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18.03.2018 | (rsn) - Wer die Frage gestellt bekommt, ob denn nun sein Sieg beim Giro d’Italia, der Lombardei-Rundfahrt oder Mailand - Sanremo höher zu bewerten sei, der darf sich zweifellos als einer der ganz großen Radsportler fühlen. Entsprechend erfreut dürfte Vincenzo Nibali jene Frage nach seinem Sieg bei Mailand - Sanremo zur Kenntnis genommen haben. Eine Entscheidung in dieser Luxusproblematik wollte er jedoch nicht treffen. "Das ist schwer zu sagen. Ich kann nicht das eine gegen das andere bewerten", meinte der 33-Jährige. Es gibt wahrlich unbequemere Fragen.
Den Sieg bei Mailand - Sanremo erklärte Nibali über die Jahre mehrfach zu seinem "Traum", es sei das Rennen, zu welchem er seit Kindheitstagen aufgeschaut habe. Doch mehr als ein dritter Platz im Jahr 2012 war für ihn nie drin gewesen. "Ich dachte, Mailand - Sanremo wäre außerhalb meiner Reichweite. Ich hatte es in der Vergangenheit am Poggio versucht, aber am Ende gab es immer schnellere Fahrer. Das Rennen passt nicht perfekt zu meiner Charakteristik", sagte Nibali mit Blick auf seine lange glücklose Beziehung zu "La Primavera".
Auch für die diesjährige Austragung waren andere Namen favorisiert. Peter Sagan (Bora-hansgrohe) und Michal Kwiatkowski (Sky) dominierten die Schlagzeilen, der Name Nibali fiel hingegen seltener. Insbesondere, da er eine Woche zuvor bei Tirreno-Adriatico als Gesamtelfter kaum in Erscheinung getreten war. Der Sizilianer ging als Außenseiter in den Klassiker – und nutzte diese Rolle.
Dabei stand das erste Monument der Saison zunächst gar nicht in seinem Rennprogramm. "Ich hatte Zweifel über einen Start. Ich muss meinem Trainer Paolo Slongo danken, der mich daran erinnert hat, dass es immer ein so unberechenbares Rennen ist. Erst in den letzten Tagen von Tirreno, als ich begann mich stärker zu fühlen, dachte ich über Mailand - Sanremo nach", erzählte Nibali. Eine glückliche Entscheidung.
Bei seiner Attacke sieben Kilometer vor dem Ziel bewies er seine exzellenten Renninstinkte. Entscheidend war dabei der Angriff des Lettischen Meisters Krists Neilands (Israel Cycling Academy), der von den Mitfavoriten offenbar als ungefährlich eingestuft wurde, trotzdem kurz deren Aufmerksamkeit nahm. Nibali nutzte die Unachtsamkeit, sprang mit einem explosiven Antritt an das Hinterrad von Neilands und ließ seinen Begleiter kurz darauf stehen. Die Lücke war aufgegangen, Nibali enteilt. Am Gipfel des Poggio, 5,4 Kilometer vor dem Ziel, nahm er zehn Sekunden an Vorsprung mit in die Abfahrt.
Die Verfolger kamen Sekunde um Sekunde näher, doch 50 Meter vor dem Ziel wusste Nibali, dass er durchkommen würde. Befreit nahm er die Hände vom Lenker und feierte bemerkenswert emotional seinen Sieg auf der Via Roma. Neben zwei Erfolgen bei der Lombardei-Rundfahrt (2015 und 2017) war es sein dritter Erfolg bei einem Radsport-Monument. Dass der Sprintpulk in der gleichen Zeit wie er ins Ziel rauschte, unterstrich die Dramatik des letzten Kilometers.
"Ich wusste, dass ich Zeit hatte, es zu genießen", sagte Nibali hinterher zu seinem Jubel trotz des heranrasenden Feldes und fügte an: "Ich wollte mir den Moment so in Erinnerung halten, denn es war ein sehr schönes und emotionales Rennen für mich."
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