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25.02.2022 | (rsn) – Nach fünf Jahren steckt sich John Degenkolb am Samstag beim Omloop Het Nieuwsblad (1.UWT) erstmals wieder im Dienste von Iwan Spekenbrink eine Startnummer an. 2016 hatte der Frankfurter das damalige Team Giant-Alpecin verlassen und heuerte nach den Stationen Trek – Segafredo und Lotto Soudal in diesem Winter wieder bei der Nachfolgemannschaft DSM an.
Die Rückkehr ist für Degenkolb nach eher mäßig erfolgreichen Jahren auch ein Neuanfang. Als Mentor für die vielen jungen Fahrer wird sich der mittlerweile 33-Jährige nicht mehr nur an Ergebnissen messen lassen müssen. “Der Ergebnisdruck, den ich verspüre, ist geringer als in den letzten drei bis fünf Jahren“, berichtete Degenkolb Freitag im Telefoninterview mit radsport-news.com.
Zu diesem Zeitpunkt befand er sich auf der Fahrt nach Belgien. Die Anreise erfolgte relativ kurzfristig, da Degenkolb erst am Mittwochabend von einem dreiwöchigen Höhentrainingslager nach Deutschland heimgekehrt war. Eine solche Vorbereitung kurz vor dem – im Vergleich zu den Vorjahren deutlich später erfolgten Saisoneinstieg – war auch für Degenkolb neu.
Degenkolb will zu Paris-Roubaix in Bestform sein
“Ich stand zwar mal auf einer vorläufigen Startliste der Valencia-Rundfahrt, aber das war ein Irrtum. Das Rennen war nie geplant. Das Trainingslager war von Anfang an vorgesehen und auch dass ich von dort dann praktisch direkt zum ersten Rennen gehe“, erklärte er. So wollte er eine Corona-Infektion vor dem ersten größeren Eintagesrennen des Jahres verhindern. “Man sieht ja, wie viele Fahrer von den Rennen heimgekehrt sind und dann mit einem positiven Corona-Test in Quarantäne mussten. Die Rennen sind aktuell im Vorfeld nur sehr schwer planbar. Wir wollten uns da etwas abschirmen“, erläuterte Degenkolb.
Degenkolb fuhr bereits von 2012 bis 2016 für den Rennstall von Iwan Spekenbrink (li.). | Foto: Cor Vos
Ein weiterer Grund für den späten Einstieg ist der um eine Woche auf den 17. April verschobenen Termin von Paris – Roubaix. Erst dann will der Sieger der Ausgabe von 2015 seine Bestform erreicht haben. “So wäre es schon ein ziemlich langer Zeitraum gewesen. Außerdem haben wir meine letzte Klassikersaison im Detail ausgewertet und an ein paar Stellschrauben gedreht. Ziel ist es gewesen, auf einem höheren Level bei den ersten Rennen anzukommen“, sagte Degenkolb. Zwar könne man einen Erfolg der Maßnahme erst nach der Klassikerkampagne abschließend bewerten, “aber im Moment fühle ich mich gut.“
Sein Gefühl bestätigen kann er am Samstag beim Omloop Het Nieuwsblad, den er erstmals seit 2013 wieder bestreitet. “Aufgrund des späten Saisonstarts haben wir uns entschlossen, dann auch wirklich jedes Rennen mitzunehmen, also nicht nur Kuurne-Brüssel-Kuurne am Sonntag zu fahren, sondern am Tag davor auch den Omloop“, so Degenkolb.
Online-Streckenbesichtigung des Omloop per Video-Call
Eine Streckenbesichtigung des Omloop konnte er aufgrund der späten Anreise allerdings nicht vornehmen. “Aber wir hatten letzte Woche schon einen Video-Call mit der Mannschaft, in der wir uns die Strecke online schon zusammen angeschaut hatten. Das hatte einen großen Mehrwert“, sagte Degenkolb.
2015 feierte er bei Paris-Rouvaix den bisher wohl größten Sieg seiner Karriere. | Foto: Cor Vos
Dass sein DSM-Team nach einem bisher nicht sonderlich erfolgreichen Saisonstart ohne Podiumsplatzierung nun schon beim Openingsweekend etwas unter Druck stehe, wollte Degenkolb nicht von der Hand weisen. “Bei jeder Mannschaft erhöht sich der Druck, wenn die Ergebnisse ausbleiben. Es ist aber noch früh im Jahr und wir sollten uns nicht verrückt machen. Aber klar, natürlich nimmt es Last, wenn ein anderer Mannschaftsteil schon Erfolge einfahren konnte“, stellte er klar.
Ob Degenkolb selbst schon in der Lage sein wird, bei einem der beiden Rennen vorne mitzumischen, wird sich zeigen. “Springt etwas Zählbares heraus, dann ist es super. Wenn nicht, dann ist das kein Beinbruch“, befand er. Mit dem Omloop hat Degenkolb zwar den wohl schwerstmöglichen Saisoneinstieg gewählt, da es um den ersten prestigeträchtigen Sieg des Jahres geht. “Aber mittlerweile wird ja jedes Rennen am Anschlag gefahren. Klassische Einrollrennen gab es vielleicht vor zehn Jahren, jetzt aber nicht mehr. Vor dem ersten Saisonrennen ist man schon etwas ehrfürchtig. Aber ich bin froh, dass es jetzt losgeht“, so Degenkolb, der anschließend bei Paris – Nizza antreten wird.
Bei DSM soll der Oberurseler auch als Mentor für die jüngeren Fahrer Verantwortung übernehmen. | Foto: Cor Vos
Danach wird wohl Mailand – Sanremo folgen, da aber Roubaix sein “primäres Saisonziel“ sei, werde es aufgrund des zeitlichen Abstands wohl schwer sein, auch bei der Primavera vorne mitzumischen. Generell aber traut sich Degenkolb schon noch zu, “große Rennen gewinnen zu können“, wie der Sanremo-Sieger 2015 sagte. “Ich habe mich über den Winter gut entwickelt, hatte viel mehr härtere Einheiten gehabt als die Jahre davor“, so Degenkolb. Ob das schon am Samstag Früchte tragen wird, können Sie in unserem Live-Ticker verfolgen.
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