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20.09.2022 | (rsn) – Mission erfüllt: So lautete die Bilanz der deutschen Junioren nach dem Einzelzeitfahren bei den Weltmeisterschaften im australischen Wollongong aus. Emil Herzog holte 33 Sekunden hinter Weltmeister Joshua Tarling aus Großbritannien als Dritter die anvisierte Medaille mit souveränen 26 Sekunden Vorsprung auf den viertplatzierten Schweizer Jan Christen, Louis Leidert kam bei seiner Premiere auf einen starken zwölften Rang. Beide richteten den Blick nach dem Rennen aber auch schon auf den Freitag, wenn das Straßenrennen ansteht.
"Mein Ziel war eine Medaille. Das habe ich erreicht und deshalb bin ich erstmal zufrieden", bilanzierte Herzog gegenüber radsport-news.com nach der Siegerehrung und nahm seine Vorstellung anschließend sehr detailliert auseinander: Auf dem kurvigen Achterbahnkurs von Wollongong beeindruckte er durch schnelle Kurvenfahrten, in Sachen Leistungsdaten oder Renneinteilung war aber wohl noch etwas Luft nach oben.
___STEADY_PAYWALL___ "Sonst bin ich im Ziel mehr am abkratzen", so der Erste der Junioren-Weltrangliste. "Ich hatte heute relativ viel Respekt vor der Runde, weil viele hinten raus eingegangen sind. Deshalb hätte ich bergauf vielleicht noch einen Tick schneller fahren sollen. Allerdings ist der Zweite 13 Sekunden vor mir. Das ist nicht so wenig, und ich denke, selbst wenn ich bergauf noch etwas mehr reingelegt hätte, wäre ich vielleicht fünf bis zehn Sekunden schneller gewesen und es hätte trotzdem nicht für Silber gereicht."
Herzogs akribische Arbeit zahlt sich aus
Zeit gewonnen habe er dagegen sicher in den schnellen Kurven. Die schaute sich Herzog im Training immer und immer wieder an, drehte teilweise sogar um, wenn er mit seiner Linie nicht zufrieden war. "Ich würde sagen, dass hier kaum jemand die Kurven genauer studiert hat als ich. Deshalb wusste ich heute ganz genau, welche Kurve ich im Auflieger fahren kann und welche nicht. Von außen sah das heute vielleicht heiß aus, aber im Vergleich zum Training war ich nicht am Limit", meinte er.
Emil Herzog auf dem Weg zum dritten Platz im WM-Zeitfahren. | Foto: Cor Vos
Diese Detailarbeit an der Strecke habe er beim Mountainbiken gelernt, das Herzog auch im kommenden Jahr weiterhin betreiben will – auch wenn sein Hauptfokus dann nach seinem Wechsel zum US-Rennstall Axeon Hagens Berman schon auf der Straße liegen werde. "Ich merke, dass mir die Abwechslung gut tut. Dadurch habe ich mehr Spaß auch auf der Straße. Und ich profitiere auch davon. Dass ich schnell durch Kurven fahre, kommt ja nicht von ungefähr", so der Allgäuer, der in seiner Jugend auch Skilanglauf betrieb.
Während Herzog den Tag mit einer Medaille um den Hals beendete, belegte auch Leidert im WM-Zeitfahren in gewisser Weise einen dritten Platz: Der Südhesse nämlich war Drittschnellster all derer, die im Jahr 2005 geboren wurden und somit auch 2023 noch zum Juniorenfeld gehören. 14 Sekunden fehlten ihm zum auf Rang acht eingefahrenen Belgier Duarte Marivoet, dem schnellsten 2005er.
Leidert Dritter unter den 2005ern
"Ich denke ich hatte ein gutes Zeitfahren. Leider ist mein Funk nach fünf Minuten rausgefallen. Ich war recht nervös: erste WM, junger Jahrgang. Und ich hatte ihn nicht festgeklebt. Vielleicht habe ich bei der Linie daher gerade im Wind etwas verschenkt, aber leistungsmäßig war das das beste Zeitfahren, das ich dieses Jahr gebracht habe, denke ich. Deshalb bin ich zufrieden", sagte Leidert zu radsport-news.com.
Louis Leidert wurde im WM-Zeitfahren der Junioren Zwölfter | Foto: Cor Vos
Eine denkwürdige Erfahrung durfte der Youngster in Wollongong aber ohnehin schon machen, als er nämlich den Hot Seat des zwischenzeitlich schnellsten Fahrers bestieg und dort auch eine ganze Weile auf Rang zwei neben dem späteren Silbermedaillengewinner sitzen bleiben durfte. "Das war schon mega – vor allem die ganze Logistik drum herum, da durchgeführt zu werden und dann stehen da schon Getränke und ein Handtuch liegt bereit. Das ist natürlich aus Junioren-Perspektive etwas, was man so nicht kennt. Das vergesse ich nicht so schnell", so Leidert, der sich auch künftig als Zeitfahrer sieht und großen Spaß an der detailverliebten Herangehensweise hat, die die Spezialdisziplin mit sich bringt.
Nun aber ist das Zeitfahren von Wollongong vorbei und der Fokus der deutschen Junioren liegt auf dem Straßenrennen am Freitag. Dort nämlich will das BDR-Team nach Gold greifen, wie die jungen Männer selbstbewusst sagen.
Das große Ziel ist der WM-Titel am Freitag
"Emil ist klar unser Captain. Er hat die besten Chancen und ihn will ich unterstützen, damit er um den Titel fahren kann", betonte Leidert, dass er zwar auch selbst gerne in den Top 15 landen würde, aber eben erst nach getaner Arbeit für den Weltranglistenersten der Junioren. Und Herzog, der in diesem Jahr ganze vier Rundfahrten für sich entschied und sieben Tagessiege einsammelte, nahm auch kein Blatt vor den Mund, als radsport-news.com ihn fragte, wie die Saison am Freitag gekrönt werden solle.
Emil Herzog will am Freitag in Wollongong Junioren-Weltmeister werden. | Foto: Cor Vos
"Das wäre natürlich das Regenbogentrikot. Das ist das große Ziel", sagte er angenehm offen und ohne um den heißen Brei zu reden. "Darauf habe ich mich jetzt die letzten zwei Monate jeden Tag im Training konzentriert und fokussiert. Ich war nochmal einen Tick disziplinierter als vor anderen Rennen, um nochmal alles rauszuholen. Und jetzt hoffe ich, dass es gut läuft und ich belohnt werde."
Um das zu ermöglichen, will das deutsche Team am Freitag für ein schweres Rennen sorgen. Denn Herzog weiß auch, dass im Falle der Ankunft einer zu großen Gruppe einer seiner Auto-Eder-Teamkollegen der Top-Favorit wäre: der Este Romet Pajur. "Wenn es zum Sprint kommt, schlägt ihn hier niemand!"
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