RSNplusSind im WM-Straßenrennen die Top Ten drin?

Deutsches Minimalziel wird zur Mammutaufgabe

Von Sebastian Lindner

Foto zu dem Text "Deutsches Minimalziel wird zur Mammutaufgabe "
John Degenkolb ist Deutschlands größte Hoffnung auf eine vordere Platzierung im WM-Straßenrennen der Männer. | Foto: Cor Vos

05.08.2023  |  (rsn) - Mit Georg Zimmermann (Intermarché – Circus -Wanty) hatte schon frühzeitig die wohl größte Hoffnung auf eine deutsche Medaille im WM-Straßenrennen der Männer seine Teilnahme abgesagt. Nun hat auch noch Maximilian Schachmann (Bora – hansgrohe), der in Bestform auf dem schottischen Parcours durchaus hätte ein Wörtchen mitreden können, seinen Verzicht verlautbart, eben weil genau jene Form fehle.

___STEADY_PAYWALL___

Damit gehen Nils Politt, Nico Denz (beide Bora – hansgrohe), John Degenkolb (DSM – firmenich), Jonas Rutsch (EF Education – EasyPost), Jannik Steimle (Soudal – Quick-Step) und Michel Heßmann (Jumbo – Visma) für den Bund Deutscher Radfahrer am Sonntag im Straßenrennen über 271,1 Kilometer ins Rennen. Und es stellt sich die Frage, wer das “Minimalziel Top 10“, das der neue Bundestrainer André Greipel Mitte Juli kämpferisch ausgerufen hatte, denn einfahren soll? Ziemlich sicher werden die drei Letztgenannten dabei in die Helferrolle rutschen.

Nico Denz (hier bei der Straßen-WM in Wollongong) wird seine Chance aus einer Fluchtgruppe heraus suchen müssen. | Foto: Cor Vos

 

Auf Politt, Denz und Degenkolb könnten je nach Szenario tragende Rollen zukommen. Denz hat im Mai mit zwei Etappensiegen beim Giro d’Italia bewiesen, dass er mittlerweile soweit gereift ist, um große Rennen gewinnen. Flach waren diese Etappen keineswegs, doch anstatt vieler kleiner Hügel quälte sich der 29-Jährige dabei eher über lange Anstiege, was dem großen Motor, den Denz ohne Zweifel hat, eher entgegenkommt als viele kleine Antritte, die auf dem klassikerähnlichen Profil in Glasgow gefragt sein werden. Zudem reist der Bora-Profi nicht in Topform an.

Schlechtes Wetter könnte den Deutschen in die Karten spielen

Abgesehen von der Form gilt Ähnliches im Prinzip auch für Politt. Der 29-Jährige kann sich auf dem welligen Kurs sicher in einer Spitzengruppe festbeißen. Doch wenn es um die vorderen Plätze geht und die Top-Favoriten wie Remco Evenepoel, Wout Van Aert (beide Belgien), Mathieu van der Poel (Niederlande) oder Tadej Pogacar (Slowenien) angreifen, wird ihm zumindest im Wiederholungsfall die Spritzigkeit fehlen, um mitgehen zu können.

Und letztlich ist es auch das, was das dritte deutsche Eisen im Feuer um vordere Platzierungen bringen dürfte, zumal Degenkolb die Kapitänsrolle in seinem Team zuletzt eher scheute. Nur dann nicht, wenn Pflastersteine im Spiel waren, wie etwa bei Paris-Roubaix, wo der 34-jährige Oberurseler im April nach einer grandiosen Vorstellung trotz eines späten Sturzes noch Siebter geworden war. Die 200 Meter auf dem Glasgower Rundkurs werden aber aller Wahrscheinlichkeit nach keine entscheidende Rolle spielen.

Jannik Steimle rückte nach dem Verzicht von Maximilian Schachmann ins sechsköpfige deutsche WM-Aufgebot für Glasgow nach. | Foto: Cor Vos

Was trotzdem für Degenkolb spricht, ist seine Stärke im Positionskampf. Die wird auf dem engen und winkligen Kurs gefordert sein, denn die Überholmöglichkeiten sind bei hohem Tempo rar gesät. Und der Kurs ist trotz mehrerer fieser Anstiege mit insgesamt 207 Höhenmetern zwar nicht unbedingt einfach, aber auch nicht übermäßig schwer. Hinzu kommt: Degenkolb kennt sich bestens mit schwierigen Wetter- und Straßenverhältnissen aus. Kommt der erwartete Regen, könnte es eine Rutschpartie werden.

Für ein Top-Ergebnis muss viel zusammenlaufen

Die Folgen könnten unabsehbar sein, denn mit vielen Stürzen wächst die Gefahr von Ausfällen, auch und gerade bei den Favoriten, die vorne im Kampf um gute Positionen mehr Risiko eingehen müssen. Insofern sind mehrere Asse im Ärmel gerade bei schlechtem Wetter von Vorteil.

Entsprechende Verhältnisse erhöhen auch die Chancen, dass eine große Gruppe, die sich schon vor dem Rundkurs absetzt, eine größere Rolle spielt als im Trockenen. Da kämen dann wieder Denz und Politt ins Spiel, die ihr Heil ohnehin lieber in der Flucht suchen dürften.

Wie lange wird Nils Politt (hier bei der WM in Leuven) mithalten können, wenn die Top-Favoriten attackieren? | Foto: Cor Vos

So oder so wird es zur Mammutaufgabe für das deutsche Team, ein Top-10-Ergebnis einzufahren. Allein die Liste der Top-Favoriten ist lang. Die der aussichtsreichen Außenseiter noch länger. Mads Pedersen oder Magnus Cort (beide Dänemark), Michael Matthews (Australien), Ben Healy (Irland), Neilson Powless (USA), Michal Kwiatkowski (Polen), Christophe Laporte oder Julian Alaphilippe (beide Frankeich), Alberto Bettiol oder Matteo Trentin (beide Italien) sortieren sich im Ranking mutmaßlich noch vor den Deutschen ein.

Mehr Informationen zu diesem Thema

11.11.2023Protest bei Straßen-WM: Keine Strafe für Klimaaktivisten

(rsn) – Drei der vier Klimaaktivisten, die sich im Verlauf des WM-Straßenrennens der Männer in Glasgow auf dem Asphalt festgeklebt und damit für eine Unterbrechung von rund einer Stunde gesorgt h

18.08.2023Schienbeinbruch: Narváez fällt länger aus

(rsn) - Jhonatan Narváez (Ineos Grenadiers) hat sich bei seinem Sturz im WM-Straßenrennen von Glasgow schwerer verletzt als angenommen. Wie der Ecuadorianische Radsportverband in den Sozialen Medien

14.08.2023Reusser fehlten in Glasgow fünf Sekunden zum Podium

(rsn) – Im WM-Zeitfahren noch war Marlen Reusser ein Häufchen Elend. Die Europameisterin in dieser Disziplin stieg nach bereits 16 Kilometern ohne ersichtlichen Grund vom Rad, kauerte sich an den S

14.08.2023UCI: Premiere der Super-WM von Glasgow “besser als erwartet“

(rsn) – Der Radsportweltverband UCI hat einen Tag nach dem Ende der ersten Super-WM (3. – 13. August) in Glasgow eine positive Bilanz gezogen. “ Für uns war es ein Erfolg, definitiv ein Glücks

14.08.2023Zweimal WM-Silber statt Gold: Oranje im Hintertreffen

(rsn) - Mit drei Fahrerinnen unter den besten Vier der Weltrangliste und fünf Titeln in den letzten sechs Jahren waren die Niederländerinnen im WM-Straßenrennen in Glasgow das zu schlagende Team. L

13.08.2023Highlight-Video des WM-Straßenrennens der Frauen

(rsn) – Lotte Kopecky hat sich als erste Belgierin seit 50 Jahren wieder den Titel in einem WM-Straßenrennen der Frauen gesichert. Die 27-Jährige setzte sich zum Abschluss der Rad-WM in Schottland

13.08.2023Lippert: “Irgendwann sind meine Beine explodiert“

(rsn) – Nach ihrer imponierenden Vorstellung bei der Tour de France Femmes, bei der sie einen Etappensieg feiern konnte, äußerte sich Liane Lippert vor der WM mit Blick auf das 154,1 Kilometer lan

13.08.2023Kopecky stürmt in Glasgow zu ihrem dritten WM-Gold

(rsn) – Nach 154 Kilometern Daueraction im WM-Straßenrennen der Frauen hat mit Lotte Kopecky erstmals seit 50 Jahren wieder eine Belgierin das Regenbogentrikot erobert. Die 27-Jährige erreichte na

13.08.2023Weltmeister Pidcock kritisiert ”Regeländerungs-Shit-Show“

(rsn) – Durch eine Regeländerung nur wenige Tage vor dem WM-Rennen im Mountainbike durften Mathieu van der Poel und Tom Pidcock am Samstag aus der fünften Reihe starten. Der Brite rückte durch de

13.08.2023Van der Poel nach MTB-Sturz sauer auf sich selbst

(rsn) – Während der neben ihm gestartete Tom Pidcock bei der der Mountainbike-WM in Schottland aus der fünften Reihe heraus zum Titel fuhr, war für Mathieu van der Poel das Rennen schon nach der

13.08.2023Dygert und Niewiadoma sagen für das WM-Straßenrennen ab

(rsn) – Ohne zwei prominente Namen wird am Mittag das WM-Straßenrennen der Frauen gestartet. Wie ihr Team Canyon – SRAM in den Sozialen Medien mitteilte, haben sowohl Zeitfahr-Weltmeisterin Chloe

13.08.2023Alles Oranje oder was?

(rsn) – Zum Abschluss der Straßenwettbewerbe der Rad-WM in Schottland steht das Straßenrennen der Frauen an. Der Kurs führt über insgesamt 154 Kilometer, gestartet wird in Loch Lomond, die Entsc

Weitere Radsportnachrichten

11.05.20253,2,1 los: Evenepoels Tour-Vorbereitung hat begonnen

(rsn) – Während in Albanien die ersten Tage des 108. Giro d’Italia absolviert werden, ist Remco Evenepoel (Soudal - Quick-Step) in seine Vorbereitung auf die am 5. Juli in Lille beginnende Tour d

11.05.2025Steinhauser startet vorsichtig in den Giro, damit alles gut geht

(rsn) - An den Giro d’Italia hat Georg Steinhauser (EF Education – EasyPost) sehr gute Erinnerungen. Im letzten Jahr gewann er dort die 17. Etappe, vor keinem Geringeren übrigens als dem spätere

11.05.2025Küstenblick mit Kletterchance

(rsn / ProCycling) – Zum Abschluss der albanischen Giro-Tage wartet eine Etappe, deren Ausgang so offen ist wie das Terrain abwechslungsreich. Verschiedene Szenarien sind möglich: Ein starker Ausre

11.05.2025Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir über die w

10.05.2025Highlight-Video der 2. Etappe des Giro d´Italia

(rsn) – Primoz Roglic (Red Bull - Bora - hansgrohe) hat sich auf der 2. Etappe der 108. Giro d'Italia das Rosa Trikot des Gesamtführenden gesichert. Der Slowene musste sich im 13,7 Kilometer langen

10.05.2025Aldag würde Rosa Trikot gerne gegen Etappensieg tauschen

(rsn) – “Das war gefühlsmäßig eine ziemliche Achterbahnfahrt heute“, sagte Rolf Aldag nach dem 13,7 Kilometer langen Einzelzeitfahren beim Giro d’Italia (2.UWT). Der Grund: Es schlagen zwei

10.05.2025Liste der ausgeschiedenen Fahrer / 2. Etappe

(rsn) - 184 Profis aus 23 Teams sind am 9. Mai im albanischen Durres zum 108. Giro d‘Italia (2.UWT) angetreten, darunter zehn Deutsche, zwei Luxemburger sowie je ein Österreicher und Schweizer.

10.05.2025Tarling gewinnt erstes Giro-Zeitfahren, Roglic übernimmt Rosa

(rsn) – Joshua Tarling (Ineos Grenadiers) hat auf der 2. Etappe des Giro d´Italia seinen ersten Triumph bei einer Grand Tour gefeiert. Der 21-Jährige war in Tirana nach 13,7 Kilometern im Zeitfahr

10.05.2025Arensman: “Habe es mir selbst sehr schwer gemacht“

(rsn) - Joshua Tarling (Ineos Grenadiers) hat das Zeitfahren in Tirana beim Giro d´Italia gewonnen, im Kampf um das Rosa Trikot gab es einen Sekundenkrimi. Mads Pedersen (Lidl - Trek) zeigte eine st

10.05.2025Cosnefroy in Morbihan zum dritten Mal der Beste

(rsn) – Titelverteidiger Benoit Cosnefroy (Decathlon – AG2R) hat zum dritten Mal in seiner Karriere den GP du Morbihan (1.Pro) gewonnen. Im Hügelsprint in Plumelec war er nach 190 Kilometern klar

10.05.2025Vollering macht am Alto de Cotobello den Sack zu

(rsn) – Demi Vollering (FDJ – Suez) hat am Schlusstag der 11. Vuelta Espana Femenina ihre Überlegenheit bestätigt und neben der Gesamtwertung auch die 7. Etappe gewonnen. Nach 153 Kilometern von

10.05.2025Märkl geht vor Brenner als Erster ins Rennen

(rsn) - Der Letzte wird der Erste sein, das war schon nach dem Auftakt zum 108. Giro d´Italia deutlich. Da Niklas Märkl (Picnic - PostNL) am Freitag mit 26:08 Minuten Rückstand auf Position 182 ins

RADRENNEN HEUTE

    WorldTour

  • Giro d`Italia (2.UWT, ITA)
  • Radrennen Männer

  • Erzgebirgs-Rundfahrt (BLM, GER)
  • Gent - Wevelgem U23 (1.2u, BEL)
  • Gran Premio Inudstrie del (1.2u, ITA)
  • Radsportfest Märwil (1.2, SUI)
  • Ringerike GP (1.2, NOR)
  • Tour de Kumano (2.2, JPN)
  • Tro-Bro Léon (1.Pro, FRA)