Vorschau 25. Simac Ladies Tour

Abschied vor der eigenen Haustür: van Vleutens letztes Rennen

Von Felix Mattis aus Ede

Foto zu dem Text "Abschied vor der eigenen Haustür: van Vleutens letztes Rennen"
Annemiek van Vleuten gibt bei der 25. Simac Ladies Tour ihre Abschiedsvorstellung. | Foto: Cor Vos

05.09.2023  |  (rsn) – Wenn am Dienstag um 14:00 Uhr in Ede 15 Kilometer westlich von Arnheim der Prolog der Simac Ladies Tour (2.WWT) beginnt, bricht damit auch die Abschiedstournee von Annemiek van Vleuten (Movistar) an. Die 40-Jährige bestreitet bei ihrer Heimat-Rundfahrt ihr letztes Rennen als Radprofi und will das in vollen Zügen genießen – und natürlich auch noch einen letzten Sieg einfahren.

"Das Rennen hat meinen Namen gefühlt groß über sich stehen – mit einem Prolog ganz nah bei mir zuhause und auch dem Ziel in Arnheim in meinem Trainingsrevier", sagte van Vleuten in einem von ihrem Rennstall produzierten Video zum Karriereende der Überfliegerin. Die Universitätsstadt Wageningen, Heimat der viermaligen Weltmeisterin – je zweimal im Straßenrennen und im Zeitfahren – ist die Nachbargemeinde vom Startort Ede.

Die Strecke des Prologs wird gesäumt sein von bekannten Gesichtern, Freunden und Freundinnen – und natürlich wird auch van Vleutens Mutter dabei sein, sowie über jenen berühmten Ohrring, der sie 2017 in Bergen zu ihrem ersten WM-Titel getragen haben soll, auch ihr verstorbener Vater. Viel märchenhafter als dieser Auftakt zur Abschiedstournee ohnehin schon ist, könnte er nur durch einen Sieg der Lokalmatadorin noch werden.

SD Worx top-besetzt: Bredewold, Kopecky, Vollering, Wiebes

Geschenkt bekommen wird van Vleuten den Sieg im 2,4 Kilometer kurzen Prolog aber nicht, die Konkurrenz steht teilweise nahezu in Bestbesetzung am Start: SD Worx bietet neben Titelverteidigerin Lorena Wiebes auch Weltmeisterin Lotte Kopecky und Tour-Siegerin Demi Vollering sowie die am Samstag in Plouay erfolgreiche Mischa Bredewold auf, die im Vorjahr die Schlussetappe in Arnheim gewann. Alle vier sind potentielle Gesamtsiegerinnen der 25. Auflage der einstigen Holland Ladies Tour, bei der van Vleuten vor 16 Jahren übrigens eines ihrer allerersten Elite-Rennen bestritt.

Doch die Favoritinnenliste bricht hinter dem Team SD Worx nicht ab. Canyon – SRAM hat die Tour-Dritte Kasia Niewiadoma dabei, die vor allem am Vorschlusstag auf der Königinnenetappe mit Ziel auf dem Cauberg in Valkenburg ihre Chance suchen wird. Dass neben dem Prolog am dritten Tag auch noch ein weiteres Zeitfahren in Leuven ansteht, spielt Niewiadoma jedoch nicht in die Karten – auch wenn es nur 7,1 Kilometer lang sein wird.

Etwas mehr Zeitfahrkilometer hätten es dagegen für Riejanne Markus (Jumbo – Visma) sein dürfen. Die Niederländische Meisterin wird im Kampf gegen die Uhr versuchen, Zeit herauszuholen, um Zeitverluste über Bonifikationen in den erwarteten Zielsprints der Etappen 1, 3 und 5 wieder gutzumachen. Spannend wird auch, wie sich ihre Teamkollegin Anna Henderson schlägt, die mit solch kurzen Zeitfahren sehr gut zurecht kommt.

Schweinberger die hoffnungsreichste Deutschsprachige

In den erweiterten Favoritinnenkreis muss man auch die Russin Tamara Dronova-Balabolina (Israel – Premier Tech – Roland) und -Nachwuchs-Ass Shirin van Anrooij (Lidl - Trek) sowie die Britin Pfeiffer Georgi (DSM – firmenich) zählen.

Aus deutschsprachiger Sicht liegt der Fokus auf den vier Deutschen Romy Kasper (AG Insurance – Soudal – Quick-Step), Franziska Koch (DSM – firmenich), Lisa Klein (Lidl - Trek)  und Lea Lin Teutenberg (Ceratizit – WNT) sowie den Schweizerinnen Caroline Baur und Elena Hartmann (beide Israel – Premier Tech – Roland) und dem österreichischen Trio Kathrin Schweinberger (Ceratizit – WNT), Carina Schrempf, Christina Schweinberger (beide Fenix – Deceuninck). Dabei ist gerade Letztere durchaus auch noch zu den Mitfavoritinnen auf die Top 5 in der Gesamtwertung zu zählen.

Zeitfahren, Cauberg und eine potenzielle Windkantenetappe

Die Zeitgutschriften (10, 6 und 4 Sekunden für die Top 3) bei den Ankünften aller vier Massenstartetappen könnten am Ende der Rundfahrt wichtige Bedeutung bekommen, entscheidender aber dürfte sein, was unterwegs passiert: Die Limburg-Etappe am Samstag mit vier Cauberg-Passagen und zwei Runden auf der Amstel-Gold-Race-Schlussrunde wird das Feld teilen, die beiden Zeitfahren sorgen automatisch für Abstände und auch Etappe 3 zwischen Emmeloord und Lelystad direkt am Ijsselmeer kann die Rundfahrt entscheiden, wenn es dort auf den vielen sehr offenen Sträßchen am Freitag windig wird.

Bleibt der Wind dort aus, so ist in Lelystad genau wie auf der 1. Etappe in Gennep mit einem Massensprint zu rechnen. Am Cauberg kommt es am Samstag zum Schlagabtausch der Hügelklassiker-Asse und am Sonntag in Arnheim wird auf hügeliger Strecke mit dem Sprint eines dezimierten Feldes oder dem Sieg einer Ausreißerin zu rechnen sein. Für große Veränderungen in der Gesamtwertung unter den Top-Fahrerinnen ist der Parcours dort, das haben die vergangenen Jahre trotz zahlreicher Attacken gezeigt, wohl nicht schwer genug.

Van Vleuten nimmt endgültig Abschied

Wie immer auch das Rennen durch ihr Trainingsgebiet, die malerischen Hügel des Nationalparks Posbank nordöstlich von Arnheim, am Sonntag ausgeht, eine wird im Ziel strahlen: van Vleuten. Dann nämlich ist die lange Karriere der Niederländerin endgültig vorbei. Und schon vor Rundfahrtstart wurde sie in Gedanken daran emotional:

"Die Leute danken mir und dabei bin ich nur meinen Zielen nachgejagt. Dass so viele Leute Spaß an meinem Stil Rennen zu fahren hatten, das zu hören ist wirklich besonders für mich – und auch emotional", so van Vleuten. "Ich kann den Sport stolz verlassen. Danke an all die Leute, die sich bedanken, denn das bedeutet mir sehr viel."

Dass man sie im kommenden Jahr schon wieder in anderer Rolle bei Radrennen sehen wird, scheint übrigens unwahrscheinlich. "Ich habe keinen Vertrag bei einem anderen Job für 2024 unterschrieben, denn ich will wirklich gern ein Sabbatjahr machen, in dem ich mich orientieren und neue Projekte finden kann, bei denen ich neue Qualitäten entwickeln kann", so van Vleuten. Es ist also wirklich eine Abschiedstour.

Die Etappen der Simac Ladies Tour 2023:

Prolog, 5.9.: Ede – Ede (2,4 km / EZF)
1. Etappe, 6.9.: Gennep – Gennep (139,6 km)
2. Etappe, 7.9.: Leuven – Leuven (7,1 km / EZF)
3. Etappe, 8.9.: Emmeloord – Lelystad (149,0 km)
4. Etappe, 9.9.: Valkenburg – Valkenburg (131,6 km)
5. Etappe, 10.9.: Arnheim – Arnheim (150,5 km)

Mehr Informationen zu diesem Thema

11.09.2023´Annemiek bedankt!´ - Arnheim feiert van Vleutens Karriereende

(rsn) – 5:31 Minuten nach Tagessiegerin Lorena Wiebes (SD Worx) hat Annemiek van Vleuten (Movistar) das letzte Etappenziel ihrer 16-jährigen Profikarriere im Radsport erreicht – und selten sah ma

10.09.2023SD teilt am Schlusstag: Wiebes holt Etappe, Kopecky das GC

(rsn) – Lorena Wiebes (SD Worx) hat die fünfte und letzte Etappe der Simac Ladies Tour (2.WWT) im Sprint eines dezimierten Feldes gewonnen. Nach 150 Kilometern mit Start und Ziel in Arnhem war sie

10.09.2023Straße für van Vleuten, Sagans Abschied in der Vendée

(rsn) – (rsn) – Am heutigen Sonntag endet die imposante Radsportkarriere von Annemiek van Vleuten (Movistar) nach der Schlussetappe der Simac Ladies Tour (2.WWT) in Arnhem. Am Samstag durfte die 4

09.09.2023Doppelsieg! Kopecky & Wiebes ringen Niewiadoma nieder

(rsn) – Lotte Kopecky (SD Worx) ist auf der Königsetappe der 25. Simac Ladies Tour (2.WWT) in der südlichsten niederländischen Provinz Limburg ihrer Favoritinnenrolle gerecht geworden und hat am

08.09.2023Kool: “Verliere meist nur, weil ich nicht zum Sprinten komme“

(rsn) – Nach Elisa Balsamo (Lidl – Trek) in Gennep hat Charlotte Kool (DSM – firmenich) beim zweiten Massensprint der Simac Ladies Tour (2.WWT) auf der 3. Etappe in Lelystad erneut einen Sieg vo

08.09.2023Transfer-Tortur bei der Simac Ladies Tour

(rsn) – Auf dem großen Markt in Leuven, zwischen der Sint-Pieterskerk und dem alten Rathaus herrschte allerbeste Stimmung: Die belgischen Fans feierten den Triumph ihrer Straßen-Weltmeisterin Lott

07.09.2023Christina Schweinberger setzt ihren WM-Höhenflug fort

(rsn) – Für ein paar Minuten führte Christina Schweinberger (Fenix – Deceuninck) das Klassement beim Einzelzeitfahren der Simac Ladies Tour über 7,2 Kilometer durch Leuven sogar an. Doch auch w

07.09.2023Kopecky bezwingt Markus und hätte auf Gelb lieber noch gewartet

(rsn) – Lotte Kopecky (SD Worx) hat die belgischen Radsport-Fans in Leuven jubeln lassen. Die Straßen-Weltmeisterin aus Belgien hat im WM-Ort von 2021 das 7,2 Kilometer lange Einzelzeitfahren auf d

07.09.2023Kathrin Schweinberger: “Direkt auf der Schulter gelandet“

(rsn) – Eigentlich wollte die Österreicherin Kathrin Schweinberger (Ceratizit WNT Pro Cycling) in den Massensprint auf der 1. Etappe der Simac Ladies Tour (2.WWT) eingreifen, doch nach einem Sturz

06.09.2023Gefühls-Explosion: Balsamo jubelt nach Triumph im Foto-Finish

(rsn) – Nach der Ankunft in Gennep am Ende der 1. Etappe der Simac Ladies Tour (2.WWT) lehnten sich sowohl Lorena Wiebes (SD Worx) als auch Elisa Balsamo (Lidl – Trek) im Auslauf erschöpft über

05.09.2023Kool “fliegt“ nach riskanter Vorbereitung um die Kurven von Ede

(rsn) – Nicht Lokalmatadorin Annemiek van Vleuten (Movistar) oder Titelverteidigerin Lorena Wiebes (SD Worx) und auch nicht die Niederländische Zeitfahrmeisterin Riejanne Markus (Jumbo – Visma) h

Weitere Radsportnachrichten

25.12.2024Kräftezehrendes Jahr mit zwei Grand Tours

(rsn) – Die Ambitionen von Felix Gall (Decathlon – AG2R La Mondiale) waren vor dem Jahr 2024 berechtigter Weise groß. Denn der Österreicher konnte auf eine erfolgreichste Saison zurückblicken,

25.12.2024Alles offen nach einer erfolgreichen Saison

(rsn) - Das Resümee ihrer ersten vollständigen Profi-Saison dürfte durchweg positiv für die Schweizerin Elena Hartmann vom Team Roland ausgefallen sein. Erst vor zwei Jahren gelang der inzwischen

25.12.2024Traum erfüllt und doch unzufrieden

(rsn) – Es gibt durchaus einfachere Aufgaben als die Saison 2024 von Pascal Ackermann zu bewerten. Auch er selbst ist da ein wenig zwiegespalten. Schließlich hat er es mit dreißigeinhalb Jahren en

25.12.2024Meistertitel das Highlight im insgesamt bislang besten Jahr

(rsn) - Die abgelaufene Saison wird Franziska Koch vom Team dsm-firmenich - PostNL wohl noch länger in Erinnerung bleiben - war es doch mit Abstand ihre erfolgreichste, seit sie im Jahr 2019 beim Tea

25.12.2024Auch Colombo und vier Kollegen verlassen Q36.5

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Radsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder Rücktr

25.12.2024Im Überblick: Die Transfers der Männer-Profiteams für 2025

(rsn) – Nachdem zahlreiche Transfergerüchte seit Monaten in der Radsportwelt zirkulieren, dürfen die Profimannschaften seit dem 1. August ihre Zu- und Abgänge offiziell bekanntgeben. Radsport

25.12.2024Die Radsport-News-Jahresrangliste der Frauen 2024

(rsn) - Wie bei den Männern so blicken wir traditionell am Jahresende auch auf die Saison der Frauen zurück und stellen die besten 15 Fahrerinnen unserer Jahresrangliste vor. Wir haben alle UCI-Ren

25.12.2024Die Radsport-News-Jahresrangliste der Männer 2024

(rsn) - Auch diesmal starten wir am 1. November mit unserer Jahresrangliste. Wir haben alle UCI-Rennen der vergangenen zwölf Monate (1. November 2023 bis 31. Oktober 2024) ausgewertet - nach unserem

24.12.2024Der größte Sieg war jener über Long-Covid

(rsn) – Es war eine Saison voller Höhen und Tiefen für Marlen Reusser (SD Worx – Protime), wobei vor allem in der zweiten Saisonhälfte die Tiefe übernahm – und zwar komplett. Denn die Schwe

24.12.2024Top-Sprinter mit starkem Sinn für Realismus

(rsn) - Mit zwei Siegen und insgesamt 21 Top-Ten-Resultaten bei UCI-Rennen zeigte Phil Bauhaus (Bahrain Victorious) auch 2024, dass er zu den schnellsten Männern im Feld zählt. Mit seiner Saison w

24.12.2024Mit 36 Jahren noch immer einer der Besten

(rsn) – Seit vielen Jahren gehört Riccardo Zoidl (Felt – Felbermayr) zu den absolut besten Fahrern Österreichs. 2013 erlebte er seinen absoluten Durchbruch, wo er sich mit zahlreichen Rundfahrts

24.12.2024Hamilton bricht sich das Schlüsselbein bei Trainings-Crash

(rsn) – Chris Hamilton, Tim Naberman und Oscar Onley sind am letzten Tag des Dezember-Trainingslagers des Teams dsm-firmenich – PostNL, das ab Januar Picnic – PostNL heißen wird, gestürzt. Wä

RADRENNEN HEUTE
  • Keine Termine