Brändle Österreichischer Zeitfahrmeister

Eine Mathematikerin und ein Radmechaniker überraschen

Von Peter Maurer

Foto zu dem Text "Eine Mathematikerin und ein Radmechaniker überraschen"
Matthias Brändle (Israel Cycling Academy) | Foto: Reinhard Eisenbauer

19.05.2019  |  (rsn) – Zum fünften Mal in seiner Karriere konnte sich Matthias Brändle (Israel Cycling Academy) das Meistertrikot in seiner Spezialdisziplin, dem Einzelzeitfahren, sichern. Damit schloss der Vorarlberger zu Rekordsieger Georg Totschnig auf. Während damit bei den Männern der große Favorit gewann, endete am Sonntag bei den Frauen die sechsjährige Dominanz von Martina Ritter (RC SK Voest), denn mit Anna Kiesenhofer gibt es nun wieder eine neue Meisterin im Kampf gegen die Uhr. Sie dominierte und gewann mit einem Vorsprung von über zwei Minuten.

"Zuerst möchte ich anmerken, dass es eine tolle Veranstaltung war. Die Amateure hatten einen coolen Vergleich mit uns auf der gleichen Strecke und die Stimmung war gut. Ich hatte einen super Tag und die Strecke ist mir perfekt entgegengekommen", freute sich Brändle. Denn der ungewöhnliche Termin für die Zeitfahrmeisterschaften in Österreich resultierte daher, dass das Event in das mehrtägige Jedermannrennen Tour de Kärnten eingebaut wurde. 30 Kilometer mit 200 Höhenmeter galt es daher an diesem Sonntag zu absolvieren.

"Auf so einem Parcours bin ich schwer zu schlagen, das wusste ich schon vor dem Start", fügte der neue Zeitfahrmeister an, der nicht überrascht war, dass der U-23-Sieger Patrick Gamper (Tirol KTM Cycling Team) als Zweiter mit einem Rückstand von 53 Sekunden neben ihm am Podium Platz nahm: "Er ist ein ähnlicher Fahrertyp wie ich und damit gehörte er zu meinen schärfsten Kontrahenten."

Für den jungen Tiroler gab es also neben dem Staatsmeistertitel in der Altersklasse U-23 auch die Silbermedaille bei der Elite. "Der Kurs war super schnell und hat mir extrem gut gefallen. Von den Wattwerten war es nicht meine beste Leistung, aber das Ergebnis stimmt mich zufrieden. Hinter Matthias kann man schonmal Zweiter werden und er hat sich das Trikot mehr als verdient", bilanzierte Gamper.

Salzburger Radmechaniker schnappt sich Platz drei

Ein Wimpernschlagfinale gab es um die Bronzemedaille zwischen dem Salzburger Johannes Hirschbichler (Radteam Tirol) und dem Tiroler Markus Wildauer (Tirol KTM Cycling Team), der sich um die Winzigkeit von 16 Hundertstel geschlagen geben musste. "Ich wusste nicht, dass der so schnell Zeitfahren kann. Hirschbichler hat mich echt überrascht", erzählte der Sieger Brändle. Doch der Salzburger kannte die Strecke, nachdem er noch vor zwei Jahren selbst als Amateur das Zeitfahren auf fast demselben Kurs bei der Tour of Kärnten gewinnen konnte. Pikanterweise sogar am gleichen Rad, lediglich mit neuer Bereifung.

"Das war sicher ein Vorteil für mich und ich habe mich an das positive Erlebnis vor zwei Jahren zurückerinnern können. Ich wusste, dass ich es draufhabe, allerdings war mein Ziel ein Platz unter den Top Ten", resümierte der der 26-Jährige gegenüber radsport-news.com. Damit gewann er nicht nur das Duell mit dem Bronzemedaillengewinner der letztjährigen U-23-Europameisterschaften Wildauer, sondern verwies auch den einzigen WorldTeam-Starter Patrick Konrad (Bora – hansgrohe) auf den fünften Platz.

"Mit sowas habe ich überhaupt nicht gerechnet. Es ist aber schön, dass ich meinem neuen Team nun etwas zurückgeben kann", fügte der Salzburger an. Vor zwei Jahren noch Amateur stand er im letzten Jahr bei Vorarlberg – Santic unter Vertrag. Doch ein schwerer Sturz im Trainingslager sorgte dafür, dass 2018 alles andere als ein einfacher Einstieg für den 26-Jährigen war.

"Mein Schlüsselbein war gebrochen und ich habe ein Schädel-Hirn-Trauma dabei erlitten. Ich war dann sehr unsicher danach, hatte immer wieder mit Schwindelanfällen zu kämpfen und bekam dadurch wenig Renneinsätze. Eigentlich bin ich aber der Fahrertyp, der Rennen braucht. Darum möchte ich mich bei meinem neuen Team bedanken, dass mir eine neue Chance und vor allem Einsätze gegeben hat. Das ist nicht selbstverständlich", erzählte der Fahrer des Radteams Tirol, der aber nicht viel Zeit zum Feiern hatte, denn schon am Montag um 7:00 Uhr muss er seiner Arbeit wieder nachgehen: als Mechaniker in einem Radshop in Unken.

In der Radbundesliga, zu der auch die nationalen Meisterschaften gehören, konnte Stephan Rabitsch seine Führung mit dem neunten Rang ausbauen. Der nächste Renneinsatz in der österreichischen Rennserie ist am 2. Juni dann erneut im südlichsten Bundesland der Alpenrepublik, nämlich beim Grand Prix Südkärnten in Völkermarkt.

Aus Lausanne angereist und Gold überlegen gewonnen

Bei den Frauen war trotz ihres Rücktritts nach den Heimweltmeisterschaften in Innsbruck die Linzerin Martina Ritter die Favoritin. Sechs Jahre in Folge gewann sie die Einzelzeitfahrmeisterschaften. Nach einem Bandscheibenvorfall und einer längeren Therapie hat sie im März ihr Training wieder aufgenommen und fuhr vor kurzem in Tschechien im Trikot des Nationalteams ein Etappenrennen. Doch in diesem Jahr gab es keine Medaille für die 36-Jährige, die Vierte wurde.

Denn eine weitere ehemalige Profiathletin sorgte für die große Überraschung. Im August 2017 löste Anna Kiesenhofer ihren Vertrag mit dem Frauenteam von Lotto Soudal auf. Körperlicher und physischer Stress sorgten dafür, dass sie sich entschied, den Radsport nur mehr zum Hobby zu machen. Die Niederösterreicherin, promovierte Mathematikerin, arbeitet nun in einem Forschungsinstitut in Lausanne in der Schweiz.

Für die Österreichischen Meisterschaften gab sie nun ein Comeback, welches sie mit einem Sieg krönte. 2:15 Minuten betrug ihr Vorsprung auf die Zweitplatzierte Manuela Hartl (Arbö Askö Graz). "Mir ist es richtig gut gegangen. Am Anfang sogar ein wenig zu gut, weil ich extrem überpaced habe. Dadurch wurden die letzten Kilometer sehr hart, aber genau so soll es ja bei einem Einzelzeitfahren sein", strahlte die 28-Jährige.

"Die Zeitdifferenz hat mich schon überrascht. Ich bin sehr glücklich und die lange Anreise hat sich echt gelohnt", schmunzelte Kiesenhofer. Dritte wurde die aktuelle Straßenmeisterin Sarah Rijkes (WNT – Rotor), die zwei Sekunden vor Ritter sich die Bronzemedaille holte. Knapp dahinter wurde die Tirolerin Christina Schweinberger (Healthmate – Cyclelive) Fünfte. In der Kategorie U-23 sicherte sich Hannah Gruber-Stadler den Meistertitel. Bei den Junioren gewann Maximilian Kabas.

Mehr Informationen zu diesem Thema

02.07.2019Pömers Schützling durchbrach den Fluch vom Lichtenberg

(rsn) – Auch wenn sie den ganzen Tag cool wirkten, so sah man im Ziel der Österreichischen Meisterschaften dann doch, wie sich der Druck von den Schultern im Team von Bora – hansgrohe löste. Die

01.07.2019Kiesenhofer gelingt bei Meisterschaften das Double

(rsn) – Während im Eliterennen der Männer bei den Österreichischen Meisterschaften schon früh die Post abging, ließen sich die Frauen bei ihren 140 Kilometern etwas mehr Zeit, bis es so richtig

01.07.2019Bayer als Fünfter des Eliterennens Österreichischer U-23-Meister

(rsn) – Wie Patrick Konrad bei den Männern konnte auch in der U-23-Wertung ein österreichischer Fahrer über seinen Debütsieg jubeln. Und einen besseren Ort hätte sich Tobias Bayer vom Tirol KT

01.07.2019Gogl: “Ich habe mir nichts vorzuwerfen“

(rsn) – "Schenken werde ich ihnen den Titel nicht", erklärte Michael Gogl (Trek – Segafredo) vor dem Start der Österreichischen Meisterschaften am Mondsee. Unweit seiner Heimat ging es 2019 um

30.06.2019Schönbergers Aufholjagd endete auf Rang vier

(rsn) - Sehr heiß und sehr hart. Mit diesen knappen Worten kommentierte Sebastian Schönberger seinen ersten Eindruck von den Österreichischen Straßenmeisterschaften 2019, die der Lokalmatador auf

30.06.2019Mühlberger: “Am Ende ist alles aufgegangen“

(rsn) - 2017 eröffnete Gregor Mühlberger in Grein den Titelregen für Bora – hansgrohe. Auch im dritten Jahr in Folge blieb das Team bei den Österreichischen Meisterschaften ungeschlagen, nachdem

30.06.2019Konrad: “Es war die richtige Attacke im richtigen Moment“

(rsn) – Am Ende des 200 Kilometer langen Ritts durch die Seenlandschaft von Salzburg und Oberösterreich konnte Patrick Konrad endlich auftamen. Nach fünf Jahren im Trikot von Bora – hansgrohe

30.06.2019Konrad stürmt mit erstem Profisieg ins Meistertrikot

(rsn) - Patrick Konrad (Bora - hansgrohe) reist nicht nur als Kapitän zur Tour de France 2019, der 27-Jährige, zuletzt Dritter der Tour de Suisse, wird in Brüssel im Österreichischen Meistertrikot

30.06.2019Bleibt das Österreichische Meistertrikot bei Bora - hansgrohe?

(rsn) - Wer wird es diesmal sein, Patrick Konrad, Gregor Mühlberger oder Lukas Pöstlberger? Das Trio von Bora – hansgrohe ist auch 2019 bei den Österreichischen Straßenmeisterschaften, die im Ra

26.06.2019Großschartner verzichtet auf Österreichische Meisterschaften

(rsn) - Nach einem intensiven Frühjahr, wie er selbst auf seiner Facebookseite titelt, verzichtet der letztjährige Vizemeister Felix Großschartner (Bora - hansgrohe) auf die Teilnahme bei den Öste

21.05.2019Brändle: “Jetzt macht das Radfahren wieder richtig Spaß“

(rsn) – Im September 2017 feierte Matthias Brändle seinen vorletzten Profisieg. Es war damals das Einzelzeitfahren der Dänemark-Rundfahrt, das er klar vor Martin Toft Madsen damals gewann. Nach e

21.05.2019Kiesenhofer zwei Jahre nach Karriereende Zeitfahrmeisterin

(rsn) - Mit ihrem ersten Vertrag endete auch ihre Profikarriere. 2017 erkannte Anna Kiesenhofer nach wenigen Monaten, dass vor allem der Straßensport nicht ihre Zukunft ist. Sie beendete ihren Vertra

Weitere Radsportnachrichten

28.04.2024Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir jeden Morg

28.04.2024Dorn in der Türkei am Berg und beim Zwischensprint der Stärkste

(rsn) - Vor allem für die Teams Bike Aid und rad-net - Oßwald verlief die zurückliegende Woche erfolgreich. Santic - Wibatech, MYVELO und Rembe Sauerland konnten gegen WorldTour-Konkurrenz zuminde

28.04.2024Famenne Classic: De Lie feiert seinen ersten Saisonsieg

(rsn) - Arnaud De Lie (Lotto - Dstny) hat bei der Famenne Ardeche Classic (1.1) seinen ersten Saisonsieg eingefahren. Der Belgier setzte sich nach hügeligen 195 Kilometern rund um Marche-en-Famenne

28.04.2024Lidl - Trek gewinnt trotz Stürzen Auftakt der Vuelta Femenina

(rsn) – Trotz eines Sturzes in der letzten Kurve hat Lidl – Trek das Teamzeitfahren zum Auftakt der 10. Vuelta Femenina (2.WWT) für sich entscheiden können. Obwohl Ellen van Dijk und Eleanor Bac

28.04.2024Highlight-Video der 5. Etappe der Tour de Romandie

(rsn) – Dorian Godon (Decathlon – AG2R La Mondiale) hat zum Abschluss der 77. Tour de Romandie (2.UWT) seinen zweiten Tagessieg eingefahren. Der Franzose entschied bei regnerischem Wetter die 5. E

28.04.2024Zangerle verpasst für sein Team nur knapp den Heimsieg

(rsn) –Lukas Kubis (Elkov – Kasper) hat in Österreich das 62. Kirschblütenrennen gewonnen, das erstmals als UCI-Rennen der Kategorie 1.2 ausgetragen wurde und zugleich der zweite Stopp der Road

28.04.2024Carlos Rodriguez feiert Gesamtsieg vor Vlasov und Lipowitz

(rsn) – Beinahe noch eine Spur deutlicher als auf der 1. Etappe ging es im Sprint der Schlussetappe der Tour de Romandie (2.UWT) zu. Der Sieger war dabei derselbe: Dorian Godon (Decathlon – AG2R L

28.04.2024Lechner lässt in Tschechien nichts mehr anbrennen

(rsn) – Am letzten Tag der Gracia-Rundfahrt (2.2) hat Corinna Lechner (Wheel Divas) nichts mehr anbrennen lassen und sich den Gesamtsieg der tschechischen Rundfahrt gesichert. Auf der 5. Etappe, di

28.04.2024Van den Broek gewinnt als erster Niederländer Türkei-Rundfahrt

(rsn) – Wegen Regen und Wind musste die Schlussetappe der 59. Türkei-Rundfahrt (2.Pro) abgesagt werden. Frank van den Broeck (dsm-firmenich – PostNL) verteidigte so kampflos sein Führungstrikot

28.04.2024Lipowitz mit seiner Giro-Generalprobe mehr als happy

(rsn) – Auch wenn er im Vorjahr bei der Czech Tour die Gesamtwertung gewann, so ist die diesjährige Tour de Romandie als Durchbruch in der Karriere von Florian Lipowitz (Bora – hansgrohe) zu bewe

27.04.2024Reusser zurück im Feld und auf dem Weg zu Olympia

(rsn) - Knapp ein Monat ist seit dem schweren Sturz bei der Flandern-Rundfahrt vergangen, der für die 32-jährige Marlen Reusser (SD Worx - Protime) schwere Folgen hatte. Ober- und Unterkiefer, die

27.04.2024Huys saust im Zeitfahren allen davon

(rsn) – So schnell wie Tabea Huys (Maxx Solar Rose Women Racing) war noch nie eine Athletin auf dem 13,5 Kilometer langen Zeitfahrparcours der Gracia-Rundfahrt in der Tschechischen Republik. Seit 20

RADRENNEN HEUTE

    WorldTour

  • Tour de Romandie (2.UWT, SUI)
  • Radrennen Männer

  • Gracia Orlová (2.2, CZE)
  • Tour de Bretagne (2.2, FRA)
  • Tour of the Gila (2.2, USA)