie schon die ganze Woche unterwegs war – abgesehen von der Valkenburg-Etappe am Samstag, für die sie noch einmal eine Show versprochen hatte und auf der sie auch mehrfach attcackierte, um am Ende aber doch nicht stark genug für die Allerbesten zu sein.
Doch mit dem Rennende in Arnheim, wo sie im Ziel direkt bei ihrer Mutter und ihrer Schwester stoppte, um als allererstes sie in den Arm nehmen zu können, waren die Feierlichkeiten längst nicht vorbei. Nachdem am Vortag oben auf dem Cauberg im Landal-Feriendorf bereits ein Sträßchen nach ihr benannt worden war, ließen es sich in Arnheim nun die Bürgermeister von Arnheim und Wageningen nicht nehmen, auf dem Podium nach der Siegerehrung eine Rede für sie zu halten – gefolgt von einer bewegenden Ansprache von Nationalcoach und Wegbegleiterin Loes Gunnewijk, die van Vleuten vor allem für ihren Kampfgeist, nach Rückschlägen wie dem schweren Unfall bei Olympia 2016 oder dem Sturz im Teamzeitfahren bei der WM 2022 zurückzukommen und in Wollongong dann nur Tage später sogar Gold zu gewinnen, feierte. So voll wie in diesem Jahr war die Wiese im Sonsbeek-Park vor dem Podium am Schlusstag der Simac Ladies Tour bislang noch nie.
Loes Gunnewijk (rechts) überreicht van Vleuten nach ihrer Rede Blumen. | Foto: Cor Vos
Van Vleuten stand mit auf der Bühne und genoss all die Ehrerbietung sichtlich – genauso, wie sie es auch den ganzen Tag schon getan hatte. So stand sie beispielsweise während der Siegerehrung bereits hinter dem Podiums-Truck in einem unabgesperrten Bereich im Schatten und machte geduldig mit jeder einzelnen Person ein Foto, die zu ihr kam. Innerhalb weniger Minuten bildete sich eine beachtliche Menschentraube um die 40-Jährige, bis die nach der Podiumszeremonie der Trikotträgerinnen dann selbst auf die Bühne gerufen wurde.
Von dort schließlich verabschiedete sich van Vleuten zu einer Feier, die ihr Movistar-Team für sie am Abend organisiert hatte. Doch vorher noch sprach sie über ihre Zukunft. Schon vor Rundfahrtbeginn hatte die Niederländerin angekündigt, ein Sabbatjahr einlegen zu wollen, um herauszufinden, was sie danach machen wolle. Nun erklärte sie dem NOS: "Man wird mich nicht im Teamwagen sehen, aber sicherlich irgendwo in diesem Sport."
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