Ukrainer holt Schlussetappe, Australier Gesamtsieger

Critérium du Dauphiné: Padun und Porte im siebten Himmel

Von Kevin Kempf

Foto zu dem Text "Critérium du Dauphiné: Padun und Porte im siebten Himmel"
Das Podium des 73. Critérium du Dauphiné, in der Mitte Gesamtsieger Richie Porte (Ineos Grenadiers) | Foto: Cor Vos

06.06.2021  |  (rsn) – Nachdem er am Samstag seinen Durchbruch als Bergfahrer gefeiert hatte, war auch auf der Schlussetappe des 73. Critérium du Dauphiné kein Kraut gegen Mark Padun (Bahrain Victorious) gewachsen. Der Ukrainer war der Beste einer zunächst 18-köpfigen Ausreißergruppe und verwies nach 147 Kilometern zwischen La Léchère-les-Bains und Les Gets seine Fluchtgefährten Jonas Vingegaard (Jumbo - Visma) und Patrick Konrad (Bora - hansgrohe) mit deutlichem Vorsprung auf die Plätze.

An der Spitze der Gesamtwertung gab es keine Veränderungen mehr. Richie Porte (Ineos Grenadiers) verteidigte sein Gelbes Trikot und gewann die Rundfahrt mit 17 Sekunden Vorsprung auf Alexey Lutsenko (Astana – Premier Tech) und 29 auf seinen Teamkollegen Geraint Thomas.

Wie am Vortag sprudelte es im Ziel-Interview nur so aus dem Tagessieger heraus. “Es ist ein absoluter Traum“, strahlte Padun. “Heute früh wachte ich auf, es war so stressig, es ist so viel passiert. Ich probierte, gestern zu vergessen und in eine Gruppe zu gehen“, erzählte der 24-Jährige, der sich prompt vom Start weg mit 17 anderen Fahrern absetzte.

Padun dachte erst spät an den Etappensieg

An den Tagessieg dachte er in der Anfangsphase des Rennens aber noch nicht. “Aus dem Wagen hörte ich, dass ich auch das Bergklassement gewinnen kann“, erinnerte sich Padun, der prompt die nächsten drei Bergwertungen holte und damit auch das Blau-Weiß gepunktete Trikot. Im Finale aber verschob sich der Fokus. “Als wir vor dem letzten Berg noch mehr als zwei Minuten hatten, wusste ich, dass der Etappensieg auch möglich war“, sagte Padun.

Er ließ seine Begleiter gleich zu Beginn des 11,6 Kilometer langen Col de Joux Plane (HC) stehen und fuhr den Berg sogar schneller hoch als die Favoriten. “Und es ging so einfach, wenn ich ehrlich bin. Psychisch war es schwer, aber physisch war es kein Problem“, wirkte der Etappensieger selbst überrascht über seine erneute Weltklasseleistung.

Thomas' Sturz brachte Portes Gelbes Trikot in Gefahr

Ähnlich glücklich war der Gesamtsieger. “Ich war hier schon zwei Mal Zweiter. Einmal habe ich den zweiten Platz auf dem letzten Kilometer verloren. Ich bin im siebten Himmel“, freute sich Porte vor der Siegerehrung. Obwohl sein Team und er selber am Berg souverän wirkten, wurde es nach einem Sturz von Thomas‘ in der letzten Abfahrt noch einmal  spannend.

“Ich entschied, mich mein eigenes Tempo zu fahren. Zum Glück kam Geraint noch zurück“, blickte der Australier zurück. “Er hat ziemlich hässliche Schürfwunden, aber er wird zur Tour fit sein“, gab Porte direkt Entwarnung. Bei der Frankreich-Rundfahrt wird der Tasmanier dann wieder in die Rolle des Edelhelfers schlüpfen . “Ich habe keine Illusionen, was meine Rolle bei der Tour de France sein wird. Ich kenne meine Position im Team. Ich freue mich jetzt einfach sehr, mit 36 die Dauphiné gewonnen zu haben“, so Porte.

Bora-hansgrohe-Duo überzeugte

Eine starke Leistung zeigte das deutsche Team Bora - hansgrohe. Konrad fuhr den ganzen Tag in der Spitzengruppe und war zwischenzeitlich sogar virtueller Träger des Gelben Trikots. Der Österreicher ereichte das Ziel als Dritter 1:36 Minuten hinter dem wie entfesselt fahrenden Padun und verbesserte sich im Schlussklassement noch um acht Positionen noch auf Platz 12. "Mit meiner Leistung heute kann ich sehr zufrieden sein, besonders nach dem schlechten Tag gestern", sagte Konrad.

Sein Teamkollege Wilco Kelderman (Bora – hansgrohe) kam mit der Favoritengruppe um Porte, Lutsenko und Thomas ins Ziel und behauptete seinen vierten Gesamtrang. "Mit der Woche bin ich sehr zufrieden, es lief sogar etwas besser, als ich gedacht hätte. Ich weiß jetzt, dass ich auf einem guten Weg Richtung Tour bin", sagte der 30-jährige Niederländer.

Das Punktetrikot ging an Paduns Teamkollegen Sonny Colbrelly, das Weiße Trikot des besten Nachwuchsfahrers verteidigte David Gaudi (Groupama – FDJ) mit seinem fünften Etappenplatz souverän.Ineos Grenadiers gewann die Teamwertung.

So lief das Rennen:

Es dauerte nur drei Kilometer, bis sich eine große Gruppe vom Feld absetzte. Mit dabei war das Bora-Trio Fahrer Michael Schwarzmann, Nils Politt und Patrick Konrad, wobei der Niederösterreicher mit 2:51 Minuten Rückstand der in der Gesamtwertung bestplatzierte Fahrer der Ausreißer war. Die besten Bergfahrer neben Konrad waren Padun, Vingegaard, Guillaume Martin (Cofidis) und Warren Barguil (Arkea – Samsic).

Nach der vierten von sechs Bergwertungen behauptete sich die Spitze noch 2:30 Minuten vor dem Feld. Schwarzmann, der die Bergwertung an der Côte d'Esserts-Blay (4. Kat.) gewonnen hatte, gehörte nicht mehr dazu. Padun holte sich die Bergpreise an der Côte d'Héry-sur-Ugine (2. Kat.), dem Col de Aravis (2. Kat.) und am Col de la Colombière (1. Kat.) schob sich mit zwei Punkten Vorsprung an Lawson Craddock (EF Education – Nippo) vorbei, dem bisherigen Träger des Bergtrikots.

Auf dem Weg zum Col de Joux Plane wuchs der Vorsprung der Ausreißer dank der Tempoarbeit von Politt, der die Côte de Châtillon-sur-Cluses (4. Kat.) als Erster erreichte, wieder auf mehr als drei Minuten an, nachdem der Maximalvorsprung rund fünf Minuten betragen hatte.

Im Col de Joux Plan lässt Padun alle stehen

Gleich zu Beginn des Joux Plane ließ Padun mit spielerischer Leichtigkeit seine  Begleiter stehen und baute seinen Vorsprung schnell aus. Aus dem Feld heraus griffen Ben Hermans (Israel Start-Up Nation), Nairo Quintana (Arkea – Samsic) und später Steven Kruijswijk (Jumbo – Visma) an. Der Niederländer kletterte schneller als seine beiden Begleiter und schüttelte diese ab, wurde dann aber selber wieder eingefangen.

Padun jedoch baute seinen Vorsprung auf alle Verfolger aus. Im Feld erhöhte Movistar 2,5 Kilometer vor dem Gipfel das Tempo, wodurch aber nur Valverde und Aurelien Paret – Peintre (AG2R – Citroën) zurückfielen. Ihnen folgte wenig später auch Kruijswijk. Zwei Kilometer vor der Bergwertung attackierte Miguel Angel Lopez (Movistar). Auch der Kolumbianer kam aber nicht weg. Kurz vor der Kuppe probierte es auch noch Jack Haig (Bahrain Victorious).

Padun erreichte die Spitze des Joux Plane 17 Kilometer vor dem Ziel 1:31 Minuten vor Konrad und Vingegaard. Haig rettete drei Minuten hinter dem Spitzenreiter fünf Sekunden auf die Gruppe der Favoriten, aus der direkt vor der Bergwertung noch Enric Mas (Movistar) und Tao Geoghegan Hart (Ineos Grenadiers) gefallen waren.

Schrecksekunde für Ineos: Thomas stürzt

In der Abfahrt setzten die beiden Astana-Fahrer Ion Izagirre und Lutsenko die neunköpfige Favoritengruppe unter Druck, ehe Thomas schließlich in einer Kurve das Vorderrad wegrutschte. Mit 15 Sekunden Rückstand und zerfetzter Hose konnte er das Rennen fortsetzen. Vorn war Porte nun aber für die ansteigenden Schlusskilometer isoliert. Der Australier wurde von allen Seiten angegriffen, konnte sich aber behaupten. Drei Kilometer vor dem Ziel schloss Thomas wieder zur Gruppe auf. Der Waliser regulierte sofort das Tempo, ließ aber Ben O’Connor (AG2R – Cintroën) noch fahren.

Padun begann derweil schon 600 Meter vor dem Ziel zu jubeln und Küsschen in die Kamera zu werfen. Er gewann ungefährdet 1:36 Minuten vor Vingegaard und Konrad. O’Connor fuhr 1:57 Minuten hinter dem Sieger über den Zielstrich, weitere 13 Sekunden dahinter folgte die Gruppe um Porte.

Mehr Informationen zu diesem Thema

07.06.2021Dauphiné-Triumph fühlt sich für Porte wie ein Tour-Sieg an

(rsn) - Nach zwei zweiten Plätzen hat Richie Porte (Ineos Grenadiers) nun auch das Critérium du Dauphiné seiner Siegesliste anfügen können. Damit bewies der mittlerweile 36-jährige Australier er

07.06.2021Gall schafft bei Dauphiné den Anschluss an die Weltspitze

(rsn) - Mit einer sehr jungen Truppe trat das deutsche Team DSM zum 73. Critérium du Dauphiné an. Das Augenmerk war vor allem auf Marco Brenner gerichtet, der nach der Tour de Romandie seine zweite

06.06.2021Konrad und Kelderman auf gutem Weg zur Tour de France

(rsn) - Auch wenn es nicht mehr zu einem Platz auf dem Schlusspodium reichte, hat Bora- hansgrohe mit einem beeindruckenden Auftritt auf der Schlussetappe des 73. Critérium du Dauphiné die Tour-Gene

06.06.2021Padun gewinnt auch Schlussetappe, Porte feiert Gesamtsieg

(rsn) - Nach seinem Coup auf der Königsetappe des 73. Critérium du Dauphiné hat Mark Padun (Bahrain Victorious) auch das abschließende achte Teilstück der Tour-Generalprobe für sich entschieden.

06.06.2021Diesmal will Porte das Gelbe Trikot bis ins Ziel bringen

(rsn) - Beim 73. Critérium du Dauphiné spielt Ineos Grenadiers seine mannschaftliche Überlegenheit bisher perfekt aus. Zwar musste sich das erfolgsverwöhnte britische Team im Zeitfahren der 4. Eta

06.06.2021Die Renneinsätze der Fahrer aus deutschsprachigen Ländern

(rsn) - Die Radsportsaison 2021 ist trotz der Corona-Pandemie in vollem Gang. Wir liefern Ihnen zu Beginn jeder Woche eine Aufstellung über die Einsätze der Profis aus Deutschland, Österreich, der

06.06.2021Vorschau auf die Rennen des Tages / 6. Juni

(rsn) - Welche Rennen stehen heute auf dem Programm, wie sieht die Streckenführung aus und wer sind die Favoriten? radsport-news.com gibt Ihnen kurz und kompakt eine tägliche Vorschau auf die wichti

05.06.2021Bei Portes Attacke hatte Kelderman nichts zuzusetzen

(rsn) - Nach der ersten Bergprüfung des 73. Critérium du Dauphiné lag Bora - hansgrohe mit den Plätzen drei und vier durch Patrick Konrad und Wilco Kelderman voll im Plan, zumal der Österreicher

05.06.2021Highlight-Video der 7. Etappe des Critérium du Dauphiné

(rsn) - Mark Padun (Bahrain Victorious) hat auf der 7. Etappe des 73. Critérium du Dauphiné als Solist triumphiert. Der 24-jährige Ukrainer setzte sich nach 171 Kilometern von Saint-Martin Le Vinou

05.06.2021Padun will ins Fernsehen und jubelt in La Plagne

(rsn) - Mark Padun. Vielen wird der Name des Bahrain-Victorious-Fahrers kein Begriff sein, dabei war der Ukrainer der stärkste Fahrer auf der 7. Etappe des Critérium du Dauphiné. Auf dem Weg zur Be

05.06.2021Padun gewinnt 7. Etappe, Porte nimmt Lutsenko Gelb ab

(rsn) - Mark Padun (Bahrain Victorious) hat auf der 7. Etappe des 73. Critérium du Dauphiné als Solist triumphiert. Der 24-jährige Ukrainer setzte sich nach 171 Kilometern von Saint-Martin Le Vinou

05.06.2021Konrad und Pöstlberger fahren sich in Tour-Form

(rsn) - Nach vier Tagen musste Lukas Pöstlberger (Bora – hansgrohe) sein auf der 2. Etappe erobertes Gelbes Trikot beim Critérium du Dauphiné abgeben. An der ersten Bergankunft der Rundfahrt büÃ

Weitere Radsportnachrichten

28.04.2024Zangerle verpasst für sein Team nur knapp den Heimsieg

(rsn) –Lukas Kubis (Elkov – Kasper) hat in Österreich das 62. Kirschblütenrennen gewonnen, das erstmals als UCI-Rennen der Kategorie 1.2 ausgetragen wurde und zugleich der zweite Stopp der Road

28.04.2024Carlos Rodriguez feiert Gesamtsieg vor Vlasov und Lipowitz

(rsn) – Beinahe noch eine Spur deutlicher als auf der 1. Etappe ging es im Sprint der Schlussetappe der Tour de Romandie (2.UWT) zu. Der Sieger war dabei derselbe: Dorian Godon (Decathlon – AG2R L

28.04.2024Lechner lässt in Tschechien nichts mehr anbrennen

(rsn) – Am letzten Tag der Gracia-Rundfahrt (2.2) hat Corinna Lechner (Wheel Divas) nichts mehr anbrennen lassen und sich den Gesamtsieg der tschechischen Rundfahrt gesichert. Auf der 5. Etappe, di

28.04.2024Van den Broek gewinnt als erster Niederländer Türkei-Rundfahrt

(rsn) – Wegen Regen und Wind musste die Schlussetappe der 59. Türkei-Rundfahrt (2.Pro) abgesagt werden. Frank van den Broeck (dsm-firmenich – PostNL) verteidigte so kampflos sein Führungstrikot

28.04.2024Lipowitz mit seiner Giro-Generalprobe mehr als happy

(rsn) – Auch wenn er im Vorjahr bei der Czech Tour die Gesamtwertung gewann, so ist die diesjährige Tour de Romandie als Durchbruch in der Karriere von Florian Lipowitz (Bora – hansgrohe) zu bewe

28.04.2024Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir jeden Morg

27.04.2024Highlight-Video der Königsetappe der Tour de Romandie

(rsn) - Florian Lipowitz (Bora – hansgrohe) hat eine glänzende Vorstellung auf der Königsetappe der Tour de Romandie abgeliefert. Der 23-jährige Deutsche attackierte im Schlussanstieg hinauf nach

27.04.2024Huys saust im Zeitfahren allen davon

(rsn) – So schnell wie Tabea Huys (Maxx Solar Rose Women Racing) war noch nie eine Athletin auf dem 13,5 Kilometer langen Zeitfahrparcours der Gracia-Rundfahrt in der Tschechischen Republik. Seit 20

27.04.2024Lipowitz kommt in Leysin nicht mehr an Carapaz vorbei

(rsn) – Lange blieb es auf der Königsetappe der Tour de Romandie (2.UWT) ruhig, doch das letzte Drittel des Schlussanstieges reichte aus, um die Gesamtwertung nochmal ordentlich durchzuwirbeln. Und

27.04.2024“Alles in trockenen Tüchern“: Dorn hat Rot und Weiß sicher

(rsn) - Einen Tag vor Rundfahrtende hat Vinzent Dorn (Bike Aid) freudige Gewissheit. Nach dem Bergtrikot ist dem Freiburger bei der Türkei-Rundfahrt (2.Pro) auch das Weiße Trikot der Zwischensprint

27.04.2024Andresen sprintet zum Tageserfolg in Izmir

(rsn) - Der Däne Tobias Lund Andresen feiert auf der 7. Etappe der 59. Tour of Türkiye seinen zweiten Sieg in wenigen Tagen und gleich den fünften für sein Team DSM Firmenich - PostNL bei der aktu

27.04.2024Reusser zurück im Feld und auf dem Weg zu Olympia

(rsn) - Knapp ein Monat ist seit dem schweren Sturz bei der Flandern-Rundfahrt vergangen, der für die 32-jährige Marlen Reusser (SD Worx - Protime) schwere Folgen hatte. Ober- und Unterkiefer, die

RADRENNEN HEUTE

    WorldTour

  • Tour de Romandie (2.UWT, SUI)
  • Radrennen Männer

  • Gracia Orlová (2.2, CZE)
  • Tour de Bretagne (2.2, FRA)
  • Tour of the Gila (2.2, USA)