Porte nach 7. Dauphiné-Etappe in Gelb

Padun will ins Fernsehen und jubelt in La Plagne

Von Kevin Kempf

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Mark Padun (Bahrain Victorious) hat die 7. Etappe des Critérium du Dauphiné gewonnen. | Foto: Cor Vos

05.06.2021  |  (rsn) - Mark Padun. Vielen wird der Name des Bahrain-Victorious-Fahrers kein Begriff sein, dabei war der Ukrainer der stärkste Fahrer auf der 7. Etappe des Critérium du Dauphiné. Auf dem Weg zur Bergankunft in La Plagne schüttelte er die arrivierten Kletterer ab und gewann nach 171 Kilometern mit 34 Sekunden Vorsprung auf Richie Porte (Ineos Grenadiers), der als Tageszweiter das Gelbe Trikot von Alexey Lutsenko (Astana – Premier Tech) übernahm. Mit 43 Sekunden Rückstand wurde der Kolumbianer Miguel Angel Lopez (Movistar) Dritter.

Patrick Konrad (Bora – hansgrohe) verlor mehr als drei Minuten auf den Tagessieger und fiel aus den Top Ten. Dagegen behauptete sich sein Teamkollege Wilco Kelderman unter den Besten, fiel aber vom dritten auf den vierten Gesamtrang zurück.

Nicht nur die Zuschauer konnten ihren Augen kaum glauben, als Padun sich im 17 Kilometer langen Schlussanstieg aus der Favoritengruppe absetzte und wenig später auch noch seine Begleiter Porte, Sepp Kuss (Jumbo – Visma) und Enric Mas (Movistar) abhängte, um als Solist das Ziel an der Sk-Station in rund 2.000 Metern Höhe zu erreichen.

“Es ist unglaublich für mich. Mein erster World Tour-Sieg bei einer der schwersten Etappen der Rundfahrt. Ich hatte mich so schlecht gefühlt die letzten Tage. Und heute hatte ich fantastische Beine. Als ich die Ziellinie überquerte, dachte ich, dass ich träume. Aber es war kein Traum“, strahlte der 24-Jährige, der sich auf den ersten sechs Etappen mehr als eine halbe Stunde Rückstand eingehandelt hatte. “Ich hätte nie gedacht, in die Top 10 zu kommen. Aber als Porte attackierte, habe ich die Lücke geschlossen, um (Teamkollege Jack) Haig zu beschützen. Und da dachte ich, warum nicht was probieren, dann kann meine Mutter mich im Fernsehen sehen“, beschrieb der vor Begeisterung übersprudelnde Sieger seinen vorentscheidenden Angriff.

In La Plagne platzte der Knoten

Padun galt stets als großes Rundfahrttalent, bei seinen Etappensiegen bei der Tour of the Alps und dem Adriatica Ionica Race, bei dem er auch die Gesamtwertung gewann, zeigte er bereits seine Klasse. Am beeindruckendsten aber war wohl sein fantastischer Solosieg bei der Hügeletappe der Hammer Sportzone Limburg, bei der es allerdings nur eine Team- und keine Einzelwertung gibt. Danach lief es für die Nachwuchshoffnung aber nicht mehr rund. “Letztes Jahr dachte ich, dass Radsport vielleicht doch nicht mein Sport ist, dieses Jahr lief auch nicht gut. Ich verbesserte mich einfach nicht. Und jetzt das. Ich danke Jesus und meiner Mannschaft, die mich immer unterstützt hat“, schloss Padun.

Der erste Angreifer und große Gewinner unter den Favoriten war Porte. “Movistar hat das Tempo bestimmt, aber sie hatten nicht mehr viele Fahrer. Da habe ich es probiert. Es ist gut viele Fahrer vorn zu haben, und die hatten wir“, erklärte der 36-jährige Australier. Porte konnte dem Tagessieger letztendlich zwar nicht folgen, mit einem starken Finish sicherte er sich aber den zweiten Platz und das Gelbe Trikot. “Ich habe keine Illusionen, es wird morgen nicht leicht, die Führung zu verteidigen, aber ich freue mich ungemein über Gelb. Vor der morgigen Etappe habe ich Albträume, da sind einige der schwersten Berge drin.“, sagte der wenig begeistert wirkende neue Gesamtführende im Ziel-Interview.

Ineos Grenadiers hat jetzt zwei Eisen im Feuer

Angesichts der relativ geringen Abstände wird auf Porte und sein Team am Sonntag viel Arbeit zukommen. Im Gesamtklassement liegt er nur 17 Sekunden vor Lutsenko, der im obersten Teil der Schlusssteigung dem Tempo nicht mehr folgen konnte und als Zehnter genau eine Minute hinter Padun über den Zielstrich rollte. Mit Geraint Thomas (+0:29) auf Platz drei hat Ineos Grenadiers allerdings noch ein zweites heißes Eisen im Feuer. Kelderman folgt mit 33 Sekunden Rückstand auf Rang vier, Haig ist eine weitere Sekunde dahinter Fünfter vor Lopez (+0:38) und dem zeitgleichen Ion Izagirre (Astana - Premier Tech).

Für die deutschen Mannschaften verlief die Etappe Rennen nicht nach Wunsch. Auf dem 30-jährigen Kelderman allein ruhen jetzt die Hoffnungen von Bora - hansgrohe, weil Teamkollege Konrad schon früh im Schlussanstieg den Anschluss verlor. Im DSM-Trikot überzeugte zwar der 23-Jährige Österreicher Felix Gall  mit Platz 20.

Allerdings büßte sein Teamkollege Ilan van Wilder seinen fünften Gesamtrang und sein Weißes Trikot des besten Jungprofis ein. Das trägt nun der Franzose David Gaudu (Groupama – FDJ), der auf Rang sieben zu überzeugen wusste. Lawson Craddock (EF Education – Nippo) übernahm das Bergtrikot, das Punktetrikot von Sonny Colbrelli (Bahrain Victorious) war dagegen nicht in Gefahr.

So lief das Rennen:

Nach einer extrem schnellen Anfangsphase formierte sich auf zunächst flachem Terrain erst nach rund 65 Kilometern eine aus Alexis Renard (Israel Start-Up Nation), Marco Haller (Bahrain Victorious), Martin Salmon (DSM), Pierre Rolland und Franck Bonnamour (beide B&B Hotels – KTM) bestehende erste Ausreißergruppe.

Nur 16 Kilometer später bildete sich eine Verfolgergruppe aus zehn Fahrern, zu denen auch Nils Politt (Bora – hansgrohe), Matthew Holmes (Lotto Soudal), Craddock, Warren Barguil (Arkea – Samsic) und Kenny Elissonde (Trek – Segafredo) gehörten.

Am Anstieg zum Col de Pré (HC) zerfielen nach 100 Kilometer beide Gruppen, wobei die beiden Deutschen Salmon und Politt schließlich ins Feld zurückfielen. Kurz vor der Bergwertung des Cormet de Roselend (2. Kat.) vereinigten sich Elissonde, Craddock und sein Teamkollege Michael Valgren, Jorce Arcas (Movistar), Haller, Mikkel Bjerg (UAE Team Emirates), Martijn Tusveld (DSM) und Rolland im  zur neuen Spitzengruppe. Craddock holte sich zunächst die 15 Punkte am Col de Pré und sammelte kurz darauf als Erster am Cormet de Rolselend weitere fünf Punkte und verdrängte Holmes so von der Spitze der Bergwertung.

In der folgenden Abfahrt und dem Flachstück zum Anstieg nach La Plagne zerfiel die Spitzengruppe erneut. Valgren erreichte den Fuß des letzten Berges als Solist zuerst, sein Vorsprung auf das von Movistar und Ineos Grenadiers angeführte Feld betrug allerdings nur 2:15 Minuten. 13 Kilometer vor dem Ziel wurde der Däne von Rolland und Elissonde eingeholt, 1000 Meter später konnte er den beiden Franzosen nicht mehr folgen. 10,7 Kilometer vor dem Ziel war es aber auch um die letzten Ausreißer geschehen, weil vor allem Movistar ein horrendes Tempo im immer kleiner werdenden Feld einschlug..

Porte eröffnet den Schlagabtausch der Favoriten

8,5 Kilometer vor dem Ziel eröffnete Porte den Kampf der Klassementfahrer, nachdem der gestrige Etappensieger Alejandro Valverde (Movistar) von der Spitze ausscherte. Kuss, Padun und Mas folgten dem Australier. Weil Mas und Porte sich nicht einig waren, konnten kurz darauf Kuss und Padun sich absetzen. Astana - Premier Tech opferte derweil Ion Izagirre für Lutsenko auf.

Auf den letzten fünf Kilometern konnte Kuss überraschend Padun nicht mehr folgen. Zeitgleich lancierte Movistar durch Valverde und Lopez eine neue Attacke. Während der Weltmeister von 2018 schnell zurückfie, konnten Thomas, Ben O‘ Connor (AG2R – Citroën) und Lutsenko folgen. Allerdings herrschte auch in dieser Gruppe keine Einigkeit, weshalb O‘ Connor vier Kilometer vor dem Ziel zu einem Solo ansetzte und kurz vor dem wieder angreifenden Lopez den Anschluss an Mas und Porte schaffte.

Die Ankunft des Kolumbianers war das Zeichen für seinen Teamkollegen Mas, das Tempo zu erhöhen. Das wurde Gaudu zum Verhängnis, denn der Franzose kam nicht näher als 25 Meter an die Gruppe heran. Auf den letzten 1,5 Kilometern setzten sich Lopez und Porte erneut ab, ehe der Ineos-Neuzugang mit einer letzten entschlossenen Tempoverschärfung auch Lopez abschüttelte, um sich Rang zwei und das Gelbe Trikot zu sichern.

Von all dem unbeeindruckt zeigte sich Padun, der seinen Vorsprung sogar  ausbaute und souverän die Etappe gewann. Porte konnte dank eines rasend schnellen Schlusskilometers den Rückstand auf 34 Sekunden beschränken. Lopez folgte neun Sekunden dahinter, kurz vor dem zeitgleichen Haig, der im Finale noch viel Boden gutgemacht hatte.

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