Heiduk kurz vor dem Ziel eingeholt

Démare verteidigt in Tours vor Theuns im Sprint seinen Titel

Von Kevin Kempf und Joachim Logisch

Foto zu dem Text "Démare verteidigt in Tours vor Theuns im Sprint seinen Titel "
Arnaud Démare (Groupama - FDJ) gewann den Sprint in Tours. | Foto: Cor Vos

09.10.2022  |  (rsn) – Arnaud Démare (Groupama – FDJ) hat die 116. Ausgabe von Paris-Tours im Sprint eines dezimierten Feldes gewonnen und so einen Vorjahrestitel verteidigt. Der Franzose war nach 213 Kilometern zwischen Chartres und Tours schneller als Edward Theuns (Trek – Segafredo) und Sam Bennett (Bora – hansgrohe). Der deutsche Neoprofi Kim Heiduk (Ineos Grenadiers) fuhr in einer Ausreißergruppe ein beeindruckendes Rennen und wurde erst 1,2 Kilometer vor dem Ziel eingeholt.

Im Peloton hielt sich Groupama – FDJ in der Verfolgung der letzten Ausreißer lange zurück, da neben Heiduk auch Teamkollege Olivier Le Gac Teil des Quartetts war. “Wir haben heute als Mannschaft sehr gut gearbeitet“, befand der Sieger. “Wir sahen voraus, dass etwa 40 Rennfahrer gemeinsam ankommen würden. Danach war es wie in alten Zeiten der Sprint einer großen Gruppe“, so Démare.

Auf der Zielgerade wurde dem 31-Jährigen der Spurt dann mustergültig vom Schweizer Stefan Küng angezogen. Dreizehn Jahre nach Philippe Gilbert und 26 Jahre nach Riccardo Minali hat somit erneut ein Fahrer seinen Titel beim ehemaligen Weltcup-Rennen verteidigt. “Ich war sieben Mal Zweiter in dieser Saison. Jetzt habe ich einen sehr guten Abschluss gefunden. Paris-Tours zu gewinnen ist immer etwas Besonderes“, freute sich Demare.

Heiduk griff rund 45 Kilometer vor dem Ziel mit Bennett an und hielt sich im Gegensatz zum Iren bis kurz vor den Teufelslappen vorne. Damit hatte er allerdings keine Chance, sich vor dem Sprint noch zu erholen, was Bennett als Tageszweiter noch schaffte. “Ich sah ein Chance, um die nächsten Sektoren ohne viel Kampf zu überstehen. Wir konnten unser eigenes Tempo fahren“, blickte Bennett zurück. Im Spurt kam er auf den letzten Metern noch stark auf. “Ich wurde von ein paar Fahrern an der Bande eingeschlossen. Als sich rechts eine Lücke auftat, war der Weg bis zum Ziel zu kurz“, beschrieb er seinen Sprint.

Nach Alejandro Valverde (Movistar) und Vincenzo Nibali (Astana Qazaqstan) am Vortag beendete in Tours mit Philippe Gilbert (Lotto Soudal) ein dritter Topstar der Radsportszene seine Karriere. Auch Sebastian Langeveld (EF Education – EasyPost) stieg definitiv vom Rad.

Nicht so auffällig wie Heiduk fuhr Langevelds Teamkollege Jonas Rutsch, der als bester Deutscher 22. wurde. Auch der letzte deutsche Sieger des Rennens, John Degenkolb (DSM), kam als 28. zeitgleich mit Démare ins Ziel, Jonas Koch (Bora – hansgrohe) landete als 42. neun Sekunden dahinter. Heiduk wurde 46.

So lief das Rennen:

Kurz nach dem Start setzten sich Jonas Abrahamsen (Uno-X), Clément Carisey (Go Sport – Roubaix Lille Metropole) und Alexis Gougeard (B&B Hotels – KTM) vom Peloton ab. Nach 30 gefahrenen Kilometern bekam das Trio Verstärkung von den beiden Franzosen Romain Carisey (St.Michel – Auber93) und Mael Guégan (U Nantes).

Jumbo – Visma, UAE Team Emirates und Alpecin – Deceuninck teilten sich im Peloton die Arbeit und ließen das Quintett bis auf sechs Minuten enteilen. Eingangs der ersten Schotterstraßen 63 Kilometer vor dem Ziel lösten sich Kim Heiduk (Ineos Grenadiers) und Sam Bennett aus dem Feld. Drei Kilometer später setzten Le Gac, Clément Russo (Arkéa Samsic), Tim van Dijke (Jumbo – Visma), Luca Mozzato (B&B Hotels – KTM), Alex Kirsch (Trek – Segafredo), Rui Oliveira (UAE Team Emirates) und Antoine Raugel (AG2R Citroën) nach.

Während van Dijke durch einen Reifenschaden zurückfiel, holten seine einstigen Begleiter das Verfolgerduo 45 Kilometer vor dem Ziel ein. Das Septett lag zu diesem Zeitpunkt 2:20 Minuten hinter der Spitze und 50 Sekunden vor dem Feld, aus dem Sep Vanmarcke (Israel – Premier Tech), Kevin Geniets (Groupama – FDJ) und Ide Schelling (Bora – hansgrohe) angriffen, aber nicht wegkamen.

Inzwischen schrumpfte die erste Verfolgergruppe wieder auf ebenfalls fünf Fahrer zusammen. Van Dijke und Mozzato mussten abreißen lassen, so dass 35 Kilometer vor dem Ziel fünf Verfolger mit einem Abstand von 1:32 Minuten fünf Spitzenreiter jagten, während das Feld 2:20 zurücklag.

Weitere sieben Kilometer später betrug der Abstand nur nach 38 Sekunden auf die Kopfgruppe, aus der Gougeard zurückgefallen war und 45 Sekunden auf das Hauptfeld. Dann musste Carisey wohl den vielen Gravelpassagen Tribut zollen und wegen eines Reifenschadens passen. Beide verstärkten die Verfolgergruppe um Bennett, in der Heiduk ein starkes Rennen ablieferte.

Da bei ihnen aber so langsam der Gedanke aufkam, dass man mit Bennett nicht unbedingt um den Sieg fahren kann, ließ der Elan nach. Der Vorsprung des Spitzentrios blieb lange knapp über 30 Sekunden. An der Spitze des Hauptfeldes ging nun Rutsch in die Offensive und der Abstand zur Spitze verringerte sich auf eine Minute.

12 Kilometer vor Schluss bewegten sich die drei Gruppen in Sichtweit voneinander, als Abrahamsen ein Solo startete. An einem kleinen Anstieg konnte Bennett dann einer Attacke nicht mehr folgen. Aber auch die Chancen seiner Fluchtgefährten schmolzen zusammen, je näher das Ende des Herbstklassikers kam. Abrahamsen wurde sieben Kilometer vor dem Ziel von Heiduk, Kirsch und Le Gac wieder gestellt. Aber das Peloton, angeführt von Bahrain Victorious und Lotto – Soudal, war nur noch 16 Sekunden entfernt.

300 Meter vor dem Teufelslappen beendete das Hauptfeld die lange Flucht und der Sprint Royal wurde von Küng eröffnet. Eine perfekte Vorbereitung für Démare, der seinen Titel vor Theuns und dem wiedererstarkten Bennett verteidigte.

Results powered by FirstCycling.com

Mehr Informationen zu diesem Thema

12.10.2022Thomas: Im möglicherweise letzten Jahr Giro statt Tour?

(rsn) - Geraint Thomas (Ineos Grenadiers) hat angedeutet, dass er in der kommenden Saison den Giro d’Italia der Tour de France vorziehen könnte. Gegenüber dem Portal cyclingnews sagte der 36-jäh

10.10.2022Heiduk: “Ich bin noch zu viel mehr fähig“

(rsn) – Mit seiner starken Vorstellung bei Paris-Tours (1.Pro) hat Kim Heiduk (Ineos Grenadiers) zum Abschluss seiner Neo-Profi-Saison den Aufwärtstrend der letzten Wochen fortgesetzt und auch ohn

10.10.2022Bennett ging in die Offensive, um Kraft zu sparen

(rsn) – Sam Bennett (Bora – hansgrohe) gilt trotz seines verkorksten Frühjahrs weiterhin als einer der besten Sprinter der Welt. Das bestätigte er spätestens im Sommer mit zwei Etappensiegen be

09.10.2022Highlight-Video des 116. Paris-Tours

(rsn) - Arnaud Démare (Groupama – FDJ) hat die 116. Ausgabe von Paris-Tours im Sprint eines dezimierten Feldes gewonnen und so einen Vorjahrestitel verteidigt. Der Franzose war nach 213 Kilometern

09.10.2022Deutsche gehen bei Strand Hagenes Solosieg leer aus

(rsn) – Die beiden deutschen Teams am Start der U23 Austragung von Paris-Tours (1.2u) haben sich bei ihrem Saisonabschluss nicht mit einem Erfolgserlebnis in die Winterpause verabschieden können. S

09.10.2022Vorschau auf die Rennen des Tages / 9. Oktober

(rsn) - Welche Rennen stehen heute auf dem Programm, wie sieht die Streckenführung aus und wer sind die Favoriten? radsport-news.com gibt Ihnen kurz und kompakt eine tägliche Vorschau auf die wichti

08.10.2022Zwei Landsleute sind Démares größte Gegner

(rsn) – Nur einen Tag nach Il Lombardia steht in Frankreich zum dortigen Saisonausklang ein weiterer Herbstklassiker an. Während in Italien die Kletterspezialisten den Sieg unter sich ausmachten, w

06.10.2022Cosnefroy freut sich auf seine Rückkehr zu Paris-Tours

(rsn) – Auch wenn ihm noch ein Sieg fehlt, so hat Benoît Cosnefroy (AG2R Citroën) gute Erinnerungen an Paris-Tours. Der Franzose beendete den Herbstklassiker bereits auf dem dritten (2018) und auf

29.09.2022Titelverteidiger Démare gegen starke Konkurrenz

(rsn) – 2021 sorgte Arnaud Démare (Groupama – FDJ) beim französischen Herbstklassiker Paris-Tours für den ersten Sieg eines heimischen Fahrers seit 15 Jahren. Bei der 116. Auflage des Herbstkla

Weitere Radsportnachrichten

04.12.2023Vermeulen: Rundfahrtssieg verhinderte Frühpension

(rsn) – Bei einem Trainingslager lernten die Eltern von Moran und Mika Vermeulen die Ramsau im Herzen Österreichs kennen. Dem sportlichen Ehepaar aus den Niederlanden gefiel der Ort in der Steierma

04.12.2023Reichenbach: Auch bei Tudor im Dienst des Teams

(rsn) - Nach sieben Jahren bei Groupama - FDJ kehrte Sebastién Reichenbach im letzten Winter in seine Schweizer Heimat zurück und schloss sich dem Team Tudor Pro Cycling an. Bei dem Zweitdivisionä

04.12.2023Die Trikots der WorldTeams für die Saison 2024

(rsn) - Wie bunt wird das Peloton 2024? Und was werden die vorherrschenden Farben sein, wenn man durch die TV-Kameras von oben oder vorne auf das Fahrerfeld blickt? Nach und nach stellen die WorldTour

04.12.2023Israel – Premier Tech nach zwei Vertragsverlängerungen komplett

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Profiradsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder RÃ

04.12.2023Die Radsport-News-Jahresrangliste 2023 im Überblick

(rsn) – Auch in diesem Jahr haben wir wieder mit Hilfe eines eigens dafür erstellten Punkteschlüssels den besten Fahrer des deutschsprachigen Raums ermittelt. In unserer Rangliste finden Sie die P

04.12.2023Schwarzmann: Im Frühjahr 19 Eintagesrennen in Serie

(rsn) – Michael Schwarzmann (Lotto – Dstny) bekam in der abgelaufenen Saison die Jagd auf Weltranglistenpunkte hautnah zu spüren. Sein Team setzte dabei vor allem auf Eintagesrennen. Für Schwar

03.12.2023Van Dijk meint es ernst mit Olympia-Gold

(rsn) – Ellen van Dijk meint es ernst. Das Olympische Zeitfahren von Paris 2024 ist ihr großes Ziel. Aufgrund ihrer bevorstehenden Schwangerschaft hatte sich die 36-Jährige aus dem Rennbetrieb de

03.12.2023Iserbyt düpiert Baloise-Team beim Weltcup in Flamanville

(rsn) – Eli Iserbyt (Pauwels Sauzen – Bingoal) hat nach Troyes in Flamanville auch das zweite französische Weltcup-Rennen der Saison für sich entschieden und seine Weltcupführung ausgebaut. Dab

03.12.2023UAE ärgert sich über “unakzeptables“ Verhalten von Groß

Für Felix Groß läuft es derzeit überhaupt nicht rund. Nicht nur, dass der 25-Jährige nach einem weiteren, ernüchternden Jahr beim UAE Team Emirates den bitteren Gang von der WorldTour in den Kon

03.12.2023Brand profitiert in Flamanville von Abwesenheit der Topstars

(rsn) – Nach ihrem Erfolg im fünften Weltcup der Saison in Dublin am letzten Wochenende hat Lucinda Brand (Baloise – Trek Lions) beim sechsten Lauf der Serie in Flamanville direkt nachgelegt. Sow

03.12.2023Lieferwagen an Ampel mit 100 km/h auf Felbermayr-Auto gerast

(rsn) - Keine guten Zeiten für das Team Felbermayr und dessen Fahrer. Erst stürzte vor vier Tagen Daniel Federspiel bei einem Crossrennen schwer und muss nun ein halbes Jahr pausieren. Am Samstag n

03.12.2023Wilksch: Profivertrag von zwei italienischen Highlights umrahmt

(rsn) - Nicht wie ursprünglich geplant zur Saison 2024, sondern schon in diesem Sommer wurde Hannes Wilksch (Tudor U23) ins ProTeam des Schweizer Rennstalls befördert. Den Aufstieg hatte sich der 2

RADRENNEN HEUTE
  • Keine Termine